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Neuseeland, Südinsel - Die Ostküste und quer über die Insel

Trümmer, Container und Erdbeben live, eine schöne Eisenbahnstrecke, Walfische und Robben und am Schluss einen guten Tropfen => Christchurch und Banks Peninsula, mit dem TranzAlpine über den Arthur's Pass, nach Kaikoura via Blenheim bis Picton

Mittwoch, 23. Februar 2016

Christchurch! Hier bebte vor ziemlich genau 5 Jahren die Erde und riss 185 Menschen in den Tod. Ausserdem mussten etwa 70 Prozent der Häuser in der Innenstadt abgerissen werden, weil die Schäden so gross waren. Empfindlich getroffen respektive zerstört hat das Beben auch die vielen historischen Bauten wie das Wahrzeichen der Stadt, die Christ Church Cathedral. Hier wurde mit den Abbruch- respektive Aufbauarbeiten noch gar nicht begonnen. Jemand meinte halb im Spass, ob schlussendlich nicht sogar der Cathedral Square umbenannt werden müsse.

 

Auf dem Cathedral Square

Bei einigen historischen Bauten wurde versucht, wenigstens Teile der Fassade zu retten. In Ermangelung von Zeit und Material hat man vieles notdürftig mit aufeinandergestapelten Containern gesichert.

 

Container als Stützelemente

Oder man hat aus Containern gleich eine ganze Ladenstrasse provisorisch aufgebaut. Wie lange diese Provisorien noch stehen bleiben, vermag niemand zu sagen.

   

Ladenstrasse und Bank: Man richtet sich ein im Provisorium

Viele Immobilien stehen leer und sind noch nicht abgerissen, viele zeugen nur noch durch Brachflächen von ihrer einstigen Existenz, viel wurde auch bereits wieder aufgebaut, natürlich nach den neuesten Erkenntnissen bezüglich erdbebensicherem Bauen. Trotz allem Enthusiasmus und aller Aufbruchsstimmung - irgendwie scheint es, als wurde der Stadt am 22. Februar 2011 das Herz herausgerissen und dieses hinterliess ein grosses Loch. Und das was einmal entstehen wird, wird wohl noch einige Jahrzehnte brauchen, um - wie ein paar Schuhe - so eingetragen zu sein, dass man sich darin wieder zu Hause fühlt.

In diesem Moment, wo wir dies schreiben, sitzen wir etwas ausserhalb des Zentrums in einem kleinen "Innenhof", gebildet aus drei Containern mit einem gemeinsamen Sonnendach. In einem der Container gibt es Kaffee, in einem Slow-Food und im dritten Snacks und Sweets. Die Tische und Stühle teilt man sich. Ein typischeres Restaurant für das Neue Christchurch gibt es wohl kaum.
Ach ja, die Street Art hat auch in Christchurch viel Raum bekommen und sich herrlich entfaltet.

   

Street Art in Christchurch

Und auf dem Rückweg machten wir an der Victoria Street einen Zwischenhalt und assen im Restaurant "Saggio di Vino" so gut wie noch kaum je in Neuseeland!

Donnerstag, 25. Februar 2016

Wir fuhren heute Früh kurz beim Vermieter unseres Campers - Wilderness Campers - vorbei um ein Päckli aus der Schweiz abzuholen (nochmal vielen Dank Marion und Daniel!). Ausserdem wollten wir die Fähre buchen, die uns Anfangs nächste Woche zurück auf die Nordinsel bringen soll und last but not least nutzten wir die Gelegenheit, endlich mal ein funktionierendes Internet zu nutzen, die letzten Zeitungen herunterzuladen und alle Apps zu aktualisieren. Normalerweise hat es ja auf allen Campingplätzen Wi-Fi, zwischen gratis und sehr teuer, aber fast allen Campingplätzen gemein ist, dass das Internet ein einziges Ärgernis ist (entweder so langsam, dass man pro Email eine Stunde zum Öffnen braucht, oder der Download von grösseren Datenmengen wie Newspapers ist gleich ganz unterbunden)!

Anschliessend besuchten wir das riesige "Antarctic Center", in dem man vieles über die Antarktis erfährt, im 4D-Kino nassgespritzt wird, den blauen Pinguinen beim Schwimmen zusehen kann, in einer Kühlkammer einen veritablen Eissturm über sich ergehen oder sich mit einem Expeditions-Raupenfahrzeug über Stock und Stein fahren lassen kann. Die ganz lustigen Sachen liessen wir aus, trotzdem beschäftigte uns diese insgesamt sehr sehenswerte Ausstellung einige Stunden.

Freitag, 26. Februar 2016

Wir waren heute im Botanischen Garten von Christchurch. Eingebettet in einen riesigen Park hat es verschiedene Gewächshäuser, einen Rosengarten, ein Kakteenhaus und der von Trauerweiden gesäumte Fluss Avon lädt zum Bootfahren ein. Vor allem bezauberte uns der wunderschöne Baumbestand mit zum Teil uralten und riesigen Exemplaren.

 

Im Botanischen Garten von Christchurch

Ein herrlicher Park und noch viel mehr, nämlich ein Stück Heimat für viele Einheimische. Denn den Botanischen Garten gab es schon vor dem Beben und es gibt ihn auch heute noch - praktisch unverändert. Es wird noch viele Generationen dauern, bis die Stadt wieder ganz aufgebaut und belebt ist, doch hier findet man Vertrautes, ein kleines Stück Heimat und eine Zuflucht, auch vor dem Baulärm der Stadt.

Am Rande des Botanischen Gartens liegt das Canterbury Museum - eines der drei wichtigsten Museen in Neuseeland - und so statten wir auch diesem einen Besuch ab. Eine wilde Mischung von den Ägyptern über die Chinesen, eingestreut ein paar Naturhistorische Sektionen mit Knochen von längst ausgestorbenen Viechern, etwas über die verschiedenen Polarexpeditionen (wo wir trotz dem gestrigen Besuch vom Antarctic Center neue, faszinierende Einblicke gewannen), ein Stück Siedlergeschichte, eine alte Ladenstrasse, eine Spinnenausstellung und so weiter. Ein Museum das versucht, möglichst viel unter einen Hut zu bringen, alles in allem ziemlich sehenswert und unterhaltsam ist und vor allem für Kinder super. Extrem gut hat uns übrigens die integrierte Sonderausstellung eines einheimischen Künstlers gefallen. Dieser fertigt Skulpturen aus Blech, welches er ausstanzt, in eine Wellenform drückt und dann zu Hunden oder anderen Figuren zusammensetzt. Witzige Idee, denn das Lieblingsmaterial der Neuseeländer scheint tatsächlich Wellblech zu sein. Diesen Eindruck kann man zumindest bekommen, wenn man so durchs Land reist.

 

Katastrophentourismus im Nostalgietram

Samstag, 27. Februar 2016

Wir fuhren heute nach Akaroa auf die Banks Peninsula, vorbei an Lyttelton, dem Epizentrum des Bebens vor fünf Jahren. Auch hier wurde viel zerstört und man sieht noch den Schutt der Häuser, die mitsamt der Bergflanke den Abhang herunterdonnerten. Hunderte von Metern lang stehen die Schiffs-Container gefüllt mit Sand am Strassenrand, als Barriere gegen den nachrutschenden Berg. Das Erdbeben ist wirklich allgegenwärtig und uns kommen wieder Geschichten und Bilder in den Sinn, die wir gelesen oder gesehen haben. Damals fuhren die Bauern der Umgebung mit ihren Traktoren in die Stadt um zu helfen, aber vor allem auch mit frischem Trinkwasser in allen möglichen und unmöglichen Behältern. So ein Beben richtet ja nicht nur oberirdisch Zerstörung an, sondern es trifft die ganze Wasserversorgung, die Kanalisation und die Strom- und Gasverteilung. Man muss sich nur mal vorstellen was es bedeutet, monatelang eine öffentliche Baustellentoilette zu benutzen und Wasser vom Zisternenwagen zu fassen. Aber scheinbar haben sehr wenige Leute die Stadt verlassen. Im Gegenteil zog die Chance, Neues zu schaffen oder einfach nur zu helfen viele Leute an.

In der Governors Bay gibt es ein sehr schönes Restaurant mit Blick über die Bucht, aber vor allem mit hausgemachter Schokolade. So waren nicht nur unsere Bäuche gefüllt als wir weiterfuhren, sondern auch unser Kühlschrank.

Auf dem Campground hoch über Akaroa haben wir einen der letzten Plätze ergattert (und mussten uns fast noch darum streiten). Eigentlich wollten wir am späten Nachmittag das sehr hübsche Städtchen anschauen, in dem viele französische Strassennamen und sonstigen Bezeichnungen von der gescheiterten französischen Landbeanspruchung zeugen, aber es ist wieder weit über 30 Grad, ein heisser Wind weht vom Landesinneren und wir fragen uns, warum es hier nicht wenigstens ein Mal die Wohlfühltemperatur von Tara haben kann (so um die 24,7 Grad), sondern immer entweder weit unter 20 Grad oder aber über 30 Grad...

 

Viel Betrieb in der Childrens Bay

Aber es hilft alles nix, um 18:30 Uhr haben wir einen Tisch in der "Brasserie" reserviert, also müssen wir wohl oder übel den steilen Weg nach Akaroa runterlaufen und hoffen, dass wir keinen Hitzschlag bekommen.

Sonntag, 28. Februar 2016

Noch ein Nachtrag zu gestern Abend. Die Telefonnummer des Taxis von Akaroa die sie uns im Office des Campgrounds gaben, ist schon lange ausser Betrieb. Das erfuhren wir aber erst, nachdem wir ein paar Mal vergebens angerufen hatten und im Restaurant nachfragten, ob sie eine andere Taxi-Nummer haben. Hatten sie nicht und nein, natürlich gibt es im Umkreis von 80 Kilometern kein Taxi.  Das bedeutete, dass wir den Weg zum Campground wieder raufkraxeln mussten, bei immer noch über 30 Grad. Wenn wir das gewusst hätten, wären wir wohl ohne Essen ins Bett.

 

Viktorianisches Haus in Akaroa

Die Nacht bescherte uns dann eine geballte Ladung an Camperleben: hinter unserem Wagen dozierten zwei Männer vor zwei kichernden Frauen bis fast um Mitternacht (um dann beim insbettgehen betrunken in unsere Fahrräder zu laufen), auf der anderen Seite fuhr man bereits um 5 Uhr in der Früh los (nachdem man zuvor den Camper neu eingerichtet hatte) und gegen sieben Uhr wurden die antiautoritär erzogenen Kinderlein übermütig und sehr, sehr laut. Vielleicht ist campen doch nichts für uns...

Heute ging es quer über die Banks Peninsula, entlang dem Scenic Drive zurück nach Christchurch. Schmale Strassen schlängeln sich über sanft gerundete Hügel, die Pässe sind fast 800 Meter über Meer und immer wieder bieten sich atemberaubend schöne Ausblicke über die bezaubernde Halbinsel mit ihren grossen Buchten, in denen viele Boote ankern und den hübschen Städtchen, allen voran Akaroa. Die ganze Banks Peninsula wurde aus zwei erloschenen Vulkanen gebildet, die Buchten von Lyttelton und Akaroa sind die kollabierten Krater.

 

Auf der Banks Peninsula

Die nächsten zwei Nächte werden wir wieder in Christchurch verbringen, da wir für morgen eine ganztägige Reise mit dem TranzAlpine gebucht haben.

Montag, 29. Februar 2016

Letzte Nacht um 3:30 Uhr dachten wir, dass sich Diebe an unseren Fahrrädern zu schaffen machen, so stark und lange schüttelte der ganze Camper. Wir standen auf und schauten draussen nach, konnten aber niemanden sehen. Heute Früh bestätigte sich dann, dass es ein Erdbeben war von der Stärke 4,3 und dass es sich stärker angefühlt habe, weil das Epizentrum nur etwa 5 km tief lag.

Der bestellte Fahrer, der uns zum Bahnhof bringen sollte, holte uns pünktlich um Viertel nach Sieben auf dem Campingplatz ab. Er meinte, dass sie jetzt ein paar Jahre Ruhe vor Erdbeben gehabt hätten, dass es aber vor zwei Wochen wieder ziemlich stark bebte und eben letzte Nacht. Er erzählte auch, dass es noch nie so viele Touristen in Neuseeland hatte und dass die Zahl gegenüber letztem Jahr um mehr als 10 Prozent auf über 3 Millionen zugenommen habe (Neuseeland hat etwa 4,5 Mio. Einwohner).

Man sagt, dass die Strecke des TranzAlpine quer über die Südinsel eine der schönsten Eisenbahnstrecken der Welt sei. Der Zug war auf jeden Fall bumsvoll, vor allem mit Japanern und Chinesen. Für einige davon müssen die Ferien wohl eine echte Ochsentour sein, denn sie schliefen die ganze Strecke lang.
Viereinhalb Stunden dauert die Durchquerung des Landes, eine Stunde Aufenthalt in Greymouth und dann nochmal viereinhalb Stunden zurück. Man fährt durch die flachen Ebenen Canterburys, dominiert von Farmland und Milchwirtschaft, steigt dann auf zu den ersten Höhenzügen und durch spektakuläre Schluchten, erreicht die Hochebenen um den Arthur's Pass um dann auf der Westflanke der Alpen wieder in dichten Regenwald einzutauchen. Eine sicher sehr schöne Strecke, aber - ganz unter uns - der Glacier Express von St. Moritz nach Zermatt ist mindestens (!) genauso schön. Vielleicht beeinflusste ja nur das zeitweise garstige Wetter unsere Meinung... Apropos Wetter: vorgestern war es 35 Grad, heute sind es noch etwa 15 Grad :-((

   

Trotz Loch in der Wolkendecke - trübes Licht auf dem Arthur's Pass

Dienstag, 1. März 2016

Das Thermometer fiel noch weiter und zwischendurch nieselte es auch. Wir nahmen die letzte Etappe auf der Südinsel in Angriff - von Christchurch nach Picton, von wo aus uns die Fähre wieder auf die Nordinsel bringen wird. Für die rund 300 Kilometer nehmen wir uns aber eine Woche Zeit, da unterwegs schöne Strände, Walfische und Delfine und Weingüter mit tollen Restaurants auf uns warten.

Anfangs Nachmittag waren wir bereits an unserem Ziel, dem Campground von Cheviot. Vorher machten wir aber noch einen Abstecher in die Gore Bay, wo wir am Strand unser Mittags-Picknick assen (im Auto natürlich, da immer noch eiskalt).

Mittwoch, 2. März 2016

Der Campground von Cheviot hat einen ganz eigenen Charme. Im wohltuenden Gegensatz zu den unpersönlichen grossen Ketten wie Kiwi oder Top 10 wird dieser von einem Ehepaar betrieben, die auch auf dem Gelände wohnen. Man campt quasi in ihrem riesigen Hinterhof, inmitten der Blumenrabatten und der vielen freundlichen Hoftiere. Es gibt nur zwei Duschen, aber diese sind dafür mit sauberen Frotteetüchern ausgestattet. Sowas hatten wir tatsächlich noch nie.

Als Alternative zum Highway Nr. 1 befuhren wir heute auf dem Weg nach Kaikoura die Nummer 70, auch Alpine Pacific Triangle genannt. Eine wunderschöne Strecke entlang der Kaikoura Range, im Winter ist hier auch ein beliebtes Skigebiet. Aber uns zieht nun wieder das Meer an respektive die vielen Tiere, für die Kaikoura berühmt ist. Im Meer ganz nahe an der Küste soll man ganzjährig Pottwale,  Buckelwale, Orcas, mehrere Hundert Stück zählende Schulen von Dusky-Delfinen, die grossen Tümmler und die kleinen Hectors sehen, den Strand bevölkern Seehunde und Seeelefanten und grosse Kolonien an Seevögeln, unter anderem auch Albatrosse und Tölpel.

   

Und viele Mövenarten leben bei Kaikoura

Hier kann man auch Touren mit Anbietern machen, die sich aufs Schwimmen mit Delfinen oder Robben spezialisiert haben (quasi mit Erfolgsgarantie). Wir haben es auf die ganz Grossen abgesehen und werden morgen einen Helikopterflug zur Walbeobachtung machen. Hoffentlich haben wir Glück (sowohl mit den Fischchen als auch mit dem Wetter).

Wir campen im Moment direkt am Meer (wirklich nur ein paar Schritte entfernt). Aber die Wolken hängen tief und es nieselt immer wieder. Und es ist immer noch eiskalt.

 

Nur ein paar Schritte vom Camper entfernt

Donnerstag, 3. März 2016

Das Meer vor Kaikoura hat eine faszinierende Farbe. Ein helles Türkis und ein oder zwei Kilometer vor der Küste ein abrupter Wechsel zu dunkelblau. Dort fällt der Festlandsockel steil ab bis in eine Tiefe von etwa 1500 Metern und diese Konstellation  führt dazu, dass die Strömungsverhältnisse sehr günstig sind und das Meer besonders viel nährstoffreiches Plankton hat. Deshalb ist hier vor der Küste die Meeresfauna so artenreich.

Wir hatten heute riesiges Glück mit dem Wetter und leider noch grösseres Pech mit den Walfischen. Aber, und das finden wir extrem toll von der Firma Kaikoura Helicopters, man sagte uns vor dem Abflug, dass es heute Früh noch keine Walsichtungen gegeben habe und stellte uns frei, den Flug abzusagen oder zu verschieben. Wir hinterliessen unsere Telefonnummer (falls die Tiere heute noch auftauchen) und verschoben den Termin auf Morgen zur gleichen Zeit.
Da es schon langsam gegen Mittag zuging, hielten wir vor einer Imbissbude am Rand einer Nebenstrasse und verspeisten gemeinsam einen fangfrischen Lobster, gratis dazu die tolle Aussicht auf den Südpazifischen Ozean.

 

Frischer Lobster am Strassenrand

Der State Highway1 kurz vor Kaikoura ist - wenigstens für Touristen - brandgefährlich. Sieht man doch direkt neben der Strasse Pelzrobben auf den Felsen liegen oder im Wasser spielen und das kann einen ja ganz schön ablenken. Man kann aber auch an einer der Halte- resp. Überholbuchten anhalten und quasi vom Autositz aus den Tieren zusehen.

 

Pelzrobben - ebenfalls direkt am Strassenrand

Als wir am Otumatu Rock eine Pause machten, hatten wir nicht nur ein paar Robben wenige Meter neben uns, sondern etwas weiter draussen im Meer konnten wir einer riesigen Gruppe Delfine von sicher gegen hundert Tieren beim Spielen zuschauen. Unermüdlich schiessen sie aus dem Wasser, machen Saltos und Purzelbäume, jagen sich im Kreis und strahlen dabei die pure Lebensfreude aus. Natürlich können wir als Laien nicht beurteilen, was von diesem Verhalten reines Spiel ist, was der Jagd dient und was etwa einen Partner bezirzen soll. Aber dass man so etwas vom Strassenrand aus sieht (hinter uns donnern die 40-Tönner vorbei), ist sicher einmalig.
Noch näher kommt man den Robben übrigens am Point Kean in Kaikoura, wo der Spazierweg praktisch mitten durch die Kolonie führt. Wir wundern uns nur, dass die Kolonie immer noch hier ist, trotz den täglich Hunderten von Menschen, denen der empfohlene Mindestabstand ziemlich egal ist. Manchmal hat man im Gegenteil das Gefühl, dass sich ein paar der Bullen absichtlich in Pose werfen.

 

Man wirft sich in Pose

Freitag, 4. März 2016

Die Helikopterfirma hat uns gestern gegen 16:00 Uhr angerufen, dass es jetzt Walsichtungen gegeben habe und ob wir kommen wollen... Aber wir hatten uns bereits auf dem Campground installiert und auch schon ein Glas Wein intus. Deshalb sagten wir gestern ab und standen heute um Zehn Uhr wieder bei ihnen im Office.

 

Sonnenaufgang über Kaikoura

Das Wetter war gut und zwei Pottwale waren auch in der Bucht, also nichts wie los. Dieses Mal waren wir alleine im Helikopter und hatten so beide wunderbare Sicht auf die schöne Küste mit den Bergen im Hintergrund, die im Winter auch mal eine Schneekappe tragen können. Uns interessierte aber vor allem das maritime Leben und da hatten wir wirklich grosses Glück:  auf etwa 600 Individuen schätzte der Pilot den riesigen Schwarm Duskydelfine, über welchen wir hinwegflogen. Ein paar Boote waren auch vor Ort und eine Handvoll Touristen versuchte, die Delfine zu bespassen. Delfine sind neugierig und sobald ihre Aufmerksamkeit geweckt wird und solange sie sich nicht langweilen, spielen sie auch gerne mit den Menschen, haben wir gelesen. Uns beeindruckte auf jeden Fall die schiere Anzahl dieser grossen Fische, die zu zweit oder jeweils ein paar Dutzend oder noch mehr zusammen jagten und sich vergnügten und das Meer zum Brodeln brachten. Und genau zum richtigen Zeitpunkt flog der Pilot auch an die richtige Stelle, um den Pottwal auftauchen zu sehen. Die Piloten oder Kapitäne tauschen sich wohl untereinander aus, auf jeden Fall wissen sie ganz genau, wann ein Wal nach seinem 40- bis 50-minütigen Tauchgang wo auftaucht. Ein Walbeobachtungsschiff sauste ebenfalls so schnell wie möglich herbei, denn es dauert nur etwa acht Minuten, bis das Tier wieder abtaucht. Der Helikopter drehte die ganze Zeit Kreise über dem Fisch und dem Schiff, die beide ungefähr gleich lang sind. So sieht man erst die richtigen Dimensionen dieser etwa 20 Meter langen Wale. Das war wieder ein ganz spezielles und wunderschönes Erlebnis.

   

Helikopterflug über der Bucht vor Kaikoura


   

Delfine, Schnorchler und Wale


 

Das war wiedermal ganz toll!

Unser Weg führte uns heute Richtung Norden bis in die Clifford Bay, wo wir auf einem DOC-Campground direkt am Meer übernachten werden. Die Strecke hierher ist - wo sie am Meer entlangführt - von beeindruckender Schönheit. Allem voran die Farbkomposition von blauem Himmel, türkisem Wasser und weisser Gischt, aber auch die Anzahl der Vögel oder der Robben im Wasser und am Strand.

 

Die Ostküste ist wunderschön

Und kurz vor Mittag hielten wir bei einer Hütte am Strassenrand an und assen (schon wieder) fangfrischen Lobster - mjam!

   

Nin's Bin: Vater fängt, Mutter kocht - frischer gehts nicht mehr!

DOC heisst übrigens Departement Of Conservation und die betreiben auch die Campingplätze in den Nationalparks und Naturschutzgebieten - nebst den natur- und kulturschützerischen Aufgaben. Diese Campingplätze haben in der Regel ein Plumpsklo (wenn überhaupt) und sonst gar nichts, also weder Wasser noch Abfallkübel, sind aber oft an besonders schönen Orten. Ab und zu zahlt man eine kleine Gebühr, aber meistens ist das campen umsonst.
Nun geniessen wir also (leider nicht ganz alleine) das Donnern der Brandung und werden wiedermal von Sandfliegen gepiesackt.

Samstag, 5. März 2016

Sonnenaufgang über dem Pazifik, eine Robbe watschelt über den Strand, ausser den Rufen der Möwen und dem Rauschen der Wellen ist es ruhig - was will man mehr??

   

Unser Plätzchen in der Clifford Bay

Da wir kaum 50 km vor Blenheim, unserem heutigen Ziel übernachteten, konnten wir es zum Frühstück ganz gemütlich nehmen. Leider gab es aber keine Honigschnitte, da ohne Strom auch der Toaster nicht funktioniert und unser Brot immer ein paar Tage alt ist. Das mit dem Brot ist nämlich nicht so einfach. Man findet zwar mittlerweile in einigen Supermärkten sogenanntes "Sauerteigbrot", aber das ist überhaupt nicht mit unserem zu vergleichen, sondern weich und weiss und eher gummig. Auch die "Bäckereien" sind nicht mit unseren zu vergleichen, da sie in der Regel Wurstrollen, Fleischkrapfen und Muffins anbieten, aber kein Brot. In grösseren Städten findet man aber immer häufiger eine Art Bio-Läden oder Reformhäuser, die ganz gutes Brot haben. Und mit ganz viel Glück findet man einen ausgewanderten schweizer oder deutschen Bäcker, der das Handwerk noch nicht ganz verlernt respektive sich noch nicht komplett dem hiesigen Geschmack angepasst hat. Da solche Bäcker öfters auch an den Märkten einen Stand haben und heute Samstag ist, fuhren wir in Blenheim ins Zentrum und erkundigten uns nach einem Markt. Leider erfolglos, also gibt es die nächsten Tage weiterhin getoastetes Gummibrot.

Das Weinanbaugebiet um Blenheim beherbergt auf einer Fläche von etwa 20 auf 20 Kilometern mindestens dreissig Weingüter. Dasjenige von Hans Herzog ist eines der vielen, welches nach biologischen Richtlinien geführt wird und dort werden wir heute Abend essen. Natürlich nicht ohne vorher eine Weindegustation zu machen. Aber zuerst steuerten wir einen Campground an, um die ausgefallene Dusche von heute Morgen nachzuholen.

Sonntag, 6. März 2016

Das Abendessen gestern, der Garten, das Restaurant, der Sonnenuntergang, der Wein, einfach alles vom Feinsten!  Hans Herzog ist ein ausgewanderter Schweizer, der hier den besten Ort zum Weinmachen gesucht und gefunden hat. Und daraus ausserdem ein bezauberndes Plätzchen geschaffen hat, an welchem man unter schattigen Bäumen und an kühl sprudelnden Brunnen in einem lauschigen Garten ein sehr feines Abendessen zu sich nehmen kann. Es gäbe auch noch ein Cottage zum Übernachten, doch dieses ist leider seit Monaten ausgebucht.

   

Der lauschige Garten im Weingut von Hans Herzog

Herzog versuchte hier, jede ihm bekannte Rebensorte anzubauen und alles gelang. Auf jeden Fall hat er heute über 25 verschiedene Weine im Angebot, alles in Kleinstmengen und alles ganz  vorzüglich! Gegessen haben wir übrigens ein warmes Sauerteigbrot mit Hummus, dann Lachstartar mit Mozzarella, dann Lammfilet respektive ein 60 Tage lang abgehangenes Ribeye-Steak und zum Dessert irgendeine Pflaumenkomposition, natürlich alles vom passenden Wein begleitet und von einem Grappa di Montepulciano gekrönt.

 

Und dann noch der Sonnenuntergang als Sahnehäubchen

Unsere allerletzte Etappe auf der Südinsel war gerade mal dreissig Kilometer lang - von Blenheim nach Picton. Deshalb konnten wir ausschlafen, uns mit dem Frühstück Zeit lassen und den Campground erst auf den letzten Drücker verlassen (die allermeisten Campingplätze wollen einen um spätestens 10 Uhr draussen haben, sonst zahlt man eine weitere Nacht). Deshalb hatten wir auch noch Zeit, den sonntäglichen Farmers Market von Blenheim zu besuchen und ein paar Früchte und etwas Gemüse einzukaufen.

In Picton schliesst sich der Kreis unserer Südinsel-Tour. Alle Kiwis die hier leben haben uns versichert, dass die Südinsel viel schöner sei als die Nordinsel. Aber vielleicht behaupten die Kiwis auf der Nordinsel ja das Gegenteil. Wir sind auf jeden Fall gespannt, was uns erwartet und erhoffen uns im Moment nur eines: eine ruhige Überfahrt.

 

Picton

 

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