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Massentourismus und abenteuerliche Pässe: Sossusvlei und das Naukluftgebirge

Freitag, 2. November 2007

Heute: etwa vier entgegenkommende Autos (schon fast Rushhour), eine Herde Bergzebras und eine Landschaft, welche allen Adjektiven trotzt.

Letzter Blick auf die Tirasberge  

Letzter Blick auf die Tirasberge

Jetzt sind wir auf dem Sesriem Campground und etwas genervt. Die verlangen hier über 100 Franken pro Nacht für einen Stellplatz, welcher nicht einmal eine anständige Grillstelle hat. Ausserdem ist der Platz im Umbau begriffen (mit ein paar halbfertigen Ruinen) und im Kiosk hat es NICHTS, nicht einmal mehr genügend Wasser. Und bei diesem Wucherpreis ist der Eintritt zu den Dünen von Sossusvlei auch noch nicht inbegriffen! Bei diesem Frust hilft es nicht wirklich, dass zudem ein halber Sandsturm weht und es mörderisch heiss ist. Eigentlich wollten wir hier zwei Nächte bleiben, aber mit dieser Abzockerei können die uns mal filmen!

Auf dem Weg nach Sesriem  

Auf dem Weg nach Sesriem

In der Gegend von Sesriem haben sich ein paar Lodges etabliert. Unter 1000 Franken pro Nacht ist man da nicht dabei. Und wenn man eine Fahrt mit dem Heissluftballon über die Dünen machen möchte, würde dies auch weit über 1000 Franken kosten. Es ist ja das erklärte Ziel Namibias, vom Massentourismus verschont zu bleiben und wenn möglich nur Luxus-Touristen anzuziehen. Mit dieser Preispolitik vergraulen sie aber auch Leute wie uns, die gerne ihr Geld hierlassen aber nicht zum Fenster rausschmeissen wollen!

Ach ja, und die nächste Dusche/Toilette ist einen Fussmarsch von etwa einem Kilometer entfernt.
Und eine Dusche hätten wir eigentlich dringend gebraucht, als wir von unserem Ausflug nach Sossusvlei zurückkamen. Die ersten 60 Kilometer zu den Dünen sind neuerdings geteert, wegen der vielen Autos die jeden Tag nach hinten fahren. Die letzten 5 Kilometer vom 2x4-Parkplatz aus sind allerdings Tiefsand und so hiess es wieder einmal Luft rauslassen.

Auf dem Weg nach Sesriem  

Das Sossusvlei ("Vlei" ist eine Senke, in der sich nach Regenfällen Wasser sammelt)

Im Sossusvlei sind wir eine der grossen Dünen hochgekraxelt. Das ist extrem anstrengend: zwei Schritte vor, einen zurück. Auf halbem Weg gab Tara auf und wünschte sich, in dem Kleinflugzeug zu sitzen, welches gerade über uns kreiste. Aber Zoltan schaffte den Aufstieg und wurde mit einer grandiosen Aussicht auf die Sterndünen belohnt.

Dünenformationen  

Wunderschöne Dünenformationen

Das Aufpumpen der Reifen mit unserem kleinen Kompressor dauerte dann so lange, dass es auf dem Rückweg zum Camp schon dunkel war und wir beinahe ein paar Springböcke überfuhren.

Düne "45" beim Sonnenuntergang  

Düne "45" beim Sonnenuntergang

Samstag, 3. November 2007

Wir lernten gestern auf dem Weg nach Sesriem zwei Schweizer kennen. Thomas, welcher sich frühzeitig vom Berufsleben zurückgezogen hat, ein Haus in Südafrika besitzt und von dort aus mit seinem Toyota mit Wohnkabine Reisen unternimmt und sein Kollege Christian. Mit denen zusammen machten wir den Ausflug zu den Dünen (damit wir uns im Fall der Fälle gegenseitig hätten aus dem Sand ziehen können). Und mit ihnen gingen wir dann auch in die benachbarte Lodge zum Abendessen. Kurzerhand liessen wir uns dann auch auf ihrem Platz nieder, denn dort waren die Duschen wenigstens etwas näher. Da es nach der zweiten Flasche Wein und einigen Räubergeschichten doch etwas später wurde, verzichteten wir heute Früh darauf, mit vielen, vielen anderen Fahrzeugen um 5 Uhr vom dem Eingangstor zum Park Schlange zu stehen und schliefen lieber etwas aus. Hatten wir doch eine ziemlich unruhige Nacht hinter uns wegen dem lauten Dröhnen des Stromgenerators und wegen den Springböcken, welche unsere Abfalleimer ausräumten und über dem ganzen Platz verstreuten.

Sechzig Kilometer weiter haben wir unser Tagesziel schon erreicht: Tsouchab River Camp. Das Farmhaus wirkt einladend, mit der liebevoll dekorierten Auffahrt, den Sitzgruppen im Hof und dem herzlichen Empfang.

Ein Bierchen und etwas Schatten  

Ein Bierchen und etwas Schatten

Wir durften hier für ein paar Stunden unsere Wohnraumbatterie aufladen (weil die Solarpanels ja defekt sind, haben wir kaum mehr genügend Strom für den Kühlschrank) und im Laufe des Nachmittags fuhren wir dann zu unserer Campsite. Wiedermal wunderschön! Ein grosser, einsamer Platz in einer Schlucht, mit diversen Feuerstellen, viel Schatten und einem Luxus-Duschhäuschen (geplättelt und mit Vorhängen vor den Fenstern).

auf dem Gelände der Tsouchab River Farm  

Unterwegs zumn Campground auf dem Gelände der Tsouchab River Farm

Kaum liessen wir uns nieder, tauchte auch schon Petrus (ein junger Schwarzer) auf, welcher sich um das Feuer fürs Warmwasser kümmerte. Also quasi Buschcamp mit Butler! In der Nähe hat es permanente Quellen (etwas ganz Spezielles in dieser staubtrockenen Landschaft) und daher auch ein richtiges Wäldchen mit vielen wilden Feigenbäumen. Natürlich ist dieser Ort ein Paradies für Ornithologen. Und in den Klippen rund um uns soll es nebst den Felsenantilopen auch Leoparden und Affen haben.

Quellen auf der Tsouchab-Farm  

Quellen in einem ausgetrockneten Land

Sonntag, 4. November 2007

Gestern gab's Oryx und Gemsquash (eine kleine Kürbisart) mit Kräuterbutter zum z'Nacht. Irgendetwas hat uns aber auf den Magen geschlagen, denn uns geht es heute verdauungstracktmässig gesehen nicht besonders. Dafür hatten wir eine absolut ruhige Nacht. Heute morgen bekamen wir Besuch von den Pavianen und den Buschhühnern und den Spuren nach, welche wir rund um's Auto fanden, waren es in der Nacht noch einige Tierarten mehr.

Gut getarnt  

Gut getarnt sind die meisten Tiere

Wegen dem fehlenden Strom brachen wir aber unsere Zelte heute schon wieder ab. Die Fahrt führte uns auf 1800 Meter über Meer, in die wilde Gebirgswelt der Naukluftberge und über den Remshoogte Pass und den Spreetshoogte Pass. Letzterer hat einen Gradient von 1 : 4,5 oder über 22% Steigung (wem das was sagt). Für Laien: das ist extrem steil!

Spreetshoogte Pass  

Aussicht vom Spreetshoogte Pass

Und jetzt sind wir am Rande der Namib-Dünen auf der Tsondab-Farm. Auf dem Campground neben dem Haupthaus wollen wir die nächsten zwei Nächte bleiben. Unser Stromkabel plus diverse Verlängerungskabel des Besitzers reichen bis zum Haupthaus und wenn heute Abend der Generator angeworfen wird, können wir unsere Batterien wieder etwas aufladen.
Strom gibt es hier also nur am Abend für einige Stunden. Wir haben mit den Leuten über diese Situation (welche für die meisten Farmen gilt) gesprochen und erfahren, dass man hier zum Beispiel die Wäsche von Hand wäscht, gekocht wird mit Gas oder Holz und die Kühlschränke sind so gut isoliert, dass ihnen diese paar Stunden Strom pro Tag genügen. Für die kleinen Dinge (wie den Computer) hat es ausserdem meistens ein paar Solarpanels.

Hans, der Besitzer ist Buschpilot und ein wenig abseits der Farm hat es eine Piste. So haben wir für morgen Abend einen Rundflug für uns zwei gebucht. Ziemlich teuer, dafür verzichten wir auf ein weiches Bett, welches man hier auch haben könnte.

Ausserdem ist die Aussicht hier die allerschönste, die wir je hatten. Und das will was heissen bei den traumhaften Gegenden, die wir schon sahen! Man kann sich hier irgendwo in die Landschaft stellen, den Blick über die weite Savanne schweifen lassen, den Wildtieren beim Äsen zusehen und sieht all die Bilder Wirklichkeit werden, die schon Tanja Blixen in uns heraufbeschworen hat. Tara fühlt sich wie im Film und ihr kommen wiedermal fast die Tränen.

Afrika  

AFRIKA!

Erwähnenswert sind hier auch die Duschen und Toiletten: unter einem Felsvorsprung in der freien Natur und mit Blick auf die Dünen und die unendlichen Weiten.

Dusche mit Aussicht  

Dusche mit Aussicht

Noch etwas zu den Grössen der Farmen in diesem Land. Als wir heute durch das Tor der Tsondab-Farm fuhren, hatten wir noch 20 Kilometer Piste vor uns bis zum Haupthaus. Und das ist absolut nichts Ungewöhnliches.
Die Tsondab-Farm umfasst übrigens 17'000 Hektaren Land, welches landwirtschaftlich nicht genutzt werden kann. Das dürre, nährstoffarme Gras ernährt einige Antilopen, aber keine Schafe oder Ziegen, geschweige denn Rinder (in etwas grüneren Gebieten braucht es etwa 20 Hektaren Land pro einem Rind). Also müssen die Besitzer vom Tourismus leben und kommen damit mehr schlecht als recht durch.

Sonnenuntergang  

Kaum mehr zu überbietender Sonnenuntergang

Montag, 5. November 2007

Wir geniessen einen ruhigen Tag und träumen einfach in die Landschaft raus. Lassen den Blick über die unendliche Weite des Landes schweifen, über die roten Dünen und die gelbe Savanne, auf welcher vereinzelte Kamaldornakazien stehen. Wir schauen den Eidechsen an "unserem" Baum zu und den grasenden Antilopen, welche die kühleren Morgen- und Abendstunden nutzen.

Es geht uns immer noch nicht so besonders, Zoltan musste sich letzte Nacht übergeben (das panierte Oryx-Schnitzel war wohl etwas zu deftig) und in unseren Bäuchen grummelt und brummelt es. Da kommt dieser ruhige Tag richtig gelegen.

Campground auf der Tsondab Valley Farm  

Campground auf der Tsondab Valley Farm

Dienstag, 6. November 2007

Manchmal hat man einfach Pech. Gestern Nachmittag ging's der Tara wieder schlechter und so mussten wir den Flug auf heute Früh verschieben. Und heute war der Pilot krank. Also Flug für diese Ferien gestrichen, leider.

Wir haben seit zwei Tagen einen massiven Kälteeinbruch. Selbst mit den Faserpelzjacken frieren wir, denn über den Zeltplatz wehrt ein eisiger Wind. Auch die Namibier verstehen das Wetter nicht mehr, denn jetzt sollte Sommer sein und heiss.
Also versuchten wir heute Früh, noch einmal ein Stück dieser grandiosen Landschaft aufzunehmen und für die langen Monate bis zur nächsten Reise in uns zu speichern und fuhren los, Richtung Windhoek.

Auf dem Gamsbergpass  

Auf dem Gamsbergpass

Eigentlich wollten wir unterwegs auf dem Gamsberg Pass noch mal eine Nacht verbringen. Es hat dort eine Gästefarm mit einem kleinen Observatorium. Und da hätten wir uns heute Nacht gerne den südlichen Sternenhimmel erklären lassen. Aber man meinte, es werde am Abend zu viele Wolken haben (letzte Nacht regnete es sogar ein bisschen) und das Campieren erschien uns bei diesen Temperaturen auch nicht gerade verlockend, also fuhren wir durch bis Windhoek.

Bergzebra  

Bergzebra

 

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