Etwas Abkühlung: quer durchs Land nach Lüderiz
Samstag, 27. Oktober 2007
Über die Grenze bei Mata Mata (null problemo) fuhren wir zuerst bis nach Keetmanshope um unsere Vorräte aufzufüllen und dann noch etwas weiter nach Norden, zum Garas Campsite. Keetmanshope ist zwar die viertgrösste Stadt Namibias, aber eigentlich ist es eher ein Kaff. Die zwei Hauptstrassen hat man schnell durchfahren und da es wohl hauptsächlich als Versorgungsstation für Farmer und Durchreisende dient, hat es auch vor allem ein paar Supermärkte und Tankstellen.
Seit Keetmanshope haben wir auch wieder Teer unter den Rädern. Die meisten Schotterpisten sind zwar wirklich sehr gut ausgebaut, aber halt auch sehr staubig. Jedes Mal wenn einem ein Auto entgegenkommt, muss man alle Fenster schliessen! Zum Glück kommt dies nicht allzu oft vor. Und das Auto innen ist halt auch überall voll Sand.
Die Strecke von der Grenze bis kurz vor Keetmanshope ist landschaftlich ganz speziell, weil sie quer durch die Dünen der Kalahari führt. Ein ewiges Rauf und Runter, weisse Piste, rote Dünen und blauer Himmel.
Und immer wieder eine Gazelle oder eine Schlange, die unseren Weg kreuzt. Die zwei Schlangen, die wir heute sahen, waren eine etwa 2 m lange Kap-Kobra (die giftigste Kobra die es gibt) und die andere war eine etwas kleinere Puffotter (ebenfalls sehr giftig).
Das Garas Camp ist sehr einfach, hat zwar keinen Schatten (und wir haben wiedermal mindestens 40°), liegt aber sehr schön am Rande eines Köcherbaumwaldes.
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Im Köcherbaumwald |
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Und weil es so schön ist, gleich nochmal |
Sonntag, 28. Oktober 2007
Wir fanden, nach so viel Hitze und Staub hätten wir uns eine Abkühlung verdient und fuhren deshalb heute nach Lüderitz. Über 300 km durch eine sehr, sehr dünn besiedelte Gegend. Alle 30 bis 40 Kilometer eine Zufahrt zu einer Farm, zwei kleine Nester auf der ganzen Strecke und sehr selten ein anderes Auto auf der Strasse. Die wilden Pferde der Namib haben wir gesehen und faszinierende, aber lebensfeindliche Landschaften. Kurz vor Lüderitz fuhren wir am südlichen Ende des Namib Naukluft Parkes entlang und die ersten Dünen wechselten sich ab mit schroffen, felsigen Mondlandschaften.
In Aus, ungefähr auf halber Strecke zwischen Keetmanshope und Lüderitz wurde durch die Initiative Einheimischer vor ein paar Jahren ein Touristen-Informationsbüro eröffnet. Ein gepflegtes Haus an der Durchfahrtsstrasse, mit vielen Informationen über die Gegend, einem kleinen Café und einem kleinen Souvenierladen. Eine engagierte junge Frau empfängt die Leute und zeigt ihnen das Haus. Man versucht, mit diesem Projekt für die Einheimischen Arbeitsplätze zu schaffen. Auch durch den Verkauf von handgefertigten Souveniers soll dereinst einigen Menschen ein Einkommen gesichert werden.
Viele Schwarze in Namibia leben immer noch in sehr einfachen Verhältnissen. Den grössten Teil des Landes haben die Weissen unter sich aufgeteilt, Arbeit für Schwarze gibt es vor allem auf den Farmen.
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Farmarbeiter: Ziegen hüten und Holz sammeln |
Und dort leben sie meist weit abseits vom Haupthaus in ärmlichen Hütten. In den Städten und Dörfern sieht man immer wieder Betrunkene herumlungern oder bettelnde Kinder. Einerseits meinen viele Farmer und Guesthouse-Besitzer, dass ihr grösstes Problem die schwarzen Angestellten seien (lethargisch, unzuverlässig, faul) und andererseits darf man gar nicht daran denken, was die Weissen hier (und anderswo in Afrika) angerichtet haben, wenn man so als weisser Tourist durchs Land reist.
Und dann gibt es auch noch so arrogante Touristen (wie heute im Informationsbüro gesehen), welche die schwarze Angestellte fragen: "Sprichst du deutsch?" und dann verärgert weiterziehen, wenn sie nicht verstanden werden.
In Lüderitz haben wir im besten Hotel am Platz ein schönes Zimmer (direkt unter dem Fenster rauscht das Meer) und werden einen faulen Tag einlegen.
Montag, 29. Oktober 2007
Gestern Abend versuchten wir die regionale Spezialität: Austern. Unglaublich günstig und gut (wer's mag). Die Krabben-Saison beginnt leider erst in zwei Tagen und da sind wir schon lange wieder weg. Wir haben heute die Camps für die nächsten paar Tage gebucht, waren auf der Bank und einkaufen. Vor uns liegen rund 1000 Kilometer ohne Geldautomat und Shopping-Center. Leider sind die Läden hier nicht gerade gut bestückt. An Gemüse gibt es nebst Kartoffeln, Kürbis und Zwiebel ein paar Peperoni, Rüebli und etwas verwelkten Salat im Kühlregal. (Wir haben dann später erfahren, dass die Gemüsetransporter aus Südafrika nur jeden Donnerstag nach Lüderitz kommen.) Auch das ewige Lammfleisch macht uns nicht wirklich an und gutem Wild oder Straussenfleisch sind wir in den Supermärkten noch nicht begegnet.
Bei Lüderitz fragt man sich, wie Menschen auf die Idee kommen können, sich hier anzusiedeln. Die Küste ist windgepeitscht, felsig, fast vegetationslos und nach den Felsen kommen direkt die Dünen. Und die "Stadt" ist eine komische Mischung aus (wenigen) Jugendstilvillen und zerfallenden Fischfabriken.
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Lüderitz |
Der Wind weht den ganzen Tag überaus stark, trägt dabei immer etwas Sand mit sich und macht den Aufenthalt draussen ziemlich ungemütlich. Wir genossen deshalb das kühle Zimmer und versuchten, zum ersten Mal auf dieser Reise, unsere Mails anzuschauen. Da Namibia über keine Breitband-Internetverbindungen verfügt, kann das Öffnen einer einzigen Mail schon mal ein paar Minuten dauern, deshalb gaben wir schnell wieder auf. Und an einen Update unserer Website ist schon gar nicht zu denken.
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Nicht ganz SUVA-konform, aber schön bunt |
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