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Dünencamp und Löwen: die Kalahari

Samstag, 20. Oktober 2007

Viertel vor Sechs aufgestanden, auf der Farm gefrühstückt, nach Windhoek rein (das sind etwa 40 km Distanz vom Flughafen und der Farm Ondekaremba), Salat und Fleisch eingekauft und dann noch mal fast 300 km gefahren bis zu unserem heutigen Ziel, der Kalahari Anib Lodge. Die Distanzen in diesem Land sind schon riesig. Zum Glück ist Samstag und auf der Hauptverkehrsroute, der Nord-Süd-Achse, ist heute wenig los. Auch neben der Strasse ist wenig los; während hundert Kilometern kein Haus, keine Tankstelle, einfach nur ausgedörrtes Land.

In der Anib Lodge haben wir wieder einen Campingplatz mitten im Busch, weit weg vom Haupthaus und von den anderen 2 bis 3 Plätzen. Dafür mit eigener Dusche und Toilette und natürlich wie immer mit Feuerstelle.
Trotz brütender Hitze laufen wir noch mal zur Lodge zurück, denn dort lockt ein kühler Pool.

Noch etwas bleich, so am Beginn der Ferien  

Noch etwas bleich, so am Beginn der Ferien

Für 16 Uhr haben wir die Sundowner-Tour in die Dünen gebucht und um 20 Uhr gibt's in der Lodge das 4-gängie Abendessen (wir sind zu faul zum Kochen).

Sonntag, 21. Oktober 2007

Insgesamt 6 Safarifahrzeuge starteten gestern zur Sundowner-Tour (etwas sehr viele Leute für unseren Geschmack).

Unsere Guides  

Unsere Guides

Aber die Tour hat sich trotzdem gelohnt. Hinter jeder roten Düne haben wir Wild aufgescheucht; viele Springböcke, Oryx-Antilopen, Strausse und in der Ferne sahen wir sogar einige Zebras.

Dieser Oryx beäugt uns misstrauisch  

Dieser Oryx beäugt uns misstrauisch ...


Und der Strauss gibt Fersengeld  

... und der Strauss gibt Fersengeld

Die Fahrer gaben Erklärungen ab zur Tier- und Pflanzenwelt der Kalahari und servierten am Schluss mitten auf einer Düne den sogenannten Sundowner – den Apéro zum Sonnenuntergang. Wenn man sich die lärmenden Italiener wegdachte, war es richtig romantisch.

Sundowner  

Sundowner

Aber den Gipfel an Romantik haben wir jetzt im Moment! Wir campieren nämlich alleine auf einer Düne, links und rechts weite Ebenen bis zu den nächsten Dünenkämmen und das einzige Geräusch ist das Summen der lästigen Fliegen und das Rauschen des leichten Windes. Zum Farmhaus sind es 5 km, aber von hier aus sieht man absolut kein Zeichen von Zivilisation – wenn man von der gemauerten Feuerstelle absieht, dem Tisch im Schatten eines Schilfdaches und den auf Stelzen stehenden Plattformen (z.T. offen, für den obligaten Sundowner und mit uneingeschränkter Sicht nach Westen, zum Teil gedeckt, um darauf den Schlafsack auszurollen). Und natürlich dem in einiger Entfernung gelegenen Duschzelt und WC-Zelt…
Dieses kleine Paradies heisst Red Dune Camp, gehört zur Tranandal-Farm und liegt etwa auf halbem Weg zwischen Mariental und der östlichen Grenze von Namibia, am Rande der Kalahari. Ganz sicher einer der schönsten Campingplätze, den man sich denken kann. Allerdings braucht es einen 4x4 und eine gehörige Verringerung des Reifendruckes, um die letzten 30 Meter bis hoch zum Dünenkamm zu erklimmen.

Das Red Dune Camp  

Das Red Dune Camp

Es ist über 40° am Schatten und die Hitze macht vor allem der Tara ziemlich zu schaffen. Es ist so trocken, dass wir ständig am Trinken sind (oben 5 Liter rein und unten 5 Tropfen raus), der Kugelschreiber trocknet sofort aus, wenn man ihn offen lässt und eine Scheibe Brot ist nach wenigen Augenblicken hart und trocken wie Toast.

Ein augenfälliges Merkmal dieser Landschaft sind die Kameldornakazien, welche über und über mit den Nestern der Webervögel behangen sind. Oft werden die Nester, welche von über hundert brütenden Paaren bevölkert werden können so gross, dass die Bäume unter der Last zusammenbrechen. Dann suchen sich die Vögel einen anderen Baum oder – wenn es keinen geeigneten in der Nähe hat – siedeln auch schon mal auf Telegrafenmasten.

Die riesigen Nester der Webervögel  

Die riesigen Nester der Webervögel


Die Nesteingänge  

Die Nesteingänge

Die Landschaft erinnert uns sehr an Australien. Der grosse Unterschied ist, dass praktisch jeder Quadratmeter Land eingezäunt ist. Und es hüpfen keine Känguruhs über den Weg sondern Springböcke.

Vom Farmer gibt es Brennholz und so werden wir heute Abend ein feines Stück Fleisch grillen (oder braaien, wie man hier sagt).

Montag, 22. Oktober 2007

Wir haben einen sehr stressigen Abend hinter uns. Am späten Nachmittag zogen Wolken auf und in der Ferne begann es zu blitzen. Da wir hier auf dem Kamm einer Düne stehen, sind wir leider sehr exponiert und auch der Farmer hat uns vor den Gewittern gewarnt. Als die Wolken immer näher zogen, räumten wir alles ins Auto (die bereits gebratenen Kartoffeln und das noch rohe Fleisch inklusive). Wir waren bald regelrecht von Gewitterwolken umzingelt, wohin man schaute blitze es und wir trauten uns nicht mehr raus aus dem brütend heissen Auto. In der Ferne schlug ein Blitz ein und das Feuer färbte den Horizont rot. Eine kleine Lücke in der Wolkendecke nutzen wir aus, um schnell das Fleisch zu braten und zu essen, bevor uns die nächsten Blitze wieder ins Auto jagten. Es war wirklich beängstigend. Aber auch faszinierend. Der ersehnte Regen verdunstet auf halbem Weg zum Boden und das sieht aus, wie wenn die Wolken nach unten ausfransen.

Die Regen verdunstet auf dem Weg zum Boden  

Die Regen verdunstet auf dem Weg zum Boden

Für ein paar Tropfen reichte es aber dann doch, leider verhinderte die Wolkendecke eine spürbare Abkühlung. Und der zwischendurch mit orkanstärke blasende, heisse Wind trug eine Menge Sand ins Auto aber auch in die Augen, die Ohren und zwischen die Zähne (knirsch).

Dienstag, 23. Oktober 2007

Wir verbrachten den ganzen gestrigen Tag auf "unserer" Düne, machten in der Morgenkühle einen kurzen Spaziergang in die Ebene und schauten ansonsten einfach dem wechselnden Licht zu und genossen die Stille.

Warten auf den Sonnenuntergang  

Warten auf den Sonnenuntergang

Weniger genossen haben wir die wiederum über 40°. Aber da es kaum Wolken hatte, kühlte es wenigstens am späteren Abend etwas ab und wir konnten unser Braai ganz entspannt geniessen. Es ist bald Vollmond und so sieht man nicht viel von den Sternen. Aber in der zweiten Nachthälfte, wenn der Mond untergegangen ist, erstrahlt ein einmaliger Sternenhimmel.

In der Nacht erwacht die Wüste zum Leben. Grosse Käfer kommen aus dem Sand und die Luft ist voll Falter. Wenn man sich ein paar Schritte vom Feuer entfernt, stiebt irgendeine kleine Antilope oder ein Hase weg und morgens ist der Sand rund um das Auto voll mit den verschiedensten Spuren.

Heute fuhren wir bei Mata Mata über die Grenze nach Südafrika und in den Khalagadi Transfrontier Park. Kurz nach Mittag waren wir hier und campen jetzt auf einem schönen Platz (es hat drei staatliche Camps in diesem Nationalpark und eines davon ist Mata Mata). Es wimmelt von Vögeln hier wie zum Beispiel den blau schillernden Glanzstaren und den auffälligen Rotschnabeltokos.

Glanzstar  

Glanzstar (beim Putzen des Grillrostes)


Rotschnabeltoko  

Rotschnabeltoko

Und die vielen Erdhörnchen sind gar nicht scheu und betteln uns Männchen machend an.

Erdhörnchen  

Erdhörnchen

Aber das Schönste ist das nur wenige Meter entfernte Wasserloch. Obwohl Mittag ist, wird es im Moment von einer Herde Springböcke und vielen Straussen aufgesucht. Des Morgens soll man hier auch ab und zu Löwen sehen, aber zwischen denen und uns ist gottlob ein Zaun.

Blaugnus am Wasserloch  

Blaugnus am Wasserloch


Schlammbad  

Und zum Schluss noch ein schönes Schlammbad...

Kurz nach 16 Uhr sind wir noch zu einer Wildbeobachtungsfahrt aufgebrochen. Die Regeln sind einfach: mit dem Auto auf den Pfaden bleiben, keinesfalls aussteigen und spätestens um 19 Uhr zurück im Camp sein.

Auf Pirschfahrt  

Auf Pirschfahrt

Schwer zu beschreiben, die nächsten zwei Stunden. Einerseits die wunderschöne Landschaft der Kalahari mit den dunkelroten Dünen und andererseits die vielen Tiere, welche sich durch unser Auto überhaupt nicht beeindrucken liessen.

Achtung Linksvortritt  

Achtung Linksvortritt

Zum Teil nur auf Armeslänge entfernt fuhren wir an grossen Herden von Springböcken und Gnus vorbei, sahen Geier und Schakale, beobachteten den majestätischen Schritt der Giraffe und hatten das grosse Glück, fünf Löwen mit zwei Jungen zu sehen. Sooo schön!

Giraffen beim Abendessen  

Giraffen beim Abendessen

Jetzt ist es dunkel, Zoltan muss diverse Schrauben am Auto anziehen und Tara kümmert sich um die Spaghetti.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Zuerst die schöne Seite des Lebens: Heute früh um Sechs standen wir am Gate und dann folgten ein paar Stunden Zoo – nur ohne Gitter und viel schöner! Die Tiere lassen sich wirklich von den (wenigen) Autos nicht stören und man kann sie teilweise aus allernächster Nähe beobachten.

Springböcke  

Springböcke wärmen sich an der Morgensonne

Grosse Herden von Springböcken, Gnus, Oryx-, Kuh- und andere Antilopen, Schakale, Strausse, eine Herde Giraffen und als Höhepunkt ein Löwen-Kindergarten; eine erwachsene Löwin, welche auf sechs Junglöwen unterschiedlichen Alters aufpasst. Sie räkeln sich in der Sonne, spielen und schmusen miteinander und ziehen schlussendlich langsam davon.

Löwenkindergarten  

Löwenkindergarten

Bereits kurz nach Mittag waren wir im 120 km entfernten Twee Rivieren, einem anderen Camp im Park. Die Versorgung mit Frischprodukten ist hier problematisch. Ausser Kartoffeln und tiefgefrorenem Fleisch gibt es in den kleinen Läden der Camps praktisch nur haltbare Sachen wie Büchsen. Aber ein paar Tage ohne Gemüse oder Salat werden uns schon nicht umbringen. Ansonsten sind die Campingplätze wirklich gut ausgerüstet. Saubere Sanitäreinrichtungen und fast jeder Stellplatz hat Strom und Wasser. Und definitiv überall findet man eine Feuerstelle. Das grillieren wird im südlichen Afrika oft, überall und mit Leidenschaft betrieben.

Ja, und nun die Schattenseiten des Lebens: seit gestern ist unser Frischwassertank leck (irgendeine Schweissstelle ist nicht mehr dicht) und vorher haben wir festgestellt, dass unsere Solarpanels nicht mehr funktionieren. Selbst Zoltan konnte den Fehler nicht finden. Beide Panels erzeugen überhaupt keinen Strom mehr. Damit sind unsere zwei wichtigsten Dinge um autonom unterwegs zu sein, defekt. Einsames Campieren auf einer Düne geht also nur noch mit warmem Bier und geschmolzener Butter. Den Tank werden wir wohl irgendwo mal reparieren lassen können, was wir wegen den Solarpanels machen, wissen wir noch nicht.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Abgesehen vom Löwengebrüll hatten wir eine sehr ruhige Nacht. Heute fuhren wir von Twee Rivieren nach Nossob, etwa 160 km durch ein ausgetrocknetes Flussbett und immer an der Grenze zu Botswana entlang. Es sind nicht viele Leute im Park unterwegs. Nebst den üblichen Tieren sahen wir heute sehr viele Aasgeier und auch viele Kadaver.

Aasgeier  

Aasgeier. Man frisst, was übrigbleibt ...


Aasgeier  

... und wartet dann auf die nächste Gelegenheit.

Und am frühen Morgen (5 Uhr aufstehen ist Pflicht!) sahen wir auch ein Rudel Löwen, vollgefressen und faul nur wenige Meter neben der Strasse. Ein jüngerer Löwe lag gar direkt am Rand der Piste und beim Fotografieren durch das offene Fenster hielten wir immer die Fensterkurbel im Griff – man weiss ja nie.

Löwe  

Dass einen die blöden Touristen immer wecken müssen


Löwe  

Wie die wohl schmecken?


Löwe  

Aber zum Glück bin ich satt

Hier ist auch ein richtiges Vogelparadies. Die meisten können wir selbst mit dem gekauften Tieratlas nicht identifizieren. Aber wenn man grosse Sekretäre oder Trappen oder eine grosse Eule direkt auf einem Ast über der Strasse sieht, ist das selbst für Nicht-Ornithologen beeindruckend.

Eule  

Eule (genauere Angaben kann uns ein Ornithologe liefern)

Nach zwei etwas "kühleren" Tagen stiegen die Temperaturen heute wieder in den dunkelroten Bereich. Deshalb benutzten wir das kleine Schwimmbecken hier im Camp Nossob (welch eine Wasserverschwendung in dieser Landschaft). Es erfrischte zwar, doch der Nachteil ist, dass es deshalb hier viele Moskitos hat. Die verschonten uns dann aber glücklicherweise.

Wir müssen immer aufpassen, dass wir auf diesen Campingplätzen nicht in eines der grossen Löcher stolpern, welche die Eingänge zu den Erdhörnchen-Bauten bilden. Es hat jeweils massenweise von diesen possierlichen Tierchen und sie betteln einen auch ganz unverfroren an. Und ab und zu sieht man auch die hübschen Fuchsmangusten, welche allerdings etwas scheuer sind.

Erdhörnchen  

Sind sie nicht putzig?

Freitag, 26. Oktober 2007

Wenn in der Nacht das Brüllen der Löwen aus nächster Nähe ertönt, dann kann man sich einem wohligen Schauer hingeben und beruhigt weiterschlafen – man hat ja einen Zaun um sich. Heute Morgen allerdings sahen wir die Brüller – zwei stattliche Löwenmännchen – ganz aus der Nähe. Eines wollte gerade zum Wasserloch, als wir und noch ein Auto dort anhielten. Zuerst wurden wir frustriert angefaucht und dann haben es sich alle gemütlich gemacht, wir auf der einen Seite des Weges und der Löwe auf der anderen Seite. Wir haben uns gegenseitig beäugt und abgewartet, wer mehr Geduld hat (natürlich schlägt uns der Löwe locker). Die Löwen hier sind übrigens ganz speziell, sie haben nämlich eine teilweise schwarze Mähne.
Auf dem Weg nach Mata Mata sahen wir heute zusätzlich auch Steinböckchen, eine Schlange und eine Wildkatze!

Steinböckchen  

Steinböckchen alias Bambi

Nachdem es gestern unerträglich heiss war, ging am Abend ein starkes Gewitter nieder. Es blitzte und donnerte im Sekundentakt und dies über mehrere Stunden hinweg. Da die Landschaft ziemlich flach ist, sieht man ringsherum alle Blitze auf ihrem Weg zum Boden. Es gab auch flache Blitze, welche sich direkt über unseren Köpfen horizontal verzweigten. Natürlich verzogen wir uns sicherheitshalber wieder ins Auto, welches dank eines kurzen Regengusses doch etwas abkühlte. Aber heute morgen ging es ungefähr gleich heiss weiter, nur dass dazu noch ein heftiger Wind weht. Und so fuhren wir die ganze Strecke mehr oder weniger in einem veritablen Sandsturm, welcher uns auch jetzt noch, am Nachmittag auf dem Campingplatz von Mata Mata das Leben schwer macht.

Sandsturm  

Sandsturm

Aber ansonsten ist es hier wirklich traumhaft. Direkt vor uns das Wasserloch (etwa 50 m entfernt) und hier kommen am Mittag unzählige Tiere zum saufen: grosse Springbockherden, Strausse und Herden von Blaugnus. Die Tiere verstreuen sich auf der weiten Sandfläche des ausgetrockneten Flussbettes oder ziehen in Kolonnen von den roten Dünenhängen herab. Und wir sitzen im Windschatten des Autos, trinken ein kühles Bier und sehen vom Logenplatz aus die Tierwelt Afrikas an uns vorbeiziehen! Einfach unbeschreiblich!

Noch ein paar Bilder aus dem Khalagadi Transfrontier Park:

Blaugnus   Strausse  
Oryx   Schakal  
Springbock   im Khalagadi  

 

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