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Empfang der Rosinante: Windhoek – Walvis Bay – Windhoek

Zuerst mal Entschuldigung an all die Leute, die immer wieder auf unserer Website nach neuen Berichten gesucht haben. Wir hatten in Namibia relativ selten überhaupt Handyempfang und Breitband-Internetverbindungen gibt es dort gar nicht. Wir hatten also praktisch keine Möglichkeit, die Website zu aktualisieren.

Aber nun zu den Berichten.

Montag, 15. Oktober 2007

Am Frankfurter Flughafen nimmt man's ganz genau. Die Wanderschuhe von Tara mussten noch mal durch's Röntgen und die Fotokamera von Zoltan wurde akribisch genau auf allfällige Sprengstoffspuren untersucht.
Endlich sitzen wir im Flugzeug, haben 10 Stunden Flug vor uns und die Wetterprognosen versprechen 34° in Windhoek. Der Airbus ist bis auf den letzten Platz besetzt und – ein bisschen meckern darf man ja – hat weder eine Luftdüse über dem Sitz für die hitzewalligen Passagierinnen noch eine Fussstütze und die Bordunterhaltung findet weit vorne in der Mitte statt. Aber was soll's, Hauptsache endlich unterwegs!

Über den Wolken...  

Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein...

 

Und über Nacht sieht die Welt ganz anders aus!

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Wir sind schon halbe Namibier. Jetzt haben wir nämlich eine namibische Telefonnummer, ein namibisches Bankkonto und eine namibische Kaskoversicherung für Rosinante.

Wir kamen gestern um 9 Uhr Vormittags am Flughafen von Windhoek an und nach fast einer Stunde Schlangestehen vor dem Zollschalter erwartete uns bereits das bestellte Auto, um uns in das etwa 40 km entferne Stadtzentrum zu bringen. Im Hotel Kalahari Sands stellten wir lediglich die Koffer ins Zimmer und begannen dann, unsere ellenlange To-Do-Liste abzuarbeiten.

Hotel Kalahari Sands  

Hotel Kalahari Sands in Windhoek

Wir waren müde, es war heiss und der erste Punkt auf der Liste "Eröffnen eines Bankkontos" lief nicht ganz so geschmiert (weil der zuständige Mensch ausgerechnet an diesem Tag krank war). Aber nach einigen Kilometern mehr in den müden Knochen sassen wir endlich vor der richtigen Dame und nach einer Stunde und etlichen Computerabstürzen waren wir schon so gut befreundet, dass wir unsere Email-Adressen austauschten.
Dann ging's quer durch Windhoek zur Versicherungsbrokerin.

Unterwegs in Windhoek  

Unterwegs in Windhoek

Diese Dame muss eine Menge Geld verdienen; Echtholzbüro und –wohnwand, auf dem edlen Sofa ein dekorativer Chihuahua und an den sorgfältig manikürten Fingern viel Schmuck, assortiert zur leopardengemusterten Bluse. Aber man soll sich nicht durch Äusserlichkeiten täuschen lassen – immerhin hat diese Frau letztes Jahr eine Reise nach Angola gemacht, als Selbstfahrerin mit ihrem neuen Hummer. Mit diesem fuhr sie uns dann zum Glück zurück in die Stadt (wir waren mittlerweilen wirklich geschafft!). Überhaupt haben wir bis jetzt nur sehr freundliche und hilfsbereite Leute getroffen. Und nachdem wir mit viel Hilfe auch noch die neue SIM-Karte zum funktionierten brachten und in der, von einem deutschen Ehepaar geführten Bücherei Keller noch eine Detailkarte vom Khalagadi Transfrontier Park gekauft hatten, war es schon fast Abend und unsere Liste war restlos abgearbeitet und wir zwei restlos fix und foxi.

Christuskirche in Windhoek  

DIE Sehenswürdigkeit von Windhoek: Die Christuskirche

Heute Morgen läutete der Wecker aber bereits wieder um Viertel nach Fünf. Sechs Stunden Busfahrt lagen vor uns, von Windhoek nach Walvis Bay. Eine gute Gelegenheit, endlich das Land etwas auf uns wirken zu lassen.

Landschaft in Zentral-Namibia  

Landschaft in Zentral-Namibia

250 km trockener Busch, neben der Strasse einige Paviangruppen, in der Ferne ein Strauss und ab uns zu die Zufahrt zu einer Farm mit meist deutschen Namen wie Vogelsang oder Albrechtshöhe. Die nächsten 100 km wurde das Land öder, die Büsche verschwanden und machten den ersten Sanddünen Platz. Und diese reichen tatsächlich bis ans Meer, welches wir bei Swakobmund erreichten. Die Busfahrt war gar nicht sooo abenteuerlich, aber trotzdem bedankte sich sie Reisebegleiterin bei der Ankunft am Ziel beim Lieben Gott, dass er uns heil ankommen liess.

In Walvis Bay hat uns ein Mitarbeiter der Agentur, mit welcher wir das Auto auslösen werden, beim Busbahnhof abgeholt und ins Hotel gefahren (wirklich Super Service!). Eine Stunde später hat er uns wieder aufgeladen und wir fuhren zusammen ins Lagergebäude, wo der Container mit der Rosinante drin schon bereit stand. Als der Zollbeamte auftauchte, dann der grosse Moment – die Öffnung des Containers. Die Gurte waren zwar alle ziemlich gelockert, aber Rosinante stand ohne einen Kratzer immer noch in der Mitte des Containers.

Rosinante hat die Fahrt gut überstanden  

Rosinante hat die Fahrt gut überstanden

Gurte lösen, Batterie anhängen, rausfahren, den Zöllner (und den vielen anderen Neugierigen) das Innere des Autos zeigen und dann nur noch zur Agentur um die Ecke und bezahlen. Innerhalb einer Stunde war alles erledigt. Und wir dachten, dass wir viel länger brauchen und haben deshalb zwei Nächte hier gebucht…

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Wir waren gestern Abend noch im Restaurant The Raft und assen feinen Fisch und Steinbock. Das skurrile, scheinbar aus lauter Schwemmholz erbaute Gebäude steht auf Stelzen in der Lagune, in welcher sich Tausende von Flamingos, Pelikanen und anderen Vögeln direkt am Ufer das Futter suchen.

Flamingos in der Lagune von Walvis Bay  

Flamingos in der Lagune von Walvis Bay

Und den gewonnen Tag heute nutzten wir zum Umpacken, Einkaufen, Einpacken, noch mehr Einkaufen, wieder Umpacken, Wasser auffüllen, einen namibischen Stecker an unser Stromkabel für die Autobatterie zu montieren und diverse Buchungen für die Camps der nächsten Tage zu machen. Zwischendurch waren wir zum Mittagessen in der deutschen Bäckerei Probst, wo es als Tagesmenü Linsen gab.

Übrigens kommen immer, wenn man das Auto irgendwo abstellt, sogenannte Autoaufpasser. Wenn man will, kann man diesen den Auftrag geben, auf das Auto aufzupassen und bezahlt dann, wenn man zurückkommt 30 oder 40 Rappen. Wenn man das Auto alleine auf einem Parkplatz lässt, sollte man diesen Dienst unbedingt in Anspruch nehmen. Manchmal teilen wir uns aber auch auf; einer bleibt im Auto und der andere geht in den Laden.

Weil es dort so wunderschön war, gingen wir zum Abendessen wieder ins Raft.

Restaurant The Raft in Walvis Bay  

Restaurant The Raft in Walvis Bay

Man kann bei einem Apéritiv in der Bar den Sonnenuntergang geniessen und zusammen mit einem tollen Song von Abba ganz plötzlich Tränen des Glücks in den Augen haben (tönt kitschig, ging aber der Tara ganz genau so). Und während die letzten Flamingos vor der glutroten Sonne vorbeisegeln, wird dem Zoltan ein Eisbein mit Kartoffelstock und Sauerkraut serviert und der Tara das dickste und grösste Schnitzel, das man sich denken kann. Schliesslich sind wir im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika und das Deutsche ist tatsächlich noch allgegenwärtig.
Aber auch die Buren haben ihre Spuren hinterlassen; auf dem Weg zum Raft kamen wir an einem Sandplatz vorbei, auf dem ein paar Leute ein eigenartiges Spiel spielten. Ähnlich wie Boggia, aber statt des kleinen Zielsteines steckt ein Stab im Boden und statt Kugeln, werden Hölzer geworfen, welche wie Teigroller aussehen. Einer der Spieler erklärte uns dann die Regeln dieses Spieles, welches die Buren importiert haben.
Auf jeden Fall hatten wir schon wieder einen anstrengenden Tag und können nun langsam wirklich Ferien gebrauchen.

Freitag, 19. Oktober 2007

Blitz und Donner und strömender Regen weckte uns heute Morgen. Schon eigenartig wenn man bedenkt, dass wir hier praktisch inmitten einer grossen Sandwüste sitzen.

Kurz vor 8 Uhr nahmen wir die erste Etappe unserer heutigen, 400 km langen Reise unter die Räder. Die Strasse zwischen Walvis Bay und Swakopmund führt entlang des aufgewühlten Meeres, an dessen Küste viele Schiffe strandeten.

Ein Wrack an der Küste  

Ein Wrack an der Küste

Heute ist diese Strasse als "Todesstrecke" bekannt. Dutzende von Kreuzen stehen links und rechts am Strassenrand, manche mit frischen Blumen geschmückt. Die Strasse ist schnurgerade und scheinbar liefern sich hier alkoholisierte Jugendliche des öfteren Autorennen.

Auch wir hatten unseren Adrenalinkick heute. Zoltan wollte kurz an den Strand (natürlich ohne vorher den 4x4 einzuschalten) und schon blieben wir im Sand stecken. Dank Low Gear kamen wir aber noch mal mit dem Schrecken davon.

Offroad-Strecke  

Offroad-Strecke mit Tücken

Kaum hatten wir die angenehm kühle Küste hinter uns, kletterten die Temperaturen wie wild in die Höhe. Zuerst meinte Zoltan, irgend etwas sei mit dem Auto nicht in Ordnung. Aber auch die Heizung war nicht eingeschaltet. Es wurde ganz einfach heisser und heisser.
Nachdem wir die Sandwüste hinter uns hatten, tauchten wieder die riesigen, drei bis vier Meter hohen Termitenhügel auf, welche wie orange Zipfelmützen (oder manche auch wie erigierte Penisse) in der Gegend herumstehen. Und alle paar Kilometer steht ein Schild, welches vor kreuzenden Antilopen oder vor Wildschweinen warnt.
Viel Verkehr hatte es nicht auf der Strasse, aber die sieben Stunden Autofahrt waren trotzdem sehr anstrengend, weil die Strasse sehr schmal und streckenweise in einem mittelprächtigen Zustand ist. Ausserdem schüttelten starke Windboen die Rosinante ziemlich hin und her.

Um 15 Uhr kamen wir in Ondekaremba an, dem Zuhause von Rosinante für die nächsten paar Jahre. Sie haben auf dieser Farm bereits vier grosse Hallen, voll mit Autos von Deutschen, Österreichern und Schweizern. Vom Landy bis zum grossen MAN sieht man alle Arten von Wüstenfahrzeugen.
Bereits vor der Farm sahen wir eine grosse Oryx-Antilope direkt neben dem Pfad und beim Haupthaus hat es jede Menge Erdhörnchen, Pfaue und Perlhühner.

Nestbau  

Dieses Nest ist noch nicht fertig.


Nestbau  

Und wenn es der Auserwählten nicht gefällt, wird es nochmal abgerissen

Da für heute bereits alle Zimmer ausgebucht sind, liessen wir uns auf einem der drei Campsites mitten im Busch nieder. Die nötige Abkühlung bekamen wir in der romantischen Openair-Dusche und beim darauffolgenden Platzregen. Wir sind halt am Beginn der kleinen Regenzeit.

Buschtoilette  

Komfort im Busch

Als wir zum Abendessen ins Farmhaus gingen, scheuchten wir ein Rudel Antilopen auf, viele Hasen und die Vögel begleiten uns mit ihrem Geschimpfe. Kaum wird es dunkel, ist die Luft erfüllt von Nachtfaltern, manche so gross wie Kinderfäuste. Überhaupt ist die Nacht voller Geräusche und selbst einige Vogelarten scheinen nie zu schlafen.

Gut getarnter Hase  

Gut getarnter Hase

 

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