Auf dem Landweg nach Australien Home/Reiseberichte Über uns/Kontakt

 

04.09.2002  Eisenerzminen und palmengesäumte Pools in der Pilbara

Montag, 26. August 2002

Auch Newman ist eine - etwas grössere - Bergbausiedlung und gehört fast vollständig der ansässigen Minengesellschaft. Hier wird Eisenerz abgebaut und die Mine Mt. Whaleback ist die grösste Tagbaumine der Erde. Man könnte an einer Führung teilnehmen und sollten wir genügend Zeit haben, wäre das sicher interessant. Wir müssen in Newman aber vor allem wegen unserem Stossdämpfer schauen und einige Dinge besorgen, bevor wir in die Hamersley Ranges aufbrechen.

Ausgemustertes Transportfahrzeug vor dem Touristen-Informationsbüro in Newman  

Ausgemustertes Transportfahrzeug vor dem Touristen-Informationsbüro in Newman

Dienstag, 27. August 2002

Heute wurde unser Stossdämpfer geliefert und eingebaut. Leider stimmte die Aussage nicht, dass es hier eine Vertretung gebe und in der einzigen, kleinen Werkstatt in Newman wollte man natürlich nichts von Garantie wissen. Aber was soll's, Hauptsache wir können weiterfahren.
Die Minentour liessen wir uns dann nicht entgehen und so starteten wir um 13 Uhr, voll ausgerüstet mit Sicherheitsweste, Schutzhelm und Schutzbrille in einem Bus der Minengesellschaft.

Auf der Minentour  

Auf der Minentour

Es war ein sehr eindrückliches Erlebnis und wir kamen uns am Rande dieser riesigen, von Menschen geschaffenen Landschaft vor wie in einem Science Fiction Film. Alles hat gigantische, unvorstellbare Ausmasse; die Förderbänder, die Erzzertrümmerungsanlagen, die Bagger und die Transporter. Menschen sind kaum zu sehen, die mächtigen Fahrzeuge bewegen sich wie von Geisterhand und durch den aufgewirbelten Staub ist die Landschaft stellenweise in ein fahles Licht getaucht.

Die Mine Mt. Whaleback in Newman  

Die Mine Mt. Whaleback in Newman

Auch die Zahlen, die unsere Führerin unaufhörlich von sich gibt, sind beeindruckend. Ein Transportfahrzeug kostet 2,5 Millionen Dollar, ein Bagger gar 3,5 Millionen. Die Züge, die das Eisenerz in den Hafen von Port Headland transportieren, sind 2,5 Kilometer lang, die vier Lokomotiven ziehen im Durchschnitt 240 Anhänger mit einer Gesamtladung von 26'000 Tonnen. Und das bis zu drei Mal am Tag. Praktisch 90% des Eisenerzes werden in alle Welt exportiert, etwa 10% davon nach Europa. In dieser Mine hier arbeiten insgesamt 600 Menschen, rund um die Uhr in drei Schichten, an sieben Tagen in der Woche. Die Arbeiter können für vier Dollar in der Kantine essen, für 50 bis 100 Dollar ein gesellschaftseigenes Haus mieten oder per Abzahlungsvertrag erwerben, bekommen Arbeitskleidung, Insekten- und Sonnenschutzmittel zur Verfügung gestellt und können zwei Mal im Jahr ihre Familie besuchen (sofern sie alleine hier leben). Nur was man hier denn so verdient, haben wir leider nicht herausgefunden.
Einige der Minenarbeiter leben auch auf unserem Campingplatz und so ist es morgens um halb Sechs, wenn die Ersten zur Frühschicht aufbrechen, fertig mit der Nachtruhe.

Mittwoch, 28. August 2002

Nach Newman wird das Gebiet hügelig und bietet eine willkommene Abwechslung nach den unendlichen Ebenen hinter uns. Nur die immer wieder wunderschönen Farben bleiben die Gleichen: rote Felsen, gelbes Spinifexgras (jetzt im Frühling immer wieder unterbrochen von violetten und gelben Blumenfeldern), die weissen Stämme und grünen Blätter der Flusseukalypten und darüber der strahlend blaue Himmel.

Und die Termitenhügel werden grösser und grösser ...  

Und die Termitenhügel werden grösser und grösser ...

Der Karijini Nationalpark liegt in den Hamersley Ranges und bietet eine atemberaubend schöne Landschaft mit tiefen Schluchten und glasklaren Felsenpools. Der Nationalpark hat nur einen einzigen Nachteil: alle Wege sind für normale Fahrzeuge und sogar Wohnwagen passierbar. Das bedeutet viele Leute und im Buschcamp bei der Dales Gorge nummerierte Plätze, die einem zugewiesen werden. Einer der Wohnwagen hat sogar den eigenen Generator dabei, welcher vor sich hindröhnt. Nicht gerade unser Fall. Aber da die andere Strasse durch den Park heute wegen Unterhaltsarbeiten gesperrt ist, werden wir hier wohl eine Nacht bleiben müssen.
Am späteren Nachmittag unternehmen wir eine kurze Wanderung zum nahen Fern Pool. Vor einigen Jahren noch ein idyllisches, einsames Wasserloch, heute touristengerecht mit Treppen und Bänken ausstaffiert (aber immer noch schön).

Fern Pool im Karijini Nationalpark  

Fern Pool im Karijini Nationalpark

Übrigens befindet sich am Parkeingang ein neues, tolles Touristen-Informations-Büro. Aus rostendem Metall erbaut, fügt es sich perfekt in die rostrote Landschaft ein. Neben vielen interessanten Informationen über Flora und Fauna erfährt man auch Einiges über die früheren Siedler und die Ureinwohner, welche seit über 20'000 Jahren hier leben. Zum Beispiel war es uns nie so recht bewusst, dass viele Aboriginals zur Arbeit auf den Farmen und als Viehhüter quasi zwangsrekrutiert wurden. Als Lohn gab es pro Tag ein halbes Pfund Mehl und einmal im Jahr neue Kleider.

Donnerstag, 29. August 2002

2500 Millionen Jahre hatte die Natur Zeit, um in den ursprünglichen Meeresboden die tiefen Schluchten der Hamersley Ranges zu fressen. Wir warfen heute einen Blick auf die Joffrie Falls und machten natürlich noch einen Abstecher zum spektakulären Oxer Lookout, wo drei Schluchten aufeinandertreffen.

Wir sind, wie schon vor zehn Jahren, begeistert über die Schönheit dieses Gebietes und trotzdem verlassen wir heute den Park praktisch fluchtartig, jedenfalls viel früher als vorgesehen. Es hat massenhaft Touristen, sie kommen busweise oder als Caravan-Club, laufen in BH's und Schlarpen herum, die Campgrounds sind gerodet und eingezäunt und wo wir letztes Mal noch ein gemütliches Lagerfeuer machen konnten, steht heute eine Gasflasche mit Grill (und das Feuermachen ist natürlich - wie in vielen Nationalparks - strengstens verboten).

In Tom Price fuhren wir zur Hamersley Iron Gesellschaft, um eine Erlaubnis für die Benutzung der Eisenbahnversorgungsstrecke einzuholen. Auch diese Eisenbahnlinie führt nach Port Headland und dient dazu, das Eisenerz aus den Minen um Tom Price in den Hafen zu transportieren. Entlang der Eisenbahnlinie führt ein Track für den Unterhalt der Schienen, welchen man mit der besagten Bewilligung benutzen kann.

Unterwegs auf der Eisenbahnversorgungsstrecke  

Unterwegs auf der Eisenbahnversorgungsstrecke

Bevor man diese Bewilligung erhält, muss man einen kurzen Videofilm über sich ergehen lassen, in welchem einem die "Gefahren" der Strecke vor Augen geführt werden (Bulldust, schlechter Strassenzustand, Überschwemmungen und so weiter) und man immer wieder ermahnt wird, nicht zu schnell zu fahren. Wir unterschreiben wieder einmal, dass wir alle Risiken kennen und allfällige Konsequenzen selbst tragen und verlassen Tom Price Richtung Norden. Noch kurz vor der Eisenbahnversorgungsstrecke suchen wir uns ein abgelegenes Buschcamp unter schattigen Eukalypten, wo wir heute garantiert alleine bleiben werden. Als Erstes machen wir ein grosses Lagerfeuer und backen ein frisches Brot. Und dann gehen wir wieder unserer Lieblingsbeschäftigung nach: Sterne zählen.

Freitag, 30. August 2002

Der Track entlang der Schienen ist gut unterhalten, aber eine überaus staubige Angelegenheit.

Nebelscheinwerfer wären jetzt nicht schlecht  

Nebelscheinwerfer wären jetzt nicht schlecht

Wir müssen deshalb meistens die Fenster geschlossen halten und da die Temperaturen nun am Tag über 30° liegen, fragen wir uns bald, warum wir uns vor einigen Tagen oder Wochen so sehr nach Wärme sehnten. Dafür frieren wir in der Nacht nicht mehr und Abends kann man auch schon im T-Shirt draussen sitzen. Aber in der Mittagshitze wäre eine Abkühlung willkommen und so kann man sich unsere Freude vorstellen, als wir am Deep Reach Pool im Millstream-Chichester Nationalpark ankamen. Eine richtige Oase in der Wüste! Ein blauer See mit tiefem Wasser, umgeben von Schilf und Eukalypten, in denen Schwärme von Kakadus sitzen. Sogar einige Palmen haben sich hierher verirrt und nach einem erfrischenden Bad beschliessen wir, hier zu bleiben, noch bevor wir den Rest des Parks und die anderen Camps gesehen haben.

Erfrischendes Bad im Deep Reach Pool  

Erfrischendes Bad im Deep Reach Pool

Wir nutzen die Gunst der frühen Stunde (es ist erst Mittags) und suchen uns das schönste Plätzchen, zwei Meter vom Wassereinstieg entfernt, bevor der Massenansturm einsetzt. Im Wasser tummeln sich (ausser uns) einige Enten und Kormorane und sogar ein einsamer Pelikan dreht seine Runden. Absolut paradiesisch!!!

Abendstimmung am Deep Reach Pool im Millstream-Chichester Nationalpark  

Abendstimmung am Deep Reach Pool im Millstream-Chichester Nationalpark

Samstag, 31. August 2002

Damit wir in unserem Glück nicht gar zu übermütig wurden, tauchten gestern Abend noch ein paar Moskitos auf. Und heute jede Menge Leute mit jeder Menge lärmender Kinder (auch der Millstream-Chichester Nationalpark ist mit dem PW oder dem Wohnwagen zugänglich). Aber wir liessen uns nicht vertreiben, genossen einen faulen Tag, setzten zum ersten Mal unsere Solardusche in Betrieb und bestaunten wie schon gestern das wechselnde Licht und die phantastische Abendstimmung an diesem kleinen See, mitten im Outback.

Warmes Wasser dank Sonnenenergie  

Warmes Wasser dank Sonnenenergie

Sonntag, 1. September 2002

Der Millstream-Chichester Nationalpark ist auf jeden Fall einen grösseren Umweg wert! Wir fuhren heute zum Visitor Center, welches in der alten Homestead untergebracht ist. Die ehemalige Farm liegt idyllisch an Teichen voller Wasserlilien, gesäumt von grossen Palmenhainen. Interessant sind auch die Informationstafeln, die einem so manches über das frühere Leben hier erzählen; etwa über den Ofenbauer, der zwar gut aber viel zu langsam arbeitete und ein Jahr für einen Ofen brauchte, wenn er nicht vorher verschwand oder über den einarmigen, chinesischen Gärtner, der hier sogar Reis anbaute. Diese Oase in der Wüste ist nur möglich dank dem Fortescue River, welcher unterirdisch immer Wasser führt und auch den See speist, in welchem wir gestern noch gebadet haben.

Teich im Millstream-Chichester Nationalpark  

Teich im Millstream-Chichester Nationalpark

Dann machten wir einen Abstecher zum Crossing Pool, einem weiteren See mit ebenfalls einem hübschen Campingplatz. Wir haben von anderen Leuten gehört, dass sie hier nach einem Tag weggegangen sind, weil es ihnen zu laut war. Tatsächlich hocken in den Bäumen rund um den See Tausende von Kakadus, welche ein höllisches Spektakel veranstalten. Es sind sehr nervöse Vögel und wenn nur einige von ihnen erschreckt davonflattern, erheben sich alle wie eine weisse Wolke von ihren Bäumen, um sich laut schimpfend im nächsten wieder niederzulassen. Nur wenn es dunkel wird fliegen sie aus irgend einem Grund ins trockene Hinterland und dann herrscht Ruhe.

Auch Kängurus lieben die Wasserlöcher im Millstream-Chichester  

Auch Kängurus lieben die Wasserlöcher im Millstream-Chichester

Langsam müssen wir uns auf den Weg machen, Richtung Küste, wo wir die letzten Tage von Ena's und Christoph's Ferien zusammen in einem Hotel in Coral Bay verbringen wollen. Bis dahin sind es aber noch einige Tage und da unsere Vorräte zur Neige gehen, fuhren wir nach Pannawonica, einem weiteren, winzigen Minenarbeiterstädtchen. Doch wir hatten Pech, es ist Sonntag und der Supermarkt hatte geschlossen.

Am Nachmittag hatten wir dann zum ersten Mal ziemlich Mühe, ein Buschcamp zu finden. Die Gegend ist meist flach, es hat wenig Bäume hinter denen man sich verstecken könnte und die Viehzäune entlang der Strasse sind natürlich auch ein kleineres Hindernis. Also wählten wir unser Buschcamp ausnahmsweise aus dem Reiseführer "Gratis campen in Australien" aus. So ein Titel verführt natürlich auch viele andere Leute zum Kauf und so kann es nicht verwunden, dass dort schon einige grosse Wohnmobile standen. Aber es war zu spät um noch weiter zu suchen und so schickten wir uns darein, die lauschige Nacht mit den Gitarrenklängen eines Hobbysängers vom nächsten Wohnwagen untermalt zu bekommen.

In dieser Gegend regnet es um diese Jahreszeit äusserst selten. Umso überraschter waren wir, als kurz nach Mitternacht Regen auf das Autodach prasselte. Also gaben wir nach langer Zeit wieder einmal unsere Spezial-Nachtvorstellung: in Unterhosen und Gummischuhen und der Stirnlampe bewaffnet die unhandliche Plache auf das rot verschmierte Auto zu ziehen. Die Kängurus in den Büschen ringsherum haben sich sicher die Bäuche gehalten vor Lachen...

Montag, 2. September 2002

Eigentlich wollten wir heute besonders früh losfahren, weil es bis zur Küste noch ein weiter Weg ist und wir uns in den Kopf gesetzt haben, heute Abend am Strand zu campen. Aber bis alles getrocknet war, verging natürlich einige Zeit. Christoph hat es im Zelt auf die Nase geregnet und auch die Matratze von Ena war feucht. Aber immerhin hatte die Sonne in Rekordzeit alle Wolken aufgelöst.
Im Roadhouse von Nanutarra wollten wir uns dann endlich wieder mit Proviant eindecken, aber ausser tiefgefrorenem Gummibrot war nicht viel im Angebot. Die diesbezügliche Infrastruktur hier in Westaustralien ist wirklich spärlich. Jede Tankstelle im Osten des Landes hat ein besseres Lebensmittelangebot als diese Roadhouses hier, die man zudem nur etwa alle 200 Kilometer entlang der Hauptverbindungsstrecke findet. In Nanutarra verlangten sie sogar Geld für das Wasser, das wir in unsere Kanister füllten.

Im Ningaloo Reef angekommen suchten wir uns etwa 60 km nördlich von Coral Bay eine einsame Bucht und errichteten unser Camp mitten in den Dünen. Der Cape Range Nationalpark beginnt erst weiter nördlich und dessen Campingplätze seien scheinbar ziemlich überlaufen. Da wir uns hier noch nicht im Nationalpark befinden, dürfen wir "wild" campen und auch einem Lagerfeuer steht nichts im Wege, sofern wir Holz finden. Einzig der bissige, kalte Wind stört und treibt uns bald in unsere Schlafsäcke.

Beachcamp in der Lefroy Bay  

Beachcamp in der Lefroy Bay

Dienstag, 3. September 2002

Nachdem wir uns ausreichenden Sonnen- und Windschutz gebastelt hatten (was gar nicht so einfach war, weil die Heringe im Sand nicht halten), stand einem faulen Tag nichts mehr im Wege. Zehn Meter vor uns liegt der Indische Ozean. Weiter draussen sieht man die riesigen Wellen, welche sich am Reefsaum brechen und weisse Schaumkronen erzeugen. Hier in der Bucht ist das Wasser türkis und ziemlich ruhig. Grosse Muscheln und abgebrochene Korallen bedecken den weissen Sandstrand. Leider weht immer noch ein ziemlich kalter, starker Wind und so erscheint das Wasser nicht allzu verführerisch.

Mittwoch, 4. September 2002

An der Küste entlang fuhren wir heute Richtung Süden, nach Coral Bay. Rechts begleiteten uns riesige, weisse Sanddünen, zwischen denen ab und zu das Meer zu sehen ist. Ansonsten ist die Gegend karges Weideland, vornehmlich Schafe und Ziegen werden hier gehalten. Grosse Termitenhügel erheben sich aus den niedrigen Büschen und manchmal haben sie sogar zwei Ohren und hüpfen davon, wenn wir uns nähern.
Der Track war furchtbar mühsam. Sandig und mit schlimmen Corrugations, die oft nur im Schritttempo überfahren werden konnten (wir haben auch immer noch etwas Angst wegen der notdürftigen Halterung unseres Zusatztankes).
Als wir in Coral Bay angekommen und im Ningaloo Reef Resort unsere Appartements bezogen hatten, war die erste Dusche nach drei Wochen Busch absolut himmlisch. Und endlich wieder einmal Platz, um sich und seine Siebensachen auszubreiten! Vom grossen Balkon aus sehen wir das Meer, die gepflegte Anlage verfügt über einen Swimming Pool und kochen müssen wir heute auch nicht. Die nächsten drei Tage sind Ferien angesagt!

Apéro am Strand von Coral Bay  

Apéro am Strand von Coral Bay

 

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