20.08.2002 Auf dem Gunbarrel Highway - oder
auch nicht
Mittwoch, 7. August bis Dienstag, 13. August 2002
Wieder in Alice Springs erwartete uns die gleiche Arbeit wie beim letzten
Mal. Wir wollen euch nicht mit Details langweilen, aber nach den paar
Tagen offroad hatten wir noch mehr Sand und Staub im Auto als bisher.
Also wechselten wir auch noch eine andere Dichtung und räumten wieder
mal alles aus um zu putzen. Ein Oelwechsel war auch fällig, ebenso
wie ein Coiffeurbesuch.
In den letzten Tagen haben wir nun auch Erfahrungen gesammelt, welche
Probleme es geben kann, wenn man mit zwei Fahrzeugen unterwegs ist. Da
man wegen der Staubfahne ohne Sichtkontakt zueinander fährt, wäre
eine Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug sehr praktisch (um zum Beispiel
zu funken "He, ihr da vorne, kommt zurück, wir haben einen Plattfuss").
Aber die Lösungen die funktionieren, sind alle viel zu teuer. Und
die billigen Walkie-Talkies haben eine Reichweite von maximal zwei Kilometern
(bei optimalen Bedingungen, sprich Sichtkontakt). Also schlugen wir uns
diesen Gedanken wieder aus dem Kopf. Wir werden halt alle paar Kilometer
aufeinander warten müssen, respektive wieder Sichtkontakt herstellen,
um in einem Notfall nicht zu weit zurückfahren zu müssen.
An unserem ersten Abend in Alice gingen wir gemeinsam mit Roger und Tanja
zum Abschiedsessen, denn die beiden werden von hier aus Richtung Osten
fahren und wir Richtung Westen. Es war schön, zu viert unterwegs
zu sein und wir werden uns sicher irgendwann, irgendwo wieder einmal treffen.
Unsere Windschutzscheibe mussten wir übrigens auch schon flicken
lassen. Herumfliegende Steine und die folgenden Schäden an den Windschutzscheiben
sind auf diesen Schotterpisten so häufig, dass Versicherungen dies
schon gar nicht mehr übernehmen (jedenfalls ist das bei den meisten
Mitfahrzeugfirmen so). Wir hatten noch Glück im Unglück, weil
der Riss nicht bis zum Rand der Scheibe ging. So konnte man das Ganze
ausbohren und leimen und die Chancen sind gut, dass es hält.
Auf diesen Campingplätzen kommt man leicht ins Gespräch mit
anderen Leuten (man hat schliesslich das gleiche Hobby und das verbindet
schon mal...). Die Meisten sind Australier, viele davon pensioniert, welche
der Kälte im Süden entfliehen oder auch permanent herumreisen.
Diejenigen, die es sich leisten können, sind mit einem Wohnwagen
unterwegs, andere haben einen kleinen Anhänger mit aufklappbarem
Zelt. Und es ist immer amüsant und spannend, die Leute zu beobachten
oder mit ihnen zu schwatzen. Der alte Mann links von uns ist weit über
Siebzig, aber immer noch topfit. Er kennt die Canning Stock Route ziemlich
gut, weil er kürzlich mitgeholfen hat, einige Brunnen an dieser Strecke
zu restaurieren. Und das in seinem Alter! Das Pärchen neben uns ist
etwas jünger, schaut den ganzen Tag Fernsehen im Zelt und wenn ein
Vogel auf ihren sauberen Hyundai gesch... hat, wird ein Autoputztag eingelegt.
Wie viele Enkelkinder sie haben, wissen wir natürlich längstens.
Schräg vis-à-vis, direkt vor den Toiletten, steht seit mindestens
zwei Wochen ein VW-Bus. Bewohnt von zwei jungen Freaks, die sich von Bier
und Würstchen ernähren und den ganzen Tag im Auto liegen und
pennen. Vermutlich, um den Rausch der vergangenen Nacht auszuschlafen.
Ab und zu sieht man auch ausländische Touristen mit ihren Mietcampern.
Diese kommen spät und sind früh am Morgen wieder weg - man hat
ja schliesslich nur ein paar Wochen Urlaub und soo viel zu sehen.
Nach über einem Jahr unterwegs haben wir übrigens unsere persönliche
Touristenstatistik: die Schweizer sind das reisefreudigste Volk, dicht
gefolgt von den Deutschen und den dritten Platz teilen sich Holländer,
Israelis und Japaner.
Am Sonntag zogen wir um, vom Campingplatz ins Motel und fuhren dann zum
Flughafen, um unsere Freunde Ena und Christoph abzuholen. Die Freude war
gross, der Jetlag noch nicht spürbar und so sassen wir lange im Pub,
tranken etwas über den Durst und hatten uns viel zu erzählen.
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Willkommen in Australien
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Am Montag konnten wir ihr Mietauto in Empfang nehmen. Natürlich
stellte sich heraus, dass das Eine oder Andere nicht ganz perfekt war.
So waren die hinteren Reifen völlig abgefahren und mussten nach telefonischem
Hin und Her mit dem Autovermieter ersetzt werden. Auch fehlt vorne (wie
immer) ein Haken, um das Auto im Notfall aus dem Sand zu ziehen oder abzuschleppen.
Nachdem wir in ganz Alice keinen passenden Haken gefunden haben hoffen
wir nun, dass dieser Notfall nicht eintritt. Und dann verbrachten wir
einen ganzen Tag auf dem Campground, um die Ausrüstung des Mietfahrzeuges
auszupacken, zu testen und wieder rüttelsicher zu verstauen, inklusive
der vielen Lebensmittel, welche wir zwischendurch auch noch eingekauft
haben. Fehlende Permits (Bewilligungen für die Fahrt über Aboriginalland)
mussten wir auch noch beschaffen. Wir werden die nächsten zwei Wochen
vor allem durch Aboriginalgebiet fahren und theoretisch steht es jeder
dieser Communitys frei, ob sie eine Durchfahrt bewilligen oder ablehnen
will. Doch glücklicherweise ist es in der Regel kein Problem, eine
Bewilligung zu erhalten. Da wir eventuell ein stillgelegtes Teilstück
des Old Gunbarrel Highway befahren wollen, brauchten wir noch eine zusätzliche
Genehmigung für diese Strecke. Diese wird nur erteilt, wenn man im
Konvoi von mindestens zwei Fahrzeugen unterwegs ist und wenn man ein Kommunikationssystem
wie ein HF-Radio oder ein Satellitentelefon mitführt. Auch muss man
unterschreiben, dass man die Strecke auf eigenes Risiko befährt.
Das hingegen finden wir eher einen Witz - wir sind ja mit unserem Fahrzeug
immer auf eigenes Risiko unterwegs. Und haben hoffentlich mehr Glück
als die beiden Italiener, welche gestern beim Kings Canyon tödlich
verunglückt sind (auf der geteerten Strasse).
Mittwoch, 14. August 2002
Eigentlich wollten wir heute definitiv aufbrechen, neuen "Abenteuern"
entgegen. Aber letzte Nacht war es rekordverdächtig kalt und Ena
und Christoph merkten, dass sie doch noch einen besseren Schlafsack und
warme Unterwäsche brauchen. Also verlängerten wir unseren Aufenthalt
in Alice und gingen erst mal auf Einkaufstour. Den gewonnenen freien Nachmittag
nutzten wir, um dem Royal Flying Doctor Service einen Besuch abzustatten.
Hier in Alice ist einer der zwanzig Stützpunkte in Australien, welcher
aber eine Fläche von über einer Million Quadratkilometern betreut.
In diesem Gebiet leben weniger als 20'000 Menschen, 90% davon Ureinwohner.
Die Stützpunkte des RFDS nehmen Anrufe in Notfällen entgegen
und der Einsatz ist rund um die Uhr gewährleistet. Per Funk wird
auch ärztliche Beratung geboten und wo diese nicht mehr reicht, stehen
Flugzeuge für die Evakuierung von Personen ins Krankenhaus oder für
die Behandlung durch Ärzte vor Ort bereit. Alles in allem eine beeindruckende
Organisation und für viele Menschen im Outback die einzige Verbindung
zur Aussenwelt.
Donnerstag, 15. August 2002
Von Bern nach Stuttgart sind es etwa 450 km und man hat das Gefühl,
es sei eine halbe Weltreise. Von Alice Springs nach Yulara beim Ayers
Rock ist es etwa gleich weit und man hat das Gefühl, es sei um die
Ecke. Soviel zu den Distanzempfindungen in diesem riesigen Land.
Natürlich brauchten wir den ganzen Tag bis nach Yulara, obwohl alles
asphaltiert ist (aber es war auch schon halb Zehn, bis wir endlich startbereit
waren). Etwa 120 km vor Yulara taucht auf der linken Seite der Mt. Conner
auf. Ein riesiger, roter Tafelberg, fast so beeindruckend wie der Ayers
Rock und wohl auch oft verwechselt. Der berühmteste Felsen Australiens
selbst liegt in einem Nationalpark (zusammen mit den Mt. Olgas), in welchem
Campen streng verboten ist. Dies vor allem, um die Gefühle der Ureinwohner
nicht zu verletzen, für die der Berg heilig ist. Auch bei vielen
Touristen hat ein Umdenken stattgefunden und es gilt mittlerweilen als
"politisch unkorrekt", den Ayers Rock zu besteigen. Wurden früher
nur T-Shirts mit der Aufschrift "Ich bestieg ihn!" verkauft,
findet man heute auch solche mit der Aufschrift "Ich bestieg ihn
nicht!" Für die Touristen wurde kurz vor dem Eingang zum Nationalpark
eine kleine Retortenstadt angelegt, mit Hotels, Supermarkt, Tankstelle
und Campground. Hier verbrachten wir auch die Nacht. Die Temperaturen
sinken in den frühen Morgenstunden weiterhin unter den Gefrierpunkt
und sogar Mütze und Handschuhe kommen nun zum Einsatz.
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Lunchtime unterwegs
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Eigentlich wollten wir heute noch auf den Polizeiposten, um uns abzumelden
und unsere Route und das ungefähre Ankunftsdatum am Ende des Gunbarrel
Highway anzugeben. Leider war das Büro schon geschlossen und so werden
wir morgen früh nochmal zur Polizei gehen, statt den Sonnenaufgang
beim Ayers Rock zu bewundern.
Freitag, 16. August 2002
Auf jeder Karte über den Gunbarrel und in jedem Reiseführer
steht's: man muss sich unbedingt bei der Polizei abmelden! Als pflichtbewusste
Menschen standen wir also heute Morgen im Polizeiposten von Yulara. Aber
die Männer dort interessierten sich nicht die Bohne für unsere
Pläne. Nachdem sich die meisten Leute zwar ab-, aber nie mehr zurückgemeldet
hatten und nach den darauffolgenden, kostspieligen und sinnlosen Suchaktionen
nimmt man solche Meldungen nicht mehr entgegen. Wir könnten uns ja
bei Verwandten abmelden und im Übrigen wird erwartet, dass man auf
jeden Fall ein Funkgerät dabei hat. Also, liebe Verwandte, wenn dieser
Bericht im Internet erscheint, sind wir wieder wohlbehalten in der Zivilisation.
Aber heute erwiesen wir zuerst mal dem immer wieder faszinierenden, geheimnisvollen,
majestätischen und wunderschönen Ayers Rock unsere Referenz
und fuhren einmal rundherum. Es wimmelte von Autos und Bussen und Menschen
zu Fuss und auch auf den Gipfel zu wand sich eine lange Schlange Uneinsichtiger.
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Uluru (Ayers Rock)
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Bei den etwa 45 km entfernten Mt. Olgas hört die asphaltierte Strasse
auf. Der alte Lassiter Highway (heute Tjukaruru Road) präsentiert
sich als breite, zum Teil weichsandige Piste, welche bei diesen Wetterbedingungen
sehr gut zu befahren ist. Ein Fahrrad hat bei diesem tiefen Sand allerdings
Mühe und der junge Mann, den wir zuerst für eine Fata Morgana
hielten, schob seines dann auch neben sich her. Er sei schon seit 3000
Kilometern unterwegs, komme von der Westküste und, nein danke, er
brauche nichts und es gehe ihm gut. Angesichts der Tatsache, dass es 200
km im Umkreis nicht einmal Wasser gibt, eine erstaunliche Leistung!
Einen kurzen Stopp machten wir bei Lasseter's Cave. Lasseter gehörte
zu den Erforschern dieses Kontinentes und bei seiner letzten Entdeckungsreise
(vor etwa 70 Jahren) rannten ihm hier in der Nähe seine Kamele mit
allen Lebensmitteln und allem Wasser davon. In der kleinen Höhle
schützte er sich einige Wochen lang vor der glühenden Januarsonne
und versuchte dann, mit den wenigen Tropfen restlichen Wassers die 140
km entfernten Mt. Olgas zu erreichen, wo er seine Kollegen wusste. Er
schaffte etwa 50 km, bevor er verdurstete.
Wir schafften es noch bis zum Campground in der Nähe des Docker River.
Die bis jetzt zuverlässig scheinende Sonne hatte sich verzogen und
dicke Wolken türmten sich am Himmel auf. Wir hoffen sehr, dass es
nicht regnen wird. Der Sand würde sich blitzartig in Schlamm verwandeln
und wir wären nicht die Ersten, die irgendwo auf dem Gunbarrel Highway
einige Tage ausharren müssen, bis die Tracks wieder passierbar sind.
In dieser Gegend wachsen übrigens sehr viele Wüsteneichen (Desert
Oaks). Die extrem dünnen Blätter sehen aus wie lange Nadeln
und die Bäume haben etwas verwunschenes, märchenhaftes an sich.
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Desert Oaks
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Samstag, 17. August 2002
Gestern Abend und heute Morgen hatten wir gefiederte Gesellschaft in unserem
Buschcamp. Eine junge Elster mit abgebrochenem Schnabel hat, um zu überleben,
ihre Scheu vor den Menschen abgelegt und bettelte zutraulich um Futter.
Vor allem die weichen Spaghetti verschlang sie mit Genuss. Ihr Partner
(oder ihre Partnerin) hockte derweilen einige Meter entfernt im Baum und
beobachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung.
Auf weiterhin guten Pisten fuhren wir heute entlang den Petermann Ranges
bis zum Warakurna Roadhouse. In der Nähe befindet sich die wohl abgelegenste
Wetterstation Australiens - Giles Meteorological Station. Besucher sind
willkommen und wir bekamen einen guten Einblick in das eintönige
Leben hier. Der junge Meteorologe jedenfalls, welcher uns geduldig seine
Arbeit erklärte, freut sich schon auf das Ende seiner halbjährigen
Anstellung. Ein paar Aboriginal wohnen in einer kleinen Siedlung in der
Nähe, das Roadhouse darf - weil Aboriginalland - keinen Alkohol ausschenken
und ansonsten gibt es hier nur noch einen Polizeiposten, dessen drei Angestellte
laut Aussage ein Gebiet von ungefähr 1000 Kilometern im Durchmesser
betreuen. Ehefrauen und Kinder sind im Camp der Wetterstation nicht erlaubt
und nicht einmal das Wetter selbst bietet viel Abwechslung (obwohl heute
ausnahmsweise immer wieder Wolken aufziehen). Etwas enttäuscht waren
wir, dass der Wetterballon ausgerechnet bei unserem Besuch wegen einer
technischen Panne nicht aufsteigen konnte.
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Beim Kochen auf dem Campground von Warakurna
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Sonntag, 18. August 2002
Von der australischen Tierwelt haben wir bis heute (ausser den vielen
Vögeln und bunten Papageien) nicht viel gesehen. Die "importierten"
Tiere hingegen sind allgegenwärtig. Sei es der Hase vor dem Zelt,
die Kamele am Wegesrand oder die wilden Katzen, die sich in der Nacht
bis auf den Campground wagen, um die Mülltonnen zu durchwühlen.
Wir fuhren heute vom Warakurna Roadhouse bis zum Warburton Roadhouse,
welches auch wieder über Tankmöglichkeit, einen kleinen Laden
und einen noch kleineren Campground verfügt. Leider der Einzige im
Umkreis von 200 km, denn nach dem ersten Augenschein wären wir am
liebsten weitergefahren. Der Platz ist müllübersät, der
Generator dröhnt ohne Unterlass und die Bewohner der nahen Aboriginalsiedlung
fahren mit ihren röhrenden Blechkisten vor dem Eingang hin und her.
Übrigens sind Aboriginalsiedlungen schon von Weitem an der enormen
Zunahme von Abfall und verrostenden Autoleichen neben und auf der Strasse
zu erkennen.
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Autoentsorgung auf australisch
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Unterwegs hatten wir eine kurze Schrecksekunde, als wir nach einer Pause
unser Auto nicht mehr starten konnten. Aber schon als wir die Motorhaube
öffneten, sahen wir die Ursache. Ein Batteriekabel hatte sich wegen
der Rüttelei endgültig gelöst. Mit Kabelbindern und Klebestreifen
konnten wir das Kabel provisorisch befestigen. Als Zoltan dann beim Warburton
Roadhouse neue Batterieklemmen montiert hatte, sah er, dass beide Kühleraufhängungen
gebrochen sind. Da helfen auch keine Kabelbinder mehr und so müssen
wir morgen schauen, ob wir jemanden finden, der die Befestigungen zusammenschweissen
kann. Schade, denn eigentlich wären wir gerne frühzeitig aufgebrochen,
um das erste schwierige Teilstück des Gunbarrel unter die Räder
zu nehmen.
Übrigens hat die Windschutzscheibe vom Mietauto schon einen grossen
Spalt. Da kann man nur hoffen, dass sie bis in die nächste Stadt
hält.
Montag, 19. August 2002
Das Schicksal war uns heute nicht gerade wohl gesonnen. Der Mann mit dem
Schweissgerät liegt im Krankenhaus und das nächste Roadhouse
mit Werkstatt liegt 250 km entfernt. Da wir die ganze Strecke nicht nur
hin sondern auch wieder zurückfahren müssten (weil der Einstieg
für die geplante Route hier in der Nähe ist), bedeutet das wahrscheinlich
das Aus für den Gunbarrel Highway.
Also fuhren wir heute auf der Great Central Road weiter bis zum Tjukayirla
Roadhouse. Die Great Central Road führt von Yulara (beim Ayers Rock)
bis zum etwa 1200 km entfernten Leonora durch eine der einsamsten Gegenden
Australiens.
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Die Great Central Road
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Hier hat es auch keine Rinderfarmen, denn der grösste Teil ist Aboriginalgebiet.
Die Erdpiste wird zwar ab und zu neu planiert, aber nach kurzer Zeit entstehen
wieder die gefürchteten Corrugations, die Wellblechoberfläche,
die höchste Anforderungen an das Fahrzeug und an die Nerven stellt
(und erst recht mit einer gebrochenen Kühleraufhängung). Nach
Regenfällen ist die Strecke oft wochenlang nicht befahrbar. Es bestehen
zwar seit längerer Zeit Pläne, die Strasse wenigstens in eine
Schotterpiste auszubauen. Aber für die paar Fahrzeuge, die hier unterwegs
sind (heute begegneten wir zwei anderen Autos), stehen die Kosten in keinem
Verhältnis.
Das Tjukayirla Roadhouse rühmt sich (wie einige andere auch), das
abgelegenste Roadhouse Australiens zu sein. Ein kleines Stück der
Strasse wurde hier asphaltiert, als Notlandepiste für die Flugzeuge
des Royal Flying Doctor Service.
Die Familie, die hier lebt, besteht aus Grosseltern, Eltern und vier Kinder.
Die Kinder absolvieren die Grundschule im Heimstudium, schicken ihre Aufgaben
zur Korrektur ein und sehen während der gesamten Schulzeit weder
Lehrer noch Klassenkameraden. Es ist wirklich ein einsames Leben hier.
Man muss sich in den meisten Fällen selbst zu helfen wissen und so
hatte der Grossvater auch tatsächlich eine Schweissanlage und wir
konnten den Schaden am Kühler noch heute beheben. Aber wie wenn wir
heute nicht schon genug Pech gehabt hätten, entdeckten wir anschliessend,
dass eine der Aufhängungen des Zusatztankes gebrochen ist. Dies muss
heute Nachmittag kurz vor der Ankunft im Tjukayirla Roadhouse passiert
sein und wir hatten Glück im Unglück, dass uns unterwegs nicht
der ganze Tank abgerissen ist.
Da wir sowieso vorhaben, hier einen Ruhetag einzulegen, werden wir uns
morgen darum kümmern. Jetzt werden wir erstmal Ena's Geburtstag feiern.
Nach einigen Tagen in Aboriginalgebiet geht uns zwar langsam der Wein
aus, aber zum Anstossen reicht es noch allemal. Happy Birthday, Ena!
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Prost Ena
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Dienstag, 20. August 2002
Tja, nun haben wir tatsächlich ein kleines Problem. Der Grossvater
kann uns auch nicht weiterhelfen und meint, dass wir irgendwie die nächste
Ortschaft erreichen müssen. Dummerweise ist der Zusatztank praktisch
voll und wir müssen versuchen, ihn irgendwie mit Seilen oder Zurrgurten
zu sichern. Bis zum nächsten Ort (Leonora) sind es über 300
km und wir werden diese Strecke morgen sehr, sehr langsam befahren und
hoffen, dass der Tank hält.
Es ist wie verhext. Nach 40'000 Kilometern um die halbe Welt ohne grössere
Probleme scheint jetzt alles auf einmal kaputt zu gehen. Wir sind ja hier
in Australien schon einige Tausend Kilometer gefahren, oft absichtlich
auf schwierigen Pisten, nur um sicherzugehen, dass wir auf dem Gunbarrel
Highway keine Probleme dieser Art haben werden. Aber die schlimmen Wellblechstrassen
der letzten Tage haben ihren Tribut gefordert und dazu kommt sicher auch
die Materialermüdung an einem zwanzig Jahre alten Auto, welches erst
jetzt so richtig beansprucht wird.
Der Campground hier ist wenigstens sehr schön und wir verbringen
einen "faulen" Tag mit Wäsche waschen, unter dem Auto liegen,
Bericht schreiben, dem Bulldust im Auto zu Leibe rücken, Schlafsäcke
lüften, Pläne für die erzwungenermassen neue Route zu studieren
und so weiter. Und zwischendurch gab es einen verspäteten Geburtstagskuchen,
im Gusseisentopf in der Glut gebacken.
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Tara und Zoltan am "relaxen"
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