25.07.2002 On the road again: Australien
Hier sind wir also wieder, in unserem geliebten Down Under. Nach vier
wundervollen Wochen in der Heimat landeten wir Ende Juni in Melbourne,
mitten im südaustralischen Winter. Und hier verbrachten wir mehr
als zwei Wochen, bis alles erledigt und unser Auto endlich startbereit
war.
Da wir uns nun in einem "zivilisierten" Land befinden dachten
wir, dass wir die ganze Autoentladerei gut selbst erledigen können.
Aber mehr Zivilisation heisst auch mehr Vorschriften, Gesetze und Regelwerke,
die es zu beachten gilt. Also irrten wir einige Tage zwischen Schiffsagentur,
Zollbehörde, Quarantänebehörde, Transportfirma und Strassenverkehrsamt
hin und her, füllten viele Formulare aus, bezahlten wegen einem vergessenen
Stempel und der darauffolgenden Nichteinhaltung des Hafentermines eine
happige Busse und befürchteten noch höhere Kosten, als der Quarantänebeamte
es tatsächlich schaffte, Erde unter dem Auto hervorzukratzen. Aber
er drückte ein Auge zu und nachdem er auch unsere Schuhe gründlich
überprüft hatte, liess er uns springen. Nach drei Tagen hatten
wir unsere Rosinante endlich wieder, doch der nächste Schock stand
uns schon bevor. Als wir das Auto öffneten, quoll uns unsäglicher
Gestank entgegen. Das Fungizid, welches in Thailand in den Container gespritzt
wurde, hatte alles durchdrungen. Polster, Schlafsäcke, Vorhänge,
Kleider, Geschirr - alles bis zum letzten Zipfelchen mussten wir ausräumen
und waschen. Zum Glück konnten wir in Melbourne bei unseren Verwandten
wohnen, welche in einem Vorort ein Haus haben und uns halfen, wo sie konnten
(und uns auch ansonsten rundherum verwöhnten). Thanks again, Oscar,
Myrna, Elizabeth and Eugene!
Australien ist ein Eldorado für Geländewagenfahrer. Entsprechend
viele Werkstätten haben sich auf die Ausrüstung und Wartung
von 4WD-Fahrzeugen spezialisiert und in so einer wurde unser Auto während
zwei Tagen auf Vordermann resp. -frau gebracht. Und weil wir uns entschlossen,
auf eine gängige Reifengrösse zu wechseln, war auch hier die
Auswahl gross und gute Reifen schnell gefunden. Leider mussten wir wegen
dem Grössenwechsel auch das Ersatzrad dazukaufen. Als Schwieriger
erwies sich die Aufgabe, in genau 7,5 cm grossen, roten Buchstaben "caution
left hand drive" ("Vorsichtig, linksgesteuert") hinten
auf's Auto zu kleben. Einen fertigen Kleber bekamen wir weder beim Strassenverkehrsamt
noch beim Automobilclub und auch rote Buchstaben in dieser Grösse
waren in ganz Melbourne nicht aufzutreiben. Also kauften wir schwarze
Buchstaben, spritzten sie rot und klebten sie hinten auf die Reserveradabdeckung.
Mal schauen, wie lange das hält.
Natürlich mussten wir auch unsere ganzen Grundnahrungsmittel und
Vorräte wieder auffüllen, dabei aber vorderhand auf Früchte
verzichten. Kurz nach Melbourne werden wir nämlich die Grenze zu
Südaustralien überqueren und wie das hier so ist, darf man Früchte
nicht von einem Staat in den anderen einführen. Man versucht auf
diese Art, die Ausbreitung von Krankheiten wie z.B. der Fruchtfliege zu
verhindern.
Zu guter Letzt hatten wir uns noch um ein High Frequency Radio zu kümmern.
Da wir planen, viel in abgelegenen Gebieten unterwegs zu sein, ist es
schon beruhigend, wenn man im Notfall medizinische oder andere Hilfe anfordern
kann. Für einige Strecken im Outback wird so ein Funkgerät auch
dringend empfohlen. Wir fanden schliesslich ein gebrauchtes Gerät
zu günstigen Mietbedingungen, mussten noch eine Antennenhalterung
basteln und - das Schwierigste - für das Ganze ein Plätzchen
im übervollen Auto finden. Aber jetzt sind wir soweit. Alles ist
verpackt und festgezurrt, der extra für uns gebackene Fleischkuchen
fand auch noch eine Ecke in der Kühlbox und morgen geht es los. Endlich
wieder auf der Strasse!
Mittwoch, 17. Juli 2002
Wir wussten schon gar nicht mehr, wo wir all die Leckereien verstauen
sollten, die wir zum Abschied von unseren Verwandten noch mit auf den
Weg bekamen: Käse, Lachs, Muffins und eine Flasche von Oskar's selbstgemachtem
Wein musste natürlich auch noch mit. Und als ob sie wüsste was
ihr bevorsteht, weigerte sich Rosinante zuerst, anzuspringen.
Der kürzeste Weg von Melbourne nach Adelaide ist der 750 km lange
Western Highway, welcher durch das Landesinnere an den ehemaligen Goldfeldern
von Ballarat und an den Nationalparks The Grampians und Little Desert
vorbeiführt. Doch wir wollen so schnell wie möglich in wärmere
Gefilde kommen und kennen diese Gegend auch schon von einer unserer früheren
Australien-Reisen.
Hier ist Weidegebiet, die Schafe tragen noch ihre dicke Winterwolle, die
Wolken hängen tief, ab und zu regnet es und wir benutzen zum ersten
Mal seit über einem Jahr die Heizung im Auto. Trotzdem sind wir in
Hochstimmung und saugen die vertrauten Bilder in uns auf: schmucke Städtchen
mit Veranden vor den Holzhäusern, Windräder an den Wasserstellen,
Papageien am Strassenrand, "Achtung Känguru"-Schilder und
natürlich die charaktervollen, urtümlichen Eukalypten, welche
unverwechselbar signalisieren: wir sind in Australien!
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Langsam verziehen sich die dicken Wolken
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Im kleinen Städtchen Bordertown, kurz nach der Grenze von Victoria
nach South Australia suchen wir uns ein Motel. Es ist etwa 10°, es
nieselt immer noch ab und zu - definitiv kein Campingwetter. In Vergleich
zu Asien sind die Preise für die einfachen Zimmer unglaublich hoch,
aber es hat immerhin eine Heizdecke im Bett (Klimaanlage ist noch kein
Kriterium...).
Im Gegensatz zu Melbourne wird hier auf dem Land wieder "richtig"
australisch gesprochen: jedes Wort wird mindestens um die Hälfte
der Buchstaben gekürzt und nahtlos an das nächste gehängt.
Tara hatte am Empfang jedenfalls wieder einmal den Eindruck, eine fremde
Sprache zu hören - sicherlich kein englisch.
Donnerstag, 18. Juli 2002
Nach einer kalten Nacht in einem Bett, so weich und wabbelig wie ein Pudding
und nach einem längeren, unverständlichen Vortrag am Empfang
über die Vorzüge dieser Gegend bei Sonnenschein (jedenfalls
vermuteten wir, dass dies das Thema war), nahmen wir die letzten 300 Kilometer
bis Adelaide unter die Räder. Die Luft ist frischgewaschen, wenn
man ausatmet bilden sich kleine Dampfwolken vor dem Mund, die Schafe drängen
sich dicht zusammen, die Wellensittiche versuchen sich in Kamikaze-Flügen
quer über die Strasse und knapp vor unserer Stossstange durch - es
ist wunderbar!
Nicht ganz so wunderbar war dann allerdings der Plattfuss, den wir kurz
nach Bordertown hatten. Vor allem das Reifenwechseln am Strassenrand,
mit all den haarscharf an uns vorbeidonnernden Roadtrains war eine rechte
Zitterpartie. Die nächste Reifenwerkstatt war dann glücklicherweise
nur etwa 10 km entfernt. Es fährt sich halt schon ruhiger, wenn man
ein intaktes Ersatzrad hat.
Einen kleinen Umweg machten wir nach Hahndorf, wo sich vor fast 200 Jahren
deutsche Siedler niedergelassen haben und wo das deutsche Brauchtum auch
heute noch gepflegt wird. Das sauber herausgeputzte Städtchen mit
den vielen historischen Gebäuden ist ein beliebter Ausflugsort und
das Schlendern an den Strassencafés und kleinen Läden entlang
eine wahre Freude. Die Sonne zeigte sich auch endlich wieder und wir konnten
es uns nicht verkneifen, das Sauerkraut und andere deutsche Köstlichkeiten
zu geniessen. Dazu ein Glas feiner Chardonnay vom benachbarten Barossa
Valley - was will man mehr? Nachdem wir "Bei Otto" noch ein
Sauerteig-Brot gekauft hatten und endlich auch wieder einmal ein Internetcafé
gefunden hatten, gab es für uns eigentlich keinen Grund mehr, nach
Adelaide hineinzufahren. Also setzten wir unsere Reise Richtung Norden
fort, mit Port Augusta als nächstem Ziel. Von hier aus wandeln respektive
fahren wir auf unseren alten Spuren, denn den Stuart Highway von Adelaide
nach Alice Springs befuhren wir zusammen mit Brige und Urs bereits auf
unserer ersten Australien-Reise vor 12 Jahren.
Kurz nach Adelaide steht auf einem Richtungsschild: "Port Augusta,
Flinders Ranges, Outback". Aber klar doch, Outback, wir kommen, ...
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... wir sind schon unterwegs!
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Freitag, 19. Juli 2002
Campen ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung vieler - vor allem
pensionierter - Australier. So findet man Stellplätze an jedem Ort,
selbst im 600-Seelen-Dörfchen Port Wakefield, in welchem wir die
letzte Nacht verbrachten. Und die Standards sind in der Regel sehr hoch.
Saubere Duschen mit heissem Wasser, Waschmaschine, Kochgelegenheiten -
alles vorhanden.
Das über 3000 Kilometer lange Asphaltband des Stuart Highway führt
quer durch den australischen Kontinent, von Port Augusta im Süden
bis Darwin im tropischen Norden. Viele Leute, vor allem Einheimische,
empfinden die unendlichen Steppen und Wüsten links und rechts der
Strasse als langweilig. Was für Ignoranten. Wir hüpfen auf jeden
Fall vor Freude fast auf unseren Sitzen, als sich die vertraute Schönheit
des australischen Outback vor uns ausbreitet. Eine manchmal tödliche
Schönheit und es braucht nicht viel Phantasie, um sich die Entdecker
und Siedler vorzustellen, welche dieses Land erobern wollten und dafür
oft mit dem Leben bezahlten. Im Sommer steigen hier die Temperaturen nicht
selten auf 50°C an und die im Sonnenlicht glitzernden Flächen
sind lediglich ausgetrocknete Salzseen.
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Picknickplatz am Stuart Highway
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Australien ist wohl das einzige Land, in welchem sich die Fahrer zweier
entgegenkommender Autos auf der Strasse grüssen. Diese alte Tradition
wird im Outback auch heute noch aufrechterhalten, obwohl insbesondere
der Stuart Highway eine relativ stark befahrene Strecke ist. Für
unseren Geschmack hat es auf jeden Fall zu viel Verkehr und so ändern
wir kurzerhand unsere Pläne und biegen in Woomera ab, Richtung Oodnadatta
Track. Wir haben ja genügend Zeit und uns deshalb entschlossen, Alice
Springs sozusagen auf Nebenstrassen zu erreichen. Via Roxby Downs (einem
der grössten australischen Lager an Kupfer, Uran, Gold und Silber)
erreichen wir gegen Abend Andamooka. Die Hälfte der etwa 600 Einwohner
arbeitet in den Tagbauwerken von Roxby Downs, die andere Hälfte schürft
hier nach Opalen. Entsprechend sieht die Gegend auch aus, wie wenn riesige
Maulwürfe am Werk waren. Man wohnt in Baracken, verrosteten Wohnwagen
oder auch unter der Erde in ehemaligen Stollen. So ähnlich wie das
berühmte Cooper Pedy weiter westlich, nur kleiner, schäbiger,
unordentlicher.
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Andamooka
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Auto- und Maschinenwracks säumen die Hauptstrasse, der Souvenierladen
ist in einem ausrangierten Bus untergebracht und im Opal Pub, wo wir den
Abend verbrachten, drängen sich die ausgeflipptesten Gestalten an
der Bar. Es ist Freitag Abend und Hochbetrieb. Das Bier fliesst in Strömen,
die Billardtische sind umringt, aus der Küche werden riesige Portionen
Fisch und Chips gebracht, einer spielt mit seinem Hund Stöckchenwerfen
quer durch den Raum, in einer Ecke wird ab und zu an einem Glücksrad
gedreht und zu gewinnen gibt es - natürlich - Bier im Sixpack, die
Jukebox übertönt den Fernseher und die Luft ist vom Kaminfeuer
und vom Zigarettenrauch zum Schneiden dick. Die Männer tragen lange
Bärte und lange Haare und Schaffellwesten, die fast allesamt unförmig
dicken Frauen zeigen sich in figurbetonenden Leggins. Wir werden misstrauisch
beäugt, bis sich einer ein Herz fasst und fragt, woher wir kommen.
Er selbst sei aus der Tschechei, der Dicke dort am Tresen aus Österreich
und der Greis dort drüben aus Bella Italia. Aber alle sind schon
mindestens seit dreissig Jahren hier.
Samstag, 20. Juli 2002
Gegen Mittag erreichen wir den Oodnadatta Track und im Gegensatz zum letzten
Mal, als wir auf dieser Strecke unterwegs waren, scheint heute die Sonne
von einem wolkenlosen Himmel. Tagsüber wird es jetzt angenehm warm,
nur Nachts sinken die Temperaturen noch auf den Gefrierpunkt. Gepicknickt
haben wir 12 Meter unter dem Meeresspiegel, am Rand des südlichen
Lake Eyre, einem ausgetrockneten Salzsee. Alle paar Jahrzehnte füllt
sich dieser scheinbar mit Wasser und erwacht urplötzlich zum Leben.
Wasservögel, Frösche und selbst Fische soll es in diesen Jahren
haben. Etwas weiter nördlich durchqueren wir die letzten Pfützen,
die ein Regenguss hier hinterlassen hat und in diesen tummeln sich tatsächlich
Enten und Blesshühner. Es ist uns rätselhaft, wo diese in dieser
ansonsten trockenen Gegend herkommen.
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Artesische Quellen in der Wüste: Mound
Springs
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In der Nähe einiger artesischer Quellen schlagen wir unser Lager
an einem traumhaften Campingplatz auf. Unter den einzigen Bäumen
weit und breit finden wir Schatten und eine Feuerstelle, in den Ästen
schimpfen die Kakadus und in einer der Quellen in der Nähe kann man
sogar baden.
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In dieser artesischen Quelle bei Coward Springs
kann man baden (das Wasser ist etwa 25° warm)
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Zum Abendessen rösten wir ein paar Brotscheiben auf dem Feuer, dazu
gab es geräucherten Lachs und einen feinen Tropfen Wein. Und dann
sassen wir noch lange unter dem Sternenhimmel, fütterten das Feuer
mit den uralten Bahnschwellen der ehemaligen Eisenbahnlinie, die hier
vorbeiführte und schauten dem Mond zu, wie er aufging.
Sonntag, 21. Juli 2002
Es hat riesige Raben, schwarz-weisse Elstern, Buschtauben mit Häubchen,
Rosellas, Kakadus und viele andere Vögel. Aber alle sind überhaupt
nicht schüchtern und umzingeln uns in der Hoffnung aus etwas Fressbares.
Wir müssen sehr gut aufpassen, damit sie uns nicht das Essen aus
dem Teller wegschnappen. Auf jeden Fall ist es hier so schön, dass
wir gar nicht daran denken, heute schon weiterzufahren.
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Die grossen Krähen sind am gierigsten
(und am frechsten)
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Gestern sprachen wir mit zwei Männern, die ebenfalls mit ihrem Landcruiser
hier übernachteten. Zwei alte Outback-Hasen mit sämtlichem Schnickschnack
am und im Auto. CB-Funk, HF-Radio, Satelliten-Telefon, drei Ersatzräder,
Warmwasseraufbereitung und so weiter und so fort. Einer der beiden hat
wohl schon jeden Track in Australien befahren und so diskutierten wir
mit ihm über unsere Pläne. Wir wollen ja mit Ena und Christoph,
die wir am 11. August in Alice Springs treffen, den Gunbarrel Highway
machen (als Alternative zur berühmt-berüchtigten Canning Stock
Route, an die wir uns dann doch nicht wagen). Aber der Typ von gestern
meinte, die Canning Stock Route sei ein "piece of cake" ("Nasenwasser"
auf gut schweizerdeutsch) im Gegensatz zum Gunbarrel. Dieser sei der härteste
und anspruchsvollste Track in ganz Australien. Wir zwei haben uns angeschaut
und leer geschluckt. Mal schauen, was da auf uns zukommt.
Montag, 22. Juli 2002
Via William Creek und Allandale Homestead fuhren wir heute bis nach Oodnadatta.
William Creek ist ein winziges Nest mitten im Outback (der nächste
Ort ist etwa 200 Kilometer entfernt), bestehend aus einer Tankstelle,
einem Pub und einem Hotel. Ein Stopp lohnt sich auf jeden Fall, denn das
William Creek Hotel ist eine richtige Kuriosität. Jeder freie Platz
an Wänden und Decke ist zugepflastert mit Visitenkarten, Fähnchen,
T-Shirts, ausgelatschten Schuhen und sogar Unterhöschen und Büstenhalter
hängen seit Urzeiten dort. Die vorbeikommenden Reisenden verewigen
sich gerne hier und wenn wir vor sieben Jahren eine Visitenkarte dabeigehabt
hätten, würden wir sie sicher auch noch irgendwo finden. Leider
ist es noch zu früh für ein Bier, und so trinken wir halt -
nicht ganz stilecht - einen Kaffee an der Bar.
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An der Bar des William Creek Hotel
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Der Oodnadatta Track ist theoretisch auch mit einem normalen PW zu befahren.
Stellenweise hat es aber mühsame Corrugations (Wellblech) und ab
und zu wird es auch ganz schön steinig. Wir werden auf jeden Fall
ziemlich durchgeschüttelt und machen auch öfters Pause, weil
dieses Fahren doch anstrengt. Für solche Pausen bieten sich die Bahnstationen
der ehemaligen Eisenbahnlinie an. Die Wassertanks sind verrostet und die
Bahnhöfe nur noch Ruinen - viel Nahrung für die Fantasie.
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Alte Bahnlinie am Oodnadatta Track
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Eine Zeitlang führt der Track über das Gebiet der Anna Creek
Station. Die grösste Rinderfarm der Welt, mit einer Fläche,
in der die Schweiz mehr als einmal reinpasst. Wir steuern aber eine andere
Station an, welche wir noch von früher her kennen - Allandale. Leider
vermieten diese keine Zimmer mehr an Reisende (dabei haben wir uns doch
so auf ein gutes Abendessen gefreut) und so fuhren wir weiter bis zum
Campground von Oodnadatta.
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Das Pink Roadhouse in Oodnadatta
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Dienstag, 23. Juli 2002
Dank sternenklarer Nacht wurde es heute Morgen eiskalt in unserem Auto.
Aber das ist glücklicherweise kein Problem für uns. Arm aus
dem Bett strecken, Dieselkocher anmachen, Arm wieder unter die Bettdecke
nehmen und eine halbe Stunde warten, bis das Auto aufgewärmt ist.
Gäbig!
Ein viel grösseres Problem haben wir mit dem Bulldust, dem puderfeinen
Sand, welcher durch die kleinsten Ritzen eindringt und bis in die hinterste
Ecke jeder Truhe alles überzieht. Wo man auch hinfasst, man wird
staubig und so sind auch unsere Kleider in einem dezenten Orange-Ton eingefärbt.
Und jeden Tag, wenn wir unser Camp aufschlagen, wischen wir zuerst mal
eine halbe Schaufel voll Sand aus dem Auto und waschen die Möbel
- wenigstens oberflächlich - feucht ab. Aber wir sind machtlos, der
Sand dringt bis in den Zahnbürstenbehälter (welcher im Toilettentäschchen
welches wiederum in einer Schublade ist) vor.
Dafür entschädigt uns die heutige Strecke mit atemberaubender
Schönheit. Von Oodnadatta fuhren wir nach Westen, auf einem kleinen
Track quer durch die sogenannte Painted Desert. Aus der flachen Landschaft
erheben sich Felsen in den schönsten Pastellfarben und immer wieder
durchqueren wir baumbestandene, ausgetrocknete Flussbetten. Wir überholen
Emus und Kängurus und finden die Kulisse filmreif (tatsächlich
wurde hier auch ein Teil des Filmes "Priscilla, Queen of the Desert"
gedreht).
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In der Painted Desert
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Bei der Copper Hills Homestead schlagen wir unser Lager auf, direkt an
einem kleinen Billabong (Wasserloch) unter schattigen Bäumen. Es
wimmelt von Kängurus, die hierher zum trinken kommen und einem grossen
Reiher konnten wir beim - erfolgreichen - Fischfang zusehen. Geradezu
idyllisch. Da wir im Roadhouse von Oodnadatta einkaufen konnten, gab es
zum Abendessen ein typisches Outback-BBQ: ein Riesen-Steak, Bratkartoffeln
und Röstzwiebeln.
Mittwoch, 24. Juli 2002
Gestern Abend beobachteten wir noch lange die Kängurus am Wasserloch,
wobei sich diese durch den Lichtstrahl unserer Taschenlampe überhaupt
nicht stören liessen. Die Fledermäuse flatterten dicht über
unseren Köpfen vorbei und die Nacht rings um uns war erfüllt
von den verschiedensten Geräuschen.
Die Cooper Hills Homestead samt Billabong steht übrigens zum Verkauf.
Da aber nur sehr wenig Land dazugehört - zu wenig zur Viehzucht -
ist es uns schleierhaft, wovon man hier leben kann. Sicher nicht vom Campground,
wir waren nämlich die einzigen Gäste.
Die nächste Stadt - Alice Springs - ist etwa 550 km entfernt und
unser heutiges Ziel. Zwar haben wir wieder Asphalt unter den Rädern,
aber Müdigkeit und die drohende Dunkelheit machen uns einen Strich
durch die Rechnung (und natürlich unser spätes Aufstehen am
Morgen). Es wird immer noch bereits um 18 Uhr dunkel und kurz vor der
Dämmerung, so ab 17 Uhr kommen die Kängurus auf die Strasse
und da sollte man nicht mehr fahren. Wir haben keine Lust, die eh schon
hohe Zahl der Känguruleichen am Strassenrand zu erhöhen. Und
so sind wir jetzt auf dem Campground von Erlunda, an der Gabelung von
Stuart Highway und Lassiter Highway und noch gut 200 km vor Alice Springs.
Nicht weit entfernt brennt ein grosses Buschfeuer und färbt den
nächtlichen Horizont rot, aber der Wind treibt es glücklicherweise
von uns weg.
Donnerstag, 25. Juli 2002
Auf dem Stuart Highway kommen uns zwei Radfahrer entgegen und wir denken
an Freunde von uns, die diese Strecke (bis Darwin) in den letzten Wochen
bewältigt haben. Hut ab! Es gibt zwar etwa alle 100 km wenigstens
die Möglichkeit, den Wasservorrat aufzufüllen oder etwas zu
essen, aber ansonsten nur die endlos scheinende, Tausende von Kilometern
lange Strasse mitten durch die Wüste. Und auch in dieser Jahreszeit
brennt die Sonne unbarmherzig von einem meist wolkenlosen Himmel.
Gegen Mittag erreichen wir Alice Springs, mit etwa 30'000 Einwohnern
und ungefähr in der Mitte des Kontinentes gelegen. Hier werden wir
einige Tage verbringen, denn es gibt doch noch das Eine oder Andere am
Auto zu tun. Vor allem wollen wir wenn möglich die Dichtungen an
den hinteren Türen ersetzen, als Massnahme gegen den Staub.
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