19.04.2002 Chiang Mai, "die Rose des Nordens"
Sonntag, 14. April 2002
Wir haben eigentlich die Nase voll von unfreiwilligen Duschen mit dreckigem
Flusswasser (saubere Kleider haben wir auch nicht mehr) und da heute der
Höhepunkt sei und man - laut offizieller Songkran-Broschüre
- noch viel nasser werden soll als gestern (wie ist das nur möglich?),
blieben wir den ganzen Tag im Hotelzimmer, lasen und schrieben und liessen
uns das Abendessen auf's Zimmer kommen. Tut auch gut, so ein "fauler"
Tag.
Montag, 15. April 2002
Um dem letzten nassen Tag zu entgehen (Songkran dauert offiziell bis am
15.4.), wollten wir heute etwas in die Umgebung von Chiang Mai fahren
und unterwegs den einen oder anderen Tempel anschauen. Chiang Mai hat
deren über 300 und wir schafften immerhin zwei Stück davon,
ohne nass zu werden.
|
|
Irgendwo im Hinterhof einer der vielen Tempel
|
Auf den Strassen ist immer noch der Teufel los, uns schien es sogar noch
schlimmer als die letzten Tage. Aber ins Hotel wollten wir auch nicht
zurück und so fuhren wir (natürlich immer mit geschlossenen
Scheiben) nach Bor Sang. Das Dorf ist berühmt für die Herstellung
von Schirmen aus Papier und Bambus und es wäre sicher interessant
gewesen, den HandwerkerInnen bei der Arbeit zuzusehen. Leider, leider
hatten diese heute scheinbar Feiertag. Der Bazar und die Läden waren
jedoch offen und so riskierten wir einen kleinen Bummel durch das Dorf.
Der "gemütliche Bummel" sah dann so aus, dass wir gebückt
hinter den Autos warteten, bis die diversen Wasserwerfer mal nicht in
unsere Richtung schauten und auch kein bewaffneter Pickup sich näherte,
um dann blitzschnell über die Strasse ins nächste Geschäft
zu huschen. Und so weiter.
Mit ein paar wenigen Ausnahmen besteht das Angebot hauptsächlich
aus dem üblichen Touristenramsch. Die Baumwollkleider sind qualitativ
miserabel, entsprechend billig und verleiten nicht einmal Tara zum Schoppen.
Und die Fächer und Schirme sind zwar schön bunt, aber nicht
unser Geschmack. Aber es hat auch einige Ausnahmen, originelle Lampen
aus Baumwoll- und Seidenfäden oder wunderschöne Holzvasen zum
Beispiel, für die wir aber leider keinen Platz im Gepäck haben.
Im nächsten Dorf, San Kamphaeng, wo Baumwoll- und Seidenstoffe hergestellt
werde, waren leider alle Läden geschlossen und so fuhren wir wieder
zurück. Kurz vor Chiang Mai fanden wir dann doch noch eine offene
Seidenweberei, wo wir den Frauen bei der Arbeit und den Seidenraupen beim
Fressen zuschauen konnten. Der angeschlossene Laden ("Jolie Femme")
ist sehr renommiert, sehr verführerisch und sehr teuer (Qualität
hat auch in Thailand ihren Preis).
Die gelben Nudeln mit Hühnchen an Kokos-Curry im Restaurant daneben
waren mindestens fünf Kochmützen wert und vielleicht werden
wir hier doch noch einen Kochkurs besuchen.
Mit einigen geringfügigen Wasserspritzern haben wir somit den letzten
Tag von Songkran überstanden und wir hoffen sehr, dass morgen wieder
der Alltag einkehrt in Thailand!
Dienstag, 16. April 2002
In der Zeitung steht heute die schreckliche Bilanz der vergangenen Tage:
fast 600 Tote und etwa 38'000 Verletzte, die Meisten zwischen 15 und 25
Jahren alt, die Meisten Motorradfahrer, die Meisten mit Alkohol im Blut.
Wir wundern uns lediglich, dass die Zahlen nicht noch viel höher
sind bei den Szenen, die wir die letzten Tage auf den Strassen gesehen
haben. Einige Liter Wasser im Visier oder auf der Windschutzscheibe fördern
die Verkehrssicherheit nicht gerade, vor allem da der Schreckmoment einen
instinktiv ausweichen lässt. Wir sahen einige Zusammenstösse,
auch umgekippte Lastwagen, zum Glück immer nur mit Blechschaden.
Wir sind auf jeden Fall heilfroh, ist Songkran vorbei!
Heute morgen sind wir in ein anderes Hotel gezogen, welches näher
an der von uns benötigten Infrastruktur wie Läden, Internetcafés,
Wäschereien und Kochschule gelegen ist (jawoll, wir haben uns heute
auch für einen Kochkurs angemeldet).
Mittwoch, 17. April 2002
Zum Abnehmen ist so ein Kochkurs vielleicht nicht gerade ideal, aber eine
Menge Spass macht es auf jeden Fall. Vor allem wenn das Ganze so gut geführt
ist und die Lehrerinnen so witzig sind wie in diesem Fall. Da wahrscheinlich
die meisten Touristen in Chiang Mai einen Tag lang so eine Kochschule
besuchen (was wir auch durchaus empfehlen können), wollen wir hier
nicht auf die Details eingehen.
Natürlich mussten wir auch essen, was wir selbst gekocht hatten und
das war (nacheinander) "Penang Curry mit Schweinefleisch", Chiang
Mai Curry mit Huhn", "Gebratener Fisch mit Chilli und Basilikum",
"Süss-saures Gemüse", "Scharfer Glasnudelsalat"
und "Schwarzer Klebereispudding". Zuerst sassen wir allerdings
zwei Stunden auf dem Boden mit dem Mörser zwischen den Knien und
bereiteten selbst ein Curry-Paste zu.
|
|
Dieser Kochkurs macht wirklich Spass
|
Geschmeckt hat alles ausgezeichnet, was wohl eher der thailändischen
Küche im Allgemeinen als unseren Kochkünsten im Speziellen zuzuschreiben
ist. Auf jeden Fall können sich unsere Lieben zu Hause auf einiges
gefasst machen, da wir noch viel, viel üben müssen.
Morgen gibt es einen Tag Pause und übermorgen folgt der zweite Streich.
Donnerstag, 18. April 2002
Abends treiben wir uns jeweils auf dem riesigen "Night Bazar"
- dem "Nachtmarkt" - von Chiang Mai herum. Das sind einige grosse,
mehrstöckigen Markthallen und unzähligen Strassenständen,
welche sich in einem Gebiet östlich der Stadtmauern konzentrieren.
Das Angebot besteht hauptsächlich aus Textilien (Baumwoll- und Seidenkleidern,
Tüchern, Decken usw.), Kunsthandwerk wie Silberschmuck, Artikel aus
handgeschöpftem Papier und Holzschnitzereien, Antiquitäten (welche
aber nur alt aussehen) und den üblichen Kopien bekannter Luxusgüter
wie Rolex-Uhren und Gucci-Taschen. Auf den ersten Blick wirkt das Angebot
so verlockend, dass man alles zusammenkaufen möchte, auf den zweiten
Blick entdeckt man die genau gleichen Sachen am nächsten Stand zum
halben Preis und auf den dritten Blick bemerkt man die zumeist schlechte
Qualität dieser auf Touristen abzielenden Massenware. Trotzdem ist
der Nachtmarkt einen (oder auch mehrere) Besuche wert. Hier trifft sich
Abends die halbe Stadt oder zumindest fast alle Touristen. Frauen einzelner
Bergstämme sind in der ganzen Pracht ihrer traditionellen Trachten
unterwegs und verkaufen Silberkettchen und Muschelgürtel und bestickte
Umhängetaschen und es hat auch einige Strassencafés, in welchen
man gemütlich dem bunten Treiben zuschauen kann.
|
|
Im Nachtmarkt: Frau vom Volk der Meo
|
Wir waren heute im Immigration Office um unsere Visa verlängern
zu lassen. Das war überhaupt kein Problem und innert einer halben
Stunde hatten wir die neuen Stempel im Pass, gemäss denen wir nun
bis am 5. Juni im Land bleiben dürfen.
Dann besichtigten wir einen Laden mit Handwerksprodukten verschiedener
Bergstämme und schlussendlich noch einen weiteren Tempel. Die meisten
der Tempel sind ruhige, grüne Oasen inmitten der Stadt, in denen
man sich wunderbar vom Verkehr und der Hektik erholen kann. Buddhistische
Tempel sind auch keine so bedrückend-ernsten Stätte wie zum
Beispiel viele Katholische Kirchen. Im Hof hat es immer irgendwelche Getränkestände
und im Tempel selbst findet man von Bänken bis zu ganzen Polstergruppen
allerlei um sich auszuruhen. Die Menschen binden Blumensträusse auf
dem Boden oder bereiten Mahlzeiten für die Mönche zu, es wird
gelacht, die Kinder springen herum und die Katzen suchen sich auch schon
mal Buddhas Schoss für das Nickerchen aus.
|
|
Im Inneren des Wat Suan Dork
|
Wenn wir in der Stadt unterwegs sind, lassen wir unser Auto immer beim
Hotel stehen. In den meisten Städten Thailands gibt es eine geniale
Einrichtung - die Songthaews. Das sind umgebaute Pickups mit Sitzreihen
auf den beiden Seiten der Ladefläche. Üblicherweise sind es
Sammeltaxis, in welchen die bereits anwesenden Passagiere die Richtung
bestimmt haben und bevor man einsteigt muss man sich halt erkundigen,
ob das eigene Ziel der allgemeinen Richtung entspricht. Aber meistens,
vor allem wenn sie leer sind, fahren sie einen auch genau dorthin, wohin
man will. Fahrten innerhalb der Stadt kosten 10 Baht pro Person (etwa
40 Rappen). Natürlich gibt es auch unter den Songthaew-Fahrern schwarze
Schafe, die "weisse Preise" verlangen, aber dann winkt man halt
einfach das Nächste heran. Es sind so viele unterwegs, dass man nie
lange warten muss.
Freitag, 19. April 2002
Auch der zweite Tag des Kochkurses war kurzweilig, vergnüglich und
lehrreich. Zuerst ging es auf den Markt, wo wir die Zutaten für die
heutigen Gerichte einkaufen durften. Vorgängig wurden uns natürlich
die verschiedenen Gemüse und Kräuter erklärt; wir lernten
woran man erkennt, ob die Shrimps frisch sind, welche Paprikaschoten die
Schärfsten sind und die wievielte Pressung der Kokosnussmilch für
was verwendet werden kann.
|
|
Der frische Schlangenkopffisch wird fachmännisch
filetiert (und landete dann in unserem Kochtopf)
|
Gekocht haben wir heute "Schweinefleisch in gelbem Curry",
"Gedämpfter Fisch in Bananenblättern", "Huhn
mit Cashewnüssen", "Breite Reisnudeln an süsser Sojasauce",
"Scharfer Crevetten-Salat" und Bananen in Kokosnussmilch".
Alles köstlich und sehr scharf (und wie schon mal erwähnt, absolut
Nichts für Vegetarier). Wir haben auch herausgefunden, dass Salz
in der thailändischen Küche sehr wohl verwendet wird, aber ausschliesslich
beim Nachtisch und niemals bei den anderen Speisen. Eine Prise Salz im
Dessert - so die Begründung - helfe, die Süsse zu mildern damit
man mehr davon essen könne und nicht schon nach zwei Bissen satt
sei.
|
|
So ein Wok ist schon was Tolles
|
Satt war nur der Vorname unseres Zustandes am Ende des Kurses und unserer
Linie zuliebe werden wir es wohl bei diesen zwei Tagen belassen. Zurück
im Hotel fielen wir wie tote Fliegen auf die Betten, es wird täglich
heisser und hätten wir das Auto nicht dabei, wir würden wohl
ins nächste Flugzeug steigen und irgendwohin fliegen, wo es kühler
ist. Schnee und Eis wären zur Abwechslung auch nicht schlecht....
Vorheriger
Bericht Nächster
Bericht
|