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06.04.2002  Erste Annäherung an Bangkok

Donnerstag, 4. April 2002

Die Hitze ist sogar den Zeitungen einige Meldungen wert. Von einer "aussergewöhnlichen Hitzewelle" wird da geschrieben und man erwarte einen Sommer (also die nächsten zwei Monate), heisser und länger als üblich. Wir versuchen täglich, eine positive oder wenigstens lockere Einstellung dazu zu finden. Aber wir schaffen es nicht wirklich. In Bangkok ist es heute 39°C und zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit fast nicht auszuhalten. Und wenn man dann noch mit unserem schwarzen Auto mittags im Stau steht - scheinbar der Normalzustand in Bangkok - fragt man sich schon ab und zu, was man hier eigentlich verloren hat.

Strassenkatzen in Bangkok  

Strassenkatzen in Bangkok (machen Siesta, wie wir es eigentlich tun sollten)

Nun, wir suchten erstmal einen schattigen Parkplatz mit dazugehörigem Hotel und das ist in einer 12-Millionen-Stadt, die zu den chaotischsten überhaupt gehört, gar nicht so einfach. Der irrsinnige Verkehr könnte einen Glauben machen, dass jede und jeder Einzelne hier ein eigenes Auto hat. Auf jeden Fall waren Bombay und Madras verkehrsmässig dagegen das reinste Honigschlecken. Verstopfte, achtspurige Einbahnstrassen im Parterre, das Gleiche nochmal im 1.Stock und natürlich führen alle Strassen in genau die Richtung, in die wir nicht wollen. Dazu kommt eine höchst rätselhafte und meistens unbrauchbare Beschilderung. Um 11 Uhr erreichten wir Bangkok und um 16 Uhr hatten wir endlich einen Parkplatz (und ein Zimmer) gefunden.

Strassenverkäuferin in Bangkok  

Strassenverkäuferin in Bangkok

Wir bleiben dieses Mal nur zwei Tage hier um einige Sachen zu erledigen (z.B. neue Reifen zu kaufen), bevor wir in den Norden fahren. Das Sightseeing-Programm sparen wir uns für nächsten Monat auf, wenn wir Besuch haben.

Freitag, 5. April 2002

Dieser Tag gehört doppelt durchgestrichen! Wir fuhren von morgens bis abends in der Stadt herum auf der Suche nach Reifen. Das heisst, meistens standen wir - nämlich im Stau. Am späteren Nachmittag hatten wir fast fünf Motorradfahrer überfahren, einem Auto die Stossstange eingedrückt (das regelten wir mit 1000 Baht auf die Hand), die Belastungsfähigkeit unserer Ehe getestet, eine halbe Staublunge bekommen und schlussendlich eingesehen, dass es in Thailand keine optimalen Reifen für uns gibt. Entweder stimmt die Grösse nicht oder das Profil respektive die Fahreigenschaften passen nicht. Da aber vor allem die hinteren Reifen ziemlich heruntergefahren sind, mussten wir eine Lösung finden. Wir entschieden uns dann dafür, hinten billige Siam-Reifen aufzuziehen und vorne mit den Alten weiterzufahren. Wir werden in Australien versuchen, gute Reifen aufzutreiben und bis dahin werden wir wohl so über die Runden kommen.
Das Reifenwechseln war natürlich auch ein Kapitel für sich. Wer iranische Kenntnisse, indischen Einfallsreichtum oder schweizerische Genauigkeit erwartet, liegt hier völlig daneben. Erst wurden die Reifen eine Stunde zu spät geliefert, dann waren es die Falschen, dann wurde beim Abmontieren der Alten ein Stift verbogen, weil man die falschen Schraubschlüssel nahm, dann murkste man den Schlauch ohne Talg oder Ähnliches in den Reifen und schlussendlich wollte man wohl testen, wie viel Luft man reinpumpen kann bis der Schlauch platzt. Das waren heikle Situationen, denn wenn der Kunde reklamiert oder man die Arbeit nicht richtig gemacht hat, verliert man das Gesicht und ist somit noch weniger motiviert, gute Arbeit zu leisten.
Bis wir wieder im Hotel waren, war es dunkel und wir zwei völlig groggy. Mit dem eigenen Auto nach Bangkok zu fahren (vor allem, wenn man die Stadt nicht kennt) ist etwas vom Dämlichsten, was man machen kann.

Samstag, 6. April 2002

Nachdem wir schon das christliche, das chinesische und das muslimische Neujahr erlebten, ist nächstes Wochenende das buddhistische Neujahr dran. Dieses soll in Thailand besonders wild gefeiert werden und die ansonsten schon astronomischen Unfallzahlen vervierfachen sich in diesen Tagen wegen Alkohol am Steuer. Zur Tradition gehört es auch, dass man die Leute mit Wasser bespritzt - das macht Spass und Thais sind für alles zu haben, was Spass macht. Scheinbar wird aber öfters übertrieben (vor allem im Norden und um Chiang Mai herum) und mit Kübeln und Pumpguns vom fahrenden Pickup aus Jagd auf die Leute gemacht und oft soll es nicht beim Wasser bleiben, denn mit Ketchup, Farbe und Eiern macht's doch noch viel mehr Spass. Beliebtestes Ziel seien die Farangs, die Ausländer und manch einer wurde scheinbar schon in der vermeintlich sicheren Hotellobby begossen (wie gesagt, das wissen wir nur vom Lesen und vom Hörensagen). Verständlicherweise freuen wir uns unter diesen Umständen nicht allzu sehr auf dieses Fest und werden versuchen, das zu tun, was den Ausländern auch angeraten wird: sich mindestens drei Tage lang irgendwo zu verstecken (am Besten im Hotelzimmer einschliessen und nicht einmal den Zimmerservice reinlassen). Mal schauen, ob wir irgendwo ein angenehmes Plätzchen für diese Zwangsferien finden.

Auch das Drachen steigen lassen gehört zum Sommer  

Auch das Drachen steigen lassen gehört zum Sommer

Heute liessen wir das Auto stehen und testeten die öffentlichen Verkehrsmittel Bangkoks. Es gibt Motorradtaxis (da uns unser Leben lieb ist, haben wir die nicht ausprobiert), normale Taxis (ab und zu mit einem komischen Typ am Steuer, der plötzlich nicht mehr weiss, wie man den Taximeter einschaltet), Busse (für die, die Lust auf Körperkontakt mit den Einheimischen haben), den Skytrain (mit toller Aussicht da im ersten Stock, sehr schnell, ziemlich teuer, führt leider nicht zu den touristisch interessanten Orten) und Expressboote (mit interessanten Ausblicken auf das Leben am Ufer, schnell, sehr billig und sicher eine der angenehmsten Arten, sich von A nach B zu bewegen - wobei sich A und B naturgemäss am Fluss befinden müssen). Und dann wird eifrig an einer U-Bahn gebaut, deren erstes Teilstück in diesem Jahr eröffnet werden soll.

Mit dem Wassertaxi unterwegs sieht man in manchen "Hinterhof"  

Mit dem Wassertaxi unterwegs sieht man in manchen "Hinterhof"

Wir fuhren mit dem Skytrain und mit dem Taxi zum GPO, schlenderten etwas im Quartier der Silom-Road herum und nahmen dann ein Wassertaxi Richtung Norden, in die Gegend der vielen Tempel und der Khao San Road. Diese ist immer noch der beliebteste Treffpunkt der Reisenden in Bangkok und ein überaus geschäftiges Viertel mit vielen Läden und Strassenmärkten. Hier geben sich sämtliche schrägen Vögel der Welt die Türklinken zu den Pubs in die Hand, Girlies lassen sich auf der Strasse Zöpfchen flechten, es hat billige Hotels (in so einem wurde gestern übrigens ein junger Engländer tot aufgefunden, wie wir heute in der Zeitung lasen), und alle paar Meter die üblichen Geldwechsler, Internetcafés und Reisebüros. Es riecht nach Gebratenem und Gesottenem und in den dunklen Gässchen nach Erbrochenem.

Süssigkeiten an einem Strassenstand  

Süssigkeiten an einem Strassenstand

Wir haben ja schon viele Traveller-Treffs gesehen, aber Bangkok schlägt in jeder Beziehung alles. Wir freuen uns auf jeden Fall darauf, in ungefähr einem Monat zurückzukommen und diese Stadt besser kennen zu lernen.

Übrigens haben wir in Bangkok kaum Sprachprobleme (ausser in allen Reifengeschäften!). Hier können, im Gegensatz zum übrigen Land, sehr viele Leute englisch und testen ihre Kenntnisse auch gerne an den Ausländern.

 

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