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12.02.2002  (Hinkender) Abschied von Indien

Montag, 4. Februar 2002

In Pondicherry tragen die Strassen so vertraut klingende Namen wie "Rue Dumas" und das Rathaus heisst "Hotel de Ville" (und muss wohl jeden Tag etliche Hotel-Suchende abwimmeln, die nicht französisch können). Der französische Flair ist aber nur in einem kleinen Viertel hinter der Strandpromenade zu spüren, dort wo einige schöne Kolonialbauten stehen - unter anderem das besagte Hotel de Ville - und dort wo ein kleiner, für indische Verhältnisse überaus gepflegter Park zum Verweilen einlädt. Uns interessieren heute aber vor allem die französischen Restaurants in diesem Viertel, welche stilgemäss "Le Club" oder "Rendezvous" heissen. Das Erstere hatte glücklicherweise Feiertag, denn die Preise entsprechen schon fast europäischem Niveau. Die Spaghetti und die Seezunge im "Rendezvous" waren zwar auch nicht billig, aber gut und wir machen hier in Pondicherry ja vor allem wegen der Möglichkeit Halt, wieder einmal etwas für unsere europäischen Geschmacksnerven zu tun.

Eine der Kirchen von Pondicherry  

Eine der Kirchen von Pondicherry

Dienstag, 5. Februar 2002

Natürlich fuhren wir auch zum Frühstück ins "französische Viertel", wo statt langweiligem Toast Baguettes serviert wurden. Da es in Pondicherry keine eigentlichen Sehenswürdigkeiten gibt, schlenderten wir planlos durch die Stadt, deren Strassen alle rechtwinklig angelegt sind und dadurch die Orientierung einfach machen. Je weiter nach Westen man kommt, umso "indischer" wird die Stadt und das Englische als "Lingua Franca" gewinnt wieder Überhand. Manchmal sieht man auch lustige Mischformen wie "Petit Canal Street".
Enttäuscht hat uns die "Strandpromenade", erwarteten wir hier doch einen Hauch Côte d'Azur. Aber auf den ganzen zwei Kilometern gibt es kein einziges Strassencafé - nur Tankstellen, Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser und einen einsamen Eisverkäufer.
Pondicherry ist wahrscheinlich nur für französische Reisegruppen interessant, die in dieser ehemaligen Kolonie den angeschlagenen Nationalstolz wieder etwas aufrichten können. Und für Leute wie wir, die nach vier Monaten Indien Lust auf Croissants haben.
Für Urlauber in Südindien gibt es noch einen weiteren Grund hierher zu kommen: Pondicherry ist ein kleines Einkaufsparadies mit vielen hübschen Boutiquen und dem tollen Kaufhaus "Hidesign", in welchem es unter anderem Kleider, Schmuck und modische Lederartikel zu unschlagbar günstigen Preisen gibt. Sogar Zoltan meinte mit einem Seitenblick auf die schöne Aktentasche aus Leder: "Schade ist Pondicherry nicht die letzte Station auf unserer Reise".

Was gibt es sonst noch über Pondicherry zu sagen? Die Polizisten sehen aus wie französische Flics (wenigstens von hinten, wenn man die dunklen Gesichter nicht sieht), der Alkohol ist billig (da wie in Goa keine Steuern darauf erhoben werden), es gibt unverhältnismässig viele Bettler und Obdachlose und es kann passieren, dass einen die indische Oma in fliessendem Französisch anspricht.
Am Berühmtesten ist Pondicherry aber wahrscheinlich wegen der internationalen Zukunftsstadt Auroville, etwa 10 km nördlich und wegen dem Ashram von Sri Aurobindo. Vollständigkeithalber haben wir auch noch im Ashram vorbeigeschaut und ausser den eifrig meditierenden, immer noch nach dem Sinn des Lebens suchenden Westlern nichts interessantes gesehen. Den Besuch Aurovilles sparen wir uns, soll doch das Experiment eines friedlichen Zusammenlebens unterschiedlichster Rassen und Religionen an menschlichen Unzulänglichkeiten wie Machtgier und Korruption so ziemlich gescheitert sein.

Mittwoch, 6. Februar 2002

Mamallapuram liegt etwa 60 km südlich von Chennai und hier machen wir unseren letzten Halt bevor wir zum Schluss unserer Indien-Reise kommen. In Mamallapuram soll es Tempel, Höhlen und, zum Weltkulturerbe erklärte Felsenreliefs geben. Ausserdem einen kilometerlangen Sandstrand. Vielleicht werden wir morgen kurz die Füsse nass machen, damit wir auch mal im Golf von Bengalen gebadet haben.
Wir haben beim "Hotel Tamil Nadu" einen Stellplatz für unser Auto gefunden und werden deshalb zum Abschluss nochmals campen. Tanja und Roger (die zwei Schweizer mit dem Landrover) sind auch da und wir freuen uns, sie wieder zu sehen.
Tara möchte zum Abendessen einen Sauerkraut-Spätzle-Eintopf machen (Danke Brige für die Zutaten!) und so mussten wir zuerst noch das halbe Dorf durchsuchen, um Sauerrahm oder so was ähnliches zu kaufen. Schlussendlich fanden wir in einem Restaurant Joghurt, das wird es wohl auch tun. Nicht, dass wir bei dieser Hitze so gerne das Auto mit dem Kocher noch zusätzlich aufheizen, aber wir dürfen keine Lebensmittel nach Australien einführen und müssen deshalb langsam anfangen, unsere Notvorräte aufzubrauchen.

Donnerstag, 7. Februar 2002

Der Strand hier ist leider wie üblich verschmutzt und lädt nicht mal zu einem Spaziergang ein. Und der Eintritt für die Besichtigung des kleinen, kunsthistorisch vielleicht interessanten aber für uns überhaupt nicht spektakulären Strand-Tempels kostet 5 Dollar, so dass wir die "Ich-war-hier-und-hab's-gesehen-Fotos" lieber durch den Zaun hindurch machten.
Das war gestern Abend, vor dem feinen Sauerkraut und bevor uns die aggressiven Moskitos ins schön aufgeheizte Auto trieben.

Nach einem gemeinsamen Frühstück besuchten wir zu viert die Felsentempel und -reliefs, wobei Letztere wirklich beeindruckend sind. Man ist gerade dabei, das Gelände mit Zäunen und Wegen zu versehen und bald wird man sicher auch hier für den Eintritt bezahlen müssen. Der Vorteil wäre dann allerdings, dass man innerhalb des Geländes vor den aufdringlichen Souvenierverkäufern und Bettlern verschont bliebe.

Das berühmte Felsenrelief von Mamallapuram  

Das berühmte Felsenrelief von Mamallapuram

Die enorme Hitze trieb uns bald wieder zu unseren Autos und in den Schatten zurück. Leider scheinen die Moskitos hier nicht zu wissen, dass sie nur Abends zu stechen haben und so war es kein wirklich gemütlicher Nachmittag. Dafür hatte Zoltan endlich jemanden, mit dem er ausgiebig über Autos fachsimpeln konnte...

Freitag, 8. Februar 2002

Wir sind in Chennai (oder Madras, wie es früher hiess) und nachdem wir ein Zimmer gefunden hatten, nahmen wir eine Rikscha zum Stadtteil Georgetown, in welchem die meisten der Schiffsagenturen zu finden sind. Zum Glück hatten wir in Reiseberichten im Internet schon Namen und Adressen von Agenturen gefunden und von Roger und Tanja bekamen wir auch noch Angaben, so dass wir genau wussten, wohin wir wollten. Wir holten zwei Offerten ein, verhandelten noch etwas über die Preise und wurden uns dann mit der Firma Interfreight einig. Sie waren zwar etwas teurer als die Konkurrenz, machten uns aber einen besseren Eindruck. Wir können das Auto bereits nächsten Montag abgeben (respektive zum Containerlager fahren) und morgen in einer Woche ist es - so Neptun und alle anderen Götter wollen - bereits in Malaysia. Das ging alles wesentlich schneller und einfacher als erwartet. Die andere Agentur (Binny) konnte uns übrigens nicht einmal das Ablegedatum des Schiffes sagen und meinte nur, dass unser Auto in etwa zwei Wochen im Zielhafen ankomme. Das war uns dann doch etwas zu vage, auch wenn sie ziemlich günstig waren. Das Verschiffen wird rund 900 Franken kosten, wobei dann noch die Auslösegebühren in Malaysia dazukommen (die Höhe kennen wir noch nicht, wird aber wohl auch Gegenstand zäher Verhandlungen sein) und natürlich brauchen wir auch noch zwei Flugtickets. Nachdem wir die Verschiffung also in die Wege geleitet hatten, fuhren wir in ein Shopping-Center in einem anderen Stadtteil, wo es auch Reisebüros hat. Hier erkundigten wir uns nach Flugdaten und -preisen, schlenderten etwas durch die Glitzerwelt des riesigen Einkaufszentrums mit Hunderten von Läden, vergassen schon fast, dass wir ja immer noch in Indien sind (aber nur, bis wir wieder auf der Strasse waren, wo Dutzende von Bettlern bereits warteten) und fuhren dann ins Hotel zurück. Chennai ist eine 6-Millionen-Stadt und so weitläufig, dass wir einen guten Teil unseres Tagesbudgets für Rikschakosten aufbrauchen. Ausserdem ist die Luftverschmutzung unglaublich und Haut und Kleider sind nach einem Tag in diesen Strassen schwarz.

Im Zentrum von Chennai  

Im Zentrum von Chennai: Stadtautobahn, Müllhalde und Slums

Samstag, 9. Februar 2002

Wir wissen jetzt, wo Viktor (Schweizer Komiker) die Feldstudien für seine indische Figur gemacht hat: in einem Büro in Chennai! Wir müssen immer höllisch aufpassen, um die in einem grauenhaften Englisch, aber dafür in einem höllischen Tempo abgefeuerten Fragen und Bemerkungen zu verstehen. Dabei haben wir nach vier Monaten im Land doch schon ziemlich Routine mit dem "Indo-Englisch".

Was wir gestern und heute an indischer Bürokratie erlebt haben, ist ein absoluter Heuler und das Beobachten des Bürobetriebes hat höchsten Unterhaltungswert. Nur ein Beispiel: Wenn der Chef etwas will, drückt er auf die Klingel unter seinem Tisch. Die, die nicht schon sowieso um seinen Schreibtisch versammelt sind schauen in seine Richtung und die Person, die er braucht, wird herbeigewunken. Das funktioniert auch durch Glaswände, denn die oberen Chargen haben häufig ein eigenes Abteil mit Klimaanlage (aber wegen der Überwachung des Fussvolkes eben Wände aus Glas).
Wir waren heute Vormittag also nochmal in der Agentur, um Kopien des Carnet de Passage und der Pässe abzugeben und eine Vollmacht für die Abwicklung aller Formalitäten zu unterschreiben. Das beschäftigte immerhin mindestens drei Personen während einer Stunde. Und so hatten wir ausgiebig Zeit, zum letzten Mal den indischen Büroalltag zu bestaunen. Die folgende Beschreibung trifft für fast alle Büros zu, die wir bisher in Indien sahen: Die niedrigen Chargen arbeiten zusammen in "Grossraumbüros"; grossen, düsteren Räumen in welchen der Putz von der Decke fällt, die Wände schimmlig und schmückendes Beiwerk wie Bilder, Pflanzen, Kleiderhaken und Toiletten unbekannt sind. Die Büromöbel würden in der Schweiz nicht einmal mehr vom Brockenhaus angenommen. Gnädigerweise verschwindet der Anblick dieses Sperrmülls aber unter Bergen von Papier sowie Teekrügen und -bechern, Aktentaschen, Plastiktüten, Kleidern und was der persönlichen Dinge sonst noch sind. Telefone haben nur die Chefs (diese dafür immer Mehrere), Computer sind in der Regel nicht vorhanden, dafür steht irgendwo eine Schreibmaschine, die schon fast als Antiquität durchgehen würde. Jeder Papierberg wird von einem Stein oder Briefbeschwerer gekrönt, weil die vielen Deckenventilatoren auf Maximalstufe eingestellt sind (was aber nie viel nützt). Die wenigen Neonröhren schaffen es kaum, den Raum, geschweige denn die Arbeitsplätze vernünftig auszuleuchten.
Einige Leute sind damit beschäftigt, in irgendwelchen Akten zu lesen, einige starren Löcher in die Luft oder lösen Kreuzworträtsel oder diskutieren über den Kricketmatch von letztem Wochenende. Die Meisten aber scharen sich um den Chef, nehmen eines seiner ständig klingelnden Telefone ab, rücken seine Papierberge hin und her, bringen ihm Tee und warten auf Aufträge.
Aber irgendwie funktioniert es und wir sind voller Zuversicht, dass wir in einer Woche unser Auto im Hafen von Port Klang (in der Nähe von Kuala Lumpur) abholen können.

Unsere Flugtickets haben wir heute auch besorgt und nächsten Mittwoch, um 02.35 Uhr in der Früh heisst es "Adieu Indien".

Sonntag, 10. Februar 2002

Da wir morgen unser Auto abgeben werden, mussten wir heute die Sachen ausräumen, die wir unterwegs brauchen. Die Kühlbox musste geleert und die Wohnraumbatterie abgehängt werden. Glücklicherweise verschiffen wir noch nicht nach Australien, so blieb uns die gründliche Reinigung innen und aussen (vorläufig) erspart. Dann gingen wir noch zum Bahnhof um die Ecke, um uns wegen einem Zug zum Flughafen zu erkundigen. Als wir aber die langen Schlangen vor den Schaltern sahen und in Anbetracht der notorischen Unpünktlichkeit und Überfüllung der Züge entschlossen wir uns, das Geld für ein Taxi auszugeben und dafür sicher unseren Flug zu erwischen. Mit dem Hotel haben wir abgemacht, für den Dienstag die Hälfte des Tagespreises zu bezahlen und dafür bis um 23 Uhr im Zimmer bleiben zu können.
In einem der schmuddeligen Restaurants um die Ecke assen wir unser wahrscheinlich letztes Thali, magenfüllend für 70 Rappen und Zoltan die Äusserung entlockend "Jetzt habe ich aber wirklich genug von Indien".
Das haben wir beide. Die Aussage "Man gewöhnt sich an alles" stimmt eben doch nicht ganz. In unserem Fall trifft eher das Gegenteil zu. Je länger wir in Indien sind, umso weniger ertragen wir die erschütternden Bilder, die täglich auf uns eindringen. Menschen in Lumpen, die an einer Strassenecke vor sich hinvegetieren; ganze Familien mit ihren nackten Kindern auf der verzweifelten Suche nach Essen und einem Ort, an dem sie sich hinsetzten können ohne gleich wieder vertrieben zu werden; ein kleiner Junge mit einem, vom Aussatz zerfressenen, eiternden Bein; eine alte, blinde Frau die im Müll nach Essbarem sucht - es ist manchmal fast nicht mehr auszuhalten. Das Elend ist grenzenlos und praktisch allgegenwärtig, genauso wie der Dreck und der Gestank. Die Unterschiede in diesem Land zwischen Reich und Arm sind riesig, wobei die Armut eine unvorstellbare Dimension erreicht. Es ist einfach irgendwie obszön, dass wir es uns leisten können durch dieses Land zu gondeln, all die phantastischen Zeugnisse vergangener Kulturen und die wunderschöne Landschaft zu bestaunen und unseren Weg säumt solch namenloses Elend. Natürlich haben wir in Indien auch viele liebenswerte Menschen getroffen, durften Gastfreundschaft geniessen und an fröhlichen Festen teilnehmen. Wir gewannen einen kleinen Einblick in das faszinierende religiöse Leben der Menschen und ihrer allzumenschlichen Götter und durften an ihren Zeremonien teilnehmen. Man begegnete uns immer freundlich und verzieh uns alle Fettnäpfchen.
Indien ist kein Land, sondern so gross und ebenso vielfältig wie ein Kontinent. Man hört immer wieder den (blöden) Spruch, dass man Indien entweder liebt oder hasst, dass es einen aber nie kalt lässt. Nun, wir lieben Indien nicht und wir hassen Indien nicht (wie könnte man solche Gefühle einem Kontinent auch entgegenbringen?). Aber definitiv hat uns Indien nicht kaltgelassen, sondern bewegt und aufgewühlt, fasziniert und abgestossen. Wir sind dankbar für das Erlebnis und froh, gehen zu können.

Montag, 11. Februar 2002

Wir wissen jetzt, dass Krankenschwestern weisse Saris tragen. Und das kam so:
Am Vormittag fuhren wir zu unserer Agentur in Georgetown und von dort aus zum etwa 15 Kilometer entfernten Containerlager. Als wir dort in den Hof fuhren, bekamen wir angesichts der kleinen Container Bedenken, ob unser Auto überhaupt in so einen reinpasst. Zoltan ist also schnell (!) ausgestiegen um die Höhe abzuchecken, hat den grossen Stein unter dem hinteren Trittbrett nicht gesehen und einen fürchterlichen Misstritt gemacht. Sein verstauchter Knöchel schwoll in Rekordzeit zu einem Ballon, er wurde weiss, begann zu schwitzen und sah aus, als ob er jeden Moment in Ohnmacht fällt. Mit Hilfe einiger Arbeiter, die sofort in Scharen herbeigeströmt kamen, konnte er in den Schatten gebracht und auf eine Holzbank gelegt werden. Da der Knöchel aber immer mehr anschwoll entschlossen wir uns, ins nahe gelegene Krankenhaus zu fahren. Zum Glück konnte der Mitarbeiter der Agentur, welcher bei uns war, etwas englisch und hat den Transport organisiert und uns begleitet. Tara packte für alle Fälle noch den Beutel mit den sterilen Spritzen und dem Operationsbesteck ein (man weiss ja nie) und so fuhren wir ins Krankenhaus. Das war Mittags um halb Eins und um 14 Uhr sollte der Zollbeamte unser Auto inspizieren.
Der Arzt in der Patientenaufnahme meinte nach einem Blick auf den Knöchel respektive das unförmige Ende von Zoltans Bein, dass da ein Orthopäde ranmüsse und der komme erst um Zwei Uhr und wir müssten auf jeden Fall mit einem oder zwei Tagen Krankenhausaufenthalt rechnen! Zoltan wurde noch weisser und Tara verlangte unterdessen den Chefarzt zu sprechen. Dieser veranlasste dann immerhin, dass der Knöchel doch schon mal geröntgt wurde, auch ohne die Anwesenheit des Orthopäden. Nach einer Vorauszahlung von 3 Franken wurde Zoltan dann in das Röntgenzimmer gefahren und musste sich auf das rostende Metallbett legen, während einem anderen Mann gerade der Thorax geröntgt wurde. Die Kunde über schädliche Röntgenstrahlen scheint noch nicht bis Indien vorgedrungen zu sein, standen in dem zum Gang hin offenen Raum doch ständig irgendwelche Leute herum und Bleischürzen waren auch nirgends zu sehen.
Die erste Diagnose lautete dann: "Wahrscheinlich nichts gebrochen, aber wir machen vorsichtshalber noch eine Aufnahme". Nach einer erneuten Vorauszahlung also noch mal das gleiche Prozedere. Der behandelnde Arzt meinte dann immer noch, dass wir auf den Spezialisten warten sollten um doch wenigstens das Blut im Knöchel absaugen zu lassen und Zoltan solle doch auf jeden Fall eine Nacht bleiben. Unterdessen hatte Tara aber noch mal mit dem Chefarzt gesprochen und dieser sagte, dass wir auf eigene Verantwortung gehen können, da nichts gebrochen sei. Zoltan solle seinen Fuss einfach schonen, möglichst nicht herumlaufen sondern liegen und das Bein hochlagern. Das erschien uns vernünftig und so liessen wir Zoltans Fuss bandagieren (nach einer Vorauszahlung von 5 Franken) und machten, dass wir aus diesem Krankenhaus rauskamen. Tara hatte, als sie im ersten Stock den Chefarzt suchte, einen Blick in die Zimmer und das Labor geworfen und fand, dass Zoltan im Hotel besser aufgehoben sei. Der behandelnde Arzt meinte zum Abschied noch, Zoltan solle während drei Tagen Antibiotika nehmen und das erschütterte unser Vertrauen in seine Fähigkeiten dann vollends.
Also fuhren wir wieder zurück zum Containerlager und wären pünktlich um Zwei Uhr dort gewesen. Aber der Mitarbeiter der Agentur hatte dem Zöllner mittlerweilen gesagt, dass er erst um 17 Uhr kommen solle und so sitzen wir nun bei brütender Hitze untätig herum, da wir das Auto erst verladen können, wenn es vom Zoll inspiziert wurde.
Eigentlich hätten wir um Sechs Uhr mit Roger und Tanja in unserem Hotel abgemacht, um zusammen zu Abend zu essen. Aber das werden wir wohl nicht mehr schaffen. Hauptsache wir schaffen es, unser Auto auf das Schiff von Morgen zu bringen!

Der lädierte Zoltan  

Der lädierte Zoltan

Dienstag, 12. Februar 2002

Nachdem wir den ganzen gestrigen Nachmittag untätig im Containerlager herumsassen und nachdem der indische Zöllner in jede Schublade schauen wollte, kam die schlechte Nachricht. Durch die Zeitverzögerung sei es leider nicht mehr möglich, auf das Schiff, welches heute den Hafen verlässt, zu verladen. Wir müssen das Schiff nehmen, welches Chennai zwei Tage später, also am 14.2. verlässt. Und weil dann ein Wochenende dazwischenkommt, kann das Auto frühestens am 20.2. in Port Klang ausgeladen werden. Also vier Tage später als geplant. Das ist Pech und ärgerte uns ziemlich (vor allem Zoltan, der wegen seiner "Behinderung" eine kleinere Depression hatte). Aber wir werden den Flug von heute Nacht nicht verschieben. Zoltan braucht jetzt sowieso viel Zeit um seinen Fuss zu schonen und davon haben wir in Kuala Lumpur nun jede Menge. Dafür passte wenigstens unser Auto problemlos in den Container, wobei Zoltan es sich nicht nehmen liess, trotz Schmerzen selbst hineinzufahren.

Die Spannung steigt: passt es rein???  

Die Spannung steigt: passt es rein???

Das Auto wurde dann fachmännisch gesichert; das heisst, es wurden Keile vor und hinter die Räder sowie Balken neben die Räder genagelt und am Schluss das Ganze noch mit starken Seilen festgezurrt.

Na also, passt doch!  

Na also, passt doch!

Nachdem der Container verschlossen war fuhr uns ein Angestellter der Agentur ins Büro zurück, wo wir bezahlten und den Pass zurückbekamen und anschliessend ins Hotel. Das Carnet de Passage könnten wir erst in etwa 5 Tagen abholen (nach dem Ablegen des Schiffes) und deshalb lassen wir es uns per DHL nach Port Klang schicken.
Tanja und Roger warteten übrigens immer noch im Hotel und so konnten wir doch noch gemeinsam zu Abend essen.

Heute waren wir noch mal bei der Agentur um das "Bill of Loading" abzuholen (ohne dieses Dokument bekommen wir unser Auto nicht zurück) und den Versand des Carnet de Passage nach Port Klang zu bezahlen. Den Rest des letzten Tages verbringen wir im Hotelzimmer, Zoltan den Fuss hochlagernd und Tara am Schreiben und Packen.

Nächstes Mal melden wir uns aus Malaysia!

 

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