03.02.2002 Tempel, Elefanten und Tempelelefanten
Sonntag, 27. Januar 2002
Der Periyar National Park liegt auf über 1000 Metern Höhe in
den sogenannten Cardamom-Bergen. Die Fahrt von Kottayam nach Theakkady,
dem kleinen Ort am Parkeingang, führte uns zuerst durch grosse Kautschukplantagen
und dann, mit zunehmender Höhe, durch riesige Teeanbaugebiete. Zum
Teil überziehen die sattgrünen Teesträucher die Hügel
und Täler soweit das Auge reicht. Es wird aber auch Kaffee und nebst
anderen Gewürzen vor allem Kardamom und Pfeffer angebaut. Die Pfefferpflanzen
winden sich an Bäumen und sogar an Strommasten empor und zuerst dachten
wir, dass es sich um Efeu handelt.
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In den Cardamom-Bergen: Tee soweit das Auge
reicht
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Bevor wir uns in der Nähe des Parks auf Hotelsuche begaben, fuhren
wir ins etwa 10 Kilometer entfernte Shalimar Spice Garden weil wir in
unserem Reiseführer gelesen hatten, dass man dort gut italienisch
essen kann. Und wir wurden nicht enttäuscht, die Ravioli mit Spinatfüllung
waren "zum Reinsitzen gut" (wie Marion sagen würde). Das
Shalimar Spice Garden ist ein Luxusresort an traumhafter Lage inmitten
eines Gewürzgartens, absolut ruhig gelegen und ideal für stressgeplagte
Westler.
Auch wir fanden schliesslich ein angenehmes Plätzchen. Neben dem
Hotel hat es sogar eine "German Bakery" und da wir so ein üppiges
Mittagessen hatten, gab's zum z'Nacht nur noch Brot (welches wirklich
gut war). Leider fanden wir keinen Käse, sonst hätten wir uns
fast wie zu Hause gefühlt.
Montag, 28. Januar 2002
Bei idealem Wetter (dicht bewölkt) starteten wir heute Früh
zu einem Dschungel-Trekking. Anspruchsvoller Waldspaziergang könnte
man auch sagen, fühlten wir uns doch manchmal fast wie im Madretschwald.
Wenn nicht ständig so viele Tiger, Leoparden, Wildschweine und Elefanten
unseren Weg gekreuzt hätten. Theoretisch jedenfalls. Praktisch sahen
wir zum Glück nur die Dunghaufen dieser doch ziemlich gefährlichen
Tiere. Etwa 50 Tiger und 3000 Elefanten sollen im Periyar NP leben. Nebst
vielen anderen Tieren, von denen wir doch ein paar zu Gesicht bekamen
wie Sambahirsche, schwarze Lemuren, Wildschweine, eine Art Rieseneichhörnchen,
natürlich viele Spinnen sowie einige der über 250 Vogelarten,
die hier heimisch sind.
Lichte Laubwälder wechseln sich mit dichtem Dschungel ab, in welchem
wir den schmalen Tierpfaden folgen die sich immer wieder im undurchdringlichen
Dickicht verlieren.
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Zoltan im Periyar National Park
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Urwaldriesen mit handtuchgrossen Blättern, Teak- und Sandelholzbäume,
Würgefeigen und Schlingpflanzen, Pfeffer- und Zimtsträucher
und viele andere, uns unbekannte Pflanzen umgeben uns und bilden über
uns ein dichtes Dach. Manchmal riecht es nach Gewürzen und manchmal
nach Moder, die vielen Vogelstimmen werden ab und zu vom Brüllen
der Affen übertönt und manchmal auch vom lauten Knall eines,
unter unseren Füssen zerbrechenden Astes. Auch einige grasbewachsene
Lichtungen und viele kleine Flüsse überqueren wir auf unserer
Wanderung, welche gegen Mittag wieder zum Ausgangspunkt, dem Parkeingang
zurückführt. Es war wunderschön und so anstrengend, dass
wir zurück im Hotel erst mal eine Runde schlafen mussten.
Da der Eintritt in den Park pro Tag und Person 50 Rupees kostet, haben
wir alle unsere Aktivitäten innerhalb der Parkgrenze auf heute konzentriert
und so mussten wir schon bald wieder aufstehen. Wir hatten eine Bootsfahrt
gebucht und fuhren mit dem Auto zur etwa 5 km entfernten Anlegestelle
im Park. Der Periyar-See ist ein weit verzweigter Stausee auf welchem
nur ein paar staatliche, kleine Ausflugsboote verkehren dürfen. Hier
wurde ein grosser Wald überflutet und gespenstisch ragen die Spitzen
der abgestorbenen Bäume aus dem Wasser. Sie sind beliebter Nistplatz
und Ausgucksort für Kormorane, Eisvögel und Fischadler.
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Auf dem Periyar-See
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Das Boot fährt einen Zick-Zack-Kurs, um den weiteren, knapp unterhalb
der Wasseroberfläche lauernden Hindernissen auszuweichen. Am Ufer
grasen grosse Herden von Sambahirschen, Wildschweine wühlen im Schlamm
und dann plötzlich grosse Aufregung an Bord: Elefanten! Wir hatten
also das Glück, einige dieser Riesen zu sehen. Zwar halb versteckt
im Dickicht, aber immerhin war auch eine Kuh mit ihrem Baby dabei. Das
Boot hatte bedenkliche Schlagseite, weil natürlich alle auf die gleiche
Seite stürzten um den, scheinbar ziemlich seltenen Anblick nicht
zu verpassen.
Auf der Rückfahrt zum Pier wurde es dann empfindlich kalt und wir
wären froh gewesen, hätten wir einen Pulli dabei gehabt.
Haben wir eigentlich schon mal erwähnt, dass überall in Indien
(ausnahmslos!) mehrmals am Tag der Strom ausfällt? Manchmal nur für
Minuten, manchmal aber auch stundenlang. Deshalb sind alle Hotelzimmer
und Restaurants mit Kerzen ausgerüstet und deshalb gab es heute für
uns ein romantisches Candellight-Dinner....
Dienstag, 29. Januar 2002
Die Sonne brennt wieder unbarmherzig auf Cardamom County und so verbringen
wir einen faulen Tag auf der schattigen Terrasse. Wir sind beide etwas
erkältet, wahrscheinlich von den Klimaanlagen oder vom gestrigen
Bootsausflug. Aber zu einem Spaziergang durch das nahegelegene Dorf hat
unsere Energie doch noch ausgereicht. Wie fast überall in Kerala
ist das Dorf auffallend sauber (wenigstens für indische Verhältnisse)
und angeboten werden nebst den Gütern des alltäglichen Bedarfs
vor allem Gewürze. Nicht nur in grossen Säcken sondern auch
handlich verpackt und sauber angeschrieben, da hier auch viele Touristen
verkehren. Weil wir im Moment selten bis nie selbst kochen, können
wir der bunten, wohlriechenden Verlockung gut wiederstehen. Ausserdem
hängt uns die Spezialität der Region - das Kardamom - ziemlich
zum Hals raus. Wird doch hier vom Tee bis zum Reis fast alles damit gewürzt.
In Südindien laufen übrigens über die Hälfte der Männer
(auch junge) nicht in Hosen sondern im Sarong resp. Dhoti herum. Das rechteckige
Stück Tuch, meistens weiss, oft mit farbiger Bordüre, selten
bunt, wird entweder einmal um die Hüften geschlungen und lang getragen,
oder - weitaus häufiger - in der Länge halbiert und nochmals
um die Hüften verknotet. Es sieht dann aus wie ein Minirock und ist
bei dieser Hitze sicher ein sinnvolles Kleidungsstück. Da aber niemand
Sicherheitsnadeln zu kennen scheint, sind die meisten Männer ständig
damit beschäftigt, ihren Dhoti frisch zu drapieren oder sie halten
die zwei unteren Zipfel in den Händen und wedeln den Beinen damit
Kühlung zu.
Mittwoch, 30. Januar 2002
Kurz nach der Abfahrt heute Morgen überquerten wir die Grenze zum
Bundesstaat Tamil Nadu. Bis nach Madurai - unserem heutigen Ziel - sind
es etwa 150 Kilometer durch eine landwirtschaftlich intensiv genutzte
Gegend. Das Land scheint reich, die Menschen weniger. Wir sahen heute
zum ersten Mal viele ältere Frauen, die ausser einem Stück Stoff,
dem Sari, nichts am Leibe tragen. Die dadurch meistens entblösste
Brust scheint niemanden zu stören. Wir rätseln, ob die Gründe
für diese spärliche Bekleidung in der Armut, der Hitze, der
Bequemlichkeit oder einfach der Tradition zu suchen sind.
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In den Strassen von Madurai
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In Madurai hatten wir ziemlich Mühe, ein Hotel mit einem Parkplatz
zu finden. Die meisten günstigen Hotels sind im Zentrum um ein, zwei
Strassen konzentriert und haben, wenn überhaupt, nur eine Tiefgarage.
Für diese Einstellhallen ist unser Auto aber immer zu hoch. Schliesslich
mussten wir uns im Supreme einquartieren, dem Hotel mit dem wohl schlechtesten
Preis-Leistungsverhältnis an dieser Strasse, aber dem einzigen Hotel
mit einem sicheren, schattigen Parkplatz. Manchmal hat es auch Nachteile,
mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein.
Da wir relativ früh ankamen, machten wir noch einen ersten Besuch
im berühmten Sri-Meenakshi-Tempel, dem Zentrum und Wahrzeichen Madurais.
Sri-Meenakshi ist selbst eher eine kleine Stadt denn ein Tempel, erstreckt
sich die ganze Anlage doch auf etwa sechs Hektaren und wird täglich
von über 10'000 Pilgern besucht. Vier riesige Tore führen in
die Tempelstadt in welcher sich acht weitere Türme erheben. Diese
insgesamt zwölf gigantischen Tempeltürme sind jeweils mit Tausenden
bunter Figuren geschmückt: Götter in ihren verschiedensten Erscheinungsformen,
Tänzerinnen, Dämonen und Fabelwesen.
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Einer der kleinen Tempeltürme von Sri-Meenakshi
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Heute fand eine grosse Opferzeremonie statt und grosse Teile der Anlage
waren für Nicht-Hindus gesperrt. Wir hatten aber insofern Glück,
als wir miterleben konnten, wie sich in einem der Innenhöfe über
5000 Frauen versammelten, um für ein langes Leben ihrer Angehörigen
zu beten. Schulter an Schulter und Rücken an Rücken sassen sie
auf dem Boden, vor sich Opfergaben wie Kokosnüsse, Blütenblätter,
Farbpulver und Kerzen. Mit diesen Zutaten beluden und schmückten
sie goldene, etwa 50 bis 80 cm hohe Kerzenständer, begleitet von
inbrünstigen Predigten, welche über Lautsprecher bis an die
Schmerzgrenze verstärkt wurden. Der Lärm war wirklich infernalisch
und als dann auch noch alle Kerzen und Räucherstäbchen angezündet
wurden, konnten wir fast nicht mehr atmen und mussten endgültig flüchten.
Aber die bunten Bilder die wir in uns mitnahmen, sind einzigartig.
Die religiöse Inbrunst in diesem Tempel treibt auch manch seltsame
Blüte. So können die Pilger an einer Ecke Butterkugeln kaufen
und damit einen der Götter bewerfen (zu was für hilfreiche Taten
dies den Gott wohl anspornen soll?), oder sie können sich von einem
der Tempelelefanten mit dem Rüssel über die Stirn streichen
lassen (auch dieser Sinn bleibt uns leider verborgen) oder sie können
einem heiligen Mann, welcher von Götterstatue zu Götterstatue
hetzt und sich überall kurz auf den Boden wirft, seine Habseligkeiten
hinterhertragen.
In vielen indischen Tempeln herrscht ja eher Marktstimmung als Kirchenstimmung,
aber hier in Madurai findet tatsächlich ein grosser Markt in einer
der vielen Säulenhallen statt, auf welchem an unzählige Ständen
Devotionalien und Opfergaben aller Art angeboten werden. Und der eine
oder andere Souvenirstand hat sich auch noch daruntergemogelt.
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An einem der Eingänge zum Sri-Meenakshi-Tempel
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Die Altstadt von Madurai ist staubig, überaus laut (an jeder Ecke
dröhnen irgendwelche Lautsprecher und die Hupen werden noch intensiver
als anderswo betätigt) und in der Luft liegt permanent ein beissender
Uringeruch. In den schmalen Gassen läuft man Gefahr, überfahren
zu werden (oder von einer vorbeifahrenden Hupe das Trommelfell beschädigt
zu bekommen) und die Rikschafahrer und Schlepper sind überaus aufdringlich
und hartnäckig. Irgendwie kein Ort zum Wohlfühlen. Aber die
Tempelanlage Sri-Meenakshi ist einmalig und (fast) jeden Umweg wert.
Übrigens trafen wir im Tempel ein Schweizer Paar, Roger und Tanja,
welches mit dem Landrover unterwegs ist und die wir zuletzt vor vier Monaten
in Amritsar sahen. Natürlich gingen wir zusammen zum Abendessen,
hatten wir uns doch viel zu erzählen.
Donnerstag, 31. Januar 2002
Neben unserem Hotel wird ein neuer Tempel eingeweiht und heute Morgen
um sechs Uhr wurden - nach kurzer Nachtpause - erneut die Lautsprecher
bis zum Anschlag aufgedreht. Indien ist einfach laut - zu laut!
Wir gingen nochmals zum Sri-Meenakshi in der Hoffnung auf einige gute
Fotomotive, aber der Himmel war bewölkt und auch der Deal "Ich
zeig' dir meine Terrasse dafür besuchst du nachher meinen Shop"
brachte nicht viel, weil es zum fotografieren viel zu dunkel war. Aber
dafür ist es glücklicherweise nicht so heiss wie gestern und
deshalb waren wir auch viel entspannter und begegneten Indien wieder mit
der nötigen Geduld.
Wir schlenderten noch etwas auf dem Stoff- und Schneidermarkt herum, wo
man (noch ohne gehandelt zu haben) einen Meter Seide für fünf
Franken bekommt und ein Paar Hosen nähen 30 Rappen kostet.
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Im Basar vom Madurai warten die Schneider auf
Kundschaft
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Dann fuhren wir zum Gandhi-Museum, wo mit Bildern und Fotografien die
Geschichte Indiens und Gandhis erzählt wird und wo auch der blutbefleckte
Dhoti ausgestellt ist, den Gandhi an seinem Todestag trug, nebst Briefen
und anderen persönlichen Gegenständen des "Vaters der Nation".
Am späten Nachmittag trafen wir uns mit Roger und Tanja auf dem
Dach unseres Hotels zum Apéro. Von hier aus hat man einen herrlichen
Blick über die Millionenstadt Madurai, die weithin sichtbar von den
gigantischen Türmen des Sri-Meenakshi-Tempels überragt wird.
Leider liess sich die Sonne immer noch nicht blicken um dieses schöne
Motiv zu beleuchten. Im Gegenteil, bald begann es auch noch zu regnen,
was der staubigen Luft zwar gut tat, uns aber von der Terrasse vertrieb.
Freitag, 1. Februar 2002
An den Matratzen lag es nicht, dass wir heute wieder einmal ziemlich müde
losfuhren - die waren nämlich ausnahmsweise gut. Aber nachdem es
letzte Nacht an unserer Strasse endlich etwas ruhiger wurde, heulten um
drei Uhr in der Früh die Sirenen los (die perfekte Zeit für
einen Probealarm), zwei Stunden später kamen mit dem Nachtbus neue
Gäste an, welche vor unserer Türe noch allerlei Sachen besprechen
mussten und um sechs Uhr startete die Tempeleinweihung nebenan in die
nächste Runde. Da halfen auch Ohrstöpsel nichts mehr. Wie gesagt,
Madurai ist noch eine Spur lauter als andere indische Städte...
In strömendem Regen fuhren wir nach Tiruchirappalli und suchten
uns hier ein Zimmer mit Fernsehen, denn es regnete immer noch Bindfäden.
Im Wetterbericht sahen wir, dass ganz Indien wolkenlos ist, ausser einer
klitzekleinen Ecke - unserer. Na ja, wir haben ein gemütliches Zimmer
und gegen einen faulen Nachmittag nichts einzuwenden.
Tara hatte es sich übrigens angewöhnt, unterwegs ihren Namen
immer mit Anna anzugeben. Dieser Name ist auf englisch geläufig und
in allen Sprachen einfach auszusprechen. In der Türkei und im Iran
bedeutet Anna "Mutter" und auch in Nepal und in Nordindien hat
dieser Name eine positive Bedeutung (hier haben alle Namen irgendeine
Bedeutung). In der letzten Zeit ist uns aber aufgefallen, dass nach der
Nennung von "Anna" niemand mehr fand, dies sei ein schöner
Name (die übliche Antwort), sondern alle kicherten. Bis wir herausfanden,
dass hier im Süden Anna "Elefant" bedeutet.
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Und wenn wir schon dauernd von Elefanten schreiben,
hier einer auf Shopping-Tour
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Natürlich wechselten wir schleunigst zu "Tara" und diesen
Namen finden jetzt wieder alle schön. Was "Tara" bedeutet,
haben wir allerdings noch nicht herausgefunden. Aber einige Hotels und
Restaurants heissen so, also könnte es etwas mit Beherbergung zu
tun haben. Da hat es Zoltan schon einfacher. "Sultan" verstehen
alle und hat überall die gleiche Bedeutung.
Samstag, 2. Februar 2002
Es schüttet immer noch. Die Strassen stehen unter Wasser und uns
bleibt nichts anderes übrig, als im Hotelzimmer auf besseres Wetter
zu warten.
Während des Frühstückes kroch unter unserem Tisch eine
etwa 7 cm lange Kakerlake hervor und blieb provokativ mitten im Saal hocken.
Aber man scheint das gewöhnt zu sein. Einer der Angestellten schlurfte
ihr nach, im halbherzigen Versuch sie zu fangen, jagte sie aber nur unter
den nächsten Tisch wo man sie dann in Ruhe liess.
Nach einem (sehr kurzen) Regenspaziergang freuten wir uns auf eine heisse
Dusche, aber natürlich ist die Warmwasseraufbereitung im Hotel gerade
defekt. Fünf Minuten nach unserer telefonischen Anfrage, ab wann
wir wieder mit heissem Wasser rechnen könnten, stand ein Angestellter
mit einem grossen Eimer lauwarmen Wasser vor unserer Türe. Wir hielten
uns die Bäuche vor Lachen, denn das kannten wir doch schon von irgendwoher...
Sonntag, 3. Februar 2002
Unsere Geduld wurde belohnt, heute Vormittag liess der Regen nach und
wir bestiegen den Bus Nummer 1, welcher uns in die einige Kilometer entfernte
Tempelstadt Srirangam brachte. Noch viel grösser und pompöser
als Madurai wird das eigentliche Heiligtum von sieben Mauerringen umgeben,
welche von über 20 Tortürmen unterbrochen werden. Je weiter
vom Zentrum entfernt, umso grösser werden die Türme und der
jüngste Turm, der erst vor etwa 20 Jahren fertiggestellte Haupteingang
ist über 70 m hoch.
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Tortürme in Srirangam
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Die drei äusseren Mauern umfassen eine quirlige Tempelstadt, ein
konzentriertes Indien mit all den kleinen Läden, den Garküchen
und Blumenverkäuferinnen, den Bettlern und Pilgern und den vielen
Tieren, welche die Abfallhaufen nach Fressbarem durchwühlen. An der
vierten Mauer muss man dann die Schuhe ausziehen und von da ab barfuss
durch den Schlamm waten. Die innersten drei Höfe sind für Nicht-Hindus
gesperrt, aber im vierten Hof gibt es genug zu sehen. Durch verschiedene
Gänge und Hallen führt der Weg an der Tempelküche, vielen
Schreinen, wunderschönen Skulpturen, Wandmalereien und an der Halle
der Tausend Säulen vorbei, bis wir wieder beim Tempelelefanten ankommen,
welcher immer noch geduldig den Gläubigen mit dem Rüssel die
Geldstücke aus der Hand nimmt und ihnen dafür den Kopf tätschelt.
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Skulpturen im Tempel von Srirangam
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Srirangam liegt auf einer Insel zwischen zwei Flüssen und auf dem
Rückweg machten wir noch einen kurzen Halt am Flussufer und schauten
den Frauen beim Waschen und Trocknen der Saris zu, den nackten Kindern
beim Spielen, den Priestern beim Beten und Opfern und den Ziegen beim
Verspeisen der Opfergaben. Es ist, als ob uns Indien so kurz vor dem Abschied
noch einmal all seine faszinierenden Seiten zeigen will.
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Frauen beim Trocknen der Saris (und wie man
sieht, kennt man hier auch falsche Zöpfe...)
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