17.09.2001 Beluchistan, "the dump where
Allah shot the rubbish of creation"
Dienstag, 11. September 2001
Die letzte Nacht war fürchterlich! Wir lagen in unserem Schweisse
auf einer Matratze, welche so heiss war wie eine Heizdecke und schlossen
kein Auge.
Von Taftan nach Quetta sind es über 650 km auf schlechten Strassen,
aber vor allem durch unsicheres Gebiet. Da wir niemanden getroffen haben
mit dem wir im Konvoi fahren können, wollten wir die gesamte Strecke
an einem Tag zurücklegen. Wir stellten den Wecker auf halb fünf:
zappenduster. Wir stellten den Wecker auf halb sechs: stockdunkel. Um
halb sieben starteten wir dann im ersten Dämmerlicht und sahen die
Sonne über der Wüste aufgehen.
Ein schmales Asphaltband, auf welchem kaum ein Auto Platz hat, führt
von einem Horizont zum anderen, mitten durch eine schwarze Steinwüste.
Diese wird bald durch Sandwüsten abgelöst, welche die Strasse
langsam wieder zurückerobern. Sandstürme nehmen die Sicht, grosse
Windhosen steigen in den Himmel, die Luft ist gelb.
Die Polizeikontrollen sind häufig und kosten viel Zeit, aber gegen
ein Schmiergeld drücken sie alle Augen zu (wir wurden Zeugen einer
solch diskreten Geldübergabe). Vor den wenigen offiziellen Tankstellen
stehen auf Hunderten von Metern Fass neben Fass, geschmuggeltes Benzin
aus dem Iran. Dafür sind die Tankstellen leer. Je näher wir
Quetta kommen, umso häufiger werden die Zelte der afghanischen Flüchtlinge
neben der Strasse. Und die Strasse selbst wird immer schlechter. Der Asphalt
wurde von Wind und Wetter weggefressen, zurück bleiben gefährliche
Löcher auf einer fürchterlichen Rüttelpiste. Kommt ein
Lastwagen entgegen, muss man in den Sand ausweichen.
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Begegnung der seltenen Art
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Kommt ein anderes Auto entgegen wird das Spiel gespielt "wer hat
die besseren Nerven" (worin wir immer besser werden). Nach elf Stunden
erreichen wir Quetta, fix und fertig. Wir fahren durch die absolut chaotischen
Vororte (oder eher Slums) und finden endlich das Hotel Lourdes. Eigentlich
wollten wir nur noch essen und ins Bett, sehen dann aber im Restaurant
am Fernsehen, was vor drei Stunden in den Vereinigten Staaten geschehen
ist. Wir sind fassungslos und völlig geschockt. Was das für
unsere Reise bedeutet, können wir im Moment noch nicht sagen. Wir
sind nahe der Grenze zu Afghanistan und hoffen, dass die Lage hier nicht
eskaliert.
Mittwoch, 12. September 2001
Es war ein schwieriger Tag. Wir sind immer noch geschockt von den Bildern
aus Amerika, die uns den ganzen Tag verfolgen. Wir sitzen am Fernsehen,
lesen Zeitung und erledigen zwischendurch das Nötige: gehen zur Bank,
schliessen eine Versicherung für unser Auto für Pakistan ab
und erkundigen uns im Tourist Office über die möglichen weiteren
Routen. Hier im Westen und weiter im Norden Pakistans sind viele Gebiete
gesperrt. Wir werden uns auch unterwegs immer wieder über die aktuelle
Lage erkundigen müssen.
Im Moment sieht es so aus, als ob wir unsere Reise durch Pakistan wie
geplant fortsetzen. Wir werden die Entwicklung wegen der Attentate in
Amerika aber genau verfolgen müssen. Pakistan hat zwar offizielles
Bedauern über die Terrorakte ausgesprochen, aber es ist bekannt,
dass die Taliban unterstützt werden. Und im Fokus Amerikas steht
momentan Osama bin Laden welcher sich in Afghanistan aufhalten soll.
Von Quetta haben wir noch nicht viel gesehen, aber das werden wir morgen
nachholen. Das Einzige was uns bisher aufgefallen ist, ist dass die Pakistani
ihre Frauen offenbar alle zu Hause versteckt halten.
Donnerstag, 13. September 2001
Der Himmel ist bedeckt, aber es sind keine Wolken sondern ein Sandsturm
östlich der Stadt. Quetta ist staubig, schmutzig und erstickt fast
im Smog. Man sieht hier bereits viele dieser 3-rädrigen Motorrad-Rikschas,
welche zusammen mit den vielen Bussen und Autos die Luft verpesten.
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Verkehr in Quetta
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Ein buntes Völkergemisch drängt sich in den Strassen; Belutschen,
Afghanen und viele mit asiatischen Gesichtszügen. Alle tragen die
pakistanische Kleidung: ein langes Hemd und sehr, sehr weite Pluderhosen.
Oft ergänzt mit einem Käppi, Turban oder Kopftuch. Wobei wir
hier nur von den Männern sprechen. Man sieht ganz wenige Frauen und
diese tragen oft die "Burka", ein zeltähnliches Gebilde
welches auch das Gesicht komplett verhüllt.
Nachdem wir gesehen haben, wie in den Hintergassen das Geschirr im Abwasser
abgewaschen wird hüten wir uns, einen der vielen angebotenen Tees
anzunehmen. Auch verzichten wir auf einen Fruchtsaft an der Strasse. Unsere
Eingeweide spielen bereits wieder verrückt, obwohl wir ziemlich gut
aufgepasst haben. Die hygienischen Standards sind sehr, sehr tief, kein
Vergleich mit dem Iran. Ausserdem haben wir vor einer Woche mit der Malariaprophylaxe
angefangen und sind froh darüber, weil es viele Moskitos hat.
Obwohl wir durch die Ereignisse in den USA immer noch etwas aus der Bahn
geworfen sind (und uns zwischendurch sogar grundsätzliche Gedanken
über den Sinn so einer Reise machen, angesichts des unerträglichen
Horrors der übermittelten Bilder) bereiten wir uns darauf vor, morgen
weiterzufahren.
Wir haben unsere belichteten Filme mit DHL in die Schweiz geschickt und
ein halbes Vermögen dafür bezahlt (fast 100 Franken). Aber die
Post ist uns zu unsicher und es wäre ja wirklich schade, wenn alle
bisherigen Fotos verloren gingen.
Ausserdem hat sich Tara bei einem Schneider für 25 Franken einen
Shalwar Kamez - genaue Schreibweise leider unbekannt - anfertigen lassen;
bestehend aus einem grossen Kopftuch (auch wenn das Kopftuch hier nicht
vorgeschrieben ist, trägt Tara in der Öffentlichkeit trotzdem
meistens eines), einer langen Bluse und weiten Pluderhosen (ähnlich
der Männertracht). Zoltan ist noch am Überlegen, ob er auch
zu einem Schneider soll.
Das Hotel Lourdes, in welchem wir sind, ist eines der Ältesten der
Stadt und hat einen schönen Garten. Ausserdem konnten wir das Auto
direkt vor unserem Zimmer abstellen und haben es so im Blickfeld (sehr
wichtig hier). In der Nacht patrouilliert ein bewaffneter Wachmann auf
dem Hotelgelände, was doch ziemlich beruhigend ist. Man sieht viel
Militär, aber auch viele Autos der UNHCR. Wir sind froh, wenn wir
wieder etwas Abstand zur afghanischen Grenze haben.
Heute Abend haben wir beim Schneider Tara's neue Kleider abgeholt und
Zoltan liess sich dann schliesslich doch überreden (das Kopftuch
nahm er allerdings nicht).
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Fast wie ein richtiger Pakistani
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Während wir auf die Änderungen warteten, führten wir ein
interessantes Gespräch mit dem Neffen des Ladenbesitzers. Er ist
(wie 99% der Leute in diesem Quartier) ein Flüchtling aus Afghanistan.
Und er findet die Taliban gut, weil sie eine Art Regierung aufgebaut haben
und dabei seien, das Land sicher zu machen. Früher hätte man
nicht ohne Gefahr von einem Ort zum anderen reisen können. Heute
sei das kein Problem mehr. Um als Pakistani oder Afghane die Grenze zwischen
diesen zwei Ländern zu passieren, brauche man nicht mal einen Pass.
Und es gebe viele Flüchtlinge, die jetzt wieder in ihr Land zurückkehren.
Tja, so verschieden kann die Sicht auf die Dinge sein.
Und dann entschieden wir uns mit gemischten Gefühlen in einer der
dunklen Hintergassen die lokale Spezialität zu versuchen: Sajji.
Eine ganze Hammelkeule wird auf offenem Feuer an der Strassenecke gebraten,
dazu gibt es hauchdünne Chapatis und Zwiebeln. Es schmeckte vorzüglich
und wir werden ja sehen, wie unsere Mägen darauf reagieren. Wir putzen
die Zähne zwar mit Mineralwasser und trinken im Restaurant aus der
Flasche, aber den Kontakt mit dem Leitungswasser hier können wir
ja trotzdem nicht ganz vermeiden.
Freitag, 14. September 2001
Die ersten 50 km heute morgen haben uns so richtig beelendet. Riesige
afghanische Flüchtlingscamps säumen die Strasse und ein Sandsturm
tauchte alles in fahles, düsteres Licht. Die Leute hausen unter Strohmatten
oder Zeltbahnen inmitten einer staubtrockenen Mondlandschaft. Wo die Strasse
zur afghanischen Grenze abzweigt, hat sich ein riesiger Marktplatz entwickelt.
Es herrscht ein unbeschreibliches Durcheinander von Menschen, Vieh und
Lastwagen. Strohhütten und Bretterbuden säumen die Strasse und
im Strassengraben wird geschlachtet, gegessen, geschlafen (und wahrscheinlich
auch gestorben).
Wir fuhren Richtung Ziarat-Valley und mit der Höhe wurde auch die
Luft besser und sogar die ersten Bäume tauchten auf. Hier hat es
auch Wasser und im Tal ist die Apfelernte in vollem Gange. Die Äpfel
sind übrigens die Besten, die wir je gegessen haben.
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Unterwegs im Ziarat-Valley
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Wir sind jetzt in Ziarat, auf etwa 2500 m Höhe und geniessen die
letzten Sonnenstrahlen im Garten des PTDC-Motels, einer richtigen Oase
in all dem Elend. Es ist kühl hier und am Schatten bereits empfindlich
kalt. Was für eine Wohltat!
Unterwegs trafen wir zuerst auf zwei Franzosen auf ihren Fahrrädern,
die von China und Tibet kommend Richtung Iran unterwegs sind kurz darauf
auf ein deutsches Pärchen, ebenfalls auf Fahrrädern (mit einem
Anhänger), welche in die gleiche Richtung wie wir fahren. Diese beiden
sind seit 7 Monaten unterwegs und haben für ihre Weltumrundung sechs
Jahre eingeplant. Alle haben uns von einigen schlechten Erfahrungen hier
in Pakistan berichtet, etwa von steinewerfenden Kinder. Auch haben wir
erfahren, dass wir hier in der Gegend auf keinen Fall Fleisch essen dürfen.
Es soll ein Virus ähnlich dem Ebola-Virus verbreitet sein, welcher
tödlich ist. Diese Warnung nehmen wir natürlich sehr ernst (und
denken mit Schaudern an die Hammelkeule von gestern).
Vor dem Abendessen (Gemüse und Reis) spazierten wir durch das Dorf
Ziarat. Das Bazar und Marktplatz ist belebt mit Hunderten von Männern,
aber keine einzige Frau ist zu sehen. Tara wird angestarrt wie ein Kalb
mit sieben Köpfen und empfindet den Spaziergang eher als Spiessrutenlaufen
(und ist ausserdem froh um ihr Kopftuch).
Als es dunkel wurde (bereits um 7 Uhr) kamen erstmals unsere Faserpelzjacken
zum Einsatz. Es wäre doch schön, einmal weder zu schwitzen noch
zu frieren.....
Samstag, 15. September 2001
Die Strecke von Ziarat nach Loralei ist in so einem erbärmlichen
Zustand, dass wir für die 100 km vier Stunden brauchten. Da es bis
zum nächsten Ort noch mal 200 km auf schlechten Strassen sind, werden
wir hier in Loralei übernachten.
Auch wir machten heute Bekanntschaft mit am Strassenrand sitzenden Kindern,
die uns grosse Steine nachwarfen. Und da wir manchmal kaum schneller als
im Schritttempo unterwegs waren, konnten wir ihnen auch nicht davonfahren.
Getroffen hat heute glücklicherweise niemand, aber es war sehr stressig.
Ausserdem machte sich manch ein entgegenkommender Autofahrer eine Freude
daraus, kurz vor dem Kreuzen noch einen Schlenker auf unsere Seite zu
machen und eine Frontalkollision nur um Haaresbreite zu vermeiden.
Die Gegend um und vor allem nach Loralei ist bekannt dafür, dass
Strassenräuber unterwegs sind. Auf dem Bazar von Loralei sollen Waffen
und Rauschgift offen angeboten werden.
Auf der Suche nach einer Unterkunft konnten wir vom "sicheren"
Auto aus diesen schrecklichen Ort bereits ausgiebig betrachten. Wiedermal
keine einzige Frau zu sehen und die Männer blicken uns auch nicht
gerade freundlich nach.
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Auf dem Bazar von Loralei
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Unterwegs im Tal sahen wir übrigens von Weitem einige Frauen. Diese
haben sich jedoch immer eilig von der Strasse entfernt, sich abgewandt
und alle verfügbaren Tücher über das Gesicht gezogen wenn
sie uns kommen sahen.
Mit Hilfe eines Einheimischen fanden wir dann das Resthouse des pakistanischen
Bewässerungsministeriums. Solche Ämter haben oft für ihre
eigenen Beamten wenn sie unterwegs sind Unterkunftsmöglichkeiten
eingerichtet. Und manchmal dürfen auch Touristen darin übernachten.
Es gibt hier Strom (meistens) und fliessendes Wasser und das Zimmer kostet
etwa 5 Franken. Das Haus selbst versprüht heruntergekommenen Kolonial-Charme.
Hier steht unser Auto einigermassen sicher im Hof und nachdem wir den
meisten Sand aus dem Zimmer entfernt hatten, war es gar nicht mal so schlecht.
Vor dem Abendessen trauten wir uns dann doch noch zu Fuss in das Dorf.
Diese Ortschaften hier in Beluchistan vermitteln einem das Gefühl,
in ein Fegefeuer-Bild des Hironimus Bosch geraten zu sein. Alles ist so
unbeschreiblich schmutzig und ärmlich. Das Brot wird auf der Strasse
gebacken, die Leute drängeln sich um die Garküchen und die Fliegen
um das Fleisch, das offen dahängt. In den Lebensmittelläden
würden wir nicht einmal Waschpulver kaufen, geschweige denn etwas
zu essen. Das Motorenöl steht neben dem Speiseöl und auf allem
liegt eine zentimeterdicke Staubschicht.
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"Bäckerei"
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und "Lebensmittelladen"
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Die Männer drängeln sich um Zoltan, wo immer wir stehen. Tara
wird angestarrt und das können sie stundenlang, ohne mit der Wimper
zu zucken.
Aber oh Wunder, in einer öffentlichen Bibliothek finden wir einen
Internetanschluss und benutzen diesen natürlich, um uns über
die Lage zu informieren. Pakistan steckt scheinbar ziemlich in der Zwickmühle.
Einerseits unter Druck seitens USA, andererseits drohen die Taliban mit
Vergeltung gegen alle, die die USA unterstützen. Und die Mehrheit
der muslimischen Bevölkerung hier steht hinter den Taliban. Wir sind
gespannt, wie sich Pakistan aus der Affäre ziehen wird. Auch hier
wächst der Hass auf die USA und sollten diese irgend etwas gegen
Pakistan unternehmen, wären wir hier nicht mehr sicher. Man sieht
uns ja nicht an, ob wir Amerikaner oder Schweizer sind und Zeit für
lange Erklärungen hätten wir dann wohl nicht mehr. Wir haben
uns deshalb entschlossen, die nächsten drei Tage durchzufahren um
bis nach Lahore, nahe der indischen Grenze zu kommen.
Ach ja, Haschisch und Alkohol wurde uns auch angeboten und auf unserer
Toilette wimmelt es von Geckos (kleinen Eidechsen) an den Wänden.
Und nach indischen Schmuddelfilmchen mit viel Frauenhaut sind die Pakistani
ganz wild.
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Zoltan wie immer im Mittelpunkt
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Sonntag, 16. September 2001
Von Loralei nach Fort Munro sind es knapp 200 km für welche wir mehr
als acht Stunden benötigten. Die Strasse verdient ihren Namen nicht;
knapp Fahrzeugbreit wurde mal - wahrscheinlich noch zu britischen Zeiten
- asphaltiert, aber davon ist nicht mehr viel übrig und wir versuchen
im Schritttempo, einen Achsbruch zu vermeiden. Besonders kritisch sind
die sogenannten "Speadbreaker". Sind dies in der Schweiz noch
harmlose Bodenwellen, haben sie hier regelrechte Teerbarrikaden errichtet
oder Gräben ausgehoben. Manchmal sind sie am Strassenrand mit Steinhaufen
signalisiert, manchmal sieht man sie zu spät und knallt mit dem Kopf
ans Autodach. Wir halten jedes Mal den Atem an und hoffen, dass am Auto
noch alles heil ist. Ein einziges Mal kamen wir an einer "Strassenbaustelle"
vorbei: einige Männer und Kinder hocken um einen Haufen grosser Steine
und schlagen diese klein...
Ab und zu ging es durch Flussbette, wobei die meisten glücklicherweise
trocken waren. Wo der Fluss noch Wasser führte, standen die Lastwagen
dichtgedrängt und wurden von den stolzen Besitzern gewaschen.
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Lastwagen-Wäsche
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Diese Trucks sind teilweise wahre Kunstwerke sowohl für die Augen
wie auch für die Ohren (man hört die vielen Glöckchen und
Ketten schon von weitem). Die Besitzer pflegen ihre Lastwagen wahrscheinlich
mehr als sich selbst und werden auch liebend gerne mit ihnen zusammen
fotografiert. Wenn sie sehen, dass wir die Kamera in den Händen halten,
springen sie aus der Führerkabine und werfen sich vor dem Auto in
Pose und die anderen ringsherum hupen, damit wir sie auch fotografieren.
Tara ging es heute nicht so gut und so freuten wir uns auf Fort Munro,
wo es angeblich ein gutes Hotel haben sollte. Vielleicht war das vor 50
Jahren mal der Fall, heute ist es leider eine heruntergekommene Bruchbude.
Aber wir können heute nicht mehr weiterfahren und geniessen jetzt
wenigstens noch die angenehmen Temperaturen, bevor es morgen in die heisse
Indus-Ebene geht. Die Leintücher starren wiedermal vor Schmutz und
ins "Badezimmer" trauen wir uns nur mit Schuhen an den Füssen.
Als Zoltan nach Heisswasser fragte (weil wir die Erfahrung machten, dass
sie für uns immer extra den Boiler anmachen müssen - sofern
vorhanden) versicherte man ihm, dass wir in fünf Minuten Heisswasser
hätten. Und tatsächlich stand nach fünf Minuten einer mit
einem Plastikkübel voll heissem Wasser vor unserer Türe. So
haben wir uns das aber nicht vorgestellt....
Morgen verlassen wir Beluchistan, "den Ort, an dem Gott den Abfall
der Schöpfung hingeworfen hat". Zoltan hat vorher gemeint, es
müsse sich schon noch einiges ändern, damit er an Pakistan Gefallen
fände. Und Tara denkt für sich, dass man für sie zuerst
mal alle Männer hier abschaffen müsste. Ach, was war der Iran
doch für ein zivilisiertes Land!
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