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06.08.2001  Griechenland - Türkei

Dienstag, 31. Juli 2001, der letzte Tag in Griechenland

Nach einer saunamässigen Nacht verliessen wir fluchtartig das Hotel Afroditi (obwohl wir hier eigentlich einen Ruhetag einlegen wollten). Zuerst fuhren wir zu einem Frühstück in die Stadt, suchten längere Zeit nach einer Strassenkarte über die Türkei, wechselten etwas Geld und wollten uns dann auf dem Campingplatz von Alexandroupoli niederlassen. Aber wir fanden keinen schattigen Platz und so landeten wir wieder in einem Hotel, aber diesmal mit Klimaanlage (auch wenn dies eine massive Budgetüberschreitung bedeutet). Aber nach der letzten Nacht mussten und wollten wir uns dies leisten. Und wir haben das Zimmer auch weidlich amortisiert, weil wir den ganzen Nachmittag darin verbrachten. Zoltan türkisch lernend, Tara am Internet-Bericht schreibend und die Klimaanlage auf Hochtouren. Swimmingpool und Meer reizten uns nicht im Geringsten.
Irgendwo im Hinterland brennt es und die Löschhubschrauber sind unterwegs. Waldbrände müssen hier ein grosses Problem sein. Wir kamen bereits unterwegs an vielen kahlverbrannten Hängen vorbei. Und der heisse, kräftige Wind welcher aus den Bergen weht, macht die Arbeit der Feuerwehr wohl nicht leichter.
Die griechische Polizei geht übrigens auch mit Touristen nicht zimperlich um. Um Parksünder daran zu hindern, ohne Bezahlung das Land zu verlassen, werden einfach die Nummernschilder abgeschraubt. Einem italienischen Autofahrer, welche seine Schilder vorsichtshalber angenietet hatte, bohrten sie die Nieten kurzerhand aus. Und dass wir dabei staunend zuschauten fanden sie gar nicht lustig.
Wir haben den Abend wieder an der Strandpromenade von Alexandroupoli verbracht. Die Strasse wird ab 20 Uhr für den Verkehr gesperrt und die ganze Stadt trifft sich hier zum Essen, zum Flanieren oder für den Feierabenddrink. An jeder Ecke werden gebratene Maiskolben angeboten, die Kinder spielen Ball und die Älteren Backgammon. Es ist sehr schön hier. Fast ein Geheimtipp für Griechenlandbesucher fernab der Touristenströme.

Mittwoch, 1. August 2001

Klimaanlagen sind schon eine tolle Sachen. Die letzte Nacht war eine wahre Wohltat! Nach einem Hotelfrühstück starteten wir ausgeruht, um die letzten 40 km bis zur türkischen Grenze in Angriff zu nehmen.
Das Prozedere dann an der türkischen Grenze hat schon fast Unterhaltungswert: Im ersten Häuschen gibt's ein Papier, welches wir "Laufzettel" getauft haben. Auf diesem wird der Name des Fahrzeugbesitzers "Zopltan Tibor" und die Autonummer eingetragen und natürlich ein Stempel draufgeknallt. Im zweiten Häuschen werden dann die Pässe gestempelt. Die ID wollten sie nicht akzeptieren (weil man die nicht stempeln kann, wie uns mit Händen und Füssen erklärt wurde). Im dritten Häuschen zahlt man irgendwelche Gebühren (bevorzugt werden Dollars), wieder zurück im zweiten Häuschen gibt es dann noch mehr Papiere und noch mehr Stempel und noch mehr Gebühren, bevor man im vierten Häuschen einige Papiere wieder abgeben kann und ein paar Neue bekommt und auch der Laufzettel wieder ordentlich abgestempelt wird. Kurze Verwirrung entsteht nur als der Beamte fragt: "Who is Zopltan Tibor?" (weil im Pass ja ganz was anderes steht). Der effektive Zöllner nahm dann glücklich unseren Laufzettel in Empfang und winkte uns sehr freundlich durch.
Wir fuhren heute noch ungefähr bis 100 km vor Istanbul, alles am Marmara-Meer entlang. Die Strasse verwandelte sich bald in eine Piste und die Piste in einen schmalen Schotterweg, welcher sich in halsbrecherischen Kurven die Steilhänge am Meer entlangwindet. Zeitweise ist ein Teil der Strasse abgebrochen, so dass ein Auto nur noch knapp durchkommt. Eine wunderschöne, wilde Gegend.

Strasse am Marmara-Meer  

Strasse am Marmara-Meer

Wo Landwirtschaft möglich ist, fuhren wir durch endlose Sonnenblumenfelder. Ab und zu sitzen Frauen oder Kinder am Wegrand, vor sich einige Melonen oder Kartoffeln welche sie feilbieten. In den Dörfern und Städtchen welche wir durchquerten, fühlten wir uns wie 50 Jahre zurückversetzt: Gänse werden durch die Strassen getrieben, Männer sitzen auf dem Dorfplatz und sind unter sich, die Hunde und Katzen sind erbärmlich mager und das schönste Gebäude im Dorf ist die Moschee. Touristen hat es hier keine und die Toiletten an den Tankstellen sind nur noch mit einem Kübel Wasser statt mit WC-Papier und Spülung ausgerüstet.

Toilette an einer Raststätte  

Toilette an einer Raststätte im Norden der Türkei (rechts für Männer, links für Frauen)

Wir sind jetzt auf einem Campingplatz, welcher diesen Namen nicht verdient: ein ummauertes Stück Ödland am Meer, ohne Vegetation und mit einer unbenutzbaren Kloake welche mit "WC" angeschrieben ist. Und dafür knöpfte man uns 3 Mio. türkische Lire ab (etwa 5 Franken).
Aber wir haben jetzt Gölä in den CD-Player gelegt und das baut wieder etwas auf (merci Tara-Mami).

"Zeltplatz" am Marmarameer  

"Zeltplatz" am Marmara-Meer

Donnerstag, 2. August 2001

Wir durften die halbe Nacht lang die türkische Hitparade geniessen. Entsprechend griesgrämig standen wir heute dann auch auf. Ursprünglich wollten wir Istanbul weiträumig umfahren, aber der gestrige Tag hat uns gezeigt, dass wir die Türkei wohl langsamer angehen sollten, um den "Kulturschock" etwas besser verdauen zu können. Wir beschlossen deshalb, ein oder zwei Tage hier zu bleiben und noch etwas die "Zivilisation" zu geniessen, bevor es weiter ans Schwarze Meer geht. Doch in Istanbul ohne Reiseführer einen Campingplatz zu finden, stellte sich als schwieriges Unterfangen heraus. Die Stadt ist riesig und schon nur auf den vielen Autobahnen kann man sich verirren. Wir hielten schliesslich mitten in einer Auffahrt an (wir sind ja "bloody tourists" und können uns das leisten...) und fragten einen Polizisten, der dort damit beschäftigt war, Raser aus dem Verkehr zu ziehen (eigentlich könnte er ja fast alle anhalten!). Auf türkisch bekamen wir dann den Weg erklärt und als wir immer noch ratlos dreinblickten, eskortierte er uns kurzerhand mit Blaulicht bis zur richtigen Ausfahrt. Dummerweise hat er wohl nicht ganz verstanden, was wir gesucht haben. Denn dort war weit und breit kein Campingplatz (jedenfalls wusste niemand von einem). Dafür fanden wir ein Internet-Café und im Internet einige Angaben über Campingplätze. Schon praktisch, das Web! Bevor wir weiterfuhren, versuchten wir noch eine hiesige Spezialität (und um das muss es sich handeln, weil es an jeder Ecke verkauft wird): gebackene Kartoffeln werden ausgehöhlt, mit Butter und Käse gemischt und dann mit vielen verschiedenen Zutaten wie Erbsen, Pilzen, Oliven, Randen etc. etc. gefüllt. Lecker!
Auf dem Camping Ataköy (mit funktionierender Dusche!) liessen wir uns dann am frühen Nachmittag nieder und nutzten die Zeit, um unsere Kleider zur Wäscherei zu bringen und unseren Lebensmittel-Vorrat aus dem Migros-Markt aufzustocken. Migros-Märkte gibt es hier an jeder Ecke. Die Auswahl an Waren ist gross, aber es sind überhaupt nicht die gleichen Sachen wie bei uns. Und dass es auch Alkohol und Zigaretten zu kaufen gibt, hätte wohl Duttweiler gar nicht gepasst.
Wir haben auch etwas Geld gewechselt. Da die Inflation irrsinnig hoch ist, sollte man nie mehr wechseln, als man für eine Woche benötigt. Vor einem Monat kosteten 1 Mio. türkische Lire in der Schweiz etwa 1.70, heute nur noch 1.40! Im Moment beträgt die Inflation etwa 190 %. Verständlich, dass möglichst viele versuchen, Devisen zu erhalten. Unseren Campingplatz müssen wir in Dollars bezahlen und für morgen haben wir eine Stadtrundfahrt gebucht (mit dem Platzwart, welcher so wohl sein Einkommen aufbessert), die wir ebenfalls in Dollars bezahlen müssen.
Die türkische Version des Kreisverkehrs geht übrigens so: jede Strasse die in den Kreisel einmündet, wird mit einer Ampel versehen. Ausserdem wird im Kreisel selbst bei jeder einmündenden Strasse eine Ampel aufgestellt. Es kann einem also passieren, dass man im Kreisel ein paar mal wegen Rot anhalten muss!

Freitag, 3. August 2001

Istanbul hat über 12 Millionen Einwohner und einen kleinen Teil dieser riesigen Stadt haben wir heute gesehen. Wir besichtigten den Topkapi-Palast (leider war die Menschenschlange vor dem Harem so gross, dass wir auf diesen Teil verzichteten), die Blaue Moschee, den Grossen Bazar und die Altstadt am Goldenen Horn. Wir fuhren über die Bosporus-Brücke auf den asiatischen Teil und genossen eine einmalige Aussicht auf die Stadt mit ihren vielen Moscheen und Palästen. Im alten Teil der Stadt hat es noch viele Häuser aus Holz und die Eyüp-Moschee ist ein beliebter Wallfahrtsort (Eyüp war der Freund von Mohammed). Viele Familien kommen hierher mit ihren 8- bis 9-jährigen Buben, welche die Beschneidung vor sich haben. Die Knaben sind allesamt herausgeputzt wie zum Karneval: sie tragen Schleppen und Zepter und Hüte, reich mit Federn und Strass geschmückt. Man geht mit ihnen in die Moschee, verwöhnt sie noch mal so richtig mit Süssigkeiten und in ein, zwei Tagen geht's ins Krankenhaus zur Beschneidung. Sie sind alle noch sehr stolz und fröhlich und haben wohl keine Ahnung, was ihnen bevorsteht...

Altstadt von Istanbul  

In der Altstadt von Istanbul

Tara hatte für den Besuch der diversen Moscheen vorsichtshalber ein Tuch mitgenommen. Das war aber nicht nötig. Kopftücher müssen hier nur während den Gebetsstunden getragen werden. Schultern und Beine müssen jedoch immer bedeckt sein und so wurden den halbnackten Touristinnen am Eingang Tücher abgegeben.

Die Blaue Moschee  

Die Blaue Moschee (ein kleiner Teil davon)

Ganz speziell hier ist die Anhäufung gleicher Handwerker an einem Ort. Es gibt z.b. Strassen, in welchen 30 und mehr Fernsehreparatur-Läden aneinandergereiht sind, in anderen gibt es nur Ledergeschäfte oder Elektriker oder Autowerkstätten. Und immer in einer riesigen Anzahl. Na ja, bei uns gibt es ja auch Strassen, in denen nur Banken zu finden sind.
Auch im Grossen Bazar gibt es diese deutliche Trennung zwischen Strassen, in denen es nur Gold und Silber gibt und anderen, in denen es nur Schuhe oder Teppiche gibt. Der "Grosse" Bazar heisst übrigens zu Recht so. Wir haben es locker geschafft uns zu verlaufen und fanden nur mit Glück zum vereinbarten Treffpunkt zurück.

Hier wird Fladenbrot gebacken  

Hier wird Fladenbrot gebacken

Samstag, 4. August 2001

"Welcome to Asia" empfängt uns ein Schild am südlichen Ende der Bosporus-Brücke. Nun haben wir also den Kontinent betreten, auf welchem wir voraussichtlich die nächsten 10 Monate verbringen werden.
Etwa 150 km östlich von Istanbul fahren wir an Izmit vorbei, wo vor zwei Jahren ein verheerendes Erdbeben einige tausend Menschenleben forderte. Die vielen Obdachlosen sind immer noch in Barackensiedlungen untergebracht, welche links und rechts die Autobahn säumen soweit das Auge reicht. Es wird aber auch intensiv gebaut. Ganze Neubauquartiere werden aus dem Boden gestampft.
Übrigens haben die Türken häufig eine ganz spezielle Art, ihre Häuser zu bauen. Zuerst wird das Erdgeschoss fertig errichtet und bezogen. Auf dem Dach ragen aber noch die Armierungseisen gen Himmel. Einige Jahre später, vielleicht wenn das 6. Kind geboren wurde, wird der 1. Stock aufgebaut und bezogen. Und wiederum stehen auf dem Dach die Armierungseisen auf Vorrat. So kann es vorkommen, dass der 2. Stock neu und frisch verputzt daherkommt, während im 1. Stock schon der Zahn der Zeit nagt und das Erdgeschoss schon fast wieder wie eine Ruine aussieht.
Je weiter wir nach Osten fahren, umso spärlicher wird der Verkehr und umso ärmlicher die Dörfer. Kühe und Esel queren die Strasse und wo es Wasser hat, sehen wir grosse Kolonien von Störchen.

Kühe auf der Strasse  

Kühe auf der Strasse

Ganze Landstriche wurden wegen dem Brennholz oder für den Ackerbau abgeholzt. Die Frauen tragen praktisch ausnahmslos Kopftuch und Mantel und das Leben wird für uns immer billiger. Eine Tasse Tee kostet gerade noch mal 25 Rappen und für das Hotelzimmer, welches wir hier in Tosya gefunden haben, zahlen wir keine 20 Franken.

Landschaft im Norden der Türkei  

Landschaft im Norden der Türkei

Langsam wird das Reisen als Frau schwieriger. Sich irgendwo hinzusetzen und einen Tee zu trinken, geht nur noch an den Tankstellen der Überlandrouten. In den Dörfern ist dies unmöglich. Auch in den "Restaurants" sitzen nur Männer und Tara wurde heute abend wie eine bunte Kuh angestarrt, als wir essen gingen. Speisekarten gibt es auch nicht und wir zeigen einfach auf die Töpfe, von denen wir etwas wollen. Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit aber die Verständigung ist schwierig, weil kaum jemand eine Fremdsprache kann. Unser türkischer Wortschatz umfasst mittlerweile aber immerhin "Danke" und "Auf Wiedersehen".

Sonntag, 5. August 2001

Ein gläubiger Muslim muss fünf Mal am Tag beten. Und damit er dies nicht vergisst, ruft der Muezzin zum Gebet. Und damit das alle hören, wird das heutzutage per Lautsprecher - welche oben am Minarett befestigt sind - gemacht. Das erste Gebet am Tag findet um 4.30 Uhr statt.
Heute morgen sind wir fast aus dem Bett gefallen, weil wir hier von Moscheen praktisch umzingelt sind. Für unsere Ohren tönt die Lobpreisung Allahs etwa so, wie wenn man einer Katze auf den Schwanz tritt, und das 5 Minuten lang. Da helfen auch Ohrstöpsel nichts.
Wir fuhren gestern und heute etwa 800 km ostwärts und sind jetzt in Samsun am Schwarzen Meer.
Das Auswärtige Amt in Deutschland und das Eidgenössische Departement des Äusseren geben ja Sicherheitshinweise für die "gefährlichen" Länder heraus. Über die Türkei schreiben beide unisono (nebst einigen Warnungen wegen der PKK), dass ein erhebliches Risiko im Strassenverkehr bestehe. Und das können wir durchaus bestätigen. Ignoranz und Machogehabe ergeben eine absolut gefährliche Mischung und nicht mal die ganze Familie im Auto können viele Türken davon abhalten, in wahnwitziger Weise zu überholen und sich im Verkehr allgemein völlig unberechenbar zu verhalten.
In Samsun suchten wir als Erstes nach einer Toyota-Vertretung, weil der grosse Service an unserem Auto gemacht werden sollte. Als wir fündig wurden, wollten wir eigentlich einen Termin für morgen abmachen. Aber man war so begeistert, dass man das Auto sofort auf die Hebebühne schaffte und mit Schmieren begann (es ist Sonntag, kurz vor vier Uhr!). Wir standen daneben und fragten uns, ob sie uns wohl verstanden hätten. Natürlich sprach niemand etwas anders als türkisch, das aber nonstop (und wir haben dazu immer genickt). Zwei Tassen Tee und anderthalb Stunden später war der Service fertig und kostete umgerechnet etwa 23 SFr. Dafür haben wir grosszügig Trinkgeld gegeben.
Unser Auto weckt immer wieder grosses Interesse. Sogar hier in Samsun, welches doch eine grosse Stadt ist, rannten vorher vom Hotelmanager bis zum Liftboy alle auf die Strasse, als wir vor dem Hotel ankamen.
Nach einem ersten Erkundungsgang (wo ist eine Bank, wo ist ein Internet-Café, wo hat es Restaurants) fanden wir uns in einem Vergnügungsviertel direkt am Meer wieder. Lunapark, ein grosser Bazar und unzählige Restaurants und Teestuben gibt es hier. Und da scheinbar Sonntags geheiratet wird, konnten wir auch einigen Hochzeitsfeiern zusehen. In der Regel tanzen die Frauen zusammen und die Männer ebenfalls. Zwischendurch gibt es eine Art Polonaise, aber auch die nach Geschlechtern getrennt. Ansonsten geht es mehr oder weniger zu wie bei uns, inklusive fünfstöckiger Hochzeitstorte.
Wenn übrigens in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten ausgetauscht werden, dann immer nur zwischen dem gleichen Geschlecht. Männer können sich hier umarmen und küssen und man sieht sie oft Arm in Arm spazieren.
Das Klima hier am Schwarzen Meer ist im Moment recht tropisch: heiss und sehr feucht. Und deshalb gönnen wir uns wieder mal ein Zimmer mit Klimaanlage.

 

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