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Der Hwange National Park in Zimbabwe

Sonntag, 1. August 2010

Die dritte Nacht in Folge verbrachten wir nun in einer strohgedeckten Hütte und noch immer hat sich keine Riesenspinne auf Tara’s Kopfkissen abgeseilt. Also alles halb so wild im wilden Afrika ;-)
Die Unterkunft von letzter Nacht war zwar alles Andere als berauschend, aber der Fisch, den der ursprünglich aus Österreich stammende Besitzer auftischte, war ausgezeichnet (und riesengross!) und am nahen Wasserloch konnten wir zwei Giraffen beim Saufen beobachten (was man auch nicht jeden Tag sieht, da diese Tiere in solchen Situationen sehr angreifbar und deshalb sehr schreckhaft und misstrauisch sind).

Giraffen  

Giraffen

Der Grenzübertritt von Botswana nach Zimbabwe war dann wie schon letztes Jahr überhaupt kein Problem. Eine Schreckenssekunde hatten wir lediglich, als die Dame beim Botswanischen Zoll erklärte, dass sie nur Personen und keine Autos abfertige (dabei sind wir ja wegen dem Auto hier!). Und ein Carnet de Passage hatte sie auch noch nie gesehen. Aber wir halfen ihr dann beim Ausfüllen und Abstempeln und lösten damit das Problem zu allseitiger Zufriedenheit.
Wir dachten bei unserer Reiseplanung ja, dass Pandamantenga ein grösserer Grenzposten ist. Wir haben dann etwas im grossen Kontrollbuch herumgeblättert (welches an jeder Grenze liegt und in welches man sich jeweils eintragen muss) und festgestellt, dass täglich lediglich zwischen null und zwei Autos die Grenze passieren – und das in der Hochsaison. Uns wurde dann aber schnell klar, warum. Aus der asphaltierten Zufahrt in Botswana wurde nach der Grenze in Zimbabwe schlagartig eine sehr enge und sehr steinige Piste.

Zufahrt zum Hwange NP  

Zufahrt zum Hwange NP

So fuhren wir im Schritttempo zum Hwange National Park. Weite Gebiete unterwegs sind verbrannt und machen einen etwas trostlosen Eindruck. Genauso wie die Einrichtungen des Hwange. Einstmals Anziehungspunkt für Tausende Touristen liegt der National Park heute in einem wahren Dornröschenschlaf (gerade mal zwei anderen Autos sind wir heute den ganzen Tag über begegnet). In Robins Camp, einem der drei Hauptcamps, sind keine Touristen und die Einrichtungen des Camps zerfallen langsam. Auch hier hängen die Fahnen – wie schon am Zoll – auf Halbmast. Wir hatten ja schon eine klitzekleine Hoffnung… (bis wir aber herausfanden, dass nur die Schwester von Mugabe gestorben sei).
Die Dame im Büro des Touristenempfanges muss wohl froh sein, wenn einmal pro Woche jemand kommt und sie etwas zu tun hat. Aber ihre Herzlichkeit macht den Gesamteindruck gleich um Einiges besser. Sie funkt ins andere Hauptcamp und meldet uns als Gäste für den Campground Mandavu an.
Der Hwange ist riesig und die Tiere sind entsprechend verstreut und schwierig zu finden. Anhand des Dunges auf den Wegen muss es hier allerdings vor Elefanten nur so wimmeln.

Elefantendung   Elefantendung  

Elefantendung

Was wir dann aber – nebst den verschiedenen Antilopen – sahen, war noch viel aufregender als Elefanten, da viel seltener: Wildhunde (oder auch Hyänenhunde genannt).

Wildhund  

Gut getarnter Wildhund

Der Campground am Mandavu Dam ist riesengross (hier könnten problemlos Duzende von Autos stehen) und lässt ebenfalls die besseren Zeiten vor unserem inneren Auge auferstehen: schattige Picknickhäuschen, Duschen mit Warmwasserboiler (mit Holz anzufeuern), viele Grillstellen und eine grosse Aussichtsterrasse mit Blick auf den Staudamm.

Mandavu Dam  

Campground am Mandavu Dam

Mandavu Stausee  

Dem Stausee fielen viele Bäume zum Opfer

Mandavu Stausee  

Die Inseln im Stausee sind bei Vögeln sehr beliebt

Leider zerfallen die Strohdächer genauso wie die übrigen Einrichtungen, aber die Lage ist wirklich sensationell. Der Stausee ist Heimat Hunderter Nilpferde (eines hat die kleine Bucht vor unserer Terrasse besetzt), die spätabends an Land kommen um zu grasen und die Tag und Nacht sehr lautstark auf sich und natürlich auf ihr Revier aufmerksam machen.

Flusspferd   Flusspferde  

Flusspferde

An den Uferbänken sonnen sich unzählige Krokodile und versperren den Impalas, Wasserböcken, Springböcken, Rappenantilopen, Giraffen und Zebras den Zugang zum Wasser.

Kleines Krokodil  

Kleines Krokodil

Grosse Reiher und andere Wasservögel besetzen die Sandbänke, Kingfisher stürzen sich auf der Jagd nach Fischen ins Wasser, grosse Adler sitzen auf den abgestorbenen Bäumen welche aus dem Wasser ragen und in der Dämmerung kommen grosse Elefantenherden zum Trinken ans Wasser.

Durstige Elefanten  

Durstige Elefanten

Der Campground selbst wird von vielen verschiedenen Vögeln und einer grossen Kolonie Klippschliefer bevölkert. Diese seltsamen, kleinen Tiere deren nächste Verwandte die Elefanten sein sollen, sind nicht nur überaus possierlich sondern auch sehr reinlich. Haben sie doch in der Nähe des Wassers eine Gemeinschaftstoilette, welche alle aufsuchen.

Klippschliefer  

Klippschliefermami mit Jungem

Man kann diesen grossen Campground exklusiv buchen (was wir natürlich getan haben) und ist dann – zumindest während der Nacht – ganz alleine. Nun, nicht ganz, ist doch in der Regel auch noch ein Parkangestellter vor Ort (natürlich diskret im Hintergrund), welcher für Ordnung, Warmwasser - sofern ein Boiler überhaupt noch vorhanden ist - und ein gemütliches Lagerfeuer sorgt. Unser „Guter Geist“ namens Donald hat sich dann allerdings am späteren Abend verabschiedet (er könne morgen mit jemandem in die nächste Stadt fahren, aber er komme um 17 Uhr wieder), wurde von einem Auto abgeholt und wart nie mehr gesehen. Und wir waren die nächsten zwei Tage tatsächlich alleine. Und da der Zaun um das Camp ebenso wie der Rest schon mal bessere Tage sah, rückten wir nach dem Abendessen gaaanz nahe ans Lagerfeuer.

Die Nacht ist erfüllt vom Grunzen und Brüllen der Flusspferde, irgendwo ganz weit weg hören wir einen Löwen, aber den grössten Teil der vielen Geräusche können wir nicht richtig einordnen. Der Mond wird erst in der zweiten Nachthälfte aufgehen, doch die Sterne leuchten so hell, dass sie sich im See spiegeln. Und die Milchstrasse ist zum Greifen nahe.

Montag, 2. August 2010

Statt auf Pirschfahrt zu gehen sitzen wir den ganzen Tag im Unterstand und beobachten in unserer Bucht unser Flusspferd beim Dösen, das kleine Krokodil beim Sonnenbaden, die Klippschliefermama beim Säugen und weiter entfernt am anderen Ufer die vielen Tiere, die sich vorsichtig zwischen den riesigen Krokodilen einen Platz zum Saufen suchen.

Krokodil  

Das Impala wäre ein willkommenes Abendessen für das Krokodil

Ab und zu geraten ein paar Flusspferdbullen lautstark aneinander, aber ansonsten ist es friedlich. Nur am Nachmittag meinte eine Pavianfamilie, dass sie auch auf unserem Campgrund sein dürfe. Wir haben sie dann aber eines Besseren belehrt (und wiedermal die Steinschleuder ausgepackt). Eigentlich müsste sich ja Donald um solche Dinge kümmern, aber der ist ja am Shoppen.

Pavianmännchen  

Pavianmännchen mit einem Teil des Rudels

Pavianjäger  

Der erfolgreiche Pavianjäger kehrt zurück...

Seit wir von Windhoek weg sind, sind die Temperaturen absolut ideal: in der Nacht kühl bis sogar kalt (angenehm zum Schlafen und wenn’s ganz kalt wird, gibt es ja noch die gute, alte Bettflasche) und tagsüber erreichen die Temperaturen gut und gerne 30 Grad Celsius.

Hammerkopf  

Hammerkopf

Dienstag, 3. August 2010

Löwengebrüll wiegte uns in den Schlaf und Löwengebrüll weckte uns heute Morgen auf. Den Tag verbrachten wir auf Pirschfahrt, aber zuerst statteten wir dem nördlich gelegenen Cintamantella Camp einen Besuch ab. Das Camp liegt auf einer Klippe und von der Terrasse des Restaurantes hat man einen atemberaubenden Blick auf die Ebene.

Cintamantella Camp  

Auf der Terasse des ehemaligen Restaurants "The Elephant and Dassie"

Es ist schon spät am Vormittag und so tummeln sich lediglich ein paar Zebras und Antilopen zu unseren Füssen. Aber auch hier zerfällt das einstmals sicher wunderschöne Camp. Das Restaurant hat schon lange geschlossen, die Strohdächer sind vom Winde verweht. In den Gästebungalows fehlt die Möblierung oder die Parkangestellten wohnen gleich selbst darin.

The Elephant and Dassie-Restaurant  

Das Schild steht noch, aber alles ist geschlossen und zerfällt

Die anschliessende Pirschfahrt war dann eher enttäuschend. Ein paar Büffel, ein paar Kudus und Impalas, da und dort ein Warzenschwein – die Tiere halten sich gut vor uns versteckt.

Manguste  

Nur diese kleine Manguste wagt einen Blick auf uns

Wir übernachten heute wieder an einem kleinen Stausee - Deteema Dam. Auch hier haben wir das Camp für uns alleine.

Camp am Deteema Dam  

Camp am Deteema Dam

Wasserwaran  

Ein riesiger Wasserwaran

Im kleinen Stausee „wohnt“ ein einziger Hippo-Bulle, welcher mangels Alternative (es hat halt keine Sandbänke oder Inseln im Wasser) von vielen Vögeln als Landeplatz missbraucht wird. Er erträgt das mit stoischer Gelassenheit und hebt höchstens mal den Kopf, wenn das Getümmel auf seinem Rücken zu gross wird.

Hippo-Bulle  

Die Narben zeugen von zahlreichen Kämpfen

Wir sitzen stundenlang im Unterstand, aber ausser den üblichen Verdächtigen (verschiedene Antilopen und die obligaten Paviane) sowie einem einsamen Elefantenbullen besuchte niemand das Wasserloch. Doch kaum wurde es dunkel – zu dunkel jedenfalls um zu fotografieren – verliess das Hippo das Wasser um zu grasen und am gegenüberliegenden Ufer tauchte Elefantenfamilie um Elefantenfamilie aus dem Wald auf um zu trinken. Irgendjemand hat uns erzählt, dass sie hier an diesem Wasserloch 150 Stück auf einmal gesehen hätten. Auch wenn es heute nur 100 Stück waren – mit ein wenig mehr Licht wäre es ja DAS Highlight gewesen. Aber nicht einmal der Mond schenkte uns etwas Licht. So blieb uns nur, dem Geplätscher und Trompeten dieser riesigen Anzahl Elefanten zu lauschen.

Mittwoch, 4. August 2010

Gestern Abend rückten wir wieder mal so nahe ans Feuer, wie es nur irgend möglich war. Einerseits waren wir alleine, der Palisadenzaun hat viele Löcher und das Tor fehlt auch und es hat hier viele Löwen. Andererseits wurde es am Abend und in der Nacht so richtig knackig kalt. Aber wir haben ja noch eine Geheimwaffe: unseren Dieselkocher. Diesen liessen wir die ganze Nacht auf niedrigster Stufe laufen und stellten daneben einen kleinen Ventilator auf, welcher die heisse Luft von der Keramik-Kochplatte wegbläst. So hatten wir wohlig warm.

Heute ging es früh los, denn wir hatten fast 200 Kilometer schlechte Piste vor uns. Zuerst zurück an die Botswanische Grenze und dann die Hunter’s Road entlang nach Norden bis Kazangula, aber auf der Seite von Zimbabwe. Die Hunter’s Road war vor 1900 eine wichtige Handelsroute, auf welcher vor allem das im Norden erbeutete Elfenbein nach Süden abtransportiert wurde. Es heisst, dass das Gebiet, durch welches die Hunter’s Road führt, besonders wildreich sei. Wir sahen zwar tatsächlich alles (ausser Raubkatzen und Rhinos), was zu einer richtigen Safari dazugehört. Aber wir sind halt schrecklich verwöhnt vom Moremi. Dort werden die Tiere seit 30 Jahren nicht mehr gejagt, sehen täglich Autos durch ihr Revier fahren ohne dass ihnen etwas passiert und sind deshalb völlig locker und desinteressiert an uns Menschen. Man muss sich schon ziemlich blöd aufführen, dass sie überhaupt weglaufen. Auf der Hunter’s Road ist das anders. Ausser die wie üblich eher neugierigen Giraffen ergreifen alle vor uns die Flucht. Selbst die frechen Paviane und die stoischen Gnus laufen total verängstigt weg. Zum Teil ist hier ja immer noch Jagdgebiet und das merkt man halt einfach.

Zebras  

Zebras

So oder so ist die Fahrt durch den Busch für unseren Geschmack schöner als die Fahrt auf der Asphaltstrasse, die es etwas weiter westlich auch noch gäbe. Die Hunter’s Road besteht eigentlich aus zwei Strassen, je eine links und rechts der Grenze zwischen Botswana und Zimbabwe, welche während den ganzen 100 Kilometern von Pandamantenga bis Kazangula völlig parallel verlaufen, getrennt durch einen kleinen Streifen abgebrannten Niemandslandes.

Grenze Zimbabwe-Botswana  

Rechts Zimbabwe - Links Botswana - dazwischen eine Feuerschneise

Im Reiseführer steht, man solle nicht auf der Seite von Zimbabwe fahren, man könne sonst verhaftet werden. Aber wir haben ja ein gültiges Visum und die Dame an der Grenze von Pandamatenga hat uns auf unsere diesbezügliche Frage hin schnippisch erklärt, auch in Zimbabwe werde niemand grundlos verhaftet.
Also gingen wir davon aus, dass wir völlig legal unterwegs seien. Wir sahen zwar auf den ganzen 100 Kilometern kein einziges anderes Auto, aber das waren wir uns von den letzten drei Tagen ja gewohnt und deshalb beunruhigte uns das nicht (und ausserdem sahen wir auch auf der Botswanischen Seite kein Auto). Deshalb waren wir völlig erstaunt, als wir Kazangula erreichten und man uns da im Immigration-Büro erklärte, dass es verboten sei, die Hunter’s Road zu fahren!  Wobei, so ganz klar ist uns immer noch nicht, was denn nun erlaubt oder verboten ist, denn fünf Minuten später hat ein anderer Beamter (diesmal von der Polizei) das völlige Gegenteil behauptet….
Na ja, wir sind jetzt wieder glücklich in Botswana, Rosinante hat endlich wieder Asphalt unter den Rädern und wir geniessen die heisse Dusche und das breite Bett in der Garden Lodge von Kasane, direkt am Ufer des Chobe Rivers.

Am Ufer des Chobe Rivers  

Am Ufer des Chobe Rivers

 

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