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Fahrt nach Francistown und ein kurzer Abstecher nach Zimbabwe

Sonntag, 22. März 2009

Das Gweta Guesthouse ist ein mit viel Liebe zum Detail eingerichtetes kleines Hotel mitten im Dorf Gweta, dessen Gästezimmer aus strohgedeckten, runden Lehmhütten bestehen. Dort genossen wir ein feines Abendessen bei Kerzenlicht (weil gerade in der ganzen Gegend der Strom ausgefallen ist) und verbrachten dann noch längere Zeit an der Open Air Bar, Zigarre rauchend (Zoltan) und Whisky schlürfend (beide), in angeregten Gesprächen mit dem Hotelbesitzer und einem Mitarbeiter des nationalen Forschungsprogrammes für Braune Hyänen.

Als wir ins Bett gingen gab es zwar wieder Strom, doch das Klimagerät war trotzdem nicht zum Laufen zu bringen. Aber wir waren so müde, dass wir unter unseren Moskitonetzen trotzdem herrlich schliefen.

Auf dem Weg nach Francistown machten wir heute einen Abstecher ins Nata Bird Sanctuary. Dieses Vogelschutzgebiet liegt am Rande grosser Salzpfannen, welche momentan zum Teil noch mit Wasser gefüllt sind. Im zentralen Teil Botswanas bedecken diese Salzpfannen riesige Gebiete und sind teilweise auch als Nationalparks ausgeschieden. Leider kann man diese Gebiete nur in der absoluten Trockenzeit von Mai bis September/Oktober bereisen, wenn der schlammige Untergrund vollständig ausgetrocknet ist. Auch im Nata Bird Sanctuary muss man sehr genau aufpassen, wo man fährt. Die Oberflächen der bereits abgetrockneten Pans kann fest aussehen, doch wenn man darüberfährt sinkt man tief im Schlamm ein und kann sich aus eigener Kraft kaum mehr befreien.

Aber die Landschaft ist absolut faszinierend. Vollkommen eben, der Horizont ist unendlich weit weg, manchmal ein grünes Grasmeer, manchmal silbrig schimmernde Flächen von denen man nicht weiss, ob es Wasser ist oder Salz. In den Lagunen versammeln sich grosse Schwärme von Flamingos und anderen Wasservögeln.

Im Nata Bird Sanctuary   Flamingos

Eigentlich wollten wir ursprünglich am Eingang des Parks campieren, aber ein Feuer hat letztes Jahr die Anlage teilweise zerstört. Die Aufbauarbeiten sind zwar im Gange, aber die verkohlten Bäume und Büsche sehen recht trostlos aus. So fahren wir weiter nach Francistown.

Tankstelle  

Ziegen sind die einzigen Besucher dieser Tankstelle

Wir nähern uns dem stärker bevölkerten Süden Botswanas. Der Verkehr nimmt zu, die Kühe auf der Strasse ebenfalls, aber am Gefährlichsten sind die vielen tiefen Schlaglöcher und die Kamikazefahrer, welche IHREN Löchern auf UNSERE Strassenseite ausweichen. Und dazwischen immer wieder mal ein Schlagbaum mit Beamten, die entweder nach Frischfleisch suchen oder nach einem Geschenk fragen, aber auf eine umwerfend charmante Art.

In Francistown liessen wir unserer schlammverkrusteten Rosinante eine gründliche Wäsche angedeihen und jetzt sind wir im Marang Hotel, etwas ausserhalb der Stadt und in einer wunderbar grünen Anlage gelegen.

Autowaschstrasse  

"Autowaschstrasse"

Montag, 23. März 2009

Unser Anlasser macht uns Sorgen und so führte uns unser erster Weg heute zur Toyotagarage. Wir haben noch einige sehr entlegene Gebiete vor uns und da sollten wir uns schon darauf verlassen können, dass Rosinante zuverlässig anspringt.
Aber in der Toyotagarage konnte man uns nicht helfen. Sie dürfen an nicht importierten Autos nichts machen, erklärte uns der weisse Manager. Wir sind baff und können das kaum glauben (und werden wohl mal einen geharnischten Brief an Toyota schreiben).
Immerhin kennt der Geschäftsführer einen zuverlässigen Autoelektriker, wo man sich unserer Rosinante annahm. Auch der Chef hier: weiss. Es ist wahrscheinlich etwas heikel, was wir jetzt schreiben. Aber wir haben festgestellt, dass saubere, gut funktionierende Betriebe (seien das Werkstätten oder Gästehäuser) sehr oft von Weissen geführt werden. Selbst hier in Francistown, wo sicher etwa 98% der Einwohner schwarz sind. Dafür sind die Weissen längst nicht so charmant und das Lachen ist auch nicht so herzlich!
Es wurde dann festgestellt, dass es nicht am Anlasser liegt sondern dass eine der beiden Batterien praktisch vollständig leer ist (dabei war das Auto vor 3 Wochen noch im Service!).

Eine geschlagene Stunde verbrachten wir auch im Büro des DWNP (Departement of Wildlife and National Park) um die Eintrittsgebühren der Parks zu bezahlen. Ehrlich wie wir sind, auch noch nachträglich für die Central Kalahari.
In diesen Büros werden sämtliche Beamtenwitze strapaziert und Erinnerungen an Indien wach: Kohlepapier und Stempel sind die wichtigsten Utensilien. Aber mit viel Geduld schafft man auch das und wird dabei auf das Köstlichste unterhalten (wie bringt man es zum Beispiel fertig, möglichst langsam ein Papier von der einen Seite des Schreibtisches auf die Andere zu bewegen).

In diesem Verwaltungsgebäude gibt es aber auch Anblicke, da ist einem überhaupt nicht zum Lachen zumute. Lange Schlangen ausgemergelter, apathischer Menschen vor einem Schalter (des Gesundheitsdienstes?), offensichtlich an Aids erkrankt. Aids ist eines der allergrössten Probleme in Afrika (ca. ein Drittel der Einwohner sind mit dem HI-Virus infiziert) und unter diesem Gesichtspunkt erstaunt es auch nicht, dass die Automaten mit Gratis-Kondomen überall hängen und in unserem Hotelzimmer nebst dem Shampoo und dem Duschmittel ebenfalls ein paar Kondome bereitliegen.

Ansonsten waren wir den restlichen Tag beschäftigt mit Einkaufen, Wasser bunkern und unter der Rosinante nach dem Rechten sehen.

Herero-Frau  

Herero-Frau

Dienstag, 24. März 2009

Heute Vormittag fuhren wir über die Grenze nach Zimbabwe, um unser Carnet de Passage erneuern zu lassen (wir müssen ja jedes Jahr einmal mit dem Auto die Zollunion Namibia/Botswana/Südafrika verlassen und mit einem neuen Carnet einreisen, damit Rosinante wieder ein Jahr bleiben kann). Auch hier: mit ein wenig Geduld und einem freundlichen Lächeln ist das ganze Prozedere überhaupt kein Problem. Der Beamte auf Zimbabwe-Seite freute sich offensichtlich, dass Touristen kommen und versicherte uns, dass sie hier in der Gegend überhaupt kein Problem mit der Cholera haben.
Die Visa, die Strassenbenutzungsgebühren und die Haftpflichtversicherung kann man mit den verschiedensten Währungen bezahlen (Botswanische Pula, Südafrikanische Rand, Amerikanische Dollar), nur nicht in der Landeswährung. Kein Wunder bei 230 Millionen Prozent Inflation. Selbst die Toilettenfrau will Devisen!

Wir fuhren dann etwa 10 Kilometer ins Land rein bis zum Dorf Plumtree ("Pflaumenbaum"), drehten dort um und fuhren wieder an die Grenze.
Unterwegs hielten wir an einem Hotel an, um nicht so schnell wieder an der Grenze zu erscheinen. Das Hotel ist heruntergekommen und wirkte auf den ersten Blick verlassen. Aber die Bar hat offen und dort hingen drei mehr oder weniger betrunkene Typen herum. Coca Cola gibt es, Mineralwasser nicht und der Kühlschrank und die Gestelle sind bis auf ein, zwei Flaschen mit undefinierbarem Schnaps leer.

Natürlich erkennt man uns an der Grenze sofort wieder und ist schon ein wenig erstaunt. Die Frau, die unser Carnet stempelt fragt, wie lange wir in Zimbabwe waren. Und auf unsere Antwort "Eine halbe Stunde" erwidert sie: "What's wrong with Zimbabwe?" ("Was stimmt nicht mit Simbabwe?"). Da wüssten wir natürlich schon einiges. Aber der Dame versichern wir, dass wir dieses Mal leider, leider keine Zeit hätten und bestimmt wieder kommen würden.
Es ist ja schon so, dass die Einwohner nichts dafür können, dass sie einen Irren als Präsidenten haben. Aber trotzdem muss man im Moment in Zimbabwe nicht gerade Urlaub machen.
Wir sind auf jeden Fall froh, haben wir den Grenzübertritt für dieses Jahr hinter uns.

Am frühen Nachmittag waren wir bereits wieder zurück und nutzten deshalb die "freie" Zeit, um dem Zentrum von Francistown einen Besuch abzustatten. Im Reiseführer steht, dass wegen den illegalen Einwanderern des nahen Zimbabwe die Kriminalität erheblich zugenommen habe. Aber wir spüren nichts davon, fühlen uns im Gegenteil sicher und haben auch einige lustige Begegnungen und Gespräche mit den Leuten auf der Post oder dem Markt. Die Marktfrauen gaben uns Sauermilch und getrocknete Beeren zum Versuchen und das Sortiment der Stände reicht von Zuckerrohr bis Sandalen aus alten Reifen.
Interessanterweise werden viele Ladengeschäfte von Indern oder Pakistani geführt.
Auf dem Busbahnhof herrscht ein grosses Gedränge und von dort aus nehmen wir dann auch ein Taxi zurück ins Hotel (sooo sicher, dass wir mit der Rosinante ins Zentrum fahren und diese dann unbewacht am Strassenrand stehen lassen, fühlen wir uns dann doch nicht).

Auf dem Markt von Francistown   Auf dem Markt von Francistown

 

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