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Wildnis pur - die Central Kalahari

Dienstag, 17. März 2009

Gestern Abend um Viertel nach Acht sagte eine der Frauen zu uns: "Wir gehen jetzt, könnt ihr dann bitte noch die Kerzen ausblasen". Und schon waren alle weg und wir beide mutterseelenalleine auf dem Gelände. Irgendwo grunzten ein paar Kudus und ansonsten war es totenstill. Und auch wir krochen schon sehr früh unter unsere Moskitonetze und versuchten zu schlafen. Ab und zu schepperte etwas auf dem Blechdach und hinter dem Badezimmerfenster fauchte es manchmal, aber sonst verbrachten wir eine ruhige Nacht.

Heute fuhren wir die letzten Hundert Kilometer auf Asphalt bevor wir beim Kuke Fence abbogen und Richtung Central Kalahari Game Reserve hielten. Der sandige Track ist recht gut zu befahren, weil der Boden immer noch sehr feucht ist. Manchmal mussten wir sogar grossen Wasserlöchern ausweichen oder hindurchfahren.

Am Kuke-Fence  

Track am Kuke Fence

Die Kalahari ist grün und voller Blumen. Das Gras steht bis 2 Meter hoch und wir werfen ab und zu einen Kontrollblick unters Auto, weil sich das an der Unterseite gesammelte Gras sehr leicht am Auspuff entzünden kann. Damit die Lamellen des Kühlers nicht verstopfen, haben wir gestern noch das Kühlernetz montiert, welches wir letztes Jahr kauften.

CDentral Kalahari  

Das Gras steht auch auf den Tracks sehr hoch...

Gras unter dem Auto hervorkratzen  

... und deshalb bleibt viel unter dem Auto hängen

Die flachen Pan's sind voller Tiere und dort wo wir durch dichtes Buschwerk fahren, teilen wir den schmalen Pfad mit kleinen Antilopen, Wildschweinen und zu Fuss gehenden Vögeln.

Riesentrappe  

Riesentrappe

Um drei Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel, Campsite No. 2 im Passarge Valley.

Camping-Leben  

Die Campsite ist das Revier dieses Gelbschnabel-Tokos

Es ist gigantisch heiss!! Aber statt reglos im Schatten zu sitzen heisst es Feuer machen, Essen zubereiten, sich mit dem Rest des Salatwaschwassers selbst waschen, kochen (Kudu vom Grill und Gemsquash), essen, abwaschen. Um fünf Uhr sind wir fertig - fix und fertig! Und Tara schwor sich, dass es in Zukunft an solchen Fahrtagen nur noch Brot und Käse gibt.

Bildchen  

Verschnaufpause

Es waren zwar nur 230 Kilometer von D'Kar hierher, aber wir waren trotzdem über Sieben Stunden unterwegs (und in unserer Rosinante sind das gefühlte 14 Stunden -. Mindestens!).

Eidechse  

Blick ins Passarge Valley

Mittwoch, 18. März 2009

Wir waren dermassen erschöpft, dass wir schon vor Acht Uhr im Bett lagen. Aber im Auto war es noch so heiss, dass wir lange nicht schlafen konnten. Nasse Tücher halfen ein wenig, aber erst gegen Morgen kühlte es soweit ab, dass man etwas Erholung bekam. Für Tara ist es auf jeden Fall viel zu heiss, als dass sie die Gegend so richtig geniessen könnte.

Bildchen  

Ob's die Kaltblütler besser haben?

Vor uns im Tal grasen grosse Oryx- und Springbockherden von mehreren Hundert Tieren. Eine kleine Gruppe von Oryx-Antilopen nähert sich dabei dem Auto auf zwanzig bis dreissig Meter, uns immer aufmerksam beobachtend.

Weniger aufmerksam war der Schakal, welcher heute Früh den Campground inspizierte und dabei so in seine Suche nach der Herkunft der Abfalldüfte vertieft war, dass er Zoltan fast über die Füsse lief.
Wir verpacken unseren Abfall zwar ziemlich dicht in leere Mineralwasserkanister, aber der Blutduft vom Kudusteak von gestern lag wohl noch in der Luft.

Nachmittags um 16 Uhr, am Schatten ist es immer noch 38° Celcius. Die Luft steht, kein Lüftchen bringt Linderung. Wir hängen im spärlichen Schatten herum und besprühen uns immer wieder mit Wasser. Auf der anderen Talseite zieht langsam eine Giraffe vorbei und die Mahaliweber (sehen aus wie grosse Spatzen) nehmen ein Sandbad. Es ist zu heiss zum essen, zum schlafen und um einen klaren Gedanken zu fassen.

Mittagsschläfchen  

Herumhängen

Donnerstag, 19.3.2009

Das Central Kalahari Game Reserve ist eines der grössten Naturschutzgebiete der Welt und - ausser im Sommer, wenn die Temperaturen weit über 40° erreichen - zu jeder Jahreszeit faszinierend. Ein Besuch während der momentanen Jahreszeit hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Der Vorteil ist, dass es dank der nur kurz zurückliegenden Regenzeit sehr viel frisches Gras hat, welches grosse Tierherden anzieht. Der Nachteil ist, dass man die meisten Tiere wegen des hohen Grases gar nicht sieht. Die Trappen und andere Vögel sehen wir oft erst, wenn sie auffliegen. Die Wildkatze heute früh war im Gras neben dem Pfad so gut versteckt, dass wir sie fast überfahren hätten. Und dass das Straussenpärchen vor uns sechs kleine Küken im Schlepptau hatte, haben wir auch nur gesehen, weil sie in Panik vor uns auf dem Weg davonrannten.
Und leider, leider sehen wir so auch keine Löwen (wir hören sie nur).

Unterwegs im Passarge Valley  

Unterwegs im Passarge Valley

Grosse Teile des nördlichen Teils der Central Kalahari wurden letztes Jahr von riesigen Buschfeuern niedergebrannt. Die verkohlten Äste der Büsche ragen aus dem Gras, doch die Wurzeln haben überlebt und so wächst zwischen den kahlen Ästen bereits wieder frisches Grün.

Die Kalahari blüht  

Die Kalahari blüht

Heute Morgen hatten wir einen gewaltigen Schreck, als Rosinante ganz gegen ihre Gewohnheiten nicht sofort ansprang und der Anlasser nur ein schepperndes Geräusch von sich gab. Aber sie schaffte es dann doch noch und so erreichten wir unser heutiges Ziel: Tau Pan.

Tau Pan  

Tau Pan

Für uns einer der schönsten Orte hier; eine unendlich weite Grasebene, dazwischen ein paar Baumgruppen und in so einer Baumgruppe stehen wir nun. Man sieht die Tiere schon von Weitem näherkommen, was im Fall der Löwen natürlich ein Vorteil ist ;-)

Oryx  

Bäumchen sind um die Mittagszeit begehrt

Leider gehören wir zu den Letzten, die dieses Paradies geniessen dürfen. In Zukunft kann dieser Platz nämlich nicht mehr gebucht werden. Aber der Ort ist sowieso nicht mehr der, der er mal war. Zwei, drei Kilometer entfernt wird auf einer Düne ein grosses Luxus-Camp gebaut, inklusive Airstrip (Flugfeld). Ganz im Sinne der Politik Botswanas, vor allem auf den Luxus-Tourismus zu setzen. Die Lodge ist soweit entfernt, dass sie nicht wirklich stört. Aber das Gefühl der Einsamkeit; das Wissen, dass im Umkreis von 50 Kilometern keine andere Menschenseele ist, dieses Gefühl ist leider weg. Am Meisten nervt aber das Geräusch des Stromgenerators hier draussen in dieser Wildnis.

Springböcke  

Alles sucht Schatten

Als wir letzte Woche in Windhoek einkauften, liessen wir uns auch ein Stück Rindsfilet vakuumdicht einpacken. Das kommt heute Abend auf den Grill, nachdem wir gestern nur griechischen Salat und Brot hatten.

Unsere Campsite in der Tau Pan  

Unsere Campsite in der Tau Pan

Sonnenuntergang  

Magische Momente bei Sonnenuntergang...

Freitag, 20. März 2009

In der Nacht besuchten uns Schakale und einmal hörten wir etwas weiter weg auch Löwen brüllen.
Als wir am Morgen aufwachten, zogen gerade grosse Gnu- und Springbockherden keine 20 Meter von uns entfernt durch die Pan (Pan = Pfanne).

Springbockherde  

... und bei Sonnenaufgang

Die Springböcke geniessen die kühlen Morgenstunden, jagen sich hinterher, führen Scheingefechte, springen mit gestreckten Beinen und rundem Rücken meterweit in die Höhe und strahlen die pure Lebensfreude aus. Selbst die eher behäbigen Gnus spielen und jagen sich über die Ebene, so dass das Leittier, welches seine Herde zusammenhalten möchte, schier verzweifelt. Es hat sehr viele Jungtiere und alle zeigen erstaunlich wenig Scheu vor uns. Wir fühlen uns fast wie im Garten Eden.

Das liegt auch an den heute Früh sehr angenehmen Temperaturen. Gestern Abend gingen im Osten und Süden heftige Gewitter nieder, es blitzte im Sekundentakt und als wir um 8 Uhr ins Bett gingen, hatte es immer noch über 30° Celsius. Es war fast nicht auszuhalten im Auto. Doch wir haben leider nur einen begrenzten Holzvorrat und länger als bis 8 Uhr können wir am Abend kein "Wilde-Tiere-Abschreckungs-Feuer" machen. Und so können wir auch nicht draussen bleiben, bis es weiter abkühlt. Um 7 Uhr ist es jeweils dunkel, da sehen wir nichts mehr (aber die Hyänen und Löwen sehen uns sehr wohl).
Hier im Park sollte/dürfte man kein Holz sammeln und da halten wir uns auch daran. Also müssen wir alles Holz für die gesamten 5 Tage mitnehmen. Zusammen mit dem Wasservorrat ist Rosinante hinten im Wohnbereich voll beladen und wenn wir auf einem Campground ankommen, müssen wir zuerst mal alles ausladen, bevor wir ins Auto können. Das Wasser und die Abfallsäcke (auch unseren Abfall müssen wir ja die ganze Zeit mit uns führen) kommt in die Fahrerkabine, weil man in der Nacht absolut nichts draussen lassen kann (ausser man will es den Schakalen und Hyänen zum Geschenk machen).

Wir sind fast den ganzen Tag gefahren und mussten immer wieder staunen, wie viele Tiere es jetzt im Gegensatz zum letzten Jahr hat. Sogar eine grosse Giraffenherde haben wir an einem Wasserloch gesehen.

Giraffen in der Kalahari  

Neugierig und etwas misstrauisch werden wir gemustert

Am Nachmittag kamen wir an unserer heutigen Campsite (Kori Nr. 3) an. Die Temperaturen sind wieder unglaublich hoch und wir beide völlig geschafft. Aber kaum hatten wir uns installiert, ballten sich grosse schwarze Wolken über uns zusammen, es donnerte und die ersten Tropfen fielen. Doch noch blieb es bei ein paar Tropfen.

Regenfront  

Der Regen zieht heran

Samstag, 21. März 2009

Etwa um Mitternacht erreichte uns eine Gewitterfront und ein heftiger Wolkenbruch ging nieder. Wer nun denkt, dass das etwas Abkühlung brachte, liegt falsch. Denn gleichzeitig hatte sich eine geschlossene Wolkendecke gebildet, welche die Hitze festhielt. Als wir aufstanden, war der ganze Himmel immer noch bedeckt und über der Ebene sahen wir schon die nächste Regenwand näher kommen.
Eigentlich wollten wir heute einen Ruhetag einlegen  und hier an der Kori-Pan bleiben. Aber angesichts des Wetters packten wir alles so schnell wie möglich zusammen, frühstückten im Stehen und fuhren dann los Richtung Ausgang des Parks.
Wahrscheinlich war das eine gute Entscheidung, denn die Tracks standen zum Teil bereits einen halben Meter tief unter Wasser. Die 100 Kilometer bis zum nächsten Ort Rakops waren eine richtige Wasser- und Schlammschlacht. Der Weg ist stark ausgefahren und besteht praktisch nur aus grossen Bodenwellen. In den Vertiefungen sammelt sich das Wasser und so fuhren wir von Wasserloch zu Wasserloch, immer und immer wieder, scheinbar unendlich.

Track unter Wasser  

Wasserloch reiht sich an Wasserloch

Wir brauchten für diese 100 Kilometer fast 6 Stunden, hatten aber insofern Glück, als wir nicht steckenblieben. Es regnete fast andauernd und selbst die Springböcke stehen für einmal still und lassen die Ohren hängen.

In Rakops wollten wir tanken und einkaufen, um die nächsten 2 Tage am Boteti River bei Khumaga campen zu können. Rakops ist eine Ansammlung von traditionellen, strohgedeckten Lehmhütten und kleinen Steinhäusern und steht halb unter Wasser.

Rakops  

Rakops steht unter Wasser

Tanken können wir nicht, weil es keinen Strom hat. Und im "Supermarkt" liegt das Fleisch in der warmen Kühltruhe und stinkt vor sich hin.

Also weiter nach Khumaga. Der Eingang zum Makgadikgadi National Park, in welchem der Campground liegt, ist gar nicht so einfach zu finden. Und als wir endlich dort waren, wollten sie uns nicht reinlassen. Wir hatten weder eine Reservation für den Campground (nicht so schlimm), noch hatten wir die Eintrittsgebühren für den Nationalpark im Voraus bezahlt (sehr schlimm, da sie an den Eingangstoren seit Neuestem kein Geld mehr einkassieren dürfen). Da halfen kein gutes Zureden und keine Argumente, man blieb hart. Auch sah der Ranger gar nicht so aus, als ob er ein kleines Nebeneinkommen akzeptieren würde.

Impala-Herde  

Dabei wurden wir am Eingang zur Khumaga-Campsite schon so nett begrüsst

Die nächste Campingmöglichkeit ist über 100 Kilometer entfernt und am Horizont wurde es schon wieder pechschwarz. Zum Glück hatten wir die Adresse eines Guesthouses in Gweta bei uns und zum Glück steht im Dorf Khumaga eine Handy-Antenne. Nun wissen wir wenigstens, wo wir heute Nacht schlafen und werden sogar in den Genuss einer Dusche kommen.
Also noch mal 200 Kilometer fahren, womit wir dann heute fast 10 Stunden im Auto verbracht haben. Nicht einmal eine kleine Abkürzung von 30 Kilometern war uns vergönnt; dort wo wir den Boteti River, welcher seit 30 Jahren praktisch ausgetrocknet ist, überqueren wollten, steht das Wasser jetzt metertief.
Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass die Regenzeit mehr oder weniger vorbei ist respektive man in der Central Kalahari kaum etwas davon merkt. So kann man sich täuschen.

 

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