Schreckensflug nach Windhoek und die ersten Tage unterwegs
Donnerstag, 12. März 2009
Die Maschine der Air Namibia streckt die Nase in die Luft und hat das Ende der Piste knapp hinter sich, als es beim rechten äusseren Triebwerk einen mächtigen Knall gibt. Wir hören ein Rumpeln und einen Lärm, den man als Passagier eines gerade abhebenden Flugzeuges lieber nicht hören würde. Zoltan schaut zum Fenster raus und sagt immer wieder: "Das ist nicht gut. Das ist nicht gut." Das Flugzeug versucht Höhe zu gewinnen und Tara versucht, die Fassung zu behalten. Aus dem rechten Triebwerk schlagen Flammen und aus Sekunden scheinen Stunden zu werden. Doch langsam, langsam wird der Abstand zum Boden grösser und der Puls etwas langsamer. Und da meldet sich auch schon der Kapitän welcher uns mitteilt, dass wir wegen technischen Problemen umdrehen und wieder landen werden. Aber zuerst kreisten wir noch zwei Stunden über Frankfurt, um das viele Kerosin loszuwerden.
Am Freitag den 13. März um 1 Uhr in der Früh landeten wir also wieder am Ausgangspunkt, erwartet von einer ganzen Armada von Feuerwehr-, Polizei- und Krankentransport-Fahrzeugen.
Freitag, 13. März 2009
Es war bereits 4 Uhr, als wir todmüde ins Bett im Flughafenhotel Sheraton sanken. Und zum Frühstück um 8 Uhr wurden wir informiert, dass eine Ersatzmaschine aus London unterwegs ist und die neue Abflugszeit voraussichtlich um 13 Uhr sei.
Natürlich stellt das unsere Planung für heute etwas auf den Kopf (denn wir sollten jetzt ja schon in Windhoek sein). Doch ein paar Anrufe später hatten wir organisiert, dass wir das Satellitentelefon am Samstag bei jemandem privat abholen können, dass die Versicherungsbrokerin die Prämie für uns aus der eigenen Tasche vorschiesst und wir ihr diese in 4 Wochen zurückzahlen können und dass wir eine Nacht länger in Ondekaremba bleiben werden. Viel erklären mussten wir nicht - der Ausfall unseres Flugzeuges war dem Radio in Namibia eine Meldung wert. Das ist auch nicht weiter erstaunlich, handelt es sich doch um eines der zwei oder drei grösseren Flugzeuge der nationalen Fluggesellschaft…
An der Passkontrolle im Flughafen meinte der Beamte: "Aha, versucht ihr es noch mal? Viel Glück, aller guten Dinge sind ja bekanntlich Drei!" in Anspielung auf den bereits am Montag stattgefundenen Vorfall, bei dem eine Maschine der Air Namibia ebenfalls wegen einem defekten Triebwerk umkehren musste. Wir sind natürlich nicht abergläubisch und grinsen nur zu diesem Spruch (aber ein ganz klein wenig ein mulmiges Gefühl bleibt).
Auch nicht gerade vertrauensbildend waren dann die nächsten Stunden, die wir wartend im Flugzeug verbrachten. Zuerst konnten wir nicht starten, weil die Passagierliste fehlte. Dann versuchten ein paar Techniker, die nicht funktionierenden Toiletten zu reparieren und als sie schliesslich aufgaben und aussteigen wollten, war die Treppe schon weggerollt und musste zurückgerufen werden.
Irgendwann im Laufe des Nachmittages starteten wir dann schliesslich und werden - wenn ab jetzt alles klappt - weit nach Mitternacht in Windhoek landen.
Samstag, 14. März 2009
Heiko von der Farm Ondekaremba musste bis 2 Uhr in der Nacht warten, bis wir endlich auch unser Gepäck hatten und durch den Zoll waren.
Nach einer wiederum sehr kurzen Nacht erledigten wir heute in Windhoek was möglich war (da Samstag ist, sind die Büros geschlossen) und gingen einkaufen. Wir könnten stehend schlafen, so müde sind wir. Eigentlich sollten wir morgen sehr früh losfahren. Aber wir müssen einen Tag länger hierbleiben, bis wir mit allem fertig sind. Morgen heisst es also Wasserpumpe reparieren, Packen, Wassertanks füllen etc. etc.
Es ist hochsommerlich warm mit kühlen Nächten - ideale Wetterbedingungen.
|
|
Und es ist unwahrscheinlich grün hier auf Ondekaremba. |
Sonntag, 15. März 2009
Nach 9 Stunden Schlaf ist man einfach ein ganz anderer Mensch! Man könnte langsam glauben, dass man in den Ferien ist und sich etwas entspannen. Wenn da nicht das liebe Pech schon wieder grinsend auf einen warten würde….
Nachdem wir die Wasserpumpe ausgebaut, auseinandergenommen, sämtliche Verschleissteile gewechselt und alles wieder zusammengeschraubt hatten, mussten wir feststellen, dass - nein, nicht dass wir eine Schraube übrig hatten, sondern dass immer noch kein Wasser floss. Also griffen wir zu Plan B und bauten eine komplett neue Pumpe ein. Diese funktionierte dann zwar, offenbarte uns aber nur das nächste Problem: aus dem Haupttank kann kein Wasser mehr angesogen werden, nur noch aus den Kanistern. Irgendwie muss der Ansaugstutzen defekt sein und das kann man nur reparieren, wenn man den ganzen Wassertank ausbaut. Das braucht eine entsprechende Werkstatt und mindestens einen Tag Zeit. Mit den Nerven schon etwas im roten Bereich wollten wir dann die neuen Wasserfilter einbauen (diese muss man regelmässig wechseln). Dabei riss das Gewinde der Befestigungsmutter eines der Filter aus und da die Schraube leider nicht metrisch ist, fanden wir in unseren vielen Ersatzteilen kein einziges passendes Stück. Ohne diesen Filter ist der ganze Wasserkreislauf unterbrochen, da nützt keine noch so gut funktionierende Pumpe…
Doch dann hat sich ausnahmsweise kurz das Glück eingemischt und wir fanden in einer der Muttern- und Schrauben-Wühlschachteln in der Werkstatt der Farm eine passende Mutter.
Die anderen Gäste sind auf Kaffeefahrt im Busch und wir schwitzen uns in der Rosinante einen ab. Sch…
|
|
Unser Bungalow |
Montag, 16. März 2009
In der Nacht regnete es und der Tag begann so richtig schwül-warm. Wir wollten früh losfahren, denn heute hatten wir eine sehr lange Etappe vor uns: insgesamt 530 Kilometer bis Ghanzi in Botswana.
Aber zuerst mussten wir noch eine Runde fluchen da wir entdeckten, dass beim Service der Rosinante zwar das Scheibenwaschwasser nachgefüllt wurde, aber man dann vergessen hatte, den Deckel wieder auf den Behälter zu schrauben. Also improvisierten wir etwas mit Plastikfolie und Haargummi und Zoltan schwor sich, dass in Zukunft niemand mehr Hand an Rosinante legt, ohne dass er dabei ist.
In den letzten Wochen hat es viel geregnet und das Land ist auch hier sehr grün. Das Gras steht hoch und viele Wildblumen blühen.
Als wir letztes Mal diese Strecke fuhren, wuselten auf dem Asphalt Myriaden von riesigen, schwarzen Käfern herum. Heute ist die Luft erfüllt von ebenso vielen Schmetterlingen. Wohin man auch schaut tanzen grosse Schwärme von weissen, gelben und bunten Faltern in der Luft. Nach kürzester Zeit ist unser Auto übersäht mit Schmetterlingsleichen.
|
|
Überall riesige Schmetterlingsschwärme |
Auf der Strasse ist nicht viel los. Ab und zu ein Auto, manchmal ein riesiger Tausendfüssler oder eine grosse Echse und nach der Grenze in Botswana dann wieder die vielen Rinder, Esel, Pferde und Ziegen, welche die Seitenstreifen abgrasen und natürlich immer wieder unerwartet die Strasse überqueren.
Die Grenze zwischen Namibia und Botswana kennen wir bereits und nach zwei Mal zehn Minuten haben wir das Ganze auch schon hinter uns (wenn nur alle Grenzen so einfach wären).
Jetzt sind wir wieder bei den Buschleuten von D'Kar. Zuerst haben wir uns natürlich entschuldigt, dass wir gestern nicht aufgetaucht sind. Das war uns gar nicht recht denn wir hatten auch das Abendessen bestellt und sie kochen dann natürlich extra für uns. Aber wir konnten sie gestern leider auch telefonisch nicht erreichen (die Telefonnummern hier ändern relativ häufig und im Reiseführer steht dann immer garantiert die Falsche). Dafür verdienen Sie jetzt viel mehr an uns, weil wir ein Zimmer bezogen haben statt auf den Campground zu fahren. Uralter Kolonialstil, kein Komfort und äusserst spartanisch eingerichtet (Bett, Stuhl, Nachttisch). Aber eine Dusche mit Warmwasser! Und das hatten wir nötig nach so vielen Stunden im heissen Auto.
Wir sind wiedermal die einzigen Gäste und wir sind wieder begeistert: ein paar Meter neben der Lapa (nach allen Seiten offene Veranda mit Strohdach) das Wasserloch und grosse Kudu- und Impalaherden, die hier trinken oder auf dem Rasen vor dem Gästehaus äsen. Auch unsere Strausse lassen sich wieder blicken und leider auch viele Moskitos.
|
|
Impala-Weibchen |
Im Vorraum zur Küche hängt eine Skizze auf welcher dargestellt ist, wie man korrekt auftischt: dass es ein Messer und eine Gabel braucht, wo diese liegen etc. Diese Skizze steht stellvertretend für die ganze Farm hier; Man möchte Gäste, man gibt sich Mühe und ist dabei charmant unprofessionell. Ein Bild für Götter sind schon nur die drei Frauen, welche im Gänsemarsch das Essen auf- und das Geschirr abtragen, dabei kichern und in ihrer mit Schnalz- und Klicklauten durchmischten Sprache über irgend etwas tratschen.
Wir sind auf jeden Fall sehr gerne hier.
|
|
Impalas grasen im Abendlicht vor dem Haus |
Nächster
Bericht
|