Wildnis pur: Central Kalahari Game Reserve
Sonntag, 11. Mai 2008
Noch 80 Kilometer Teer und dann zweigten wir vor dem Kuke Fence rechts ab Richtung Central Kalahari Game Reserve. Die Piste entlang des Veterinärzaunes ist zum Teil tiefsandig, bietet aber keine grösseren Schwierigkeiten. Mehr Schwierigkeiten hatte da die junge Giraffe, welche irgendwo ein Schlupfloch im Zaun gefunden hat und nun innerhalb des doppelten Zaunes gefangen ist. Sie konnte uns nicht ausweichen und galoppierte ein schönes Stück vor unserem Auto her, bis wir sie endlich überholen konnten.
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Entlang des Kuke Fence |
Lange, schwarze Schlangen sonnen sich in der Morgensonne auf dem Weg und wenn wir vorbeifahren und sie uns rechtzeitig bemerken, verschwinden sie im Gebüsch. Wenn sie aber von uns überrascht werden, können sie den Oberkörper über einen Meter aufrichten und gegen das Auto schnellen. Trotz geschlossener Türen durchfährt einen da doch ein gehöriger Schreck.
In den Park fahren wir durch das neue Tsau Gate, wo wir weder bezahlen können noch einen vernünftigen Plan des Parkes bekommen. Weiter geht’s über sandige Pisten, welche sich durch meterhohes Gras schlängeln. Ab uns zu sehen wir Herden von Giraffen, welche sich auch gerne direkt auf der Piste aufhalten.
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Willkommen in der Central Kalahari |
Die dornigen Büsche am Wegesrand zerkratzen Rosinante aufs Ärgste. An der Motopi Pan hat man endlich freie Sicht auf eine grosse Ebene, auf welcher unzählige, verschiedene Antilopen grasen. Wir wollten uns gerade unter einem Baum ein schattiges Plätzchen suchen als wir feststellten, dass dieses bereits von einem Löwenpärchen besetzt war.
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Gerade noch rechtzeitig gesehen! |
Natürlich insistierten wir nicht und fuhren ein paar Meter weiter um zu picknicken. Immer das Gebüsch mit den Löwen im Blick, blieben wir ganz nahe beim Auto und assen die Sandwichs auch lieber drinnen.
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Mittagspause an der Motopi Pan |
Es ist heiss und würden wir nicht immer wieder Tiere sehen, wäre die Fahrt durch diesen nördlichsten Teil des Parkes ziemlich eintönig. Anstrengend ist sie aber so oder so.
Unser Ziel, der Campground "Passarge Valley Nummer 2" liegt traumhaft schön am Rande eines weiten, flachen Tales. Überall wogendes, gelbes Gras und dazwischen ein paar vereinzelte Baumgruppen unter deren Äste die Tiere Schatten suchen. Afrika wie aus dem Bilderbuch.
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Springböcke suchen den Schatten |
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Oryx-Antilopen |
Der Campground hat sogar eine „Dusche“ – ein leerer Kübel, an welchem ein Duschkopf angeschweisst ist und den man an einem Seil herunterlassen kann, um ihn zu füllen (sofern man denn genügend Wasser hat) – und ein Plumpsklo.
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Dusche in der Central Kalahari |
Leider ist der Campground bereits von einem Bienenschwarm besetzt und als wir etwas Wasser in unser Becken füllten, um den Salat zu waschen, dislozierte der ganze durstige Schwarm zu uns. Hunderte Bienen summten nun aufgeregt um unsere Köpfe und im Auto herum und das Wasserbecken war im Nu mit Bienen gefüllt. Wir hoffen, dass sie beim Eindunkeln verschwinden und wir wieder ins Auto können.
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Besuch von einem Bienenschwarm |
Um halb Fünf Uhr machen wir Feuer, damit wir spätestens um halb Sieben Uhr alles gegessen, abgewaschen und aufgeräumt haben. Denn dann ist es dunkel und wir wollen ja schliesslich kein Löwenfutter abgeben. Man hat uns übrigens geraten, selbst den benutzten Grill über Nacht an einem Baum aufzuhängen, weil ihn sonst die Hyänen wegtragen.
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Unser Abendessen (plus Kürbis und Kartoffeln aus der Glut) |
Fünfzig Meter neben uns grast eine ganze Herde Oryx-Antilopen und vor uns stolziert majestätisch eine Giraffenfamilie vorbei, die vorausgehende Mutter immer wieder anhaltend, misstrauisch einen Punkt in der Ferne fixierend und wohl auch auf die Warnrufe der verschiedenen Vögel lauschend.
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Einsamer Campground im Passarge Valley |
Montag, 12. Mai 2008
Letzte Nacht wurden wir vom keckernden Rufen einer Gruppe Hyänen geweckt, welche in der Ebene vorbeizogen. Und als wir auch noch – allerdings weiter entfernt – das Brüllen von Löwen hörten, war es mit der Nachtruhe endgültig vorbei.
Für die 140 Kilometer unserer heutigen Etappe bis zur Piper Pan benötigten wir rund sechs Stunden. Der Track führt immer wieder durch weite Ebenen, auf denen viele Tiere grasen.
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Springböcke |
Stolze Oryx-Antilopen mit ihren auffällig schwarz-weiss gezeichneten Gesichtern und den unendlich langen Hörnern; grazile Springböcke, welche in hohen und weiten Sprüngen davonstieben; archaisch anmutende Gnus und grosse Elen-Antilopen; Kudus mit ihren beeindruckenden, spiralförmigen Hörnern und zierliche, kleine Steinböckchen - scheue Einzelgänger welche man im hohen Gras kaum sieht.
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Streifengnu |
Einen Sicherheitsabstand von mindestens 50 Metern brauchen sie alle. Ausser die neugierigen Schakale, welche immer nur ein paar Meter weit wegrennen und dann stehenbleiben um neugierig zuzuschauen, wie wir vorbeifahren. Wenn wir allerdings anhalten, geben auch sie Fersengeld.
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Neugieriger Schakal |
Weniger hübsch sind die Warzenschweine. Aber lustig, wenn sie beim Wegrennen den Schwanz wie eine Fahnenstange in die Höhe strecken.
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Warzenschwein auf der Flucht |
Von den vielen verschiedenen Vögeln können wir nur die wenigsten benennen: Natürlich die grossen Strausse; verschiedene, zum Teil riesengrosse Trappen, viele Greifvögel wie der Sekretär oder den Habicht, die fliegfaulen Buschhühner wie der Frankolin oder das Perlhuhn, welche nur in der allerhöchsten Not von ihren Flügeln Gebrauch machen und unzählige kleinere Singvögel.
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Buschhühner laufen viel lieber als dass sie fliegen |
Die Erdhörnchen sind allgegenwärtig, ab und zu sieht man auch Fuchsmangusten und natürlich auch allerlei Kreuchendes und Fleuchendes in XXL.
Immerhin zwei andere Autos haben wir heute gesehen, aber jetzt sind wir wieder ganz alleine an der weit abseits gelegenen Piper Pan. Gestern Abend gab’s Grilliertes und heute ein Kartoffelgulasch (wir verzichten netterweise darauf, einen der vielen Hasen, welche den Campground bevölkern und überhaupt nicht scheu sind, zu fangen und zu braten ;-)
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Abendstimmung in der Kalahari |
Dienstag, 13. Mai 2008
Wir hörten die ganze Nacht Löwengebrüll und als wir heute früh aus dem Bett krochen, war das Gebrüll schon ziemlich nahe. Über die Ebene kam ein Löwe direkt auf uns zu. Als er noch etwa 40 Meter von uns entfernt war, verzogen wir uns schleunigst wieder ins Auto. Mit der Hupe versuchten wir, in zu vertreiben, aber er liess sich nur ärgerlich brüllend hinter dem nächsten Busch nieder. Wahrscheinlich stehen wir genau auf seinem Schlafplatz. Als er auch nach 10 Minuten noch keine Anstalten machte das Feld zu räumen, stiegen wir halt wieder aus. Mit einem etwas mulmigen Gefühl und soviel Lärm wie möglich produzierend, bereiteten wir unser Frühstück zu und machten unsere Morgentoilette, begleitet vom frustrierten Gebrüll des Löwen. Aber irgendwann ertönte das Brüllen aus etwas grösserer Distanz und so getrauten wir uns sogar wieder bis zum Plumpsklo.
Auch heute hatten wir rund 120 Kilometer vor uns bis zum nächsten Campground an der Sunday Pan. Auf den Tracks muss man immer aufpassen, dass man nicht in eines der grossen Löcher eines Erdhörnchenbaus fährt. Oder – noch schlimmer – ein Erdhörnchen überfährt, welches vor Schreck nicht weiss, ob es nach links oder rechts ausweichen soll und wie hypnotisiert stehenbleibt.
Dichtes Gebüsch, zwischen dem der Track wie durch einen Korridor führt wechselt sich ab mit weiten Ebenen, auf denen unzählige Tiere grasen oder unter den Bäumen Schatten suchen.
Der Central Kalahari Game Park ist knapp 53'000 km2 gross, also um einiges grösser als die Schweiz. Und es hat etwa 30 Campmöglichkeiten in diesem Park, die meisten davon im nördlichen Teil, in welchem wir uns nun aufhalten. Da pro Campground nur eine Partei zugelassen ist, ist man meistens alleine in dieser grandiosen, unendlich weiten Landschaft.
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Campground an der Piper Pan |
Mittwoch, 14. Mai 2008
Kurz nachdem wir vom Campground aufgebrochen waren, lief uns ein imposantes Löwenmännchen über den Weg. Aber wir waren ihm piepegal. Es drehte uns den Hintern zu und liess sich unter einem Busch nieder. Das zeigte uns wieder einmal, wie gut man die Umgebung beobachten muss, bevor man aus dem Auto aussteigt.
Am Parktor entrichteten wir noch unsere Gebühren (mit fast 100 US Dollar pro Tag nicht gerade billig) und fuhren dann dem Veterinärzaun entlang nach Norden, einige Stunden über eine ziemlich tiefsandige Piste.
Nach einer heissen, anstrengenden Fahrt erreichten wir am Nachmittag wieder die "Zivilisation". Kleine Dörfer, bestehend aus Gruppen von jeweils einer Hand voll runden, strohgedeckten Lehmhütten mit einem Gehege drumherum.
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Eine Familie pro solcher Hütte |
Zwischen den Hütten sitzen die Frauen mit ihren Kindern, welche uns beim Vorbeifahren zuwinken. Je weiter wir Richtung Maun fahren, umso mehr verändert sich dieses Bild. Der „Fortschritt“ hat Einzug gehalten und statt der runden Lehmhütten sieht man immer öfters viereckige Häuschen aus rohen Backsteinen (Grundriss etwa 2x3 Meter) und statt der Strohdächer wird auch schon mal Wellblech verwendet.
Wieder müssen wir aufpassen, keine Ziege oder keinen Esel anzufahren, denn hier werden nicht die Tiere eingezäunt, sondern die kostbaren kleinen Felder mit Mais.
In Maun tankten wir noch unser Auto auf und fuhren dann direkt in die gebuchte Unterkunft, der Motsentsela Tree Lodge. Es gibt hier einige luxuriöse Zelte, aber wir sind in einem strohgedeckten Steinhaus, welches wunderschön eingerichtet ist. Ein Raum mit einem riesigen Doppelbett, von dem aus man direkt in den Busch blickt, eine Eckbadewanne ebenfall mit Aussicht und dann noch eine Open Air Dusche, alles gut vor Blicken geschützt. Endlich wieder duschen!
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Badewanne mit Aussicht ... |
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... und auch aus dem Bett sieht man direkt in den Busch |
Und heute kein Abendessen unter erschwerten Bedingungen kochen, sondern einfach hinsitzen und sich bedienen lassen. Gerade richtig, um den Geburtstag von Zoltan zu feiern.
Donnerstag, 15. Mai 2008
Relativ fauler Tag. Zündkerzen am Kocher gewechselt, Tagebuch und Karten geschrieben, Zoltans Kater von gestern kuriert, kurzen Spaziergang gemacht (und einige Zebras in Begleitung eines Pferdes gesehen), gut gegessen und früh ins Bett.
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Unter anderem auf dem Spaziergang gesehen: Zebras |
Ab und zu braucht’s solche Tage!
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