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Bei den Buschleuten der Kalahari

Freitag, 9. Mai 2008

Der Campground des Kalahari Bush Break ist sosolala (etwas nahe an der Strasse gelegen), aber die Lodge selbst ist sehr schön. Vor einem gemütlichen Feuer genossen wir unsere Feierabenddrinks, plauderten mit ein paar südafrikanischen Gästen und bekamen dann ein wundervolles Elan-Filet vorgesetzt. Einzig eine Gruppe Jagdtouristen störte, welche sich gegenseitig lautstark mit immer grösseren Leoparden, die sie geschossen haben wollen, zu übertrumpfen versuchten. Die Jagdtouristen in Namibia sind wirklich ekelhaft: in der Regel bierbäuchige Proletarier mit Hut und Tarnkleidung, welche sich stark vorkommen, wenn sie den ungleichen Kampf Mensch mit Gewehr gegen die wilde Kreatur gewonnen haben.
Die Gespräche mit den drei jungen Südafrikanern waren übrigens sehr interessant. Als wir sie auf die Kriminalität in Südafrika ansprachen, erzählten sie, dass sie einen guten Teil ihres Einkommens für die Sicherheit ausgeben, in gut bewachten Anlagen leben und trotzdem wurde bei ihnen allen schon mehrmals eingebrochen. Die Täter seien aber meistens Flüchtlinge aus Zimbabwe oder Moçambique, welche keine anderen Möglichkeiten hätten. Und sie geniessen die Ferien in Namibia sehr, weil sie wenigstens für drei Wochen ein Gefühl der Sicherheit hätten, welches sie sonst nie spüren.

Kurz vor dem Abendessen begann es zu regnen und Tara hätte am Liebsten ein Gästezimmer bezogen. Aber dieses Mal gewann Zoltan und so fuhren wir – nach einer ganzen Flasche Wein leicht beduselt – auf den Campground zurück.
Es regnete auch in der Nacht nochmals und heute Früh war der Himmel wolkenverhangen. Aber je weiter wir zur botswanischen Grenze fuhren, umso mehr klarte es auf und bereits um Acht Uhr war es schon wieder sehr heiss.
An der Grenze mussten wir ein paar Formulare ausfüllen und feststellen, dass die Beamten in Namibia und Botswana genau gleich aufgelegt waren – nämlich extrem schlecht. Glücklicherweise konnten wir trotz fehlendem Cross Border Charge Permit ausreisen, obwohl das zwingend vorgeschrieben wäre und auch noch extra auf einer grossen Tafel am Zoll steht. Aber wir haben nun halt mal letztes Jahr bei der Einreise mit dem Schiff kein solches Permit erhalten. Nach einer kurzen Diskussion und unserem Versprechen, bei der nächsten Einreise so ein Permit zu bezahlen, gab die junge Angestellte ratlos auf und winkte uns durch.

Der erste grosse Unterschied den wir zwischen Namibia und Botswana feststellten, war das Fehlen der Zäune. Die Rinder, Ziegen und Esel grasen neben der Strasse und man muss höllisch aufpassen ob sie Anstalten machen, auf die Strasse zu laufen.

Muuuh  

Muuuh

Ausserdem scheint der Strassenbelag zu leben – Heerscharen von riesigen schwarzen Käfern wuseln über den Asphalt und verspeisen ihre überfahrenen Artgenossen, bevor sie selbst überfahren werden.

Noch mehr Käfer  

Und wenn man nicht aufpasst, krabbeln sie auch an den Beinen hoch

In Ghanzi hielten wir an, um unsere Vorräte zu ergänzen und alle Tanks nochmals bis zum Maximum zu füllen. Es wird nun lange gehen, bis wir wieder an eine Tankstelle kommen.

Ghanzi  

Ghanzi (muss man nicht wirklich gesehen haben)

Kurz vor D’Kar biegen wir rechts ab und fahren auf die Campsite der Dqae Qare Community. Die Einnahmen des Gästehauses und des Campgrounds kommen direkt den Buschleuten – den San – zugute. Wegen der Begegnung mit den San sind wir auch hierhergekommen. Wir werden morgen eine Buschwanderung machen und heute Abend bekommen wir eine exklusive Vorführung der rituellen Tänze und des traditionellen Geschichtenerzählens der Buschleute.

Der Campground ist sehr schön gelegen und wir sind wiedermal ganz alleine. Als Tara gerade gemütlich beim Feierabendbierchen sass, tauchten 2 Meter neben ihr drei grosse Strausse auf und grasten völlig ungerührt rings ums Auto.

Zwei Straussenmännchen im Anmarsch  

Zwei Straussenmännchen im Anmarsch


Zuerst Kropf füllen, dann schlucken  

Zuerst Kropf füllen, dann schlucken

Als sie ganz aufgeregt Zoltan herbeiwinken wollte sah sie, dass dieser in einiger Entfernung ebenfalls ganz aufgeregt winkte, weil vor ihm ein Gnu im Gras lag. Und in den Bäumen wimmelt es von wunderschönen Vögeln.

Samstag, 10. Mai 2008

Als wir gestern Abend zu dem im Kolonialstil errichteten Haupthaus kamen, brannten bereits die Kerzen auf der Veranda und der Tisch war ganz alleine für uns gedeckt.

Das Gasthaus der Dqae Qare Community  

Das Gasthaus der Dqae Qare Community

Ein paar Meter entfernt befindet sich ein beleuchtetes Wasserloch und wir konnten während dem Abendessen Herden von Antilopen mit ihren Jungen beobachten, welche lautlos aus dem Dunkeln auftauchten und vorsichtig zur Tränke kamen. Kudus, Steinböcklein und Gnus gaben sich nacheinander ein Stelldichein.

Nach dem Abendessen wurde ein grosses Feuer entfacht um das sich etwa 10 San-Frauen niederliessen, von der uralten Frau bis zum kleinen Baby. Ein Mann und ein Junge tanzten dann um das Feuer, mit ihren Schritten und Bewegungen Geschichten ausdrückend, während die Frauen dazu sangen, den Takt klatschten und ab und zu auch mittanzten.

Der Tanz der Buschleute  

Der Tanz der Buschleute

Natürlich wurde uns der Sinn der getanzten Geschichten jeweils erklärt.
Als der Abend fortschritt, erzählten nacheinander einige San Geschichten, welche uns der Tänzer (der scheinbar auch als Dolmetscher arbeitet) in perfektes englisch übersetzte. Und zwischendurch tauchten immer wieder Tiere aus dem Dunkeln auf und gingen zum Wasserloch, das Geschehen am Feuer misstrauisch beäugend. Es war ein eindrücklicher Abend, welcher uns sehr berührte.

Als wir dann im Bett lagen, hörten wir nur noch das Grummeln eines vorbeiwandernden Gnus und dann war Totenstille.

Zum Frühstück gingen wir wieder zum Haupthaus, beobachteten einige Zeit das Wasserloch, schreckten auf dem Rückweg ein paar Antilopen auf, bekamen wieder Besuch von „unseren“ Straussen und jetzt verbringen wir einen gemütlichen Tag und schauen den Vögeln beim Nestbauen zu.

Unermüdlich werden Grashalme ins Nest eingewoben  

Unermüdlich werden Grashalme ins Nest eingewoben

Ausserdem mussten wir uns gegen eine Riesenwespe wehren, welche hartnäckig versuchte, in unserem Auto ihr Nest zu bauen. Unzählige Male verjagten wir sie und unzählige Male kam sie wieder angeflogen mit einer Ladung Sand und Spucke, welche sie unermüdlich ans Stoffdach kleisterte und welche wir ebenso oft wieder wegputzten. Überhaupt scheint es dem fliegenden Getier in unserem dunklen, windgeschützten Auto zu gefallen – sehr zum Missfallen von Tara.

Auch heute bekommen wir Besuch  

Auch heute bekommen wir Besuch

Am späten Nachmittag brachen wir dann auf zu einem Busch Walk mit einem San. Erstaunlich, was die Buschleute auf wenigen Quadratmetern für Pflanzen finden, welche ihnen das Überleben sichern und entweder als Arzneien dienen oder essbar sind. Wir versuchten süsse rote Beeren und säuerliches, aber sehr wasserhaltiges Gras; lernten, mit welchen Kräutern man den Geschmack des in Strausseneiern aufbewahrten Wassers verbessern kann und fanden sogar „Buschkartoffeln“, die essbare Wurzel eines Grases. Und auf dem Rückweg schreckten wir eine grosse Puffotter auf, welche sich zwei Meter vor uns im Gebüsch versteckt hielt.

 

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