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Newsletter vom 3. Oktober: Die bunte Hauptstadt Neufundlands und wieder zurück in Nova Scotia

Neufundlands Küste ist so extrem ausgefranst, dass es keine Ringstrasse wie z.B. In Island gibt. Wohin man auch will, es ist mit ganz wenigen Ausnahmen immer eine Stichstrasse, auf der man den gleichen Weg auch wieder zurückfahren muss (das erklärt auch die insgesamt 2600 km, die wir schlussendlich auf dieser Insel zurücklegten).

Unser nächstes Ziel war die Hauptstadt St. Johns im Osten Neufundlands. Und damit wir nicht wieder auf dem langweiligen Trans Canada Highway den gleichen, langen Weg zurück nach Port aux Basques an der Westküste fahren müssen versuchten wir, einen Platz auf der Fähre ab Argentia zu buchen. Die Überfahrt würde dann zwar drei Mal so lange dauern (also etwa 15 Stunden), doch wir hätten noch genügend Stugeron gegen Seekrankheit dabei gehabt. Aber leider war es kurz vor der Winterpause dieser Verbindung und die letzten Tage waren ausgebucht. Also trotzdem zurück an den Start, nach Port aux Basques.

In St. John's, der Hauptstadt Neufundlands, wollten wir wiedermal etwas Kultur schnuppern und einen Stadtrundgang machen. Am ersten Tag war leider Seaspray (Nieselregen) angesagt und wegen dem Wind kapitulierten die Regenschirme komplett. Und auch wir kapitulierten und sprangen lediglich vom Kaffee zum Chocolatier und von dort zum "nose to tail"-Restaurant Chinched, wo wir frittierte Schweinsohren assen. Und anschliessend liessen wir uns schnurstracks wieder auf den Campground fahren. Das Wetter war so trostlos, wie es nur sein konnte. Nur der Taxifahrer meinte, ihm sei das Wetter egal. Er könne ja nicht jeden Morgen mit Frust wegen dem Wetter arbeiten gehen. Und im Übrigen sei das typisches und ganz normales Neufundlandwetter. Typisch war auch, dass am nächsten Tag die Sonne von einem wolkenlosen Himmel schien. Wir spazierten stundenlang durch St. John's und konnten uns an den farbigen Häusern kaum sattsehen. Ganze Strassenzüge lang (Jellybean Rows genannt) ist jedes dieser Schindelhäuser in einer anderen Farbe gestrichen. Es gibt vor allem sechs traditionelle Farben (gelb, orange, lila, türkis, olive und braunrot), die miteinander oder mit grau kombiniert werden. Typisch sind die weiss eingefassten Kanten, Fenster und Türen. Warum die Häuser so bunt sind, darüber gibt es viele Geschichten. Manche behaupten, dass die verschieden bunten, hellen Farben den heimkehrenden Fischern halfen, ihr eigenes Haus zu finden und nicht bei der Nachbarin einzusteigen. Es gäbe noch viele so ähnliche Geschichten, aber vielleicht ist es auch einfach ein Mittel gegen den Winterblues.

Auf der Rückfahrt nach Port aux Basques machten wir noch den einen oder anderen Abstecher in schöne Buchten, an dramatische Küsten und zu fotogenen Dörfern. Und wir fanden immer wieder traumhafte Übernachtungsplätze, an denen wir meistens alleine die Sonnenuntergänge bewundern konnten.
Es hatte kaum noch andere Camper auf der Strasse und auch die Elche machten sich rar. Es soll ja so viele Elche in Neufundland geben, dass sie den Wald gefährden und deshalb auch kontrolliert geschossen werden dürfen. Aber wir sahen in den ganzen vier Wochen genau drei Exemplare.
Neufundland hat es uns wettermässig nicht leicht gemacht. Obwohl ein Einheimischer fand, dass dieser September ausserordentlich warm gewesen sei. Bis vor ein, zwei Wochen konnten wir ja ab und zu draussen sitzen, hinter dem Camper oder auf der Terrasse eines Pubs. Was wir sehr genossen, uns aber auch jedesmal gegenseitig versicherten, dass dies nun wohl wirklich der letzte warme Tag gewesen sei... Aber wir verbrachten auch viele Tage im Camper, weil es einfach kalt war und regnete oder stürmte.
Landschaftsmässig hat Neufundland nur wenige Highlights zu bieten. Leider waren wir auch zu spät im Jahr hier, um die Eisberge und Wale vorbeischwimmen zu sehen. Die karge Schönheit dieser Insel liegt wohl eher im Auge des Betrachters. Wir liebten die raue Küste, die vielen kleinen, einfachen Fischerdörfchen, die bunte Hauptstadt und vor allem die Menschen, die hier leben.

Zurück in Nova Scotia nahmen wir den zweiten Teil des Cabot Trails in Angriff. Im Cape Breton Nationalpark sahen wir auf einer Wanderung von Nahem, was der Sturm Dorian für Schäden angerichtet hatte. Die Wunden sind noch frisch und gut zu sehen.
Der Cabot Trail bietet vor allem Mischwälder (jetzt im Herbst in einem hübschen Farbenkleid) und eine sehr schöne Küste, teils wild und felsig, teils gesprenkelt mit Häusern an privilegierter Lage. Da es im Sommer sehr viele Touristen und Feriengäste hat, ist die Infrastruktur entsprechend. Überall, wo der Cabot Trail nicht durch den Nationalpark führt, hat es Unterkünfte jeglicher Art, vom Luxushotel bis zum Iglu-Motel, jede Menge Restaurants, die fast allesamt mit Seafood werben und natürlich Souveniershops. Aber auf der Strasse ist es jetzt, Ende September, ziemlich ruhig und die Touristenbusse sind nur noch halb gefüllt.
Und wir fanden auch hier eine Handvoll Plätzchen, an denen wir in völliger Einsamkeit und an wunderschöner Lage übernachten konnten.

Insgesamt hat uns der vielgerühmte Cabot Trail trotzdem nicht vom Hocker gerissen. Wir haben schon so viele (auch schönere) Küsten gesehen und dazu kommt, dass wir wohl etwas reisemüde sind. In dieser Jahreszeit zu campen, macht zudem nicht besonders viel Spass. Man tritt sich im Camper auf die Füsse, weil es draussen zu kalt und/oder zu nass ist. Die Campingplätze und Wege sind verschlammt und um Sieben Uhr ist es noch resp. schon wieder dunkel. Und die Prognosen kennen temperaturmässig nur einen Trend: noch weiter nach unten.

Kurz gesagt, es wird langsam Zeit, die Koffer zu packen. Die nächsten zwei Wochen werden wir noch etwas an der Südküste von Nova Scotia entlangfahren, auf ein paar schöne Tage hoffen, den Blick übers Meer schweifen lassen und uns schon auf nächstes Jahr freuen, wenn wir wieder hier sind

 

Street Art in St. John's, Neufundlands Hauptstadt

 

 

Frittierte Schweineöhrchen mit Salat

 

 

Jellybean Row

 

 

Der Hafen von St. John's

 

 

Wenn es nur nicht so kalt wäre!

 

 

Wellen von zwei Seiten in der Salmon Cove

 

 

Warten auf den Sonnenuntergang

 

 

Die Belohnung für's Warten: Sonnenuntergang bei Heart's Content

 

 

Ein perfekter Übernachtungsplatz beim Leuchtturm von Heart's Content

 

 

Die Küste von Crow Head, North Twillingate Island

 

 

Ebenfalls ein prefekter Übernachtungsplatz

 

 

Wieder zurück in Port aux Basques

 

 

Es wird Zeit, nach Hause zu gehen

 

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