Newsletter vom 2. September: Auf dem schnellsten Weg durch New Brundwick und Nova Scotia nach Neufundland
Als wir in Kanada ankamen erkundigten wir uns, wie das mit Drohnenflügen so ist und meldeten uns dann für die nötige Bewilligung an. Diverse Formulare später (natürlich immer mit Unterschrift und deshalb jeweils inklusive Suche nach einem Scanner/Kopierer und Fax) kam gestern die letzte, definitive Antwort: es braucht eine beglaubigte Ausbildung als Drohnenpilot in Kanada, sonst gibt es keine Bewilligung. Dieses Mal haben wir die Drohne also umsonst mitgeschleppt. Aber das nur so nebenbei.
Wir machten ja vor etwa zwei Wochen einen Bootsausflug in die Bucht von Tadoussac um Wale zu beobachten. Bei diesem Zusammenfluss von Sankt-Lorenz-Strom und Saguenay River soll weltweit einer der besten Plätze dafür sein. Einige Anbieter werben sogar mit "Walsichtung oder Geld zurück". Leider hatten wir wettermässig ausgesprochen Pech, denn in der Bucht und auf dem Sankt-Lorenz-Strom waberte dichter Nebel über dem Wasser. Ausserdem war das Schiff so ziemlich vollgestopft, inklusive schreiender Kinder und lärmender Chinesen.
Die Ausbeute des Tages war ein einzelner Minkwal auf der anderen Seite des Schiffes (also nicht auf unserer). Theoretisch hätte es dort Blauwale, Finwale, Minkwale, Belugawale und Humpback-Wale. Und etwa 10 Meter über dem Nebel hätte es strahlenden Sonnenschein gehabt... Uns blieb auf der Rückfahrt nur, in Erinnerungen an lang vergangene Walsichtungen zu schwelgen und diesen Tag zu vergessen.
Vor etwa zwei Wochen beschlossen wir, dass wir auf jeden Fall nach Neufundland möchten (wenn wir schon in dieser Ecke der Welt sind). Und da die Saison in Neufundland in vielen Parks, auf Campingplätzen und in anderen touristischen Einrichtungen bereits Anfangs bis Mitte September endet, mussten wir uns sputen. Das bedeutete, dass wir Reiseziele wie die Gaspé Peninsula, die Acadiaküste oder Prince Edward Island verschieben mussten. Entweder haben wir noch Zeit, wenn wir von Neufundland zurückkommen oder wir besuchen diese Gebiete nächstes Jahr, wenn wir wieder in Amerika sind.
Also begannen wir nach der Überfahrt über den Sankt Lorenz Strom "Kilometer zu fressen". Wir fuhren innert zwei Tagen durch New Brunswick, der einzigen offiziell zweisprachigen Provinz Kanadas. Es hat viele Mischwälder, die jetzt noch saftig grün waren. In einem Monat wird der Indian Summer das Zepter übernommen und diese Wälder rotgefärbt haben. Aber wir hatten noch Sommer, mit weit über 30 Grad Celsius und einer enormen Luftfeuchtigkeit.
Etwas Zeit verplemperten wir lediglich mit einem Abstecher nach Hillsborough (vom Trans Canada Highway aus je 30 km hin und zurück). Dazu veranlasst hatten uns Fotografien im Internet von Bretzeln, Laugenbrötchen und knusprigem Brot. Hergestellt in Oliver's German Bakery. Dass der Oliver sein Handwerk versteht, war dem deutschen Meister-Diplom an der Wand zu entnehmen. Und ein Stück original-deutscher Käsekuchen (Quarktorte) landete ebenfalls in unserer Einkaufstasche.
In New Brunswick mussten wir die Uhren übrigens nochmals umstellen. Wir "verloren" wieder eine Stunde und Europa war uns somit nur noch 5 Stunden voraus.
Kaum zu glauben, aber Halifax befindet sich auf dem gleichen Breitengrad wie Mailand (auch hitzemässig kann es locker mit Mailand mithalten). Aber wir hatten keine Zeit für Strandurlaub oder Sightseeing, denn wir hatten bereits einen Platz auf der Fähre nach Neufundland gebucht und mussten zwei Tage später in North Sydney sein. Also verschoben wir auch die Besichtigung von Halifax und ganz Nova Scotia auf später.
Aber natürlich bekamen wir auf der Fahrt quer durch die Provinz doch einiges zu sehen. Vom Klima und von der Vegetation her müssen sich die schottischen Einwanderer hier ausgesprochen wohl gefühlt haben. So wohl, dass sie auch begannen, ihren heissgeliebten Whisky zu destillieren. Die erste nordamerikanische Single Malt Whisky Brennerei „Glenora Distillery“ haben wir besucht und ein Versucherli gekauft (lecker). Die Dörfer heissen Aberdeen oder Inverness, eine Highland Street gibt es immer und auf den Grabsteinen steht MacKinnon, MacMillan oder oder MacLean.
Die Wetteraussichten für den Tag der Überfahrt nach Neufundland wurden leider immer schlechter. Genau an unserem gebuchten Datum sollten uns die Ausläufer eines Hurrikanes erreichen, mit den entsprechenden Effekten wie Sturm, Starkregen und 4 bis 5 Meter hohe Wellen. Da wir punkto Seekrankheit gebrannte Kinder sind, verschoben wir die Überfahrt um einen Tag und verkrochen uns auf einem Campingplatz, um das Schlimmste auszusitzen. Beim einchecken erfuhren wir dann im Büro, dass sie für Dutzende Camper ein zusätzliches Plätzchen organisieren mussten, weil die Fähre vom Folgetag wegen dem erwartetem Sturm erst gar nicht fährt. Und uns haben sie Umbuchungsgebühren verrechnet :-(
Den erzwungenen Ruhetag benutzten wir übrigens dazu, vom Innenraum unseres Campers ein paar hübsche Fotos zu machen. Denn die Reise nächstes Jahr zurück nach L.A. wird unsere Letzte sein (jedenfalls in Amerika) und anschliessend verkaufen wir den Truck Camper. Wenn also jemand Interesse hat, bitte melden. Und für die Verkaufsdoku brauchen wir halt auch vom Innenraum aussagekräftige Bilder.
Neufundland (von den Einheimischen "The Rock" - der Fels - genannt) ist etwa 3 Mal so gross wie die Schweiz, hat aber nur eine halbe Million Einwohner, dafür fast 10'000 km Küstenlinie. Böse Zungen behaupten, es regne auf Neufundland 14 Monate im Jahr. Nun, das werden wir in den nächsten Wochen herausfinden.
Aber nach der ruhigen Überfahrt empfing uns in Port aux Basques erstmal ein wunderbar milder Spätsommerabend. Wir stellten unser Auto auf dem Parkplatz des Grand Bay West Walking Trails ab und wanderten diesem etwa 4 km entlang. Immer an der Küste und meistens auf Holzplanken, entlang sandiger Strände und zerklüfteter Felsen. Es ist traumhaft schön dort!
Der Strand in der Nähe des Dorfes ist übrigens möbliert mit bunten Stühlen, Tischen und Bänken und dem einen oder anderen Liegestuhl.
Die letzten paar Tage bewegten wir uns im Schneckentempo an der Westküste Neufundlands entlang. Wir mussten nämlich das Wochenende vom 1. September abwarten, da dies ein langes Weekend ist (Montag auch noch frei) und unser erstes Ziel, der Gros Morne Nationalpark dann überlaufen ist. Aber das langsame Reisen hat unbestreitbar seine Reize. Wir machten immer wieder Abstecher an die Küste, zu winzigen Fischerdörfern wie Lark Harbour, wo wir auf der Terrasse des Myrtles On The Bay ein Bierchen tranken, dann nach links und rechts grüssend etwas durch das Dorf und zum Friedhof spazierten und anschliessend im gleichen Restaurant (es hat nur dieses) eine Seafood Chowder und Fish and Chips assen.
Oder in Provincial Parks mit lustigen Namen wie zum Beispiel dem "Blow Me Down"-Provincial Park, was man übrigens übersetzen kann mit "da legst di nieder" resp. "das haut mich um" oder auf gut Schweizerdeutsch: "do ligsch ab!"
Auf den ersten Blick könnte man denken, wir seien in Island gelandet. Vor allem schienen uns die einfachen, bunten Holzhäuser vertraut. Aber im Gegensatz zu Island hat es hier ziemlich viele Wälder. Das wussten schon die alten Wikinger zu schätzen, die hierher kamen um Holz für ihre Schiffe und Häuser zu schlagen.
Ach ja, und James Cook war auch schon mal hier (aber wo denn nicht)...
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Ebbe am Sankt-Lorenz-Strom bei Les Bergeronnes |
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Mit der Fähre nach Rivière-du-Loup |
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Einwohner von New Brunswick |
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Spaziergang im Shubie Park und Campground (in der Nähe von Halifax) |
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Schöner Übernachtungsplatz an der Pigs Cove Wharf auf Cape Breton Island |
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Im Abendlicht |
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Sonnenuntergang vor der Pigs Cove |
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Single Malt Whisky Brennerei auf Cape Breton |
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Port aux Basques, Neufundland |
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Strand von Grand Bay West bei Port aux Basques |
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Landschaft im Süden von Neufundland |
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Hauptstrasse von Lark Harbour |
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Auf der Terrasse des Myrtles On The Bay in Lark Harbour |
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Blow Me Down Provincial Park in der Bay of Islands |
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Winziger Hafen in der Bottle Cove |
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