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Newsletter vom 11. September 2018: Jasper, Banff und ein Rodeo

Die Amis und die Kanadier leiden immer noch an den Nachwehen der Prohibition. Alkohol in der Öffentlichkeit ist ja sowas von verboten. Nicht nur der Konsument wird bestraft, sondern auch derjenige, der ihn ihm verkauft hat - sofern der Konsum auf dem Gebiet der Verkaufsstelle stattfindet. Da kann schon mal ein Lizenzentzug drinliegen. Das haben wir ja schon letztes Jahr in einem Newsletter beschrieben. Dass man im Lebensmittelladen (je nach Bundesstaat) keinen Alkohol verkaufen darf und dass der Verkauf an unter 21jährige mit bis zu 5 Jahren Haft bestraft werden kann, haben wir sicher auch schon erwähnt. Manchmal werden diese Gesetzte aber entweder übertrieben, wenn zum Beispiel alte Leute wie wir beide im Liquor Store nach ihrem Ausweis gefragt werden, weil die Angestellten an der Kasse gefilmt und entlassen würden, wenn sie nicht von allen einen Ausweis verlangen. Oder ad absurdum geführt, wenn im Supermarkt eine Ecke pro forma mit Blumenkübeln und Glaswänden abgetrennt wird und sich da dann der Liquor Store befindet. Dass man auf dem Campground nur innerhalb seines eigenen Platzes Alkohol konsumieren darf, haben wir ja schon an fast allen Orten erlebt. Und letzthin waren wir auf einem Campground in Alberta, auf dem zwischen 23 Uhr und 7 Uhr jeglicher Alkoholkonsum verboten ist. Den Vogel abgeschossen hat jedoch der Banff Nationalpark. Hier ist an langen Sommer-Wochenenden wie z.B. letztes Wochenende mit dem Labor Day auf dem Campingplatz nicht nur der Konsum, sondern jeglicher Besitz von Alkohol verboten. Na, zum Glück waren wir am Wochenende nicht dort. Aber wir greifen schon wieder vor....

Wir fuhren also von Grande Prairie via Grande Cache und Hinton in den berühmten Jasper Nationalpark. Wobei wir unterwegs immer wieder heftigen Regen aussitzen mussten und die Zeit nutzten, um im Jasper einen Platz für uns und unser Wohnmobil zu suchen. Zu diesem Zweck besuchten wir auch das Visitor Center in Hinton, direkt am Osteingang des Jasper. Aber die Dame am Schalter gab uns nur die Internetadresse für die Reservationen an (die hätten wir auch selbst gewusst) und meinte noch, dass es in der nächsten Zeit entweder regne und wenn nicht, dass der Rauch von den Waldbränden wieder komme. So oder so sähen wir also die Berge nicht. Aha.

Nun, der Regen ging in Graupelschauer über und so machten wir als erstes einen Umweg zu den Miette Hot Springs. Es war Sonntag, es regnete und war kalt, was also macht Otto Normalverbraucher an einem solchen Tag? Man geht in die Heissen Quellen. Und so bekamen wir einen ersten Eindruck der Menschenmassen, die momentan den Park bevölkern. Nachdem wir mit Müh und Not und langem Kreisen einen Parkplatz fanden, nachdem wir mindestens eine Stunde vor der Kasse anstanden und nachdem wir lange nach einem freien Garderobenkästchen suchen mussten, standen wir endlich im 40 Grad warmen Wasser, dicht an dicht mit unzähligen anderen Menschen. Das war nichts Schönes. Und unter der Dusche dann wieder die Erfahrung von Tara, dass sie die Einzige war, die SICH wusch und nicht ihr Badekleid. Man ist hier ja sowas von prüde.

Am nächsten Tag rissen endlich, endlich die Wolken auf und wir machten uns auf den Weg, um wenigstens einen klitzekleinen Teil des Jasper NP bei Sonnenschein zu sehen. Es reichte gerade für den Pyramide Lake und den Maligne Canyon. Um den Canyon zu sehen muss man aber steil nach unten laufen und dann vor allem wieder steil hinauf. Wir entschieden uns für das Alternativ-Programm, bestehend aus einem Glas Weisswein auf der Terrasse des Restaurants über der Schlucht.

Etwa ein Viertel der Bäume in diesen unendlich scheinenden Wäldern ist rot. Das würde zwar zum Herbst passen, aber es sind keine Laub- sondern Nadelbäume. Und es ist ein Zeichen, dass sie krank oder schon tot sind. Schuld ist indirekt die Klimaerwärmung. Dadurch kann eine bestimmte Käferart besser überleben, die sich zwischen Stamm und Rinde einnistet und den Bäumen schadet.

Die Berge im Jasper Nationalpark trugen bereits ein weisses Häubchen. Und auch als wir zum Maligne Lake fuhren war es so kalt, dass der Regen auf den Gipfeln als Schnee niederging. Unter diesen Umständen verzichteten wir auf die Bootstour zur Spirit Island am Ende des Sees, wovon Teilnehmer einer Expedition im vorletzten Jahrhundert sagten, es sei etwas vom Schönsten das sie je sahen. Wir beliessen es bei einem Spaziergang um die Nordspitze des Sees und sagten uns, dass wir unbedingt nächstes Jahr nochmal hier vorbeikommen müssen.

Auf einem Campingplatz beim Städtchen Jasper mussten wir dann nochmal einen Regentag aussitzen. Wobei wir ziemlich gute Unterhaltung hatten, nämlich eine komplizierte Baumfällaktion direkt vor unserem Fenster. Eigentlich wollten die Förster nur schnell einen Baum fällen, der völlig schräg stand und einen Platz neben uns gefährdete. Die Frau an der Motorsäge machte ihre Sache gut, aber sie hatte einfach Pech. Der Baum wollte und wollte nicht fallen, trotz Keilen, hämmern und wieder sägen. Und als er fiel, stimmte die Fallrichtung nicht mehr ganz und er verkeilte sich in einen anderen Baum. Drei Mal wurde der ursprüngliche Baum nochmal durchgesägt, aber er rutschte immer nur senkrecht über die Schnittkante runter. Also beschloss man, den zweiten Baum auch noch zu fällen. Daraufhin neigten sich beide Bäume zur Seite, fielen aber nicht ganz. Nun standen sie unter einer extrem gefährlichen Spannung. Würde diese nachlassen, könnten die Bäume irgendwohin ausschlagen. Also versuchte man es mit der Hilfe herbeigezogener, weiterer Förster und einem Seil. Auch das kollektive Seilziehen war ergebnislos. Also machte man sich daran, einzelne Äste abzusägen und irgendwann gaben die beiden Bäume knirschend und ächzend nach und donnerten zu Boden. Das war spannende Gratisunterhaltung an diesem regnerischen Nachmittag.

In Kanada wird die Zweisprachigkeit übrigens sehr gepflegt. Obwohl es in dieser westlichen Ecke des Landes kaum Frankokanadier hat, wird konsequent alles in englisch und französisch angeschrieben. An jedem Schalter steht das Schild "Welcome, Bienvenue" und alle staatlichen Angestellten begrüssen einen mit "Hello, Bonjour". Auf jeden Fall ist das in den touristischen Gebieten und in allen Visitor Centers so und bei allem, was mit dem Staat zu tun hat (wie zum Beispiel Baustellen- oder Verkehrs-Schilder).

Nachdem wir Jasper verliessen, fuhren wir auf dem berühmten Icefields Parkway Richtung Süden. Die Rocky Mountains sind dort extrem zerklüftet, die Gipfel, die uns umgaben, sahen mal aus wie Pfeilspitzen, mal wie Haifischzähne. Die Felsen sind geschichtet wie eine vielstöckige Torte oder gefaltet wie ein Plisseerock, wobei die Verwerfungen zum Teil fast senkrecht sind - eine spektakuläre Landschaft. Die noch eine Steigerung erfuhr, als die Gletscher zahlreicher wurden und wir uns dem riesigen Columbia Icefield näherten.
Schon auf dem gesamten Icefields Parkway war der Verkehr gigantisch; Auto reihte sich an Camper an Auto an Camper. Aber beim Columbia Icefield Discovery Center herrschte nur noch Dichtestress. Man kann sich auf den Gletscher fahren lassen und dort einen Spaziergang zu Fuss machen oder man kann über eine Glasbrücke, den Glacier Skywalk gehen. Beides kostet viel Geld, verhindert aber nicht, dass vor allem Asiaten und Inder aber auch Einheimische, Amis und Europäer (darunter auffallend viele Schweizer) Schlange stehen vor den Ticketschaltern, dem Restaurant, dem Einstieg zu den Bussen und den Toiletten - Massentourismus pur.

Wir wussten, dass es am darauffolgenden Wochenende noch viel schlimmer würde, denn da war wegen dem Labor Day langes Wochenende und viele Kanadier und Amerikaner nutzen dies aus für einen Kurzurlaub. Also verliessen wir den Icefields Parkway Richtung Westen, um vor den Menschenmassen zu fliehen und das Wochenende ausserhalb der Parks zu verbringen.
Die Landschaft am Highway Nr. 11 - dem David Thompson Highway - war fast ebenso schön wie im Jasper oder Banff, aber es hatte nur einen Bruchteil der Leute (also fast ein Geheimtipp). Und da wir nicht mehr im Nationalpark waren, konnten wir wieder wild campen. Zum Beispiel über dem wunderschönen, grünblauem Abraham Lake an einer Aussichtsstelle, abseits der Strasse und völlig alleine.

In Rocky Mountain House erreichten wir den sogenannten "Cowboy Trail", dem wir Richtung Süden folgten. Schlagartig wurde die Landschaft flach und wir sahen die ersten Kuhherden. Es wird vor allem Heuwirtschaft betrieben und die Strohballen der letzten Ernte lagen noch auf den Feldern. Alles ist wieder mit Draht eingezäunt, viele schmucke Farmen und eine Handvoll kleiner Städtchen säumen den Highway. Wenn man auf die Karte schaut, bilden die Strassen ein Gitter von waagrechten und senkrechten Linien. Wie wenn jemand mit dem Lineal von Nord nach Süd und von West nach Ost alle Handvoll Kilometer einen Strich gezogen hat und hier wurden dann die Strassen gebaut.

Und was macht man am Cowboy Trail? Man besucht ein Rodeo. Das war auch der Grund, warum wir in Cochrane landeten, denn dort fand das letzte Rodeo der Saison statt. Cochrane ist ein kleines, hübsches Städtchen und entsprechend klein und gemütlich kam das Rodeo daher. Parkplätze hatte es genug in der Umgebung, es gab eine Tribüne zum Sitzen und für den Hunger Foodtrucks mit Pullet Porc oder Putine, eine KissCam fehlte auch nicht und einen tolpatschigen Cowboy um die Pausen zu überbrücken hatte es auch. Wir hatten Glück mit dem Wetter und genossen unser allererstes Rodeo sehr. Eigentlich kennen wir ja alles vom Fernsehen oder aus Western, aber live ist es halt doch etwas Anderes. Die diesjährige und die letztjährige Miss Rodeo galoppierten etwas mit ihren Pferden hin und her, die Erwachsenen versuchten sich im Reiten von wilden Pferden und Stieren und die Kinder durften sich auf ebenso wilden Schafen festklammern (ihrerseits umklammert von den ängstlichen Eltern). Zwischendurch wurde die Nationalhymne gesungen (alle bitte aufstehen), ein verstorbener Bürger aus Cochrane geehrt (schon wieder aufstehen) und der Cowboy des Jahres wurde ausgezeichnet, alles mit enorm viel Pathos und Schmalz.

Nach dem Rodeo übernachteten wir in Cochrane wiedermal auf dem Parkplatz eines Walmarts. Eigentlich wären wir nur noch etwa 30 km von Calgary entfernt. Aber uns stand beiden der Sinn nicht nach einer Grossstadt.
Am nächsten Morgen wurden wir früh durch Pferdegewieher und Hämmern und Motorengedröhn (und Regen) geweckt. Als wir die Vorhänge öffneten sahen wir, dass wir mitten in den Vorbereitungen zur Labor Day Parade standen. Hier auf dem riesigen Parkplatz des Walmart wurden die Kutschen und Pferde entladen, erstere geschmückt und letztere gestriegelt. Die vierspurige Strasse hinter unserem Camper war gesperrt (wir hatten beim hinteren Fenster Logenplätze) und die ersten Zuschauer machten es sich mit ihren Stühlen und Decken (es ist arschkalt) und Regenschirmen "bequem".
Um zehn Uhr begann die Parade mit viel Lokalpatriotismus. Das Obergericht von Cochrane wurde auf einem Anhänger präsentiert, ebenso wie der lokale Damenturnverein oder der Judoklub, natürlich immer mit entsprechenden Darbietungen. Die Ambulanz fuhr mit, die Feuerwehr, die Nachwuchsrocker und das Begräbnisunternehmen. Natürlicher durften auch die verschiedenen Kirchen nicht fehlen. Dann kam der Nationalpatriotismus dran mit der Royal Canadian Mounted Police und die ganze Geschichte von den Siedlern und ihren Planwagen und historischen Kostümen und da und dort sah man sogar ein General-Custer-Kinnbärtchen. Den Indianern hingen die Federn schon nass und traurig herunter, es regnete in Strömen und die Windböen drehten jeden Schirm um und machten sogar die Pferde scheu.
Dann kam das lokale Gewerbe dran, vom Dachdecker bis zum Ice Cream Parlor, dann die gesammelten Oldtimer der Stadt (und da wir nicht in Amerika sind, darf sogar ein alter VW-Bus und ein Döschwo mitfahren). Die Zuschauermenge hatte sich in der Zwischenzeit sehr stark gelichtet als ein klitschnasser Typ in Anzug und Fliege Wahlkampf versuchte und die letzten, verbliebenen Hände schüttelt.
Und als auch noch die letzten vor Kälte schreienden Kinder und ihre Eltern verschwunden und die meisten Pferde wieder in ihren Wagen am Trockenen waren, hörte es auf zu regnen.
Und wir blieben auf dem Parkplatz des Walmart. Zoltan ging zum Coiffeur und Tara zum Einkaufen. Zwischendurch liessen wir den Generator laufen und hatten es bei uns drinnen angenehm warm und trocken. Die Fahrt Richtung Banff verschoben wir auf den nächsten Tag.

Wie eine Wand erhebt sich die Ostflanke der Rocky Mountains aus der Ebene. Kurz vor Canmore sahen wir eine grosse Herde Bergschafe, die netterweise genau neben dem Schild "Caution, Rocky Mountain Sheep" grasten. Ab Canmore bis in den Ort Banff und dann mitten durch den Nationalpark bis zur Westseite führt der Trans-Canada Highwa . Eine schönere Aussicht kann man den vielen Lastwagenfahrern, die täglich quer durch Kanada fahren (oder besser gesagt rasen) gar nicht wünschen.

Eine der Attraktionen von Banff ist das Fairmont Banff Springs Hotel. Ein riesiger Kasten aus dunklen Steinen und weissumrahmten Fenstern, mit Zinnen und Türmen im Stil schottischer Ritterburgen, mitten zwischen hohen Gipfeln und einer Aussicht, die ihresgleichen sucht. In einem der Restaurants wird ein Afternoon Tea serviert, den wir uns natürlich nicht entgehen liessen. Es war der erste Tag seit langem, an dem es keinen Tropfen regnete, an dem der grösste Teil des Himmels blau war und an dem wir keinen Rauch hatten (gemäss der Bedienung im Fairmont Springs war es die letzten anderthalb Monate immer voll Rauch).

Einen Ausflug machten wir mit der Banff Gondola auf den Sulphur Mountain. Es war extrem kalt und wir zogen den Faserpelz und den Windstopper und die Daunenjacke an und garnierten alles mit Kappe und Handschuhen.
Die Gondelbahn bringt im Minutentakt die Touristen auf etwa 2200 Meter. Von dort führt ein Holzplankenweg über einen Grat zum Sanson Peak. Ziemlich viele Stufen, aber die Anstrengung lohnte sich. Die Rundumsicht dort oben ist phantastisch. Man befindet sich mitten in den Rockies und ist umringt von hohen Gipfeln. Zu unseren Füssen lag Banff mit dem markanten Fairmont Springs Hotel, umgeben von Wäldern und Flüssen mit Wasserfällen und einem sehr schönen Golfplatz. In der Ferne konnte man gerade noch den Trans Canada Highway erkennen und das Trassee des Zuges.

Apropos Zug: wenn man jemals in Kanada und vor allem in den USA war, gehen einem zwei Geräusche nicht mehr aus den Ohren. Erstens die hektische, aufgeregte und schrille Sirene der Polizeiautos, deren Lichter stroboskopartig die Nacht erhellen und zweitens das jammernde Heulen der Lokomotiven, welches vor jedem der vielen unbewachten Bahnübergängen viele Kilometer weit hallt und uns manche Nacht um den Schlaf brachte.

Auf dem Bow Valley Parkway fuhren wir nach Norden, von Banff nach Lake Louise und noch etwa 50 km weiter auf dem Icefields Parkway, auf dem immer noch sehr viel Verkehr  war. Es ist aber auch eine der schönsten Strecken die man sich denken kann. Man fährt in einem breiten, grünen Tal, links und rechts tauchen immer wieder zwischen den Tannen dramatisch geschichtete Berge auf, deren Spitzen schneebedeckt sind und die in der bereits etwas fahlen Sonne schöne Pastellfarben annehmen. Im Tal reiht sich See an See, wie lapislazuli-blaue, auf einer Kette aufgereihte Perlen. Manchmal zwängt sich zwischen den Gipfeln ein Gletscher hervor und viele Schluchten, Wasserfälle und Aussichtspunkte gäbe es zu Fuss zu erkunden. Manche Wanderwege und Campingplätze sind aber auch schon wegen des nahenden Wintereinbruchs gesperrt.

In Lake Louise brauchten wir mehrere Anläufe, um die beiden Hauptattraktionen zu besuchen. Einerseits den gleichnamigen See und andererseits den Moraine Lake. Die Strassen zu diesen Seen werden nämlich kurzerhand gesperrt, wenn die Aufnahmekapazität der dortigen (grossen!) Parkplätze erreicht ist. Das war bei beiden Seen zu unterschiedlichen Zeiten der Fall.
Lake Louise soll der meistbesuchte Bergsee der Welt sein und die Aussicht ist tatsächlich phänomenal. Der kalte, grünblaue See wird eingerahmt von Gipfeln und einem Gletscher in der Mitte, welche sich im ruhigen Wasser spiegeln. Der Spazierweg am See ist gesäumt von Bäumen und den letzten Herbstblumen und Schauplatz einer wahren Massenwanderung.
Mittags kehrten wir ein im luxuriösen aber von Aussen her eher hässlichen Fairmont Chateau Lake Louise. Ein Tischchen in der ersten Reihe und ein Glas Weisswein zum Burger - das versöhnte uns wieder mit den vielen Menschen.
Der Moraine Lake legt punkto Kulisse nochmal eine Schippe drauf und behält - im Gegensatz zum Lake Louise - das ganze Jahr über sein wunderschönes Türkis (im Lake Louise werden im Sommer irgendwelche Sedimente in den See geschwemmt und verändern seine Farbe).  Auch am Moraine Lake herrschte Dichtestress, aber zu Zeiten des Handys und Instagrams und Facebooks wenigstens mit einem gewissen Unterhaltungswert. Irgendjemand hat mal vor ein paar Jahren ein Foto gepostet "Ich, am Ufer, von hinten, gedankenverloren in die Ferne und auf irgendein sehr fotogenes Motiv schauend". Nun schauen Dutzende gedankenverloren in die Ferne und die fotografierenden Partner geben Anweisungen. Oder "Ich, in die Kamera grinsend, die Arme weit ausgebreitet und im Hintergrund ein sehr fotogenes Motiv", oder "Ich, einen Jauchzer ausstossend, möglichst weit nach oben hüpfend und im Hintergrund usw". Oder - eine Kategorie für sich - die jungen Frauen (häufig Asiatinnen) mit ihren Selfies; da wird in das Handy geschmachtet, die Lippen gespitzt und befeuchtet, die Haare neckisch nach hinten geworfen, Augenaufschlag von unten geübt und das Ganze in mehrfacher Ausführung, eine neben der Anderen und manchmal auch synchron.
Na ja, wir sollten nicht lästern, denn auch wir haben jetzt einen Selfie Stick (diesen gab es gratis zu einer Flasche Wein im letzten Liquor Store).

Eigentlich wollten wir ja noch in den Yoho Nationalpark und in den kanadischen Glacier NP, aber die Wetterprognosen waren ausgesprochen schlecht. Auf das nächste Hoch konnten wir nicht warten, denn da müssen wir schon in Portland sein. Und da das Wetter weiter südwestlich viel besser sein soll, stellten wir kurzerhand unsere Pläne auf den Kopf und strichen alles nördlich von uns. Immerhin fuhren wir auf unserem Weg nach Süden durch den Kootenay NP, wo wir zwei kleine Wanderungen machten, auf denen wir sogar Wetterglück hatten.

Als wir die weitere Route planten dachten wir kurz daran, einen Umweg über den Glacier National Park in den USA zu machen. Diesen Park mussten wir letztes Jahr ja schweren Herzens auslassen, weil er wegen den starken Waldbränden komplett geschlossen war. Aber auch dieses Jahr brennt es dort und die berühmte Going-to-the-Sun Road mitten durch den Glacier ist wieder geschlossen. Vielleicht haben wir nächstes Jahr ja mehr Glück.

Wir verliessen also vor ein paar Tagen den Kootenay NP via Radium Hot Springs, fuhren runter bis kurz vor die Grenze zu den USA und dann westwärts Richtung Osyoos. Wir haben noch nicht ganz aufgegeben und falls das Wetter besser wird, werden wir noch einen Abstecher in die Weinanbaugebiete von British Columbia machen. Und wenn nicht, geht es weiter nach Süden, immer auf der Suche nach schönem Wetter. Denn damit wurden wir dieses Jahr wahrlich nicht verwöhnt.

Wahrscheinlich ist dies der letzte Newsletter (Sorry, dass er etwas lang geraten ist) bevor wir Ende September unseren Camper winterfertig machen und Anfangs Oktober wieder nach Hause kommen. Wir freuen uns auf euch!

 

Brünstiger Hirsch

 

 

Maligne Lake im Jasper National Park

 

 

Dichtestress am Columbia Icefield

 

 

Horburg Campground am Highway 11

 

 

Landschaft beim Cowboy Trail in Alberta

 

 

Kein Cowboy oder Cowgirl ohne Hut

 

 

Rodeo: Mit dem Revolver auf Ballone schiessen und ...

 

 

... wilde Pferde reiten

 

 

Der Trans Canada Highway im Banff National Park

 

 

Ausflug auf den Sulphur Mountain

 

 

Das Fairmont Banff Springs Hotel

 

 

Afternoon Tea im Banff Springs

 

 

Touristen beim Lake Louise

 

 

Am Moraine Lake

 

 

Chipmunk (Streifenhörnchen)

 

 

Peyto Lake am Icefiels Parkway

 

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