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Französisch Polynesien, Tahiti

Samstag, 4. Juni 2016

Ganz so reibungslos ging der Flug von Fakarava nach Papeete dann doch nicht über die Bühne. Weil nur etwa die Hälfte aller Angestellten arbeitet, mussten die gleichen Personen das Gepäck ins Flugzeug laden und das ausgeladene Gepäck verteilen. Das gab längere Wartezeiten.
Dafür ist es sehr angenehm, dass man nebst der Nagelfeile und des Sackmessers beliebig viel Wasser im Handgepäck mitnehmen kann.

 

Wegen dem Streik gab es auch keine Getränke an Bord


 

Aber der Empfang in Tahiti ist herzlich und lustig

Als wir endlich unser Gepäck hatten und den Autovermieter angerufen, dieser uns am Flughafen abgeholt, wir die Papiere ausgefüllt und den Wagen ringsherum auf Beschädigungen abgesucht hatten, war halb Sechs am Abend und somit zappenduster. Eigentlich haben wir seit ein paar Wochen unsere Regel "Fahre in Australien/Afrika niemals nach Einbruch der Dämmerung" um das Wort "Polynesien" ergänzt, aber da unsere Unterkunft auf Tahiti etwa 50 Kilometer vom Flughafen entfernt ist, mussten wir diese Regel bereits brechen. Die Strasse um die Insel ist wie überall in einem ziemlich schlechten Zustand. Die Markierungen sind kaum mehr erkennbar, die Strassenlampen haben allesamt den Geist aufgegeben, die entgegenkommenden Autos haben die Scheinwerfer viel zu hoch eingestellt und die Fahrradfahrer sind allesamt ohne Licht unterwegs und dies oft mitten auf der Strasse. Auch wird gerne halb auf der Strasse parkiert und auch die Fussgänger laufen natürlich lieber auf Asphalt statt im Dreck. Man ist also unweigerlich ständig als potentieller Mörder unterwegs. Hier kommt noch erschwerend dazu, dass auf Tahiti fast 200'000 Menschen leben und der Verkehr auf der Ringstrasse enorm ist. Und als Tüpfelchen auf dem i fing es auch noch an zu regnen. Als wir bei unserer Villa ankamen, waren wir beide fix und fertig und ein paar Jahre älter.

Die Villa Mitirapa ist ein Paradestück des Shabby Chic: auf alt gemachte, geschnitzte und grünlich gebeizte Sitz- und Bettmöbel (völlig unbequeme Sofas, dafür sehr Speziell) und alte Holztüren mit Schnitzereien und Gusseisengriffen. Das Dach ist aus Holzschindeln und Wände fehlen mehrheitlich - das Wohnzimmer ist ringsherum offen und richtig abschliessen kann man eigentlich nur das Schlafzimmer. Zoltan hat denn auch gemeint, das sei unsere Trutzburg und wir nahmen alle Wertsachen mit, als wir zu Bett gingen. Das Schlafzimmer hat auch eine Klimaanlage und ist somit etwas weniger Moskitoverseucht als die anderen Räume.

   

Im Inneren der Villa Mitirapa

Da es ohne Unterlass regnet (letzte Nacht hat es sogar gedonnert), vermehren sich die Moskitos explosionsartig und wir wissen kaum mehr, wie wir uns wehren sollen. Ganz perfide ist die Situation auf dem Klo, wenn man völlig wehr- und regungslos dasitzt und es im Badezimmer (weil ebenfalls ziemlich offen) von Moskitos wimmelt.
Dafür hat es einen wunderschönen, grossen Garten mit Palmen, Swimmingpool, Holzdeck, Liegestühlen und eigenem Strand (und vielen riesengrossen Krebsen, die in grosse Löcher im Rasen oder Sand verschwinden wenn man sich nähert). Leider sieht man wegen dem Regen kaum etwas davon, geschweige denn vom vorgelagerten Riff. Der Regen ist übrigens so stark, dass es an verschiedenen Stellen hereinregnet und auch im Schlafzimmer einige Pfützen hat.

 

Der Garten der Villa Mitirapa

Wir trödelten den ganzen Tag herum, waren einmal im Carrefour um für die Woche einzukaufen und machten unsere Wäsche (zum Glück hat es einen Tumbler, da ansonsten nichts trocken würde). Das Carrefour in der nahe gelegenen Ortschaft Taravea ist riesig und erinnert uns stark an unser ehemaliges Carrefour im Bözingenfeld. Es hat sogar etwas Ähnliches wie einen Mediamarkt im gleichen Gebäude. Auf jeden Fall machten uns die vielen seit Monaten vermissten Produkte wie z.B. Linsen oder Ravioli oder Sauerkraut die Aussicht auf die baldige Heimreise etwas erträglicher. Wobei Zoltan in den letzten Wochen schon öfters geäussert hat, dass er sich auf zu Hause freut (insbesondere auf die EM vor dem heimischen Gross-TV ;-) Tara würde es schon noch ein paar Wochen länger aushalten...

 

Blick über die Lagune nach Tahiti Nui

Ach ja, und der Streik der Air Tahiti ist seit gestern Abend beendet.

Sonntag, 5. Juni 2016

Tahiti besteht eigentlich aus zwei "zusammengewachsenen" Vulkaninseln - der grösseren Tahiti Nui und der kleineren Tahiti Iti. Dort wo die beiden zusammenkommen, ist unsere Pension. Da es heute wider Erwarten (die Wetterprognosen sprachen von "starkem Regen") schön war, brachen wir zur Erkundung von Tahiti Iti auf. Im Gegensatz zur grossen Schwesterinsel führt keine Strasse rund um Tahiti Iti, sondern links und rechts führen die etwa je 15 Kilometer langen Strassen in eine Sackgasse.

   

Unterwegs auf Tahiti Iti

Da Sonntag ist, waren alle Kirchen voll und bei einer hielten wir an und beobachteten einen Teil der Messe. Wie bereits auf Cook werden die mehrstimmigen Lieder voller Inbrunst gesungen. Nur dass es hier noch lauter und noch inbrünstiger zu und her geht, einige der Sänger geraten richtig in Ekstase und zwischen den Bänken rechts und links des Mittelganges entbrennt ein regelrechter Wettbewerb. Und obwohl es der erste Sonntag im Monat ist, werden im Gegensatz zu Cook keine weissen Kleider getragen. Im Gegenteil sind alle Kleider extrem bunt, bunte Blumenkränze schmücken die Köpfe von Männern und Frauen, trotz der Hitze sind bei den Männern meist lange Hosen angesagt, aber als Alternative trägt manch einer einen Wickelrock. Trommeln und Ukulelen unterstützen die Gesänge, alle Fenster sind wegen der drückenden Hitze weit offen und vor der Türe sitzen zwei Feuerwehrmänner und geben Acht. Wir werden mit offenen Armen empfangen, man lächelt uns zu und man macht für die Fremden Platz auf einer Bank. Es war wiedermal ein sehr eindrückliches Erlebnis. Tara meinte, wenn sie hier leben würde, würde sie noch zur fleissigen Kirchgängerin...

 

Sonntagsmesse auf Tahiti

Auf Tahiti Iti geht es viel beschaulicher zu als auf der nördlichen, grösseren Insel. Es hat viel weniger Menschen, weniger Verkehr und die Küste ist nicht lückenlos bewohnt. Es gibt ein paar schöne, schwarzsandige Strände und ein paar wenige Dörfchen (aber keines zu klein für eine grosse Kirche).

 

Polynesien: Mehr Kirchen als sonstwo auf der Welt


 

Und auch mehr Güggel als sonstwo auf der Welt!!

Die Landschaft ist grün, überall blühen Gardenien, Frangipani und verschiedenfarbige Hibiskus - ein einziger, wunderschöner, tropischer Garten.

 

Rückeroberung durch die Natur


   

Blumeninsel Tahiti

Montag, 6. Juni 2016

Eine kleine Sturmfront brachte heute starken Regen und eine deutliche Abkühlung (auf etwa 26 Grad). Damit das offene Wohn- und Esszimmer nicht völlig durchnässt wird, kann man eine Art Vorhang runterlassen, der den ärgsten Regen abhält.

Da Montag ist, sind auch die Museen geschlossen (wobei das für uns Interessanteste, das Paul Gauguin Museum, sowieso seit einigen Jahren wegen Renovation geschlossen ist). Also "mussten" wir einen häuslichen Tag einlegen. Wir gingen nur einmal kurz zum Carrefour, damit Zoltans Mähne beim danebenliegenden Coiffeur wiedermal auf Millimeterlänge zurückgestutzt werden konnte.

Am Nachmittag kühlte es noch weiter ab und wir mussten doch tatsächlich in unserem Gepäck nach einem Pullover und langen Hosen suchen. Ein kühler Wind pfeift durch die Villa und macht uns frösteln und der Boden im Wohnzimmer ist mittlerweile völlig überflutet. Gestern noch war es unerträglich heiss und wir schwitzten wie in einer Sauna und am Abend ging Tara zwecks Abkühlung sogar noch ins Meer, obwohl dieses hier nicht so einladend ist.

 

Regenfront

Passend zum Wetter schauten wir am Abend den Film "Noah" auf dem Notebook, gut geschützt unter dem Moskitonetz welches glücklicherweise über dem Bett hängt.

Dienstag, 7. Juni 2016

Bei einigermassen schönem Wetter starteten wir heute früh zur Rundfahrt um die nördliche Insel - Tahiti Nui. Die gesamte Rundstrecke ist etwa 120 Kilometer lang und mit allen Zwischenstopps brauchten wir dafür den ganzen Tag.
Zuerst fuhren wir beim Museum Paul Gauguin vorbei. Wir haben irgendwo gelesen, dass es im Juni 2016 wieder aufgehen soll. Und man kann ja nie wissen, vielleicht geschehen Zeichen und Wunder. Das Eingangsportal war auf jeden Fall offen und eine junge Frau sass auf einem Schemel vor diesem. Aber der Schein trügte, das Museum ist immer noch geschlossen und auf unsere Frage, wann denn mit einer Wiedereröffnung zu rechnen sei war die Antwort: etwa 2019.
Da auch der danebenliegende Botanische Garten irgendwie verlassen wirkte, fuhren wir weiter bis zum Jardin Vaipahi, wo sich auf dem Gelände um den Wasserfall und die Süsswasserbecken ebenfalls ein - zwar kleiner aber feiner - botanischer Garten befindet.
Rund um die Insel laden immer wieder schwarze Strände zum Baden und zum Surfen ein. Bereits die Kinder sind mit ihren halblangen Brettern eifrig am Üben, wie man sich von den Wellen mittragen lässt.

 

Wie viele Vulkaninseln hat auch Tahiti schwarze Strände

Obwohl mittlerweile die Sonne schien, besuchten wir das Musée de Tahiti et des îles, welches eine Sammlung über die Geschichte und Kultur Tahitis enthält. Am Faszinierendsten fanden wir das grosse Reliefmodell der Inseln Französisch Polynesiens, sowohl des Teiles über dem Wasser als auch des - viel grösseren - Teiles unter dem Wasser. Interessant ist ja, dass es sich bei allen Inseln und Atollen um Vulkane handelt, einfach in verschiedenen Altersstufen. Während die Gesellschaftsinseln mit Tahiti, Moorea und Bora Bora noch ziemlich jung sind, sind die Vulkane der Atolle wie Rangiroa und Fakarava schon vor viel mehr Zeit abgetragen worden und übrig blieb nur noch das sie umgebende Korallenriff.

 

Blick Richtung Moorea

Zum Mittagessen fuhren wir ins Continental, eines dieser grossen Hotels mit den sündhaft teuren Überwasser-Bungalows. Jedes dieser Bungalows auf Stelzen hat eine eigene kleine Plattform auf dem Wasser, von der aus man direkt schnorcheln gehen kann. Aber wenn wir die Lagune hier mit der Lagune zum Beispiel in Maupiti oder Fakarava vergleichen, möchten wir den Aufenthalt hier nicht geschenkt...

Es ist auffallend, wie viele Schriftsteller, Maler und andere Künstler von Tahiti angezogen wurden und hier wohnten und arbeiteten. Nachdem das mit Gauguin nicht klappte, besuchten wir deshalb wenigstens das ehemalige Heim des Abenteurer und Schriftstellers James Norman Hall ("Meuterei auf der Bounty"). Marlon Brando lebte (und liebte) ja auch eine Zeitlang hier...

Vorbei an den Ankerplätzen von James Cook, William Bligh (und seiner Bounty) und vielen anderen Schiffen die vor allem christliche Missionare mitführten, vorbei an weiteren Surfspots und Mini-Sehenswürdigkeiten (wie den, bei ruhiger See wenig spektakulären Trou du Souffleur) und entlang der viel beschaulicheren Ostseite von Tahiti Nui erreichten wir gegen Abend unseren eigenen Ankerplatz.

Mittwoch, 8. Juni 2016

Ganzer Tag Regen, keinen Fuss vor die Tür gesetzt. Und ab Mittag auch kein Internet mehr (ist hier ja üblich bei schlechtem Wetter). Zeit zum Weiterreisen! Zoltan meinte, wenn er noch einen weiteren Tag hierbleibe, bekäme er eine Depression. Unser Bungalow mit dem weit herabgezogenem Dach und den fehlenden Wänden mag nämlich in der Sommerhitze durchaus funktionieren, aber jetzt ist es hier drin einfach nur düster und feucht.

Donnerstag, 9. Juni 2016

Unsere Vermieterin meinte, dass der Winter komme. Tatsächlich tragen die Tahitianer heute Windjacken, Mützen und Schals. Es hat zwar immer noch etwa 24 Grad, aber es regnet und windet und ist absolut garstig!

Heute gaben wir das Mietauto ab und flogen von Tahiti nach Rarotonga (Cook Islands). Der Flug dauert etwas über zwei Stunden und damit wäre dann Französisch Polynesien abgeschlossen.

 

Adieu Tahiti

In Französisch Polynesien werden alle Südseeträume erfüllt, aber auf verschiedene Weisen. Je nach Insel findet man die mondäne Südsee, die Ursprüngliche, die für Abenteurer und Entdecker und natürlich die für romantische Stunden. Deshalb kann man auch nicht sagen, diese Insel sei schöner oder diese. Massgeblich beeinflusst auch das Wetter das Empfinden (deshalb hatte Tahiti leider kaum eine Chance bei uns). Uns hat es auf Fakarava, dem zweitgrössten Atoll der Tuamotus sehr gefallen. Nebst der atemberaubenden Schönheit der Lagune haben wir dort auch immer eine gute Stimmung gespürt. Und natürlich liebten wir Maupiti, die kleine Vulkaninsel, auf der das Leben noch so beschaulich und einfach ist.

Wenn man den Reiseführern glaubt, erwartet uns aber erst jetzt der Höhepunkt, die schönste Insel respektive Lagune der Südsee: Aitutaki.

 

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