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Neuseeland, Südinsel - Der mediterrane Norden

Versunkene Täler, Weinberge, der "Schönste Nationalpark" und ein Desktophintergrund => von Picton in die Marlbourough-Sounds, dann via Nelson und den Abel Tasman NP bis zum Cape Farwell

Dienstag, 19. Januar 2016

Wir haben die Nacht auf einem Campground in Picton verbracht und wurden öfters durch den starken Regen geweckt, der aufs Dach des Campers trommelte. Auch heute wurden wir durch strömenden Regen zum Nichtstun gezwungen (wobei - mitten am Tag einen Actionfilm zu schauen und daran zu denken, dass andere Leute jetzt arbeiten müssen, macht ja auch Spass).
Zwischendurch nutzten wir eine kurze Regenpause und spazierten ins Zentrum von Picton, einem hübschen Städtchen mit einem grossen Freizeit-Hafen und einigen Kaffees an der Hafenpromenade. Und zum Abendessen gab es Tortillas mit allem drum und dran...

 

Im Hafen von Picton

Mittwoch, 20. Januar 2016

Wir haben nach einer Woche das Camperleben bereits gut im Griff. Es war auf jeden Fall erst knapp nach Neun Uhr, als wir Picton verliessen; fertig geduscht und gefrühstückt und abgewaschen, Frischwasser aufgefüllt und Abwassertanks und Toilette geleert, in der Bäckerei Brot und im Supermarkt noch die letzten Kleinigkeiten gekauft. Schliesslich wollen wir die nächsten zwei Tage irgendwo wild am Strand campen.

Eine der beliebten Feriendestinationen der Kiwis sind die Marlborough Sounds. Und das ist nicht verwunderlich, ist dieser Zipfel Neuseelands doch wunderschön. Die vielen Fjorde sind eigentlich versunkene Flüsse oder anders gesagt überflutete Täler, die durch Absenkung des Bodens im ganzen Gebiet entstanden sind. Das Ganze sieht teilweise aus wie die Fjordlandschaften in Norwegen oder Island aber viel lieblicher.

 

Marlborough Sounds

Das Wasser ist türkisblau und Regenwälder mit exotischen Farnbäumen reichen bis an das Ufer heran. Wir fahren von Picton über Linkwater an den Mahau und den Kenepuru Sound, folgen diesem bis ans Ende und finden auf dem Land des Gutes "Taradale" einen schönen Platz unter einem grossen Baum direkt am Ufer.

   

Es Pröschterli auf Tara(dale)

Die Strassen hierher sind sehr eng, extrem kurvenreich und teilweise vom Urwald richtiggehend überdacht. Immer wieder hat es in den grösseren Buchten touristische Infrastruktur wie Campingplätze, Hotels, Cafés oder Imbissbuden. Und alle paar hundert Meter zweigt ein Weg zu den Häusern ab, die - von einfachen Chalets bis luxuriösen Anwesen - die Hügel sprenkeln. Viele haben eigene Bootsanleger und die vielen weissen Boote bilden einen hübschen Kontrast zum tiefblauen Wasser.
Den Nachmittag verbrachten wir schlafend, spazierend und der Flut zuschauend, die langsam in die Ohauparuparu Bay drückte. Für etwas Action sorgen die weissen Vögel, die sich im Sturzflug wie ein Stein ins Wasser fallen lassen und mit einem Fisch im Schnabel wieder auftauchen. Und für Aufregung die ekligen Blutegel, die wir gerade noch rechtzeitig am Knöchel und in den Sandalen entdeckten. Es soll hier auch Delphine geben, aber die haben uns bis jetzt leider noch nicht besucht.

 

Gibt es einen schöneren Campingplatz?

Donnerstag, 21. Januar 2016

Die Nacht war etwas weniger ruhig als erwartet, da immer wieder heftige Windböen den Camper durchrüttelten.
Nachdem wir die enge, kurvenreiche Strasse den verschiedenen Wasserarmen entlang geschafft hatten fuhren wir Richtung Nelson, durch ein Gebiet welches von Nutzwäldern dominiert wird. In Havelock machten wir einen Mittagsstopp, denn Havelock ist die Hauptstadt der neuseeländischen Muschelzucht. Insbesondere die Grünlippen-Muscheln sind die Spezialität des Gebietes und diese liessen wir uns in einem Restaurant am Hafen munden.
Kurz vor Nelson verliessen wir die Hauptstrasse wieder und sind jetzt auf einem Campingplatz in der Delaware Bay. Wir haben letzte Nacht und unterwegs festgestellt, dass die Netzabdeckung in weiten Gebieten ziemlich schlecht ist. Wenn man einen Anruf machen will, muss man oft bis ins nächste Dorf fahren. Und das Netz ist auch selten für Datenübertragung ausgebaut. Wir sind also meistens weder per Mail noch per Internet-Dienste wie WhatsApp erreichbar. Auch der Campingplatz auf dem wir gerade sind, hat nicht einmal Handyempfang. Aber morgen sind wir in Nelson, einer Stadt von der Grösse Biels. Da sind wir dann wieder Online.

Freitag, 22. Januar 2016

Abgesehen vom Blöken der Schafe auf dem Nachbargrundstück war die Nacht extrem ruhig. Der Campingplatz in der Delaware Bay hat nur wenige Stellplätze und sanitäre Anlagen und Küche sind extrem sauber. Wir vermuten, dass es hier vor allem Stammgäste hat.

 

In der Delaware Bay

Nur etwa 30 Kilometer weiter erreichen wir Nelson. Es ist noch früh und der Laden, der für Zoltan den Ersatz für den im Lake Taupo versenkten Sonnenschutzring bestellt hat, machte gerade auf. Nach einem ersten Kaffee und dem Herunterladen unserer Mails (in den Zentren hat es in der Regel Gratis Wi-Fi, allerdings extrem langsam und Zeitungen runterladen oder News anschauen geht gar nicht) spazierten wir die Hauptstrasse rauf und runter (Tara wegen ihrem Fuss auf dem in Auckland angeschafften Kinder-Trottinett), kauften in der deutschen Metzgerei Schwarzwaldschinken und Leberkäse und im Weinladen "Casa del Vino" diverse Tropfen aus der Gegend und assen dann noch ein paar Sushi, bevor wir den Campingplatz von Nelson ansteuerten.

 

Die Hauptstrasse im Stadtzentrum von Nelson

Viel Büroarbeit und Wäsche und kleine Unterhaltsarbeiten am Camper beschäftigten uns heute Nachmittag. Es ist schwül-heiss und am Angenehmsten ist es im Camper, die einander gegenüberliegenden Fenster und die Dachluken geöffnet um etwas Durchzug zu machen.
Und zum Abendessen liessen wir uns mit dem Taxi ins "The Boat Shed Café" fahren, einem umgebauten Bootshaus auf Stelzen am Jachthafen. Das Degustiermenü war sehr fein, aber etwas zu viel des Guten...

   

Beim Jachthafen von Nelson steht das beste Restaurant der Stadt

Samstag, 23. Januar 2016

Die Weingebiete um Nelson sind leider ziemlich abgelegen. Da wir etwas Wein degustieren und in einem der Weingüter - Mahana - essen wollten überlegten wir zuerst, mit einem Taxi dorthin zu fahren (damit wir beide etwas vom Wein haben). Aber es sind etwa 40 Autominuten und entsprechend teuer wäre das gekommen. Also entschieden wir uns, selbst zu fahren und halt weniger zu trinken. Damit es nicht gar so weit ist, dislozierten wir heute den Camper ins so ziemlich in der Mitte zwischen Nelson und Mahana liegende Richmond. Aber zuerst besuchten wir den samstäglichen Markt in Nelson. Und kauften viele leckere Sachen wie Honig, Sauerteigbrot, Pflaumen und Blaubeeren und Schafskäse. Natürlich alles aus lokaler Produktion. Auf dem Markt hat es aber auch viele Stände mit Kunsthandwerk, Musikanten und Pantomimen sorgen für Unterhaltung und viele Essensstände für das leibliche Wohl. Da mussten wir uns aber zurückhalten, da wir für halb Zwei einen Tisch in Mahana reserviert hatten.

   

Auf dem Samstagsmarkt in Nelson gibt es nicht nur Gemüse

Im lauschigen Garten mit Blick über die Weinberge verbrachten wir den halben Nachmittag, assen ein wunderbares Lammfilet begleitet von einem der zuvor gekosteten Weine. Es ist sehr heiss, die Sonne brennt von einem ausnahmsweise fast wolkenlosen Himmel und man muss extrem aufpassen, dass man sich nicht verbrennt - das Ozonloch ist nahe.

 

Gartenrestaurant im Weingut Mahana

Wenn man in Neuseeland über den Markt schlendert oder in den Supermarkt geht, dann hat man das Gefühl, dass die meisten Kiwis an Zöliakie leiden. Glutenfrei ist das Gebot der Stunde und man muss schon darauf achten, dass man noch normales Brot und Teigwaren aus Hartweizen bekommt. Auch auf dem Markt prangt gross und unübersehbar "Gluten free" an den Ständen, grösser und prominenter als die Art des Angebotes.

 

Glutenfrei ist DER Trend

Es war zu heiss, um noch irgend etwas zu unternehmen. Wir hätten ja mit den Fahrrädern zum nebenangelegenen Festplatz fahren können, wo ein Rodeo stattfindet. Aber wir waren zu faul und so bekamen wir vom ganzen Spektakel nur die aufgeregte Stimme des Speakers mit. Der Campground ist neu und die Duschen und die Küche blitzen vor Sauberkeit. Und es hat auch noch relativ wenige Leute hier.

Sonntag, 24. Januar 2016

Weiter Richtung Norden machten wir heute unsere erste Rast beim Sonntagsmarkt von Motueka. Viele der Stände sahen wir schon gestern in Nelson. Trotzdem schlenderten wir gemütlich über den ganzen Markt, kauften da ein luftiges Kleidchen für Tara (etwas für so heisse Nachmittage wie gestern) und dort ein Würstchen beim deutschen Stand. Dann ging es weiter bis nach Marahau, dem südlichen Eingang zum Abel Tasman Nationalpark. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben, damit Zoltan morgen vielleicht wandern gehen kann.

Beim Eingang zum Marahau Valley, kurz vor unserem Campingplatz, steht ein blauer Caravan am Strassenrand mit ein paar Tischen und Bänken unter einem grossen Sonnensegel. Hier soll es gemäss dem Magazin Geo den besten Hamburger Neuseelands geben. Das scheint sich herumgesprochen zu haben. Als wir fünf Minuten nachdem sie öffneten ankamen, waren schon die meisten Bänke besetzt und kurze Zeit später ging es zu wie auf dem Rummelplatz. Aber die Burger sind tatsächlich sehr gut: riesige knusprig gebratene Mohnbrötchen mit einem grossen Stück Hackfleisch, viel Sosse, Käse und viel Gemüse (in der einfachsten Variante).

 

Die "besten Hamburger Neuseelands"

Die Gegend hier ist momentan überlaufen von Touristen. Anfang Dezember bis Mitte März ist Hochsaison und wir haben Glück, dass der Campground "Old MacDonalds Farm" noch einen Platz hat. Hier um Marahau sind sehr viele Kajakvermieter zu Hause aber auch viele Wassertaxis bieten ihre Dienste an. Denn die schönsten Ecken des "schönsten Nationalparks Neuseelands" erreicht man vor allem vom Wasser aus. Man lässt sich mit dem Wassertaxi in eine der vielen wunderschönen Buchten fahren und wandert dann zurück zum Parkeingang, entweder Richtung Süden oder Richtung Norden. Man kann natürlich auch den ganzen Park zu Fuss durchqueren, braucht für den Küstenwanderweg aber mindestens zwei Tage. Wobei man sich auch bei dieser Variante das Zelt und das Essen per Wassertaxi bringen lassen könnte.

Hier auf diesem Zeltplatz machen wir auch zum ersten Mal mit der Plage der Südinsel Bekanntschaft - den Sandfliegen. Um vieles aggressiver als unsere Mücken, viel bissfreudiger und die Stiche jucken viel, viel mehr als von gewöhnlichen Moskitos.

Wir machten heute ein paar Mal Gebrauch von unseren schicken, neun Mountainbikes. Allein zwischen unserem Wohnwagen und dem Office des Campgrounds fährt man 5 Minuten. Das Rad war heute Mittag auch praktisch um zum Hamburgerladen zu kommen. Und am Nachmittag fuhren wir zuerst zu einem Wassertaxi-Anbieter und dann zur Bootsrampe von Marahau. In der Sandy Bay ist gerade Ebbe und wir kommen deshalb in den Genuss eines ungewöhnlichen Anblickes: weit draussen in der Bucht am Rand des Wassers stehen Dutzende von Traktoren und erwarten die zurückkehrenden Wassertaxis. Diese nehmen sie dann Huckepack und fahren sie an Land.

 

Boot mit Touristen auf Traktor - ein spezielles Bild

Wir haben für morgen für Zoltan ein Einwegticket bis zur Torrent Bay gekauft (zurück sind es etwa 3,5 Stunden die er dann läuft) und für Tara ein Retourticket bis fast zum nördlichen Parkeingang und wieder zurück. Wobei unterwegs verschiedene Buchten angesteuert werden. Hoffentlich ist die See so ruhig wie heute!

Montag, 25. Januar 2016

Als wir um sechs Uhr erwachten, schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Als um neun Uhr unsere Boote zu Wasser gelassen wurden sah es aus, als ob es jeden Moment regnen würde. Das tat es dann zwar nicht, aber bis um die Mittagszeit war das Licht zu unvorteilhaft, um die Schönheit des Abel Tasman NP - welcher zu Wasser als auch an Land tatsächlich wunderschön ist - mit dem Fotoapparat so richtig zur Geltung zu bringen. Auch die Tasman Sea war nicht gerade spiegelglatt und das Wassertaxi schlug heftig auf jede Welle auf und bald war man von der Gischt durchnässt. Zoltan hatte den schönen Blick von oben auf die Strände und das grünblaue Meer und Tara vom Wasser aus auf die bizarren Steinformationen wie z.B. den berühmten gespaltenen Felsen und auf den Urwald, der meistens bis ans Wasser reicht. Einige der Strände und insbesondere die vorgelagerten Inselchen sind von Robben bevölkert und die Gegend ist ein Paradies für Wattvögel, da die Ebbe (der Unterschied zwischen Ebbe und Flut kann hier bis zu sechs Meter betragen) jeweils riesige Flächen von Schlickland freilegt.
Und sowohl im Meer wie auch an den Strände hat es viele, viele Menschen, die mit ihren Booten ankern, alleine oder in Gruppen mit den Kajaks die Buchten erkunden, wandern, schnorcheln oder einfach am Strand liegen.

   

Ob vom Wasser her ...


   

... oder vom Land - der Abel Tasman NP ist wunderschön!

Den restlichen Tag verbrachten wir auf dem Campground, versuchten uns so gut es geht vor den Sandfliegen zu schützen und lasen die Zeitung von vor 4 Tagen (wir haben wiedermal seit zwei Tagen keinen Handyempfang, geschweige denn Internet.

Dienstag, 26. Januar 2016

Als wir um neun Uhr an der Bootsrampe von Marahau vorbeifuhren war es gerade mitten zwischen Ebbe und Flut und die Traktoren mit den aufgebockten Schiffen samt Passagieren waren mindestens einen Meter tief im Wasser, bevor sie die Schiffe in der Mitte der Bucht loswerden konnten - ein sehr spezielles Bild!

 

Und nochmal Boot mit Touristen auf Traktor

Wir umfuhren heute den Abel Tasman NP auf der gesamten südlichen und westlichen Seite. War der erste Teil noch extrem kurvig und mitten im Urwald, führte der zweite Teil durch eine fruchtbare Ebene mit viel Viehwirtschaft. In Takaka machten wir einen Stopp, um im Information-Center den Campground für die nächsten zwei Nächte zu buchen, an der Tankstelle unsere Toilette und das Brauchwasser zu leeren, im Supermarkt den Weinvorrat aufzustocken, im Bio-Lädeli ein paar Früchte zu kaufen und in einem Kaffee eine Kleinigkeit zu essen. Ausserdem versuchten wir wiedermal, unsere Mails zu lesen. Das ging noch knapp, aber unsere Postbox-Anwendung (in dieser bestimmen wir zum Beispiel, ob unsere Briefe geöffnet und gescannt werden sollen) funktionierte nicht und auch das Bieler Tagblatt konnten wir nicht aufrufen. Also eine sehr schwache Verbindung. Kaum waren wir aus Takaka heraus, hatten wir wieder keinen Handyempfang. Und so wird es die nächsten Tagen auch bleiben. Wir sind hier in einem ziemlich abgelegenen Gebiet. Ausserdem ist es eine Sackgasse und wir werden mindestens 100 km auf der gleichen Strasse wieder zurückfahren müssen.

 

Am südlichen Ende der Golden Bay: Die Sichtweite in den Te Waikoropupu Springs beträgt sagenhafte 63 Meter!


 

Irgendwo am Strand in der Golden Bay zwischen Collingwood und Puponga

Aber zunächst fuhren wir weiter der Golden Bay entlang Richtung Norden. Den nächsten Stopp machten wir in Collingwood, einem 250-Seelen-Städtchen. Das historische Postoffice ist zu verkaufen und in einer Sackstrasse am Strand steht das entzückende rosarote Häuschen von einer der besten Schokolade-Veredlerinnen des Landes - "Rosy Glow". Unser Kühlschrank ist nun voller Schokolade ;-)

   

Die beste Schokolade des Landes gibt es bei Rosy Glow in Collingwood

Und dann erreichten wir Cape Farewell - den nördlichsten Punkt der Südinsel. Östlich vom Cape ragt eine etwa 25 Kilometer lange Sandbank ins Meer - Farewell Spit. Ein Naturschutzgebiet das nur mit einer geführten Tour besichtigt werden kann. Hier stranden immer wieder Walfische, weil der Weg raus aus der Bucht ins offene Meer durch diese Sandbank verwehrt ist. Westlich von Cape Farewell befindet sich Wharariki Beach, ein wunderschöner Strand. Und hier verbringen wir zwei Nächte auf dem ziemlich abgelegenen, gleichnamigen Campground.
Zuerst machten wir aber Halt bei Port Puponga in einem Kaffee mit einer wunderschönen Aussicht auf Cape Farewell respektive auf Farewell Spit.

 

Aussicht auf Farewell Spit vom gleichnamigen Café in Puponga

Wir sind bereits seit zwei Wochen in Neuseeland und haben erst einen Bruchteil der südlichen Insel gesehen. Wir dachten, dass wir mit drei Monaten unendlich viel Zeit haben. Aber wenn wir so weitertrödeln, werden wir am Schluss nur den kleinsten Teil von Neuseeland gesehen haben.

Mittwoch, 27. Januar 2016

Zoltan war nun - auf der Suche nach gutem Licht - insgesamt drei Mal am Wharariki Beach. Gestern Abend wurde der Sonnenuntergang durch plötzlich heraufziehende Wolken vereitelt und heute stand er Früh um Sechs auch wieder am Beach mit der Hoffnung auf wenigstens einen schönen Sonnenaufgang. Und als dann Tara auch endlich wach war, ging er mit ihr nochmal mit. Der Weg dorthin und wieder zurück dauert insgesamt mindestens eine Stunde und ist zum Teil sehr anstrengend (weil er auch über steile Sanddünen führt). Aber es lohnt sich, denn der Wharariki Beach ist traumhaft schön! Der Sand ist hell- bis dunkelgrau, bei Ebbe kann man bis zu den riesigen Felsen laufen, die in der Bucht liegen und als Brutplatz für Vögel oder Tummelplatz für Robben dienen und abgestorbene Bäume, komplett mit kleinen Muscheln bewachsen, liegen malerisch am Strand (und ergeben schöne Motive für einen dynamischen Vordergrund ;-)) Ausserdem hat uns ein Empfänger unseres Newsletters darauf aufmerksam gemacht, dass der Wharariki Beach eines der Motive der Standard-Desktopbilder von Windows 10 sei.

   

Abendstimmung am Wharariki Beach


 

Sonnenaufgang beim Cape Farewell


 

Morgendämmerung am Wharariki Beach

Tara ist trotzdem froh wenn es morgen weitergeht, auch wenn die Gegend hier noch so schön ist. Denn der recht einfache Campground verfügt lediglich über Plumpsklos und diese sind bevölkert von Tausenden von Sandfliegen. Und wegen der Wasserknappheit kommt aus dem Brausekopf in der Dusche nur ein dünnes Rinnsal (welches für 2 Dollar während vier Minuten immerhin heiss ist).

Wir werden morgen die ersten 100 Kilometer den gleichen Weg wieder zurückfahren, zuerst der Golden Bay entlang, dann um den Abel Tasman NP, bevor wir durchs Landesinnere Richtung Westküste halten.

Donnerstag, 28. Januar 2016

Gestern Abend setzte strömender Regen ein, der uns die halbe Nacht wachhielt und der auch im Inneren unseres Campers Spuren, sprich Rinnsale von Wasser hinterliess. Aber wir hatten es ja vergleichsweise sehr komfortabel zu vielen anderen. Neben uns schlafen einige Rucksacktouristen (samt Säugling, der in einem zweiten Rucksack vor der Brust getragen wird) in ihren Mini-Zelten, die sie dann nass wieder einpacken müssen. Andere (und das sieht man sehr oft) schlafen hinten im Auto, alles Gepäck bis hin zur Gasflasche auf den Vordersitzen zwischengelagert. Und wenn jemand von denen mitten in der Nacht ein dringendes Bedürfnis hat, muss er sich anziehen, im Dunkeln den Weg zu den unaussprechlich ekligen Plumpsklos suchen um dann völlig durchnässt und zerstochen wieder ins Auto oder Zelt zu kriechen. Unser Mitleid haben sie auf jeden Fall. Aber sie sind ja alle noch jung und da erträgt man das locker. Wir sind übrigens weitaus die Ältesten hier auf dem Campground. Und wie es sich für solche Grufties und Spiesser gehört, haben wir uns gestern Abend ziemlich über die anwesende Jugend geärgert. In Ermangelung eines Abfalleimers (man muss seinen eigenen Müll wieder mitnehmen) lassen manche Leute sämtliche Koch- und Essrückstände einfach in den beiden Abwaschtrogen liegen. Als wir unser Geschirr abwaschen wollten, mussten wir zuerst die ekelhaften Spuren beseitigen, die die Vorbenutzer hinterliessen. Und da Dreck bekanntlich weiteren Dreck anzieht, fühlt sich auch niemand bemüssigt, den Herd nach Gebrauch zu putzen oder die Konfitürenreste der eigenen Kinder vom Gemeinschaftstisch zu entfernen.

 

Unterwegs im äussersten Norden der Südinsel

In Takaka machten wir heute wieder Halt, da wir uns ja von vorgestern her noch bestens auskennen und wissen, wo die Dumpstation, die Post, der Supermarkt und der - Schweizer - Bäcker ist. Die letzte Herausforderung hier im Norden der Südinsel war dann wieder der Takaka Hill Highway, von Null auf 1000 Meter und wieder zurück - die Haarnadelkurven in den Schweizer Alpen sind zum Teil harmlos dagegen...

Zuerst auf Nebenstrassen durch das Motueka River Valley, dann wieder auf der Hauptstrasse, die die Ost- mit der Westküste verbindet, erreichten wir Mitte Nachmittag den Murchison Motorhome Park nördlich von Murchison. Der erste Teil der Strecke ist landwirtschaftlich genutzt und wir kauften am Strassenrand frische Kiwis, Pflaumen und Blaubeeren. Es gäbe auch Kirschen, Pfirsiche, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und diverse Erzeugnisse daraus wie Chutneys oder Eiscreme. Später durchfahren wir grosse Gebiete mit Hopfenanbau und niederstämmigen Obstbäumen. Und immer wieder Schafe und - etwas weniger - Kühe. Als wir die letzten Siedlungen hinter uns lassen dominiert wieder der Nutzwald, aber es hat auch grosse Mischwälder - eine üppig grüne Landschaft. Längere Zeit fahren wir am südlichen Rand des Kahurangi NPs entlang. Diese ursprünglichen Wälder - insbesondere die Regenwälder - faszinieren uns, da es so viele für uns exotische Bäume hat, allen voran die Riesenfarne, die bis zu 20 Meter hoch sind. Man erwartet jeden Moment, einen Dinosaurier um die Ecke kommen zu sehen.

   

Aus diesem kleinen Spross ...


 

... werden mächtige Baumfarne

Auch viele palmenartige Bäume hat es wie die Keulenlilie resp. den Cabbage Tree. Bei uns gerne als Zierpflanze im Topf gehalten, werden hier richtige Bäume daraus.

 

Cabbage Tree

Etwa 85% der Pflanzen Neuseelands sind endemisch, kommen also nur hier vor. Ausserdem sind die meisten Arten immergrün. Seit wir in Neuseeland sind, begegnen wir vor allem zwei Pflanzen immer wieder: der Schmucklilie, die mit ihren üppigen weissen oder blauen Blütenständen in fast jedem Vorgarten stehen aber auch wild am Strassenrand wachsen und dem Neuseelandflachs, einer Nutzpflanze der Maori. Aus den ledrigen, schwertartigen Blättern des Neuseelandflachses werden allerlei Gebrauchsgegenstände geflochten. Die Blütenstände erreichen Höhen von bis zu 10 Metern und auch diese Pflanze wächst wie Unkraut und wir begegnen ihr überall.

   

Neuseelandflachs und dessen Samenkapseln

Wir hatten nun seit fast einer Woche keinen Handyempfang und damit auch kein Internet. Wir konnten also weder schauen, wie ein bestimmter Campground aussieht oder ihn direkt buchen noch nach einer Alternative suchen, wir konnten nicht abklären wie das Wetter wird und danach die Route planen, wir konnten nicht googlen wie der hübsche Vogel heisst, wir konnten unsere Mails nicht lesen, unsere Post und die Buchhaltung nicht machen und niemandem eine Nachricht schicken. Und die Schweiz hätte untergehen können und wir hätten nichts mitgekriegt. Wie konnten wir nur vor einigen Jahren um die halbe Welt reisen (und auch wieder zurückkommen) ohne Internet???

Im Gegensatz zum letzten Campground ist dieser hier absolut sauber, schon fast klinisch rein - eine wahre Freude...

 

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