Die süss-saure Rückreise
Freitag, 2. November 2012
Der Tauchlehrer des Resorts zeigte uns gestern Abend eine Diashow über die Unterwasserwelt, die man hier in den nahe der Küste liegenden Reefs sehen kann. Buckelwale, Walhaie, riesige Mantas, Delphine und intakte Korallengärten. So schlimm der Bürgerkrieg für das Land auch war, für die Unterwasserwelt war der fehlende Tourismus und die fehlende Fischfangindustrie ein wahrer Segen. Leider war die See in den letzten Tagen so aufgewühlt, dass das Tauchboot nicht rausfahren konnte. Und wir hätten auch gar keine Zeit gehabt, denn 2 Tage sind einfach zu kurz für solche Aktivitäten. Das White Pearl Resort ist wirklich eine Perle und wenn's nach Tara geht, waren wir hier garantiert nicht zum letzten Mal!
Da wir unter keinen Umständen die gleiche Strecke wie vor drei Tagen fahren wollten (es war eine der allerschlimmsten Strassen, die wie je gefahren sind), nehmen wir nun den, nur etwa 25 km südlich gelegenen Grenzübergang. Das waren zwar 25 Kilometer Tiefsand, aber dank den Regenfällen der letzten Tage kein Problem. Und auch der Grenzübertritt war sowas von easy, wir brauchten für beide Länder inklusive Abstempeln des Carnets gerade mal eine Viertelstunde. Südafrika ist halt schon sehr, sehr gut organisiert. Die Strecke die wir nun fahren, ist zwar etwa 100 oder 200 km länger als die ursprünglich vorgesehene, aber wir werden trotzdem schneller in Jo'burg sein und vor allem viel entspannter.
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Unterwegs nach Ermelo |
Unsere heutige Tagesetappe betrug 470 Kilometer, zum Teil entlang der Grenze zu Swaziland, manchmal durch sehr stark besiedeltes Gebiet aber oft auch durch endlose Forstgebiete. Wegen vielen Baustellen und Schwertransporten kamen wir nur langsam vorwärts und so war es schon fast Abend, als wir in Ermelo ankamen.
Samstag, 3. November 2012
Im Izimbali Guest House fanden wir gestern eine leidliche Unterkunft und im angeschlossenen Restaurant ein Eisbein auf der Karte. Da liess sich Zoltan nicht zwei Mal bitten und erstaunlicherweise war das Essen wirklich gut und sehr schön angerichtet.
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Mmmm - Eisbein! |
Und heute Früh um Sechs Uhr waren wir schon wieder auf der Strasse (natürlich ohne Frühstück). Nachdem wir so oder so auf der Rückreise noch eine Nacht im wunderschönen Jamala Madikwe verbringen wollten entschlossen wir uns gestern spontan, daraus zwei Nächte zu machen. Das bedeutet zwar längere Tagesetappen, aber Jamala Madikwe ist jeden Umweg und jede Anstrengung wert. Also heisst es heute wieder: Kilometer fressen.
Elefanten, Kudus, etwa 10 Giraffen und Dutzende von Zebras erwarteten uns schon am Wasserloch von Jamala Madikwe. Was gibt es schöneres als eine Dusche unter freiem Himmel in Nachbarschaft der Elefanten, die sich ebenfalls im Wasser tummelten. Einen Unterschied gibt es allerdings - wir sind den Elefanten völlig egal.
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Spielende Elefanten |
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Bunt-gescheckte Elefanten |
Nach den obligaten paar Gläsern Champagner und dem leckeren High Tea sinken wir völlig erschöpft auf's Bett in unserem Bungalow, schauen noch kurz zwischen den Zehen durch um zu prüfen, ob am Wasserloch gerade Action ist und schlummern dann für eine ganze Weile weg.
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Webervogel an unserem Pool |
Sonntag, 4. November 2012
Am Wasserloch vor der Lodge ist immer mächtig was los. Die jungen Elefantenbullen sind übermütig und kämpfen miteinander oder sie machen sich einen Spass daraus, mit flatternden Ohren und lautem Gebrüll hinter den Zebras herzujagen, die Zebras ihrerseits versuchen ebenfalls herauszufinden, wer denn nun der stärkste Hengst ist, die Zebrababys jagen ausgelassen die Warzenschweine, die Impalas üben Weitsprung, die Giraffen äugen immer wieder misstrauisch zu uns herüber bevor sie sich umständlich zur Salzlecke niederbeugen und die Wasserbüffel lassen sich von all dem nicht aus ihrer Ruhe bringen.
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Vor den Bungalows ist immer was los |
Zwischendurch gibt es einen richtigen Stau am Wasserloch, wenn Dutzende von Giraffen, Zebras und Gnus saufen wollen und dieses von den badenden Elefanten partout nicht freigegeben wird. Das ganze Spektakel beginnt früh am Morgen, dauert den ganzen Tag und ist auch bequem vom Bett oder vom eigenen Pool aus zu verfolgen. Was will man mehr???
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Stau am Wasserloch |
Im Gegensatz zu unserem letzten Aufenthalt ist jetzt auch der Chefkoch Nico wieder hier (Sternekoch und Autor verschiedener Kochbücher) und verwöhnt uns mit ausgefallenen Kreationen. Ausser uns ist nur noch eine Südafrikanerin als Gast hier und es ist absolut gemütlich und entspannend.
Jamala Madikwe ist wirklich ein Stück Paradies!
Eigentlich haben wir den ganzen Tag Safari vor der Veranda. Trotzdem gingen wir auf den abendlichen Gamedrive und sahen badende Elefanten, ein halbes Dutzend Nashörner mit Baby, ein grosses Rudel Wildhunde und einen jungen Löwen, welcher sich vor uns im Gebüsch verstecken wollte.
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Badeplausch |
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Ein grosses Rudel Wildhunde |
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Breitmaulnashorn |
Montag, 5. November 2012
Heute brauchten wir keinen Wecker. Heute wurden wir vom Gebrüll der Löwen geweckt, die sich zuerst am Wasserloch und später ziemlich genau vor unserer Veranda niederliessen.
Es fällt uns unheimlich schwer, diesen Ort hier zu verlassen. Aber wir sind fast sicher, dass wir nicht zum letzten Mal hier waren. Wir werden von Rodney und Nico nochmal herzlich umarmt, verabschieden uns von der tollen Belegschaft und nehmen die 500 Kilometer unter die Räder, die heute auf uns warten: raus aus dem Madikwe Game Reserve (und dabei den Elefanten nochmal zuwinken), über die Grenze nach Botswana, durch die geschäftigen, smogverseuchten Vororte von Gaborone und dann auf dem Trans Kalahari Highway bis nach Kang, dem letzten Aussenposten in der unendlichen Weite der Kalahari.
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Adieu, Jamala Madikwe |
Es ist wieder sehr, sehr heiss (vor allem in der Rosinante) und wir versuchen mit allen Mitteln, unsere Körper etwas herunterzukühlen. Wir benetzen andauernd unsere Kleider, um die Verdunstungskühlung auszunutzen und wir legen feuchte Waschlappen aus der Kühlbox in den Nacken. Selbst die Wasserflaschen wandern ab in die Kühlbox, was wir sonst nie machen. Aber heute erwärmt sich das Trinkwasser im Auto auf Tee-Temperatur.
Die Buschlodge vom letzten Aufenthalt in Kang haben wir nicht nochmal beehrt, statt dessen stiegen wir direkt neben der Tankstelle im Ultra Stop ab (lieber vorbeidonnernde Lastwagen als zustechende Skorpione).
Dienstag, 6. November 2012
Wir schliefen mehr schlecht als recht (das Zimmer war heiss wie ein Backofen und selbst die Klimaanlage kämpfte vergeblich gegen die Hitze an). Im ersten Morgengrauen fuhren wir schon wieder los, denn heute haben wir die längste Etappe unserer Reise vor uns, fast 700 Kilometer. Wenn alles gut geht, sind wir heute Abend in Windhoek. Dann haben wir noch zwei Tage Zeit, um alles zu erledigen und am Freitag geht's schon wieder zurück in die winterliche Schweiz.
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Weihnachtsdeko und Nikolausmützen bei über 30 Grad... |
Wir hatten ein paar wirkliche Highlights auf dieser Reise, aber auch ein paar wirklich anstrengende Tage, an denen wir fast an unsere Grenzen gekommen sind. Diese schlimmen Tage hatten mit äusseren Einflüssen wie Wetter und Strassenverhältnissen zu tun, aber auch damit, dass die Reiserei in unserer geliebten Rosinante halt schon kein Zuckerschlecken ist (und wir wohl auch nicht mehr die Jüngsten sind ;-) Aber Rosinante hat uns wiedermal sicher und zuverlässig an all die Ziele unserer Träume geführt.
Mittwoch, 7. November bis Samstag, 10. November 2012
Die letzten Tage verbrachten wir mit den üblichen Putz- und Aufräumarbeiten, fuhren auch noch mal nach Windhoek und genossen ansonsten ein paar ruhige Stunden auf Hohewarte. Tara hatte sogar Zeit, sich wiedermal auf ein Pferd zu setzen.
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Tara hoch zu Ross |
Der Rückflug war eine etwas holperige Angelegenheit und das Flugzeug wie fast immer bis auf den letzten Platz besetzt. In Frankfurt erwartete uns strömender Regen und nebst einer Verspätung im Flugplan warteten wir auch ewig auf unser Gepäck. Aber das Ärgerlichste war dann, als unser ICE irgendwo vor Freiburg im Breisgau den Geist aufgab, wir bei immer noch strömendem Regen den Zug verlassen und auf einen Regionalzug warten mussten, der uns dann schlussendlich bis Freiburg brachte. Also mussten wir mit unseren fast hundert Kilo Gepäck genau vier Mal umsteigen und etliche Stufen überwinden. Eigentlich hätten wir jetzt Ferien nötig!
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Na dann bis zum nächsten Mal |
Vorheriger Bericht
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