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Auf der F35 ins Hochland und der Schafabtrieb am Mückensee

Freitag, 4. September 2015

Die F35 ist eine ungeteerte Piste, die quer über das Hochland von Nord nach Süd führt, theoretisch nur mit Allradfahrzeugen befahren werden darf und in der Regel während neun Monaten im Jahr geschlossen ist. Wir fuhren heute zuerst bis zum Geothermalgebiet Hveravellir. Die Gegend ist völlig unbewohnt und aus dem anfänglichen, spärlichen Grün, das immerhin noch ein paar Schafe ernährt, wird bald eine Geröllwüste. In der Ferne tauchen langsam die Gletscher der Vulkane Langjökull und Hofsjökull auf.

Unterwegs auf der F35  

Unterwegs auf der F35

Ziemlich genau zwischen diesen beiden Gletschern liegt Hveravellir. Aus unzähligen Schloten, Löchern und kleinen Vulkänchen mit farbigen Sinterablagerungen zischt, dampft und brodelt es. Man hat das Gefühl, auf einem Dampfkochtopf spazieren zu gehen, der jeden Moment explodieren kann.

Zoltan  


Hveravellir   Hveravellir  

Im Geothermalgebiet Hveravellir

In einem der Becken könnte man sogar baden, aber dummerweise hat jemand den Schlauch verschoben, aus dem kaltes Wasser in das Becken geleitet wird. Und so liegt die Wassertemperatur bei sicher über 50 Grad (aus dem Boden kommt es mit 80 bis 100 Grad), also leider etwas zu heiss für uns.

Zoltan  

Autsch, das ist extrem heiss!


Einsamer Campingplatz in grandioser Landschaft  

Einsamer Campingplatz in grandioser Landschaft

Wir fuhren dann noch weiter, auf einer zunehmend anspruchsvolleren Geländestrecke zum Kerlingarfjöll, wo uns die Landschaft mit den farbigen Bergen, den tiefen Schluchten, den Schneefeldern und den rauchenden, heisse Quellen begeisterte. Ein absoluter Höhepunkt dieser Reise!!

Unterwegs zum Kerlingarfjöll   Blumen in der Steinwüste  


Unterwegs zum Kerlingarfjöll   Kerlingarfjöll  


Kerlingarfjöll   Kerlingarfjöll  

Die atemberaubende Landschaft um den Gebiergszug Kerlingarfjöll

Und wir hatten heute ja sowas von Glück mit dem Wetter. Nachdem sich der zähe Morgennebel gelichtet hatte, schien tatsächlich eine blasse Sonne immer wieder durch die Wolken.

Wir mussten dann die ganze Strecke wieder zurückfahren, denn unser heutiges Ziel war Varmahlid. Und es war bereits nach 18 Uhr, als wir endlich im Hotel ankamen - nach einem langen aber wunderschönen Tag.

Samstag, 5. September

Das warme Wasser im Badezimmer des Hotels stank penetrant nach faulen Eiern. Hoffentlich war das eine einmalige Ausnahme, denn beim Zähneputzen ist das ein richtiger Würgfaktor.

Als erstes besuchten wir heute nach dem Frühstück den Museumshof Glaumbaer (welcher netterweise bis Mitte September geöffnet hat). Der Hof besteht aus einer Ansammlung von Gebäuden in Torfrasenbauweise. Diese Bauart, welche mangels Holz entstand und in Island noch bis etwa 1900 üblich war verhinderte (wegen dem zu hohen Gewicht der Dächer), dass die Häuser grösser gebaut werden konnten. So wurden für Wohnzimmer, Küche, Vorratsräume, Gästezimmer etc. jeweils ein eigenes Häuschen gebaut und durch einen Korridor verbunden. Im Wohnzimmer arbeiteten, schliefen und assen die Bauern und ihre Arbeiter, manchmal über 20 Menschen. Der Raum wurde nur durch die Körperwärme beheizt und deshalb verzog man sich auch angezogen ins Bett. Glaumbaer war noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts bewohnt und bietet einen wirklich interessanten Einblick in die harten Lebensbedingungen jener Zeit.

Museumshof Glaumbaer  

Kleine Häuschen in Torfrasenbauweise


Museumshof Glaumbaer  

Geheizt wurde nur mit Körperwärme

Die zweitgrösste Stadt Islands - Akureyri - hat etwa 17'000 Einwohner und liegt malerisch gelegen am Ende eines Fjordes, eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Das Klima soll hier immer sehr mild sein und tatsächlich begrüsste uns der Ort mit Sonnenschein (nachdem es auf dem Weg hierher in Strömen geregnet hatte) und warmen 14 Grad.

Akureyra   Das Blaue Café in Akureyra  

Akureyri, Blick auf den Hafen und das Blaue Café

Im Blauen Café gab es eine Kleinigkeit zum Mittagessen. Den Hotdog-Stand etwas weiter die Strasse rauf sahen wir leider zu spät. Wir hatten nämlich bereits in Reykjavik die Spezialität "Hot Dog mit Allem" verpasst ("mit Allem" bedeutet bei jeder Hot Dog Bude etwas Anderes, hier unter anderem mit weissen Böhnchen und Speck und Kartoffelsalat - alles im gleichen Brötchen).

Den nächsten Halt legten wir am Godafoss ein, dem "Wasserfall der Götter". Einer der bekanntesten Wasserfälle Islands, welcher in einer donnernden Kaskade auf einer Breite von etwa 30 Metern in die Tiefe stürzt.

Der "Wasserfall der Götter"  

Der Godafoss - der "Wasserfall der Götter"

Im Gegensatz zu den Westfjorden hat es hier enorm viele Touristen. Egal wo man ein Foto machen will - im letzten Moment schiebt sich immer irgendeine grellorange Windjacke ins Bild :-(
Wir haben mit einem Einheimischen gesprochen und dieser meinte, dass der Sommer (Mitte Juni bis Ende August) schon immer sehr "crowdet" war. Aber seit etwa 2-3 Jahren hätten auch die Monate Mai und September sehr stark zugelegt. Wir haben das schon beim Planen unserer Reise gemerkt, viele Hotels sind bis Ende September völlig ausgebucht.

Der Myvatn - der Mückensee - ist eigentlich unser heutiges Ziel. Doch wir fuhren zunächst am See vorbei bis in das Gebiet der Kravla. Ein sehr junges Vulkangebiet (der letzte Ausbruch war vor nicht einmal 30 Jahren). Der Dampf des immer noch aktiven Vulkanes wird zur Gewinnung von Energie genutzt. Durch eine urtümliche Lavalandschaft erklommen wir den 600 m hohen Leirhnjukur, welcher ein Teil des Vulkansystemes der Kravla ist.

Lavafeld rund um die Kravla  

Das riesige Lavafeld rund um die Kravla


Erstarrte Lava   Solfataren  

Erstarrte Lava und Solfatarenfelder

Für den Kratersee Maar Viti hatten wir dann die Energie nicht mehr und fuhren stattdessen ins Hotel. Das Hotel Reynihlid liegt fast am See und vom Zimmer aus haben wir eine wunderschöne Aussicht auf den See inkl. Sonnenuntergang (wenn sich denn die Wolken verziehen würden).

Aussicht auf den Myvatn  

Aussicht auf den Myvatn


Die robusten, hübschen Islandpferde  

Die robusten, hübschen Islandpferde

Es ist das Wochenende des Schafabtriebes. Heute wurden die Schafe, die während dem Sommer frei im Hochland geweidet hatten, in grossen Pferchen zusammengetrieben. Morgen werden sie zu den Verteilpferchen getrieben, von ihren Besitzern aussortiert und auf den Hof mitgenommen. Die Tiere werden dann geschoren und die, die nicht im Schlachthaus enden, verbringen den Winter in der Ebene resp. bei Schnee im Stall. Der Schafabtrieb ist jeweils mit einem Fest verbunden an dem es natürlich an Speis und Trank nicht fehlen darf.

Die Schafe werden zu den Pferchen getrieben  

Die Schafe werden zu den Pferchen getrieben

Sonntag, 6. September 2015

Eigentlich wollten wir heute sehr früh aufstehen und einen Tagesausflug ins Hochland durch die Wüste Odadahraun zum Herdubreid (dem schönsten Berg Islands, der "Königin der Berge") und zum Vulkan Askja machen. Aber wir haben es uns anders überlegt weil wir dachten, wenn wir schon so viel Glück haben und zum Schafabtrieb hier sind, so wollen wir das nicht verpassen.
Also begaben wir uns zum in der Nähe gelegenen Versammlungsort, wo bereits etwa 3000 Schafe im grossen Hauptpferch aufgeregt nach ihren Lämmern resp. ihren Müttern blökten.

Schafe  


Schafe   Schafe  

Etwa 3000 Schafe auf einem Haufen

Rings um den Hauptpferch hat es vier "Feinverteil"-Pferche und rund um diese die kleinen Einzelpferche, welche pro Hof aufgeteilt sind und wo die Traktoren mit den Viehanhängern heranfahren können.
Praktisch sämtliche Bauern der Gegend haben sich nun mit Kind und Kegel und Verwandten und Freunden versammelt, um ihre Schafe auszusortieren. Dabei wird ein Teil der Schafe zuerst in die "Feinverteil"-Pferche getrieben, dort werden die eigenen Schafe anhand der Ohrmarken und der speziellen Einschnitte an den Ohren gesucht und in die Einzelpferche verfrachtet. Dann werden die Schafe ein paar Mal reihum durch die Feinverteilgehege getrieben, bis keines mehr übrig ist.

Die Schafe werden in die Verteilpferche getrieben   Die Schafe werden in die Verteilpferche getrieben  


Die Schafe werden in die Verteilpferche getrieben   Die Schafe werden in die Verteilpferche getrieben  

Die Einwohner treffen sich und dann wird der erste Teil der Schafe in die Verteilpferche getrieben

Es war höchst interessant und auch amüsant, dem bunten Treiben zuzusehen. Alle haben ihre eigene Technik, die widerspenstigen Schafe in die kleinen Pferche zu bugsieren und schon die Allerkleinsten helfen unerschrocken mit. Irgendein wohltätiger Verein hat ein Zelt aufgestellt und hier kann man sich mit Kaffee, Kuchen und Hotdogs stärken.

Schafe aussortieren   Schafe aussortieren  

Die Schafe werden dann mit viel Körpereinsatz aussortiert ...


Schafe aussortieren  

... bis keine mehr übrig sind.


Schafe aussortieren  

Wobei keiner zu klein zum Helfen ist.


Pause  

Man hat ein durchaus liebevolles Verhältnis zu den eigenen Schafen

Dann fuhren wir nochmal zum Krafla, damit wir den Kratersee auch noch gesehen haben.

Kratersee der Kravla  

Kratersee der Kravla

Heute scheint die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel und die Temperaturen steigen bis auf 14 Grad. Dazu bläst ein starker Wind. Normalerweise ist Wind ja lästig. Aber hier am Mückensee vertreibt er etwas, was noch viel lästiger ist: die Mücken. Myriaden dieser winzigen Plagegeister bevölkern im Sommer den See, hängen als dunkle Wolken über den Ufern und ernähren das zahlreiche Vogelleben. Selbst jetzt noch, im September, waren wir sofort von Mücken umringt, als wir gestern auf dem Parkplatz des Hotels das Auto verliessen. Sie stechen zwar nicht, genau genommen sind es winzige Fliegen, aber sie wollen sich partout im Gesicht und noch lieber in den Augen und den Nasenlöchern niederlassen. Auch heute sind sie sofort zur Stelle, sobald der Wind nachlässt.

Es gibt Leute, die ziehen ihre Wanderschuhe an, weil sie eine anspruchsvolle Wanderung vorhaben. Nicht so wir. Wir nehmen die schwierigste Route durch das Lavafeld Dimmuborgir, weil wir - so Zoltan - heute die Wanderschuhe ja sowieso schon an haben...

Tara   Lavafeld Dimmuborgir  

Im Lavafeld Dimmuborgir


Optimistischer Häuslebauer  

Und wiedermal ein optimistischer Häuslebauer

Zoltan bestieg dann sozusagen zum Auslaufen auch noch den Krater Hverfjall, während Tara im Auto wartete.

Im Krater Hverfjall  

Im Krater Hverfjall

Und am Ende dieses gemütlichen Tages stiegen wir beide noch in das milchig-blaue Wasser des Bades "Jardbödin" resp. "Myvatn Nature Bath". Scheinbar mindestens so schön wie die berühmte Blaue Lagune in der Nähe von Reykjavik, aber wenig überlaufen und nicht so unverschämt teuer.

Montag, 7.September

Das Myvatn Nature Bath ist wirklich der Hammer! Die Infrastruktur wie Ankleide und Duschen ist etwas einfach, aber das hat man im warmen Wasser sofort vergessen. Links der Aschekegel eines Vulkanes, rechts der Blick auf die Ebene mit dem wunderschönen Mückensee, das Einzige was noch fehlt ist etwas mehr Dampf, damit man die vielen anderen Touristen nicht sieht.

Heute fahren wir in den Nationalpark Jökalsargljufur. Am Südende, noch ausserhalb des Nationalparks sieht man schon von weitem die Gischt der Wasserfälle Sellfoss und Dettifoss. Dettifoss sei der Mächtigste in Europa, auf jeden Fall sind die Wassermassen, die sich auf einer Breite von 100 Metern etwa 44 m in die Tiefe stürzen, beeindruckend. Etwas weiter südlich ist auch der Selfoss faszinierend, denn man kann praktisch bis auf die Kante hinaus laufen, wo links und rechts die tosenden Wassermassen hinunterstürzen.

Der Selfoss  

Der Selfoss

Aber auch die Schlucht der Jökulsa, die von silbergrauen, steilen Wänden aus Basaltsäulen gesäumt wird, ist atemberaubend schön.

In der Schlucht der Jökulsa   In der Schlucht der Jökulsa  

In der Schlucht der Jökulsa

Auf einer schlechten Piste fuhren wir die ganze Schlucht entlang etwa 30 Kilometer bis zum Nordende, folgten ab und zu einer Stichstrasse an die Kante der Schlucht und ganz im Norden machen wir noch einen Abstecher zu den Ásbyrgi-Klippen.

Selfie  

Wiedermal ein Selfie ;-)

Die Steilwände der Schlucht verengen sich hier zu einem hufeisenförmigen Kessel, dessen Wände sich über 100 m senkrecht in den Himmel erheben und am Ende des Kessels, dort wo sich kaum mehr ein Sonnenstrahl hin verirrt, liegt ein kleiner See, in dessen ruhigem Wasser sich die Klippen spiegeln. An diesem verzauberten Ort wird man andächtig und ganz still...

Botnstjörn-See bei den Ásbyrgi-Klippen   Botnstjörn-See bei den Ásbyrgi-Klippen  

Botnstjörn-See bei den Ásbyrgi-Klippen

Es ist heute aussergewöhnlich warm. An manchen Orten zeigt das Thermometer fast 20 Grad. Die für Island wohl hochsommerlichen Temperaturen werden nur ab und zu durch einen eiskalten Wind relativiert. Nichtsdestotrotz zahlt man seit 1. September den Wintertarif, so auch gestern im Bad.

Über Husavik fuhren wir dann wieder "heim" (kann man schon fast sagen, nachdem wir heute schon die dritte Nacht am Myvatn verbringen werden). Und streicheln unterwegs noch ein paar zutrauliche Pferde.

Island-Pferde   Island-Pferde   Island-Pferde  

In Husavik, einem kleinen Fischerdorf legten wir aber noch einen Stopp ein um unser Auto zu waschen (in Island ist es unschicklich, bei schönem Wetter mit einem dreckigen Auto herumzufahren, deshalb stellt jede Tankstelle ein paar Wasseranschlüsse mit Schläuchen und Bürsten zur Verfügung). Dann haben wir im Hafen auf einer Bank noch eine Portion Fish&Chips gegessen - ausgezeichnet wie üblich.

Fish&Chips  

Nicht sehr gemütlich, aber guuuut!

Und mit dieser Kulisse - farbige Boote, Fjord, dahinter die schneebedeckten Berge - schmeckt es gleich noch viel besser.

Im Hafen von Husavik   Im Hafen von Husavik  

Im Hafen von Husavik

 

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