Zurück durch den Caprivi mit einem Abstecher zum Sitz der Götter
Samstag, 7. August 2010
Wir verliessen heute Kasane, um die lange Reise durch den Caprivi-Streifen (auch Caprivi-Zipfel genannt) anzutreten. Die ersten 50 Kilometer Asphaltstrasse führen mitten durch den Chobe National Park und Herden von Elefanten liessen sich zum Abschied blicken. Sogar eine Herde Rappenantilopen sahen wir noch einmal.
Der Grenzübertritt nach Namibia gestaltete sich heute etwas langwierig, weil der Beamte unendlich lange nur auf den Bildschirm des – ausnahmsweise mal benutzten – Computers starrte. Als handle es sich um ein Buch mit sieben Siegeln.
Zweimal mussten wir zudem eine der vielen Veterinärkontrollen passieren, an der man mit den Schuhen auf einem, mit irgendeiner Brühe getränktem Lappen herumtrampeln muss, ab und zu mit dem Auto ebenfalls durch eine Brühe fahren soll, manchmal auch die Reserveräder und mit ihnen die halbe Rosinante mit dieser Brühe besprüht werden, fast immer ein Blick in den Kühlschrank geworfen wird und selten – wenn der oder die Beamte schlechte Laune oder etwas gegen uns hat – man auch noch die restlichen Schuhe aus dem Auto holen und desinfizieren muss.
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Kral |
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Mit Flaschenböden geschmücktes Haus |
Ein grosser Teil des Caprivi-Zipfels ist relativ stark besiedelt. Die Leute leben (wohl mehr schlecht als recht) von Ackerbau und Viehzucht, wobei sie ihr bisschen Land immer wieder gegen Elefanten verteidigen müssen. Und sie leben – wie die meisten Menschen in Afrika – unter so einfachen Bedingungen, dass wir uns das lieber nicht zu genau vorstellen wollen. Natürlich haben die strohgedeckten Lehmhütten keinen Strom. Den braucht es aber auch nicht wirklich, weil die damit betriebenen Dinge wie Kühlschrank oder Fernseher sowieso unerschwinglich sind. Und immer wenn wir hier in den Ferien waren freuen wir uns auf den grössten Luxus überhaupt, den wir zu Hause haben: sauberes, gut schmeckendes Wasser aus dem Hahnen, immer und überall verfügbar.
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Im Gegensatz dazu muss das Wasser hier zuerst geholt und nach Hause geschleppt werden |
Was man sich aber immer öfters leisten will, auch wenn man sonst gar nichts hat, ist ein Handy. Es gibt in den Läden ganz kleine Solarzellen im Angebot, die vor allem dazu dienen, Handys aufzuladen. Diese Solarzellen sind aber teuer. Und so hat sich ein weiteres Geschäft entwickelt: man bietet einen Handy-Lade-Dienst an. Einmal Handy laden kostet 5 Namibische Dollar (etwa 70 Rappen, also sehr, sehr viel Geld).
Die Strecke durch den Strip zieht sich dahin, die Kilometer die noch zu fahren sind scheinen unendlich und die Distanzen unüberwindbar. Es ist draussen zwar nicht so heiss, aber der Motor von Rosinante gibt seine Wärme ungedämmt und unbarmherzig in den Fahrerraum ab. Die Strasse ist meistens schnurgerade und zusammen mit der Hitze macht es müde, müde, müde. Trotzdem muss man auf der Hut bleiben, denn immer wieder hat es Menschen oder Nutztiere auf der Strasse und alle paar Kilometer warnen Schilder vor kreuzenden Elefanten.
Die Luft ist dunstig und voller Rauch, da man bereits damit begonnen hat, die Stoppeln der abgeernteten Grasflächen abzubrennen.
Die Fahrt durch den Caprivi-Strip ist vor allem eines: langweilig!
Sonntag, 8. August 2010
Die Lodge gestern Abend war zwar schön am Ufer des Okavango gelegen, aber toilettenmässig hart am Limit von Tara’s Toleranzgrenze: ein dünnes löchriges Schilfwändchen um das Örtchen, welches praktisch mitten auf dem Gelände steht. Dann doch lieber im Busch.
Heute fuhren wir zu den Tsodilo Hills. Unsere beiden Reiseführer überschlagen sich beinahe vor Begeisterung bei der Beschreibung dieses Ortes. Mitten in der sandigen Ebene der Kalahari stehen vier Felsen (Vater, Mutter, Kind und etwas weiter weg die verstossene, erste Frau), unter deren Überhängen man viele Felszeichnungen gefunden hat. Und zwar so viele und so schöne, dass das ganze Gebiet vor 10 Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde. Ausserdem werden die felsigen Hügel von den Buschleuten als heiliger Ort, resp. „Sitz der Götter“ verehrt. „Magisch“ und „Mystisch“ sind daher häufig gelesene Attribute im Zusammenhang mit den Tsodilo Hills.
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Die einzige Erhebung weit und breit: die Tsodilo Hills |
Etwas Magie hätten wir uns allerdings gerne auf der Anfahrt gewünscht, dann wären Rosinante nämlich Flügel gewachsen. Die letzten 30 Kilometer ist der Track in so einem erbärmlichen Zustand, dass wir zwei Stunden dafür brauchten. Beim Visitor Center stehen die Einheimischen schon bereit, denn ohne Führer darf man nicht in den Felsen herumwandern. Macht auch Sinn, sonst wären die uralten Handabdrucke sicher bald unter fettigen, neuen Handabdrücken verschwunden. Wir haben also für heute Nachmittag eine 2-stündige Wanderung und für morgen Vormittag eine andere Wanderung gebucht.
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Felszeichnungen an den Tsodilo Hills |
Nun stehen wir auf dem Campground am Fusse der Mutter, kämpfen gegen Fliegen und Bremsen und sehen unseren Wunsch von gestern Abend erfüllt: gesch… wird im Busch, denn es hat hier keine Toilette.
Montag, 9. August bis Samstag, 14. August 2010
Die Wanderung von gestern Nachmittag war äusserst schweisstreibend (es war um 15.30 Uhr definitiv noch viel, viel zu heiss) und sie entpuppte sich ausserdem – vor allem der Rückweg – als veritable Klettertour. Man kann soviel Anstrengung durchaus auf sich nehmen, wenn das Ziel wirklich lohnen ist. Aber wir sind beide nicht so enthusiastisch in Bezug auf solche Felszeichnungen und so entschlossen wir uns, auf die zweite Tour heute Vormittag zu verzichten. Da wir auch dem Campround nichts magisches abgewinnen konnten, verliessen wir heute – einen Tag früher als vorgesehen – die Tsodilo Hills. Und als wir den fürchterlichen Rückweg bis zur Asphaltstrasse hinter uns hatten war wohl für beide klar: hierher kommen wir nicht mehr zurück.
Mittlerweilen war es bereits Mittag, nach Ghanzi – der nächsten grösseren Ortschaft – wären es noch etwa 450 Kilometer und so suchten wir in unseren Reiseführern nach einer näher gelegenen Unterkunft. Wir fanden ein Fischer-Camp für Selbstversorger, mit einem Campingplatz. Die etwa 12 Kilometer lange Zufahrt zu diesem Camp war stellenweise überflutet, aber weitaus schlimmer war der extrem weiche Tiefsand welcher uns zwang, viel Luft aus den Reifen abzulassen. Nach dem Moremi hatte Zoltan aber Übung im Sandfahren und zusammen mit dem tiefen Reifendruck kamen wir problemlos ans Ziel, dem Nguma Lagoon Camp.
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Nilpferde |
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Morgenstimmung am Fluss |
Übrigens hatte Rosinante unterwegs ihr 100’000tes Jubiläum!
Und damit war quasi unser letzter „freier“ Nachmittag in der Natur angebrochen. Das letzte Mal campen, das letzte Mal auf dieser Reise am Lagerfeuer sitzen, Whisky trinken und dann in der Rosinante ins Bett kriechen.
Die nächsten zwei Tage werden wir fast 1000 Kilometer fahren, zurück nach Ondekaremba, wo wir dann wie immer am Schluss der Reise beschäftigt sein werden mit allerlei Aufgaben rund um’s Auto. Damit Rosinante bereit ist, wenn wir nächstes Jahr wieder kommen.
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Eine letzte Ausfahrt auf der Wildfarm (mit Braai und Oliver) |
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Und sogar die Erdmännchen sagen uns Tschüss! |
Vorheriger Bericht
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