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Durch den Caprivi-Streifen zurück nach Windhoek

Sonntag, 25. Mai 2008

Zebras neben der Strasse, Giraffen auf der Strasse, Löcher in der Strasse, ab und zu eine Polizeikontrolle (die doch tatsächlich die Haftpflichtversicherung prüft) und nach 200 km die Grenze zwischen Sambia und Namibia bei Shesheke. Dieses Mal nicht mit Fähre sondern über eine Brücke. Und alles lief wie Butter; keine Wartezeiten, Carnet aus- und neues Carnet wieder einstempeln, die (versprochene) Cross Border Charge bezahlen und schon waren wir wieder in Namibia.

Die nächsten Tage ist fahren, fahren, fahren angesagt, da wir am Donnerstag morgen in Windhoek sein sollten. Zum Selberkochen haben wir keine Lust mehr und so haben wir uns für die letzten Etappen Campingplätze mit Essmöglichkeit im Gästehaus ausgesucht. Und da das für heute ausgesuchte Gästehaus auf einer Insel im Kwando River bei Kongola liegt und nur per Boot erreichbar ist (wenigstens in dieser Jahreszeit jetzt), verzichten wir gleich noch auf das Campen und mieten eine Hütte (strohgedeckt, nur Moskitonetze als Fenster aber sonst mit allen nötigen Annehmlichkeiten, inklusive Flusspferdschutz).
Irgendwie sind wir etwas campingmüde, denn die letzten zwei Wochen waren doch sehr anstrengend.

Zoltan  

Nachdenklicher Zoltan (Ja, die Ferien sind bald vorbei)

Heute ist Sonntag und man sieht am Strassenrand viele Leute, herausgeputzt und manche Männer sogar mit Krawatte, um ins nächste Dorf zu laufen, auf Verwandtenbesuch, in die Kirche oder zum Einkaufen. Man lebt unter allereinfachsten Verhältnissen, die Dörfer bestehen fast nur aus winzigen Lehmhütten, aber die Plätze zwischen den Hütten sind meist sauber gefegt und ab und zu blühen auch Bougainvilleas am Eingang.

Hütte im Caprivi  

Hütte im Caprivi

Den Tag haben wir mit einer zweistündigen Bootsfahrt in den Backwaters des Kwando River abgeschlossen und den vielen Flusspferden, Wasserwaranen und Vögeln dieses Sumpfgebietes Adieu gesagt.

Flusspgerde  

Besser nicht zu nahe kommen!

Vogelnester  

Vogelnester wie Christbaumkugeln

Wasserwaran  

Wasserwaran

Vogelparadies  

Die Backwaters - ein Vogelparadies

Montag, 26. Mai 2008

Nach dem Frühstück wurden wir mit dem Boot wieder zu Rosinante gefahren, gaben dort dem Aufpasser einen Teil der Lebensmittel, die wir nicht mehr brauchen und machten uns auf den langen Weg nach Rundu – vierhundert endlose Kilometer. In einem normalen Auto wäre das ja nichts Besonderes. Aber in der Rosiante wird es von der Motorenabwärme bald unerträglich heiss, es ist so laut, dass man sich fast nur brüllend unterhalten kann und schneller als 90 Stundenkilometer kann man kaum fahren. Die rund sechs Stunden, die wir für diese 400 Kilometer brauchen, schlauchen einen ganz gewaltig. Auch wenn wir uns beim Fahren abwechseln. Leider stehen morgen und übermorgen noch mal solche langen Etappen auf dem Programm.

Gestern Abend sprachen wir noch mit zwei Engländerinnen, welche für verschiedene Hilfswerke in Livingstone arbeiten. Was sie über Sambia erzählen ist erschütternd und trifft leider auf viele Länder Afrikas zu. Die HIV-Rate bei den Erwachsenen liegt weit über 30%. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist im Moment 37 Jahre, aber für die Kinder, die jetzt geboren werden, liegt sie nur noch bei 33 Jahren). Jede achte Frau stirbt im Wochenbett, weil die Zustände in den Spitälern so schlimm sind (zum Vergleich: in Schweden ist das eine Frau auf 15'000!) und die Kindersterblichkeit ist enorm.

Unser heutiger Campground liegt direkt am Okavango und auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses ist bereits Angola. Jeder Campground hat eine eigene Dusche und Toilette und zum Haupthaus sind es nur wenige Meter.

Tara  

Tara am Grenzfluss zu Angola

Den Sonnenuntergang geniessen wir auf der schönen Terrasse des Gästehauses. Irgendwie macht einen das Nachdenklich, wenn man nach Angola rüberschaut. Stand doch dieses Land lange Zeit als Begriff für einen der grausamsten Bürgerkriege. Die Grenze war gut bewacht und das namibische Militär hatte sogar Schiessbefehl, wenn jemand von Angola versuchte, über den Fluss zu schwimmen. Aber heute hat sich die Lage weitgehend normalisiert und dies natürlich auf afrikanische Art: neben der offiziellen Fähre zwischen Namibia und Angola in Rundu findet hier, etwa 10 Kilometer von Rundu entfernt, der „kleine Grenzverkehr“ statt. Ein Kanu wird unermüdlich von einem Ufer zum anderen gepaddelt, voll beladen mit Leuten und Waren. Am angolanischen Ufer steht ein Beamter, welcher alles mit Argusaugen überwacht. Punkt Fünf, wenn die Sonne untergeht, wird dieser Grenzverkehr gestoppt. Wie? Der Beamte konfisziert ganz einfach die Paddel des Kanus und steckt sie hoch oben in einen Baum. Dann ist für ihn Feierabend und er marschiert davon. Leider war es bereits zu dunkel als dass wir hätten erkennen können, ob man sich an diese „Regel“ hält.

Kleiner Grenzverkehr am Okavango  

Kleiner Grenzverkehr am Okavango

Dienstag, 27. Mai 2008

Die ersten 100 Kilometer nach Rundu sind noch stark bevölkert, die Dörfer mit ihren Kraals säumen die Strasse. Es hat wenig Verkehr, aber sehr viele Fussgänger. Kinder, die zur unter Umständen sehr weit entfernten Schule gehen und manchmal sogar ihre eigenen Plastikstühlchen mittragen, Frauen mit grossen Wasserkanistern auf dem Kopf unterwegs zur nächsten Wasserstelle, Männer die das Vieh auf die Weide treiben oder uns zuwinken, um mitgenommen zu werden. Autostopp ist in den ländlichen Gebieten die gebräuchlichste Art, um vorwärtszukommen. Bei vier Frauen, die per Autostopp zum nächsten medizinischen Versorgungsposten fahren wollten hielten wir an, aber nicht um sie mitzunehmen, sondern um unsere letzten Lebensmittel (vor allem vakuumisiertes Fleisch) zu verschenken. Wie wenn wir es geahnt hätten. Kurze Zeit später kamen wir tatsächlich an einem Veterinärposten vorbei und spätestens hier wäre alles Fleisch beschlagnahmt worden. Man will mit dieser Massnahme verhindern, dass die im Norden vorkommende Maul- und Klauenseuche auf die wertvollen Rinder der weissen Farmer übertragen wird und diese dann ihr Fleisch nicht mehr exportieren können.

Ab hier sieht man keine Dörfer mehr, kein Vieh und kaum noch Leute auf der Strasse, sondern nur noch eingezäuntes Farmland mit zum Teil prunkvollen Einfahrtstoren zu den Häusern der weissen Besitzer. Bis hierher war Afrika pur, was jetzt kommt ist Namibia. Landschaftlich immer noch schön, aber etwas langweilig. Und wiedermal wird uns die Tatsache bewusst, dass sich die ursprünglichen Einwohner in wenige, kleine Gebiete zurückziehen mussten und die Weissen den allergrössten Teil des Landes unter sich aufgeteilt haben.

In Grootfontein machten wir Mittagspause bevor wir bis nach Otavi fuhren, unserem heutigen Ziel. Auch hier in Otavi werden wir wieder campen und in der Lodge essen. Aber zuerst gab’s ein ausführliches Nickerchen, denn heute standen wir schon um sechs Uhr auf (wir mussten gestern die Uhren um eine Stunde zurückstellen und unser innerer Wecker hat das noch nicht gemerkt).

Auch ein Frühaufsteher  

Auch ein Frühaufsteher

Mittwoch, 28. Mai 2008

Ja, definitiv wieder Zivilisation! Heute Nacht röhrten statt der Elefanten die Lastwagen auf der nahen Strasse und statt dem Gebrüll der Löwen hörten wir das Kreischen brünstiger Hauskatzen. Und heute Morgen weckte uns ein frühaufstehender Gockel.
Nur noch 400 Kilometer bis Windhoek, unserem letzten Ziel. Eine leise Wehmut macht sich breit!
Aber zuerst verbringen wir noch eine Nacht auf dem Campground der Farm Düsternbrook. Die „Spezialität des Hauses“ ist die tägliche Leoparden- und Gepardenfütterung. Für den Leoparden wurde ein etwa fussballfeldgrosses Stück Busch eingezäunt, aber in dem hohen Gras und den dichten Büschen hätten wir ihn wohl nie gefunden. Da hilft ein grosser Knochen mit Fleisch, um ihn herbeizulocken. Aber es stinkte ihm offensichtlich gewaltig, dass sein Fressen an einem Baumstrunk angebunden war und er es vor unseren Augen verzehren musste.

Leopard  

Leopard

Ganz anders die Geparden – die erwarteten uns schon freudig. Sie leben in einem riesigen, etwa 30 Hektar grossen Gehege, in dem sie sich offenbar einigermassen wohlfühlen, hat es doch auch eine Gepardin mit vier Jungen. Die Tiere springen einem fast ins Auto, um an die leckeren Fleischbrocken zu kommen. Sie haben überhaupt keine Scheu und legen sich nach dem Schmaus neben das Auto ins Gras, schlecken sich gegenseitig die Gesichter und rekeln sich wohlig. Absolut faszinierend, diese wunderschönen Tiere so nahe zu sehen.

Wo bleibt das Futter?  

Wo bleibt das Futter?

Wunderschöne Tiere!  

Wunderschöne Tiere!

Auch der abendliche Gamedrive war sehr schön, weniger der schon so oft gesehenen Tiere wegen, sondern weil die hügelige Landschaft hier wunderschön ist und der Sonnenuntergang heute an Dramatik kaum mehr zu überbieten war.

Donnerstag, 29. Mai 2008

Als wir gestern beim Abendessen sassen, kam ganz aufgeregt eine Angestellte herein und sagte: „Oryx in the bar“. Wir liefen raus zur Freiluftbar und erschraken das arme Tier offenbar so sehr, dass es in den Swimmingpool stürzte. Mit vereinten Kräften konnten es ein paar Männer an den Hörnern aus dem Pool ziehen. Zum Glück, denn sonst wäre es da drin elendig ersoffen.
In der Nacht hatten wir Gesellschaft von einer süssen, grauen Katze, die uns auf Schritt und Tritt folgte und die unbedingt mit ins Auto wollte. Als wir ihr das verwehrten, schlief sie auf dem Reserverad, miaute die ganze Nacht ab und zu und weckte uns am Morgen, weil sie am Zeltstoff kratzte um hereingelassen zu werden. Aber wir brauchen nebst allem anderen Getier nicht auch noch Flöhe im Auto.

Heute fuhren wir nach Windhoek rein, zuerst zur Autowerkstatt, um einige Kleinigkeiten machen zu lassen und das Auto zu waschen, dann brachten wir das Satellitentelefon zurück, besorgten noch Kleber um die Solarpanels noch besser zu befestigen, kündeten die Versicherung und bestätigten unsere Flüge, dann wollten wir natürlich auch noch ein paar Souveniers kaufen und damit war der Tag schon fast beendet.
Wir mussten nur noch die letzten 30 Kilometer bis Ondekaremba fahren und damit hatten  wir diese Reise tatsächlich hinter uns.

Rosinante wird ausgeräumt und geputzt  

Rosinante wird ausgeräumt und geputzt

Morgen werden wir noch das Auto ausräumen, alles putzen, die Wäsche waschen, ein paar kleine Dinge an der Rosinante reparieren und natürlich noch den letzten Gamedrive mit einem Bierchen am Lagerfeuer machen, bevor wir am Samstag zurückfliegen.

Tschüss  

Tschüss

Tschüss Afrika bis zum nächsten Mal!

 

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