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Newsletter vom 24. Juli 2018: Denali, Anchorage und Kenai Peninsula

Der letzte Satz in unserem letzten Newsletter lautete: "...und vor allem den Camper aussen und innen gründlich putzen". Leider vergassen wir, das dazugehörende Bild mitzuschicken. Das wird dieses Mal nachgeholt (nur damit ihr nicht meint, wir hätten einen Putzfimmel).

Wir waren ja jetzt schon drei Mal in Fairbanks und immer auf dem gleichen Campingplatz. Aber nicht nur wegen der zugegebenermassen wunderschönen Lage am Fluss Chena, an dessen Ufer wir öfters unseren Feierabend-Drink genossen, sondern auch wegen dem danebenliegenden Restaurant "Chena's Alaskan Grill". Also, falls mal jemand von euch in Fairbanks ist, unbedingt hingehen! Der Lachs, den wir dort assen, war zum niederknien gut!

Nach Fairbanks stand der Denali Nationalpark auf dem Programm. Aber getreu dem Motto "Der Weg ist das Ziel" wählten wir für die Anfahrt die schönstmögliche Strecke - den Denali Highway.
In Delta Junction tankten wir nochmal voll und fotografierten das "Ende des Alaska Highway"-Schild in der Hoffnung, das Gegenstück in ein paar Wochen ebenfalls bei guter Gesundheit fotografieren zu können.

Was wir an Alaska extrem schätzen ist die Tatsache, dass man praktisch überall wild campen darf. Und das in einer phantastischen Landschaft. Die Kulissen unserer Übernachtungsorte könnten manchmal kaum schöner sein. Als wir zum Beispiel auf dem Weg zum Denali Highway die Kette der Alaska Ranges überquert hatten und mit ihr die farbigen Berge der Rainbow Ridge, schlugen wir uns beim Isabel Pass in die Büsche, umrunden auf einer Schotterstrasse (inkl. zwei Flussdurchquerungen bei denen wir feststellen, dass die Bodenfreiheit unseres Campers nicht gerade grandios ist) einen Hügel und standen dann in einem breiten Tal mit Aussicht auf den Gulkana Gletscher. Die Wolken malten Flecke auf die Berghänge und die Sonne liess die Schneefelder und Gletscher leuchten - magisch und einfach nur schön! Und absolut ruhig.

Der Denali Highway, das sind etwa 220 km Schotterpiste durch eine phantastische Landschaft. Im Norden erheben sich die schneebedeckten Gipfel der Alaska Ranges mit ihren vielen Gletschern, im Süden kommen die Berge der Wrangell Mountains in Sicht und dazwischen liegt eine breite Hochebene, gefleckt mit unzähligen Seen und Seelein. Man benötigt mindestens einen Tag für die 220 Kilometer, wir aber brauchten drei Tage, da wir immer wieder anhielten (die Landschaft will ja ausgiebig bestaunt werden) und an schönen, einsamen Flecken auch übernachteten. Verkehr hat es nicht viel, auch fehlen die Zeichen der Zivilisation wie Strom- oder Telefonmasten und selbst der Himmel ist frei von Kondensstreifen. So gefällt es uns!

Der Denali National Park ist für den Individualverkehr grundsätzlich gesperrt. Um den Park zu besichtigen, muss man zwingend eine Bustour chartern oder mit dem Shuttlebus herumfahren.
Als wir vor zwei Wochen die wohl letzten Plätze erwischten, wähnten wir uns noch glücklich. Als wir aber dort ankamen, war das Wetter (und die Prognosen) so schlecht, dass wir versuchten, die Bustour umzubuchen. Aber wir hatten keine Chance, die 24-Stunden-Frist für eine mögliche Annulation war vorbei und verschieben konnten wir auch nicht, da in den nächsten Tagen alles ausgebucht war.
Also schickten wir uns drein und quetschten uns mit 50 anderen Touristen frühmorgens in den Bus. Die Fahrt dauerte den ganzen Tag und führte bis ans Ende der Strasse nach Kantishna (etwa in der Mitte des Nationalparks). Und alles wieder zurück, weil es nur diese eine Strasse gibt.

Und das Wetter war sogar noch schlechter als die Prognosen - die Wolken hingen bis tief in die Täler, es regnete und von der Alaska Range sah man gar nichts, geschweige denn vom Denali.
Soweit man etwas von der Landschaft erahnen konnte, ist sie wunderschön. Meist eine buschige, baumlose Hochebene, auf der man die Tiere besonders gut sähe. Leider befanden sich die Elche, die Karibus, die grosse Herde Dallschafe und die drei Grizzlies in Feldstecherdistanz. Einzig der Fuchs mit seiner Beute - einem kleinen Hasen - im Maul, lief direkt neben dem Bus durch. Und wie wir wissen, aber nicht sehen, ist diese Ebene gesäumt von einigen Vier- und Fünftausendern und eben dem Denali, dem höchsten Berg der Alaska Range mit 6190 Metern.
Auf dem Rückweg sahen wir dann doch noch etwas näher eine Grizzlymama mit zwei ganz kleinen Bärchen.
Einen Nervenkitzel bietet die Strecke entlang des Polychrome Mountain. Die extrem schmale Piste schraubt sich dort weit über der Schwemmebene des McKinley River eng an den Berg geschmiegt in die Höhe, nur Zentimeter neben dem Bus geht es steil hinunter - ein kleiner Fehler der Fahrerin wäre fatal.
Aber wir kamen heil um kurz vor acht Uhr wieder beim Busparkplatz an, wo unser Auto auf uns wartete und es immer noch im Strömen goss. Über 200 Dollar kostete dieser Tag pro Person und wir wären besser im Bett geblieben. Denn vom Hauptgrund dieses Ausfluges - dem Denali - sahen wir rein gar nichts.

Doch so schnell gaben wir noch nicht auf. Wir fuhren am nächsten Tag Richtung Süden (notabene bei strahlendem Sonnenschein), aber als wir bei einem guten Aussichtspunkt ankamen, hatten sich schon wieder um das gesamte Massiv dicke Wolken gelegt und trübten die Sicht erheblich. Wir übernachteten dann trotzdem auf dem Parkplatz in der Hoffnung, am Abend oder spätestens am nächsten Morgen diesen spektakulären Berg doch noch in voller Pracht zu sehen. Aber auch das brachte nichts. Insgesamt verbrachten wir fast eine ganze Woche rund um den Denali. Doch der Berg zierte sich. Wenn wir ihn überhaupt sahen, trug er entweder einen Turban oder ein Hüfttuch aus Wolken.

Auf die Wetterprognosen geben die Alaskaner übrigens gar nichts. Original-Aussagen: "Die Prognosen sind hier immer schlecht." "Die Prognosen stimmen nie und wenn doch, ist das purer Zufall." Und zu den Jahreszeiten: "In Alaska findet der Frühling im Juni statt, der Sommer im Juli und der Herbst im August."

Bevor wir die Grossstadt Anchorage ansteuerten, wollten wir noch etwas Natur tanken - auf Vorrat sozusagen. Also bogen wir kurz vor Willow ab in Richtung Westen auf die Hatcherpass Road. Ein schöner Umweg über die Berge und fast immer entlang des Willow Creek. So ziemlich auf der Passhöhe fanden wir ein Plätzchen welches nicht schon besetzt war, wo kein "keep out"-Schild stand, das nicht direkt an der Strasse war und das eine wunderbare Aussicht bot. Und dort verbrachten wir den Nachmittag unter dem Sonnendach auf unseren Campingstühlen, zwei kühle Biere vor uns (ja, es war wiedermal sonnig und sehr warm). Die Blaubeeren sind bald reif und dann ist dort oben ein Paradies für Beerenpflücker. Und für Bären.

Übrigens kann es unter Umständen durchaus lebensrettend sein, wenn man den Unterschied zwischen Braunbären (Grizzlies) und Schwarzbären kennt. Schwarzbären sind Waldbewohner und als solche gehört es zu ihrer Strategie, sich bei Gefahr zu verbergen (im Gebüsch, im Wald, auch gerne auf einer hohen Tanne). Braunbären bewohnen offene Flächen wie die Tundra, da gibt es nichts um sich zu verstecken. Deshalb greifen sie auch eher an, wenn man ihnen zu nahe auf den Pelz rückt und deshalb ist die Gefahr einer körperlichen Attacke durch einen Grizzlie höher.
Sollte ein Bär tatsächlich angreifen empfiehlt es sich, sich beim Angriff eines Braunbären auf den Bauch zu legen, Gesicht und Nacken mit den Armen schützen und sich totzustellen. Beim Angriff eines Schwarzbären dagegen sollte man sich wehren und zurückschlagen mit allem, was einem in die Finger kommt.

Unser nächstes Ziel war Anchorage, wo fast die Hälfte aller Alaskaner wohnt, also rund 300'000.
Wir mussten uns zuerst wieder einmal um unser Auto kümmern (eine der Luftfederungen hat - wohl auf den Schotterpisten - den Geist aufgegeben). Und natürlich machten wir etwas Sightseeing, stolperten per Zufall in das Market Festival, eine Mischung aus unserem Donnerstag-Markt mit Kleidern und viel Krimskrams sowie unserem Street-Food-Festival und besuchten die beiden Visitor Centers, das Alaska Public Lands Information Center (wo wir einem kompletten Security-Check wie am Flughafen unterzogen wurden und die Klingenlänge unserer Taschenmesser gemessen wurde) und dem vis-á-vis liegenden Visitor Information Center, wo Kreti und Pleti einfach so durchmarschieren kann. Einmal gingen wir auch in ein sehr gutes Restaurant, sozusagen als Kontrapunkt zu der einfachen Campingküche.

Anchorage ist auch eine Stadt, in der viele Bären und scheinbar über 1500 Elche heimisch sind. Einen dieser Elche sahen wir auf der Heimfahrt vom Restaurant gemütlich am Strassenrand äsen. Und das mitten in der Stadt. Und über unseren Campground hoppeln die ganze Zeit Kaninchen.

Zu den Vorteilen eines Stadtaufenthaltes gehört das Fernsehen. Wenn wir in einer Stadt campen, können wir via Antenne TV-Sender empfangen und vor allem Nachrichten und Wetterprognosen schauen. Im Anschluss an das Wetter kam kürzlich in einem Beitrag, dass es ganz oben im Norden im Moment eine Hitzewelle (also Temperaturen um die 25 Grad) gebe. Das habe bewirkt, dass die Moskitos in einer unglaublichen Anzahl geschlüpft seien. Sie zeigten eine Fotografie auf welcher man sieht, wie wahre Säulen aus Moskitos vom Boden aufsteigen. Es sieht aus, wie ein Dutzend Windhosen nebeneinander. Zum Glück sind wir nicht mehr dort!

Unser nächstes Ziel ist der "Abenteuerspielplatz Alaskas", die Kenai Halbinsel. Auf dem Weg dorthin führt der Seward Highway südlich von Anchorage an einer Bucht namens Turnagain Arm entlang. Diesen Namen verdanken wir dem guten alten James Cook, welcher ja viele Jahre seines Lebens nach einer Nordwest-Passage nach Asien suchte. Und jede Bucht die er anlief, war eine Sackgasse und er musste wieder umkehren - eben "turn again".
Im Turnagain Arm habe es übrigens über 10 Meter Tide (also Unterschied zwischen Ebbe und Flut). Aber nicht nur die schöne Aussicht auf den Meeresarm bietet diese Strecke, sondern auch die Aussicht auf Dallschafe (Kletterkünstler wie unsere Gemsen) und menschliche Kletterer auf der einen Seite und Belugawalen und Weisskopfseeadler auf der anderen Seite (die Schafe und einen Adler sahen wir tatsächlich:-) Und weil sich deshalb manch ein Autofahrer den Hals verrenkt um einen Blick davon zu erhaschen und dabei immer langsamer und langsamer wird, ist es auf diesem Strassenabschnitt nicht nur ein Gebot der Höflichkeit, auszuweichen um andere überholen zu lassen, sondern per Gesetzt verboten, mehr als 5 Autos hinter sich zu haben. Und zusätzlich wurde die ganze Strecke zur Safety Zone erklärt, was heisst, dass jede Busse doppelt zählt.

Da die Wetteraussichten für die ganze Woche sehr schlecht sind, konnten wir uns noch nicht dazu entschliessen, eine Kreuzfahrt zu den Gletschern des Prinz William Sound zu buchen oder zu den Walen in den Kenai Fjords. Auch ein Flug zu den Lachs-Fanggründen der Grizzlies macht im Moment keinen Sinn (sofern wir überhaupt einen freien Platz finden würden). Also können wir es uns erlauben, so richtig zu trödeln, denn das Wetter kann - hoffentlich - nur noch besser werden.

Kurz bevor wir auf die Kenai Peninsula kamen, übernachteten wir im Wald bei der Crow Creek Mine. Dort konnten wir auch gleich unsere neueste Errungenschaft testen - den Thermacell, ein portables Anti-Mücken-Mittel-Verdampfungs-Gerät. Funktioniert mit den bekannten Plättchen und einer Gaspatrone für die nötige Hitze. Ein Gerät reicht für eine Schutzzone von fünf Metern Durchmesser. Wir waren ziemlich skeptisch, aber es scheint zu funktionieren. Jedenfalls gegen Moskitos, Fliegen zeigen sich unbeeindruckt.
Ebenso unbeeindruckt (von uns) war der Bär, der plötzlich neben uns im Dickicht auftauchte, sich aber netterweise vorher durch ein Schnauben ankündigte. So schnell waren wir schon lange nicht mehr im Camper! Der Bär schnüffelte im kalten Feuer herum, schnupperte interessiert an den Mandarinenschalen die irgendein Idiot dort entsorgt hatte, legte sich auf den Boden um die Milchlake aufzulecken (der gleiche Idiot) und stieg dann auch noch auf die Bank, um den Tisch genau zu inspizieren.

Und bei uns gab es zum z'Nacht Salat, Kartoffelstock und frischen Lachs aus dem Ofen. Aber der Bär war nicht eingeladen.

 

Nachtrag zum letzten Newsletter: Eine Autowäsche tut not

 

 

Rainbow Ridge

 

 

Camp beim Isabel Pass

 

 

Unterwegs auf dem Denali Highway

 

 

Eichhörnchen resp. Red Squirrel im Riley Creek Campground beim Denali

 

 

Trüber Tag im Denali National Park

 

 

Der höchste Berg Nordamerikas: der Denali (ehem. Mount McKinley), 6190m

 

 

Abendstimmung in der Alaska Range

 

 

Unser Nachtlager auf dem Hatcher Pass

 

 

Zoltan auf Hörnchen-Jagd

 

 

Arktisches Erdhörnchen

 

 

Wandmalerei in Anchorage

 

 

Ebbe im Turnagain Arm

 

 

Goldsucherin beim Crow Creek

 

 

Bärenbesuch auf unserem Campground

 

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