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Newsletter vom 4. September 2017: Entlang des Schlangenflusses zu den Craters of the Moon, Rauch im Grand Teton

In Amerika sieht man am Strassenrand immer wieder Schilder "Adopt a Highway" resp. (wenn der Aufruf Erfolg hatte) "Adopted by the Adams". Institutionen wie Geschäfte, Vereine etc. oder Private können eine Meile Highway "adoptieren" und sich damit verpflichten, einmal im Jahr den Müll von den Strassenränder in diesem Abschnitt zu entfernen. Sie bekommen dafür vom Staat die Greifwerkzeuge, Müllsäcke und Warnwesten gestellt. Natürlich gibt es Firmen die sich darauf spezialisiert haben, den Adoptiveltern die Arbeit gegen gutes Geld abzunehmen. Und emanzipatorische oder soziologische Studien könnte man aufgrund der Schildertexte auch anstellen. Ist es doch ein riesiger Unterschied, ob es heisst "Adopted by Bill's Family" oder "by the Adams Family" oder "by Bill, Miranda, Jim and Joe".... Und manchmal heisst es auch "in Memory of James Meyer".

Der amerikanische Präsident droht mit einem Government Shutdown (Stilllegung der Regierung), sollte er das Geld für seine Mauer nicht bekommen. Für uns wäre das schlimm, denn als Erstes werden dann mal alle überflüssigen Aufgaben wie das Betreuen der Nationalparks runtergefahren (diese würden dann einfach geschlossen). Dabei waren wir vor kurzem noch so glücklich, weil wir für Anfangs September einen Campground mitten im Yellowstone buchen konnten. Da dieser Park - genauso wie der Yosemite - völlig überlaufen ist und seit Monaten alle Campgrounds ausgebucht sind, grenzt das an ein Wunder. Es ist aber auch schon Ende Saison. Einige Campgrounds schliessen am 4. oder 11. September, die meisten am 17. September. Der Winter beginnt früh in den Rocky Mountains.

Doch zuerst führte uns unser Weg von Pendleton via La Grande ins Wallowa Valley. Eine wunderschöne Landschaft; hohe Berge (die Amerikanischen Alpen genannt), breite Täler durch die sich der Wallowa River schlängelt und blaue Seen. Leider war die Luft voll Rauch, so dass wir die Schönheit nur durch einen Nebel sahen und uns auf die Beschreibung des Reiseführers und die Bilder in den Broschüren verlassen mussten. Dieses Tal war einst das Gebiet der Nez Perce, die aus dieser lieblichen, fruchtbaren Landschaft natürlich vertrieben wurden. Nach einem berühmten Häuptling der Nez Perce ist Joseph benannt, ein hübsches Städtchen mit etwa 1000 Einwohnern. Grosse Bronzefiguren zieren die Hauptstrasse, in den Hinterhöfen äsen die Rehe und sogar einen Schokoladier gibt es (dem wir natürlich einen Besuch abstatteten).

Die Aussicht über den Hells Canyon (der Grund für unseren Umweg) wäre eigentlich grossartig. Der Snake River hat sich hier ein tiefes Bett gegraben, tiefer noch als der Grand Canyon. Leider sieht man wegen dem Smog kaum den Canyon, geschweige denn die Berge die ihn umgeben. Schade!
Der Schlangenfluss begleitete uns übrigens schon eine Zeitlang und wird es noch lange tun. Seit seinem Zufluss in den Columbia River überquerten wir ihn immer wieder und nun sind wir bald an seiner Quelle, an der kontinentalen Wasserscheide im Yellowstone-Nationalpark. Von dort fliesst er nach Süden durch den Grand-Teton-Nationalpark, biegt dann nach Westen ab und erreicht die Snake River Plain, eine Ebene, die sich über rund 600 km bogenförmig durch das südliche Idaho zieht (vom Satelliten aus sieht es aus wie ein grosses Smiley, deshalb nennt sich auch jede zweite Stadt im Süden Idahos Smile City). Dann dreht er wieder Richtung Norden, bildet teilweise die Grenze zwischen Oregon und Idaho, formte den Hells Canyon und vereinigt sich im Staat Washington mit dem Columbia River.

Nach dem Hells Canyon fuhren wir wieder Richtung Süden und überquerten schliesslich die Grenze nach Idaho bei Boise, welches uns mit 42 Grad am Schatten empfing. Wir hatten die letzten paar Wochen ja meisten Temperaturen um die 35 Grad, aber das war uns dann doch zu viel. Unser nächstes grösseres Ziel waren die Craters of the Moon. Statt dass wir die kurze und schnelle Route von Boise aus über den Highway nahmen, fuhren wir in der Hoffnung auf kühlere Temperaturen den grossen Umweg durch das Gebiet der Sawtooth (Sägezahn) Range.

Grosse Teile im Inneren Idahos sind bewaldet (sofern die Wälder nicht niedergebrannt sind) und durch den National Forest verwaltet. Dieser betreibt auch die einfachen Campingplätze, die man alle paar Dutzend Meilen findet, meistens toll gelegen an einem Fluss oder im schattigen Wald. Wir fuhren zuerst nach Norden, durch das wunderschöne Tal des wilden Payette Rivers, einem Eldorado für mutige Kanuten und Schlauchbootfahrer. Entlang des Flusses hat es auch immer wieder heisse Quellen, die kleine Tümpel füllen in denen man baden könnte. Auf unserer weiteren Route begleiteten uns zuerst noch die gezahnten Berge der Sawtooth Range und dann, nach Überwindung des Galena Passes die nicht ganz so wilden Smoky Mountains. Hier ist ein beliebtes Skigebiet und der Hauptort Ketchum (wo Ernest Hemingway seine letzten Jahre verbrachte) ist ein sehr geschäftiges Städtchen mit vielen Restaurants und Sportgeschäften.
Übrigens stieg das Thermometer tagsüber auch in den Bergen auf über 35 Grad, obwohl wir uns auf durchschnittlich 2000 Metern bewegten. Dafür kühlte es in der Nacht jeweils schön ab.

Das Craters of the Moon National Monument ist wahrlich monumental. Es heisst übrigens so, weil die Gegend von oben aussieht wie die Mondoberfläche. Da Drohnenflüge verboten sind, können wir leider kein Beweisfoto liefern... Aber scheinbar nutzten Apollo-Astronauten das Gebiet während einer kurzen Zeit für's Training.
Der Ursprung des etwa 1600 Quadratkilometer grossen Lavafeldes ist ein mehrere Hundert Kilometer langer Bruch in der Erdkruste. Hier im Tal des Snake Rivers riss zum ersten Mal vor etwa 15'000 Jahren die Erde auf und ungeheure Mengen an Lava strömten über die Ebene. Dies passierte immer wieder, zum letzten Mal vor etwa 2000 Jahren und das letzte Erdbeben vor 60 Jahren hatte immerhin die Stärke von 7.3 auf der Richterskala.
Man kann mit dem Auto einen Rundweg entlang fahren und immer wieder anhalten und kürzere oder längere Spaziergänge unternehmen. Einige Wege führen durch die Lavafelder verschiedenen Alters, andere an den Austritts-Schloten vorbei (in einem der Schlote lag tatsächlich noch Schnee) oder man könnte auch einen riesigen Aschekegel erklimmen. Nicht sehr verlockend angesichts der extrem hohen Temperaturen.

Die Gegend im östlichen Teil des Snake River Tales ist so abgelegen dass man fand, dort sei der geeignete Standort für ein Testgelände - das Idaho National Laboratory. Dort testete man nach dem zweiten Weltkrieg auf der Mass Detonation Area MDA alles was explodieren kann und soll. Unter anderem die grössten nicht-nuklearen Bomben aller Zeiten. Nach 1950 diente das Gelände auch nuklearen Tests. Prototypen von über 50 Atomreaktoren wie zum Beispiel auch ein Schneller Brüter wurden hier aufgestellt.
Und irgendwie hat all dieses Tun auf die Landschaft abgefärbt, die Steppe wirkt trist, leblos, ja lebensfeindlich.
Alles ist flach bis auf zwei, drei Vulkankegel die sich unvermittelt aus der Ebene erheben. Riesige Bewässerungsanlagen trotzen dem Land einen Ertrag ab, die Erntemaschinen werden immer grösser, die Lastwagen ähneln mit ihren 12 und mehr Achsen schon fast den australischen Roadtrains und die Camperfahrer grüssen sich wieder.
Idaho ist wilder Westen. Keine Farm, die nicht ein schön gestaltetes Eingangsportal à la Ponderosa hätte, geschmückt mit dem Namen der Farm, Geweihen, Wagenrädern, Hufeisen oder geschnitzten Adlern, Bären und Hirschen. Halt genau so, wie wir uns das aus Wildwest-Filmen gewohnt sind. Wobei der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Den Vogel abgeschossen hat wohl derjenige, der in den beiden vertikalen Säulen Schaukästen mit abgeschossenen und ausgestopften Vögeln integrierte. Uns hat Idaho sehr gefallen, vor allem weil es kaum Touristen hat und wenn, dann auf jeden Fall kein Massentourismus.

Dann endlich, schon fast an der Grenze zu Wyoming, wieder eine etwas grössere Stadt - Idaho Falls. Immerhin fast 60'000 Einwohner und für uns die Gelegenheit, unsere Vorräte aufzufüllen. Die Innenstadt von Idaho Falls ist ausnehmend hübsch, aber vielleicht beeinflusste uns die Tatsache, dass es eine richtige Bäckerei hat (die meisten sogenannten "Bakerys" führen nur süsses Gebäck) und ein Café mit tollen Suppen im Angebot.
Nach dem Grosseinkauf bei Walmart blieben wir gleich bis am nächsten Morgen auf dessen Parkplatz stehen. Der Gründer der Walmart-Kette war scheinbar ein begeisterter Camper und deshalb erlaubte er das Overnight Parking auf den Parkplätzen vor seinen Läden generell. Heute ist es so, dass an vielen Orten diese Regel abgeschafft werden musste, weil schlicht zu viele Camper davon Gebrauch machen wollten. Wie zum Beispiel an der Küste Kaliforniens - dort findet man kaum einen Walmart der Overnight Parking erlaubt. Auch wurde diese Erlaubnis scheinbar oft missbraucht, indem Camper ihr Abwasser auf dem Parkplatz abgelassen haben und ähnlich unappetitliche Sachen. Wie auch immer, hier im abgelegenen Idaho kann man auf fast allen Walmart-Parkplätzen übernachten (die Erlaubnis des jeweiligen Store-Managers vorausgesetzt). Das ist bei Campern sehr beliebt und so waren wir in dieser Nacht auch nicht alleine. Mindestens 20 andere Camper, vom Kastenwagen bis zum Riesenbus standen überall auf dem Parkplatz.

Dann verliessen wir die Ebene und überquerten kurz vor der Grenze nach Wyoming den 2300 Meter hohen Pine Creek-Pass. Der erste Auftakt zu den Rocky Mountains, in denen wir uns die nächsten zwei Wochen aufhalten werden.

Jackson, am südlichen Eingangs zum Grand Teton National Park, ist das touristische Versorgungszentrum für die Nationalparks Grand Teton und Yellowstone. In dem langgezogenen Städtchen reiht sich Restaurant an Restaurant und Hotel an Hotel. Trotzdem hat die Stadt viel Charme, alles wirkt sauber und aufgeräumt.
Wir waren insgesamt drei Tage im Grand Teton, standen jeweils sehr früh auf (wegen dem schönen Morgenlicht) und fuhren natürlich ein paar der Muss-man-gesehen-haben-Orte an, wie die verlassenen Gebäude an der Mormon Row. Besonders die alte Scheune mit der Teton Range im Hintergrund ist ein richtiges Postkartenmotiv. Ein Aussichtspunkt bietet prächtigere Bilder als der nächste: sei es der sich durch die Ebene schlängelnde Snake-River, der majestätische Mount Moran, der sich im Wasser des Flusses spiegelt, die grosse Büffelherde auf der offenen Fläche der Hochebene Jackson Hole oder die grandiose Aussicht vom Mount Signal. Aber am Eindrücklichsten ist die Bergkette um den Grand Teton, die sich abrupt aus der Ebene erhebt und zu deren Füssen die Seen aufgereiht wie Perlen liegen: der  grosse Jackson Lake oder die kleineren wie der Leigh Lake, der Jenny Lake und viele mehr. Der Grand Teton ist fast 4200 Meter hoch aber auch seine Gletscher leiden unter der allgemeinen Erwärmung und gehen dramatisch zurück.

Leider war die Luft immer noch erfüllt vom Rauch der Waldbrände und die Sicht doch ziemlich getrübt. Und uns betrübte die Tatsache, dass wir wieder Horden von Touristen beim Selfiemachen vor unserer Linse hatten. Und vom Freitagmittag an war dann definitiv Stosszeit und kaum mehr ein Durchkommen. Letztes Wochenende war langes Weekend, da am Montag Labor Day war - für viele Amerikaner eine Gelegenheit für einen Kurzurlaub. Die Parkplätze waren überfüllt, links und rechts der Strasse stand Auto an Auto - nach dem fast menschenleeren Idaho war das ein richtiger Schock für uns.

Was es dagegen für uns niemals zu viel geben kann sind wilde Tiere, die es im Teton (und Yellowstone) in Massen geben soll. Doch wir sind jahreszeitlich wohl zu früh in dieser Gegend. Ein Ranger hatte erklärt, dass es den Tieren noch viel zu heiss sei und sie sich in den Wald verziehen. Vor allem die Bären sehe man kaum. Naja, ein paar Elche sahen wir trotzdem und auch einiges kleineres Getier wie Coyoten und Biber.

An unserem letzten Tag im Grand Teton standen wir schon vor Sonnenaufgang auf dem Parkplatz von "Schwabachers Landing". Hier soll sich bei Sonnenaufgang die rot angeleuchtete Kette der Tetons im Snake River spiegeln. Wir waren nicht die Ersten und schon gar nicht die Einzigen auf dem Parkplatz vor dem Fluss. Aber leider wurde es nichts aus den Postkartenbildern. Die Sonne ging zwar an einem wolkenlosen Himmel auf, aber sie vermochte den Smog nicht mehr zu durchdringen, die Dämmerung blieb und die Berge konnte man hinter dem dichten Rauchschleier nur erahnen.

Nach einem nassen Winter herrschte dieses Jahr in weiten Teilen des Westens eine grosse Trockenheit. Es regnete monatelang keinen Tropfen und selbst die Gewitter brachten keinen Regen sondern Feuer, entfacht durch einschlagende Blitze. Seit Jahren gab es nicht mehr so viele Waldbrände wie in diesem Sommer. Die massiven Brände produzieren Rauch, der sich wie Nebel über den Westen der USA legt, von Kalifornien über Oregon, Washington, Montana, Idaho bis nach Wyoming. Die Luftqualität ist vielerorts sehr schlecht, oft sogar im gesundheitlich gefährlichen Bereich. Man spricht bereits von einem der schlimmsten Jahre punkto "wildfire" überhaupt. Auch wir haben nun Probleme mit der Luft und dem Atmen und hoffen, dass es im Yellowstone, zu dem wir morgen fahren, besser wird.

 

Rauch im Hells Canyon

 

 

Camping im Wallowa National Forest

 

 

Bärenfalle

 

 

Campground von oben (unser Camper und Picknickplatz mit Feuerstelle)

 

 

Abendstimmung im Wald

 

 

Mondlandschaft im ...

 

 

... Craters of the Moon National Monument

 

 

Irgendwo im Osten Idahos

 

 

Verlassene Scheune an der Mormon Row im Grand Teton

 

 

Oxbow Bend am Snake River im Grand Teton

 

 

Die eindrückliche Kulisse im Grand Teton National Park

 

 

Biber ...

 

 

Elchkuh mit Jungem ...

 

 

... und Coyote im Grand Teton NP

 

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