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Newsletter vom 10. Juni 2017: Auf dem Highway #1 von Santa Barbara bis Morro Bay und Ausflug nach "Neuschwanstein"

Die Amerikaner lieben Coupons und Rabatt-Karten und wir passen uns natürlich an :-) Meistens wenn wir einkaufen gehen, haben wir beim Verlassen des Ladens wieder eine Einkaufskarte oder eine Mitgliedschaft mehr, damit wir von den zum Teil happigen Kostenersparnissen  profitieren konnten. Deshalb muss man immer nach einer Einkaufskarte oder Bonuskarte oder Sparkarte oder Mitgliederkarte - es heisst in jedem Laden anders - fragen. In der Regel bekommt man die Karte/Mitgliedschaft unkompliziert direkt an der Kasse, nachdem man seine Personalien angegeben hat (und daraufhin natürlich mit Werbe-Mails überflutet wird).
Und dann gibt es noch die Coupons. Heftli mit Coupons werden an vielen Orten verteilt und mit diesen kann man dann günstiger essen oder Haare schneiden oder Öl wechseln oder ein Hotelzimmer buchen. Dummerweise fällt einem in der Regel immer erst wenn man den Laden verlässt ein, dass man in diesem Rabatt gehabt hätte...

Der Bio-Boom hat Amerika natürlich auch erreicht (obwohl sich gefühlte doppelt so viele Leute eher Gluten- und/oder Laktosefrei als biologisch ernähren). In den grösseren Städten gibt es riesige Supermärkte mit fast nur biologischen Produkten, wie z.B. der Whole Foods Market. Leider schweineteuer, selbst für uns Gewohnheits-Bio-Einkäufer. Die Preisspanne für zum Beispiel ein Joghurt liegt zwischen über einem Franken (dem Allerbilligsten) und rund fünf Franken.
Und beim Gemüse und beim Fleisch kann man nur noch leer schlucken.

Unser Camper war etwa drei Tage im Service und so hatten wir - gezwungenermassen - Zeit, die Sehenswürdigkeiten von Lancaster zu besichtigen. Als da sind der Lancaster Boulevard, die "Flaniermeile" im Zentrum, welche den Testpiloten der nahe gelegenen Edwards Air Force Base als "Walk of Honor" gewidmet ist, die Edwards Air Force Basis selbst, die ein öffentlich zugängliches Museum und ein Testcenter hat, welches von Ausländern aber leider erst nach einer 30-tägiger Anmeldefrist (respektive Überprüfungsfrist) besucht werden darf sowie als dritte Attraktion das MOAH, das Lancaster Museum of Art and History welches wir mangels Besserem besuchten. Aber obwohl wir jedes Bild, jede Skulptur und jede Sekunde jeder Videoinstallation anschauten, beschäftigte uns das nicht länger als zwei Stunden. Soviel zu Lancaster.
Nur noch dies: Auf dem Lancaster Boulevard wird man die ganze Zeit von Musik berieselt. Nach einigem Suchen fanden wir des Rätsels Lösung: alle paar Meter stehen gut getarnt mitten in den Büschen grün angestrichenen Bose-Boxen. Und ein Einheimischer klärte uns auch auf, dass dies keineswegs zur Belustigung der Spaziergänger sei, sondern dass damit die Vögel ferngehalten werden. Welche sonst von den vielen Bäumen auf die vielen parkierten Autos sch... würden..

Als der Camper fertig war und wir Lancaster endlich verlassen konnten, war schon Freitag und wir schon seit drei Wochen in den USA. Ausserdem zeigte das Thermometer in Lancaster 38 Grad an, also nix wie weg!
Der Verkehr auf den 12-spurigen Autobahnen rund um Los Angeles ist gigantisch. Und die Strassen sind in einem lausigen Zustand. Das Auto hüpft von Betonplatte zu Betonplatte und man hält lieber den Mund geschlossen, um sich beim nächsten Loch nicht die Zunge abzubeissen. Ein paar der von Trump versprochenen Investitionen in die Infrastruktur wären tatsächlich nicht schlecht.
Aber bevor wir diese Gegend verliessen, besuchten wir das "Ronald Reagan Presidential Library and Museum". Solche Museen hat es im ganzen Land verstreut und jedes ist einem ehemaligen Präsidenten gewidmet. Gestorben müssen sie übrigens nicht unbedingt sein, denn es gibt auch ein Clinton-Museum - natürlich in Little Rock.
Es ist ja nicht so, dass wir Fans von Reagan wären, eher im Gegenteil. Uns lockten die ausgestellte, ehemalige Air Force One und die detailgetreue Nachbildung des Oval Office. Das Museum ist riesig und ein Teil wurde direkt um das Flugzeug herum gebaut. Es beherbergt auch Sonderausstellungen wie momentan eine Ausstellung zur Titanic, mit Artefakten und Nachbildungen vom Meeresgrund und ergreifenden Geschichten von einzelnen Schicksalen.
Das Museum insgesamt ist eine beweihräuchernde und extrem patriotische Sicht auf den Präsidenten und seine geliebte First Lady (Liebesbriefe inklusive). Und die Air Force One war auch eine Enttäuschung. Handelt es sich doch um das erste solche Flugzeug und bietet entsprechend wenig Platz und Luxus, gemessen an unseren Erwartungen. Schliesslich sind wir Fans der Serie "House of Cards" und wissen deshalb, wie die heutige Air Force One innen ungefähr aussieht.

Auf unserem Weg nach Norden besichtigten wir Santa Barbara (die angeblich mit Abstand schönste Stadt Kaliforniens), Solvang (eine äusserst gelungene Kopie eines kleinen, dänischen Städtchens, inklusive Fachwerkhäusern und jede Menge Bäckereien mit Dänischem Plunder) und Los Olivos (ein beschauliches "Wildwest"-Dorf mit mindestens vierzig Wein-Degustier-Bars - wobei wir uns natürlich ebenfalls durch die Karte eines Weingutes degustierten und den Laden mit ein paar guten Flaschen verliessen). Kalifornien ist teuer und der Wein besonders. Aber das holten wir am gleichen Abend wieder rein, weil wir an einem Strassenrand im Gewerbequartier von Santa Maria übernachteten.
Auch das am nächsten Tag besuchte Städtchen San Luis Obispo ist sehenswert. Eine von hohen Bäumen gesäumte, schattige Einkaufsstrasse mit tollen Cafés (z.B. das Café Kreuzberg mit eigener Rösterei) und Läden und parallel dazu, etwas verborgen, der überwucherte Fluss mit ebenfalls vielen Restaurants am Ufer. Eine Stadt die so richtig zum Flanieren einlädt.

In der schönen Morro Bay legten wir dann eine längere Denkpause ein. Denn die geplante Route über den US Highway 1 (DIE Traumstrasse Amerikas - natürlich nebst der Route 66) ist grösstenteils nicht befahrbar. Dieses Frühjahr wurde das ansonsten viel zu trockene Kalifornien von extrem starkem Regen mit schlimmen Folgen wie Erdrutschen und Schlammlawinen heimgesucht (aber nein, die Klimaerwärmung findet laut Trump ja nicht statt...). Anfangs Jahr musste der Hwy 1 etwas südlich von San Franzisco gesperrt werden, weil eine Brücke weggerissen wurde und vor zwei Wochen passierte das gleiche etwas nördlich von Los Angeles. Also ist momentan ein grosser Teil der spektakulären und wunderschönen Küstenstrasse zwischen L.A. und Frisco gesperrt. Glücklicherweise kann man bis San Simeon fahren, also konnten wir wenigstens das Hearst Castle besichtigen.
William Randolph Hearst war 56 Jahre alt, als er mit dem Bau von Hearst Castle begann (was bedeutet, dass man nie zu alt ist, um einen Traum zu leben). Mit der Umsetzung seines Traumes betraute er Julia Morgan, die erste weibliche Architektin Amerikas und dieses Projekt beschäftigte sie die nächsten 28 Jahre. Das Erstaunlichste an ihrer Arbeit war wohl dass sie es schaffte, Tausende Quadratmeter von gotischen Deckenpaneelen, persischen Teppichen, römischen Mosaiken, mittelalterliche Kacheln und Gemälden aus der Renaissance, Hunderte von griechischen Statuen und Säulen, Chinesischen Vasen, katholischen Tabernakeln und Kirchenbänken sowie weitere unzählige Trophäen der Hearst'schen Sammelwut in diesem Gebäuden mit den über 150 Zimmern zu verbauen und zu integrieren. 1937 ging ihm das Geld aus und das war wohl die Rettung für etliche Räume in italienischen und spanischen Palästen. Hearst war aber auch ein Menschen- und Tierfreund, wenn man den enthusiastischen Worten des Tourguides Glauben schenken darf. Fakt ist, dass Hearst den grössten privaten Zoo der Welt unterhielt und dass alle die eingeladen wurden, so lange bleiben konnten wie sie wollten (ausser jemand trank über den Durst, dann wurden seine/ihre Koffer gepackt und diese Person nie mehr eingeladen). Spannende Geschichten...
Leider hüllte sich das Amerikanische Neuschwanstein in Nebel bis wir gingen und leider wurde eine der Hauptattraktionen - der Neptun Pool - gerade renoviert und war leer, ohne Wasser und ohne die blauen Kacheln aus Murano-Fliesen.

Soviel für dieses Mal. Morgen geht es Richtung Yosemite und wir hoffen, dass ein paar Strassen in der Sierra Nevada schon vom Schnee befreit sind.

 

Campen am US Highway One

 

 

Mexikanische Architektur in Santa Barbara

 

 

Politische Socken

 

 

Schuhe für richtige Cowboys

 

 

In der Eisdiele

 

 

Gesetzeshüter "hoch zu Ross"

 

 

Vor der Air Force One

 

 

Dänemark in den USA: Solvang

 

 

Patisserie auf amerikanisch

 

 

Das Postbüro in Los Olivos

 

 

Klettern für die gute Aussicht

 

 

Hearst Castle

 

 

Indoor-Schwimmbad im Hearst Castle

 

 

Fischer in der Morro Bay

 

 

Vor dem berühmten Felsen in der Morro Bay

 

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