Die Idee und die Vorbereitung (Angaben zum Fahrzeug, zur Ausrüstung etc.)
"Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass Männer die
Wanderer und Frauen die Hüterinnen von Heim und Herd seien. Das kann
natürlich so sein. Aber Frauen sind vor allem die Hüterinnen
der Kontinuität: wenn der Herd sich in Bewegung setzt, setzen auch
sie sich in Bewegung." -Bruce Chatwin: Traumpfade-.
"Ihr spinnt. Ihr habt so gute Job's, eine tolle Wohnung, könnt
euch einiges leisten - und das wollt ihr alles aufgeben?"
So tönte es teilweise, als wir zum ersten Mal mit unserer Familie
über unsere Pläne sprachen.
Und vielleicht haben sie ja recht, vielleicht spinnen wir tatsächlich.
Andererseits haben wir auch gemerkt, dass wir uns einen Traum erfüllt
haben, den ganz viele Leute träumen: einmal auf eine grosse Reise
gehen, die Welt entdecken, aus dem Alltagstrott ausbrechen, sich Zeit
nehmen, den Weg zum Ziel machen.
Wir starteten am 24. Juli 2001 zu einer Reise, für die wir uns etwa
anderthalb Jahre Zeit nehmen wollten. Wir wollten mit unserem Geländefahrzeug
auf dem Landweg nach Australien fahren (soweit dies möglich ist).
Unsere Planung sah vor, dass wir ca. ein Jahr in Asien und ca. ein halbes
Jahr in Australien unterwegs sein würden, aber wir hatten uns keine
fixen Termine gesetzt da wir beide nicht wussten, wie wir auf die verschiedenen
Länder reagieren und wo es uns wie lange gefällt.
Wir konnten schlussendlich unsere grob geplante Reiseroute ziemlich genau einhalten. Mit
einer Ausnahme: die schrecklichen Bilder des 11. September erreichten
uns in Quetta/Pakistan und diese Situation führte dazu, dass wir
Pakistan früher als geplant verlassen mussten - ohne den Karakorum
Highway gesehen zu haben. Aber die Details könnt ihr ja in den Reiseberichten
nachlesen.
Tourists don't know where they've been, travelers don't know where
they're going. -Paul Theroux-
Unsere Vorbereitungszeit dauerte etwa 1 ½ Jahre. In dieser Zeit
suchten und fanden wir ein gelände- und containertaugliches Fahrzeug,
haben unsere komplette Ausrüstung zusammengestellt, unsere Wohnung
verkauft (die Möbel haben wir eingestellt), unsere Jobs gekündet,
den ganzen Papierkram mit Versicherungen und Visa erledigt, uns medizinisch
beraten und versorgen lassen und uns mittels Literatur intensiv auf den
Kulturschock vorbereitet.
Nachfolgend einige Angaben zum Fahrzeug,
zur Ausrüstung,
zu Krankenkasse, Pensionskasse, AHV/IV, Personen-Hilfe und Rechtsschutz, Rega, Auto-Versicherung, Carnet de Passage, andere Auto-Papiere, Visa, Geldbeschaffung unterwegs und Impfungen.
=> Achtung: diese Angaben waren alle im Jahr 2001 aktuell. Heute wird sich wohl manches geƤndert haben, vor allem punkto Geldbeschaffung.
Fahrzeug
Wir haben längere Zeit nach einem geeigneten Auto gesucht. Da wir
in Australien gute Erfahrungen mit Toyota Landcruisern gemacht hatten
und dieses Auto weit verbreitet ist, hatten wir unter anderem auch so
ein Auto im Kopf und deshalb die Toyota-Garagen und -Händler in unserer
Umgebung abgeklappert. Und bei der Toyota-Garage Rudel in Scheuren sind
wir dann eines Tages vor unserem zukünftigen Auto gestanden. Einem
wunderschönen Landcruiser BJ45 Diesel, Jahrgang 1982, mit nur 3'000
km auf dem Tacho. Der Besitzer hatte sich dieses Auto umbauen lassen,
um damit von Scheuren nach Südafrika zu fahren. Er konnte sich seinen
Traum nicht verwirklichen, hat aber unseren Traum möglich gemacht
indem er uns sein Auto verkauft hat.
Der Wohnausbau bestand bereits. Das Auto hat ein Hubdach, so dass man
darin stehen und schlafen kann. Wir haben die Gasinstallation (Heizung,
Herd und Backofen) und den Kühlschrank entfernt und dafür einen
Dieselkocher mit Keramikplatte und eine Kühlbox eingebaut. Ausserdem
haben wir eine komplette Wasserfilteranlage installiert und einen zusätzlichen
Wassertank unter dem Auto eingebaut. Die elektrische Versorgung wurde
ebenfalls neu gemacht. Wir haben auf dem Dach zwei Solarpanels, welche
die Wohnraumbatterie speisen. Neue, verstärkte Blattfedern und Stossdämpfer
(OME-Fahrwerk), hoher Luftansaugstutzen (Safari-Schnorchel), Sandbleche
vorne an der Stossstange, seitliche Kederschienen zur Befestigung eines
Sonnendaches und viel, viel mehr kam mit der Zeit dazu.
Ausrüstung
Die komplette Ausrüstungsliste als pdf-Datei (27 KB).
Krankenkasse
Wir haben vor der Reise alle unsere Zusatzversicherungen gekündet
und uns auf die Grundversicherung gemäss KVG beschränkt. Ausserdem
haben wir (um die Prämien und damit die laufenden Ausgaben möglichst
niedrig zu halten), den maximalen Selbstbehalt (Franchise) gewählt.
Für die Dauer der Reise werden wir bei unserer Krankenkasse
eine Reiseversicherung abschliessen. Da man diese für maximal 365
Tage abschliessen kann, haben wir uns vorher schriftlich bestätigen
lassen, dass eine Verlängerung möglich ist. Den Einzahlungsschein
für das zweite Jahr haben wir bereits ausgefüllt und unserer
Kontaktperson gegeben. Nach der Kündigung unserer Jobs haben wir
bei unserer Krankenkasse zusätzlich das Unfallrisiko versichert.
Pensionskasse
Die Zweite Säule umfasst ja nicht nur die Rente bei der Pensionierung,
sondern in der Regel auch Renten bei Tod und Invalidität. Und genau
diese Risikokomponenten waren die Knacknuss. Es wäre kein Problem
gewesen, unsere Gelder irgendwo bei einer Bank oder bei einer Versicherung
auf einem Freizügigkeitskonto zu deponieren. Als es aber um die Risikoversicherung
ging, schrumpfte die Auswahl plötzlich sehr. Glatte Absagen haben
wir von vielen grossen Versicherungsgesellschaften erhalten als sie erfuhren,
in welchen Ländern wir unterwegs sein werden. Wir haben uns schlussendlich
für das Angebot der IGP (Interkantonale
Gemeinschaftsstiftung für Personalvorsorge) entschieden.
AHV/IV
Um Beitragslücken bei der ersten Säule zu vermeiden werden wir
für das Jahr, in welchem wir keinen Verdienst haben, das Minimum
(in unserem Fall etwa Fr. 390.--/Person) bei der AHV bezahlen.
Personen-Hilfe
und Rechtsschutz
Eine gewisse Personen-Hilfe (Rückführung, Suchaktionen etc.)
ist ja bereits bei der Reiseversicherung der Krankenkasse dabei. Wir haben
trotzdem zusätzlich (auch wegen dem eingeschlossenen Rechtsschutz
und der Annulierungsversicherung) beim Automobilclub
ACS den Schutzbrief "ACS Assistance" abgeschlossen.
Rega
Wir sind seit vielen Jahren Gönner der Rega und werden dies auch weiterhin sein. Aber Achtung: "Die Rega erbringt
ihre Hilfeleistungen ohne Bestehen einer Rechtspflicht, da sie nur im
Rahmen der pesonellen und technischen Möglichkeiten und der vorhandenen
Mittel erfolgen können" (Auszug aus den Gönnerbestimmungen).
Auto-Versicherung
Wir führen unsere normale Auto-Haftpflicht und -Teilkasko weiter.
Diese Versicherungen sind nur bis und mit Türkei gültig ("Grüne
Karte"). Dann besteht kein Versicherungsschutz mehr, die Prämien
laufen aber trotzdem weiter. Unsere Versicherung hat uns bestätigt,
dass wir die zuviel bezahlten Prämien zurückerhalten, wenn wir
nach unserer Rückreise nachweisen können, dass wir in den Aufenthaltsländern
Versicherungen abgeschlossen haben.
Wir haben von unserer Versicherung ausserdem eine englische Bestätigung
über die Anzahl unfallfrei gefahrener Jahre verlangt (da wir in unseren
Reiseländern jeweils Mindestversicherungen abschliessen werden).
Die Strassenverkehrssteuer läuft unverändert weiter und hier
gibt es keine Möglichkeit einer Rückzahlung. Wir wissen von
anderen Reisenden, dass sie ab der Türkei mit kopierten Nummernschuldern
unterwegs waren und die Originale zurückgeschickt haben. So muss
man selbstverständlich keine Steuern mehr bezahlen.
Carnet de Passage
Ein Carnet de Passage ist für die meisten der von uns besuchten Länder
zwingend notwendig. Das Carnet wird benötigt, um das Fahrzeug zollfrei
in diese Länder einführen zu können. In der Schweiz stellen
der TCS und der ACS und in Deutschland der ADAC (auch für Schweizer) solche Dokumente aus. Wir haben unser Carnet
de Passage durch den ACS ausstellen lassen. Das Carnet bekommt man gegen
eine geringe Gebühr (Fr. 150.-- für ein 25-seitiges Carnet)
und gegen eine sehr hohe Bank- oder Barbürgschaft. Die Höhe
der Bürgschaft richtet sich nach dem Fahrzeugwert. Die Bürgschaft
dient dazu, die Zollkosten bei einer allfälligen Nicht-Wiederausfuhr
zu bezahlen (die Zollkosten betragen je nach Land bis zu 400% des Fahrzeugwertes!).
Thailand ist das einzige Land auf unserer Route, für welches das
Carnet de Passage nicht gültig ist (hier muss scheinbar bei der Einreise
eine Bürgschaft geleistet werden). Aber das werden wir unterwegs
auf einer Thailändischen Botschaft abklären können.
Andere
Auto-Papiere
Wir haben für unser Auto einen internationalen Fahrzeugausweis ausstellen
lassen (gibt es beim Strassenverkehrsamt). Achtung: dieser Ausweis ist
nur ein Jahr gültig.
Ausserdem haben wir Internationale Führerscheine (gibt es auch beim
Strassenverkehrsamt). Diese sind neuerdings drei Jahre gültig.
Schlussendlich haben wir für Annegret noch eine Vollmacht ausstellen
lassen, weil die Fahrzeugpapiere auf Zoltan lauten. Die Vollmacht sagt
aus, dass auch Annegret berechtigt ist, das Auto ein- und auszuführen
etc. Das Formular haben wir beim ACS bekommen. In Deutschland heisst dies
übrigens "Kfz-Vollmacht" und wird auch vom ADAC ausgestellt.
Visa
Die Visa für Nepal, Thailand, Malaysia, Singapore und allfällig
weiterer Länder werden wir uns unterwegs besorgen. Von der Schweiz
aus haben wir lediglich die Visa für Iran, Pakistan, Indien und Australien
beschafft.
Da wir ja keine Rückflugtickets vorweisen können, mussten wir
die ganze Sache "von hinten aufrollen".
Das heisst, als Erstes haben wir die Visa für Australien eingeholt.
Mit Begleitbriefen und Telefonaten ist es uns gelungen, Visa mit einer
2-jährigen Gültigkeit und einem 6-monatigen Aufenthalt zu erhalten.
Anschliessend haben wir die Visa für Indien und für Pakistan
besorgt. Alle drei Länder haben die Visa innerhalb einer Arbeitswoche
ausgestellt. Als letztes haben wir die Visa für den Iran eingeholt
(das Foto von Annegret natürlich mit Kopftuch, wie es sich gehört).
Wir haben ja allerlei Horrorstorys über das iranische Visa gehört
(von "persönliche Einladung aus dem Iran nötig" bis
"dauert mindestens 3 Monate für die Ausstellung"). Aber
das sind alles Märchen. Wir hatten die Visa bereits nach 3 Tagen
in unserem Briefkasten (Geschwindigkeitsrekord!) und die Iraner haben
auch als Einzige das von uns angegebene Einreisedatum berücksichtigt,
indem sie die Visagültigkeit vordatiert haben. Vielleicht hat ja
das Kopftuch - welches für den Visaantrag neuerdings nicht mehr verlangt
wird - Eindruck gemacht.
Die Iraner wollten übrigens ziemlich viel wissen! Vom Vornamen des
Vaters (Mutter ist eine Frau und deshalb unwichtig) bis zum Geldbetrag,
den man dabei hat....
Geldbeschaffung
unterwegs
Wir werden nicht darum herumkommen, eine gewisse Menge an Bargeld mitzunehmen.
Im Iran werden zum Beispiel angeblich weder Travellerchecks eingetauscht
noch Kreditkarten angenommen. Abgesehen vom Bargeld nehmen wir natürlich
vor allem Travellerchecks in US-Währung mit.
Ansonsten haben wir Kreditkarten von American Express und Mastercard dabei,
um Geld bei ATM-Stellen (Bancomaten) beziehen zu können. Mit den
Kreditkarten von American Express soll man in jedem Amexco-Reisebüro
Trevellerchecks beziehen können. Und wenn alle Stricke reissen, gibt
es noch Western Union.
Impfungen
Wir haben unsere Polio-, Diphterie- und Tetanus-Impfungen auffrischen
lassen. Speziell für diese Reise haben wir folgende zusätzliche
Impfungen gemacht: Hepatitis A+B (mit dieser Impfung muss ca. 1 Jahr vor
der Reise begonnen werden), Meningitis, Typhus (Schluckimpfung), Tollwut,
Japanische Enzephalitis (wird nur im Tropeninstitut gemacht) und Cholera
(ebenfalls Schluckimpfung).
Es gibt sehr viele Meinungen über die verschiedenen Impfungen; was
ist nötig, was nicht. Am besten, man holt mindestens zwei Meinungen
ein (z.B. Hausarzt und Reisemedizinisches Zentrum/Tropeninstitut)
und macht sich auch auf dem Internet schlau. Es kommt auch sehr darauf
an, wie man reist. Wenn man von Hotel zu Hotel hüpft braucht es weniger
Impfungen, als wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.
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